Pressemitteilung

Frankfurter Archäologen im Nordirak

In dieser Woche ist das Archäologen-Team um Prof. Dr. Dirk Wicke vom Institut für Archäologische Wissenschaften der GU Frankfurt aus der irakisch-kurdischen Provinz Sulaimaniyah mit vielen neuen Informationen zur Geschichte dieser Region zurückkehrt. In der diesjährigen, mehr als sechs Wochen währenden Grabungskampagne an dem rund 3 ha großen Fundplatz Gird-î Qalrakh in der Shahrizor-Ebene legte das Team aus Doktoranden und Studierenden der Vorderasiatischen Archäologie vor allem Baureste aus der sasanidischen und neuassyrischen Zeit frei. Die Ausgrabungen auf der Kuppe und am Hang des rund 26 m hohen Siedlungshügels, der vermutlich vom frühen 3. Jt. v. Chr. bis in die islamische Zeit hinein lückenlos besiedelt war, haben zum Ziel eine möglichst vollständige Sequenz zur Keramikabfolge in der Region zu erbringen (Abb. 1). Eine solche Abfolge ist bislang ein Desiderat in der archäologischen Forschung zur Shahrizor-Ebene, einer Randebene Mesopotamiens mit Kontakten in die alten Kulturregionen sowohl des südlichen Irak wie auch des Westiran.

(Abb. 1: Luftbild)

Völlig unerwartet war in diesem Jahr der Befund eines sasanidischen Webstuhls (ca. 4.-6. Jh. n. Chr.), dessen verbrannte Reste und hier vor allem die Webgewichte, an Ort und Stelle dokumentiert werden konnten (Abb. 2). Neben den verkohlten Resten lagen zahlreiche Siegelungen, die möglicherweise von Stoffballen stammen, was auf eine größere Textilproduktion an dem Fundort hindeutet.

(Abb. 2: Gebäude 2 mit Webstuhlbefund)

Aus neuassyrischer Zeit (ca. 9.-7. Jh. v. Chr.) stammt hingegen eine massive, steinerne Hangterrassenmauer, die auf größere Baumaßnahmen der Zeit an dem Fundplatz schließen lassen (Abb. 3). Möglicherweise wurde der alte Siedlungsplatz im frühen 1. Jt. v. Chr. erneut befestigt und neu genutzt.

(Abb. 3: Rollsiegel aus Areal A)

Die Arbeiten des Projektes, das Prof. Wicke 2015 mit freundlicher Unterstützung des lokalen
Antikendienstes initiiert hat, wurden in diesem Jahr dankenswerterweise durch den Förderverein
Enki e.V. sowie durch die Thyssen-Stiftung unterstützt und sollen im nächsten Jahr fortgesetzt
werden.