Hessen 2018

Die dritte Grabungskampagne auf dem Sängersberg im Sommer 2018 (Landkreis Fulda)

Nach den verschiedenen  Prospektionen und Ausgrabungen auf dem Sängersberg in 2017/2018, wurde im Rahmen des LOEWE-Schwerpunktes eine abschließende umfangreiche Grabungskampagne im Juli und August 2018 durchgeführt. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen im März konnte die Untersuchung in den beiden Grabungsflächen an der Nordostecke der Befestigung nicht abgeschlossen werden. Die Fragestellungen dieser abschließenden Kampagne galten deshalb in erster Linie der Konstruktion der Mauer, aber auch der Nutzung der Fläche innerhalb der Befestigung.

Der nördliche Teil des langen Grabungsschnittes durch die Befestigung (Fläche 3) wurde bereits im März ausgegraben. Dort konnte vor der verstürzten Befestigung kein Graben nachgewiesen werden. Im Sommer wurde der südliche Teil im Innenraum untersucht. Dort kamen keine Strukturen zum Vorschein, jedoch mehrere Keramikscherben. Es handelt sich zum Teil um sehr große Fragmente, die zu ein oder zwei grobkeramischen Großgefäßen gehören. Eine Randscherbe stammt von einem Trichterrandgefäß, das der Urnenfelderzeit zugeordnet werden kann.

 

Bild 1: Randscherbe (Foto B. Voss)

  Bild 2: Bodenscherbe (Foto B. Voss)

 

In dem tiefer gelegenen Planum 5  konnten Pfostengruben identifiziert und dokumentiert werden. Das Ostprofil zeigt ein großen Steinblock in der Front der Mauer sowie eine dahinter im Innern der Konstruktion gelegenen Pfostengrube. Unter den Steinen sind Basalte und Sandsteine gemischt und liegen in verschiedenen Größen vor. An der Basis befindet sich ein weiterer großer Steinblock vergleichbar zu dem Befund im Profil von Fläche 2. Seine Funktion ist noch unklar, er könnte aber zur Stabilisierung der Stein-Holz-Konstruktion der Befestigung dienen.

Bild 3: Ostprofil Fläche 3 (Foto H. Blitte)

 

Entlang des Waldweges wurde Fläche 2 nochmals erweitert, sodass dort ca. 80 m² Fläche untersucht wurden. Die geradlinig verlaufende Reihe aus großen Steinblöcken wurde in der ganzen Fläche nachgewiesen und stellt offensichtlich die Mauerfront der ehemaligen Befestigung dar. Eine Unterbrechung in dieser Steinreihe könnte als ein möglicher Zugang in die Anlage verstanden werden. Hinter dieser Reihe aus Steinblöcken konnten mehrere Pfostengruben aufgedeckt werden. Sie wurden geschnitten und komplett für archäobotanische Untersuchungen entnommen. In den Verfüllungen fanden sich Holzkohlen und Hinweise auf Brandspuren. In dieser Fläche wurden im Bereich des Mauerversturzes und an der Außenseite der ehemaligen Mauerkonstruktion neue Pfeilspitzen aus Bronze gefunden.

Bild 4: Orthofoto der Fläche 2 (Graphik LOEWE-Projekt)

 

 
Bild 5: Schnitt durch eine Pfostengrube (Fläche 2) (Foto H. Blitte)
  Bild 6: Pfeilspitze in situ (Foto H. Blitte)

 

Ein weiterer Grabungsschnitt (Fläche 5) wurde durch den sogenannten Vorwall vor der Nordostecke der Befestigung gegraben. Unter einer mächtigen Erdschicht kam eine Steinpackung zutage, die nicht zum anstehenden Boden gehören. Dabei handelt es sich vermutlich um Reste einer Konstruktion, deren Struktur bzw. Funktion unklar ist. Die Frage, ob es sich ursprünglich nur um einen angeschütteten Wall handelte oder um eine verstürzte Stein-Holz-Konstruktion, muss offen bleiben.

Insgesamt wurden im Rahmen Prospektionen und Ausgrabungen im Bereich der Nordostecke der Befestigung auf dem Sängersberg 23 Pfeilspitzen aus Bronze, eine Lanzenspitze sowie zwei weitere Bronzeartefakte gefunden. Nach der Restaurierung konnten wir sehen, dass die meisten eine Tülle und einige einen kleinen Haken besitzen. Sie können zweifellos in der Spätbronzezeit datiert werden und weisen darauf hin, dass an dieser Stelle auf dem Sängersberg eine Auseinandersetzung bzw. ein Konfliktereignis am Ende der Bronzezeit stattgefunden hat. Die Auswertung der Daten einschließlich von 14C-Datierungen an Holzresten aus den Tüllen von Pfeilspitzen und der Lanzenspitze, wird in den nächsten Monaten durchgeführt.

Bild 7: Karte der Bronzefunde vom Sängersberg (Karte H. Blitte)

 

(Autoren Hélène Blitte und Rüdiger Krause)


Die zweite Grabungskampagne auf dem Sängersberg im März 2018 (Landkreis Fulda)

Die erste Ausgrabung fand auf dem Sängersberg im September 2017 statt. Mehrere Schnitte durch die Reste der verbrannten Mauer wurden angelegt, um ihre ursprüngliche Konstruktion und die Brandreste zu untersuchen und um Anhaltspunkte zur Datierung der Befestigung zu gewinnen. Im Zuge der zweiten Kampagne wurde der Fokus auf Fragen der Konstruktion der Mauer gelegt.

Ende Februar wurde eine geophysikalische Untersuchung von Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR im nördlichen Bereich der Wallanlage durchgeführt. Das Ergebnis zeigt deutlich den Verlauf der verbrannten Mauer als starke Anomalie und diente als Anhaltspunkt für die Positionierung eines neuen Schnittes.
Bild 1: Ergebnis der Geomagnetik mit dem Lidar-Scan überlappt: die verbrannte Mauer ist deutlich durch die starke lineare Anomalie sichtbar (Grafik M.Posselt)  
Die zweite Grabungskampagne fand vom 5. bis 29. März 2018 statt. Ein neuer Schnitt wurde im nördlichen Teil der Anlage angelegt: mit einem 30 Meter langen und senkrecht zur Mauer verlaufenden Schnitt wollten wir prüfen, ob ein Graben vor der Mauer existiert hat und ob Strukturen innerhalb der Befestigung erhalten wurden. Im Rahmen dieser Kampagne wurde die nördliche Hälfte dieser Fläche, also der Bereich vor der Mauer ausgegraben. Dort gab es allerdings keinerlei Hinweise auf einen Graben oder andere Strukturen. Die zweite Hälfte des Schnitts im Innenraum der Befestigung wird im Sommer 2018 untersucht werden.
  Bild 2: Übersicht über die Fläche 3 (Planum 3) im Nordosten der Befestigung. Durch diesen Grabungsschnitt konnte eindeutig geklärt werden, dass in diesem Bereich vor der Mauer kein Graben gelegen hat. (Foto H.Blitte)
Im Zuge unserer ersten Kampagne 2017 wurde eine Fläche im Nordosten der Befestigung im Bereich der Mauer aufgedeckt, in der mehrere große Steinblöcke freigelegt wurden. Diese Fläche wurde erweitert und vergrößert. Die Lage der Steine könnte darauf schließen lassen, dass in diesem Bereich zwischen der Befestigungsmauer und dem vermuteten Vorwall möglicherweise ein Torbereich gelegen hat. In dieser Fläche wurden 3 weitere Pfeilspitzen aus Bronze gefunden, die typologisch der Spätbronzezeit zuzuordnen sind. Eine vierte Pfeilspitze aus Bronze wurde nur ein paar Meter nördlich dieser Fläche dort gefunden, wo außerhalb der ehemaligen Mauer ein möglicher „Vorwall“ auf dem auf dem Lidar-Scan deutlich sichtbar ist. Damit liegen aus diesem vergleichsweise kleinen Areal nun schon 5 Pfeilspitzen aus Bronze vor, die teilweise stark verbogen sind und von einem Aufprall auf Stein zeugen.
Bild 3: Pfeilspitze aus Bronze in situ (Foto H.Blitte)  
Trotz der schlechten Wetterbedingungen im März 2018 war die Kampagne erfolgreich und diente der Vorbereitung einer zweimonatigen Grabungskampagne im Sommer. Hervorzuheben sind durch die z.T. verbogenen Pfeilspitzen die unmittelbaren Hinweise auf eine Auseinandersetzung und ein (?) Konfliktereignis, das für die Fragestellungen unseres Schwerpunkts unerwartete und wichtige Aspekte liefert. Dieser und anderen Fragen zur Geschichte der Befestigung wollen wir in einer umfangreicheren Grabungskampagne im Sommer 2018 nachgehen.
  Bild 4: Arbeitsaufnahme mit Schnee im März 2018 (Foto H.Blitte)

(Autoren Hélène Blitte und Rüdiger Krause)