Evaluation der Angebote der Didaktischen Werkstatt

Projektbeschreibung:

Die Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung – Didaktische Werkstatt hat sich als Einrichtung des Fachbereichs Erziehungswissenschaften an der Goethe Universität Frankfurt zum Ziel gesetzt, zur Professionalisierung von Lehrkräften und angehenden Lehrkräften in ihrem Umgang mit heterogenen Lerngruppen beizutragen. Die Angebotsformate unterscheiden sich in Dauer, inhaltlichem Fokus, Zielgruppe und Angebotsform teilweise stark voneinander.

Die wissenschaftliche Evaluation soll überprüfen, inwiefern mit der Nutzung einzelner Aus- und Weiterbildungsangebote ein Kompetenzzuwachs auf Seiten der Teilnehmenden im Umgang mit heterogenen Lerngruppen nachweisbar wird. Dazu wird ein Großteil der unterschiedlichen Angebotsformate im Zeitraum von zwei Jahren untersucht. Dabei wird ein Prä-Post-Design mit zwei Messzeitpunkten verwendet.

Konkret sind folgende Angebotsformate Teil der Erhebung:

  • 15 Pädagogische Praxisprojekte (Dauer: zwei Semester), in denen Studierende in einer Einzelfall- oder Kleingruppenförderung Grundlagen des Förderns und Diagnostizierens erlernen und praktisch anwenden. Der inhaltliche Fokus liegt in einem schulischen oder außerschulischen Schwerpunkt. In Begleitseminaren werden die Studierenden unterstützt und angeleitet. (Gesamte TN-Zahl: ca. 100)
  • Beim „Markt der Möglichkeiten“, einem Seminar für Studierende (Dauer: ein Semester), fokussieren die Teilnehmenden auf fachdidaktische Fragen des Sachunterrichts und gestalten Lernsituationen für Grundschulkinder, die forschendes Lernen ermöglichen. Durch zwei Praxis-Erprobungen mit Grundschulkindern wird das entwickelte Lehr-Lernangebot reflektiert und optimiert. (ca. 30 TN)
  • Fortbildungsmodulreihen für Lehrkräfte (Dauer: ca. 12 Monate) unterschiedlicher Schularten werden von Lehrkrafttandems – meist einer Fachlehrkraft und einer Sonderschullehrkraft – besucht und bestehen aus regelmäßigen eintägigen Fortbildungsveranstaltungen, die ein breites thematisches Spektrum zum Unterrichten heterogener Lerngruppen abdecken. Fach- und sonderpädagogische Schwerpunkte können darin gewählt werden. Außerdem bildet die Schulentwicklung einen inhaltlichen Schwerpunkt, weshalb ein Mitglied der Schulleitung ebenfalls an den Veranstaltungen teilnimmt. (6 Modulreihen mit ca. 100 TN)
  • Eintägige ausgewählte Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte unterschiedlicher Schulformen, die das Unterrichten heterogener Lerngruppen zum inhaltlichen Schwerpunkt haben. (7 Veranstaltungen: ca. 30)

Es ergibt sich daraus eine zu erwartende Stichprobengröße von N=260.

Die Befragung der Teilnehmenden wird mithilfe von umfangreichen Fragebögen (Online sowie Paper & Pencil) durchgeführt. Sie umfassen, basierend auf einem multidimensionalen Erklärungsansatz professioneller Kompetenz, drei Skalen zu den Themenbereichen

  • Einstellungen zu Inklusion
  • Selbstwirksamkeitserwartungen im Umgang mit Heterogenität sowie
  • professionsbezogene kognitive Aspekte (angehender) Lehrkräfte

und dokumentiert deren Entwicklung durch die Teilnahme an den Angeboten der Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung – Didaktische Werkstatt. Die Fragen sind teils als offene bzw. geschlossene Fragenformuliert, teils liegen die Fragenstellungen im Multiple-Choice-Format mit einer vierstufigen Likert-Skala vor.  Darüber hinaus werden mithilfe von unterrichtsbezogenen Fallbeispielen (Vignetten) Bezüge zu Handlungssituationen hergestellt. Die erhobenen Daten werden vorwiegende quantitativ ausgewertet und sollen so konkrete Aussagen über den Kompetenzzuwachs der Teilnehmenden ermöglichen. Qualitative Auswertungsstrategien ergänzen die Auswertung der eingesetzten Vignetten.

Aus forschungstheoretischer Perspektive ist davon auszugehen, dass die Intensität der Nutzung, der zeitliche Umfang des Angebots, die inhaltliche Passung sowie die vorangegangene Berufserfahrung Effekte auf die Zunahme der Lehrkompetenzen haben. Außerdem wird erwartet, dass die Verknüpfung von reflexiv orientierten Theorieveranstaltungen mit intensiver Praxiserfahrung zum Kompetenzzuwachs beiträgt und es Zusammenhängen zwischen den Einstellungen und den Selbstwirksamkeitserwartungen der Studierenden bzw. Lehrkräfte gibt.


Das Evaluationsprojekt wird gefördert durch die randstad stiftung (http://www.randstad-stiftung.de/


sowie dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (http://www.stifterverband.org)


Befunde:

Zusammenfassung

An der Goethe-Universität Frankfurt wurde in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Kultusministerium die Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung – Didaktische Werkstatt (Didaktische Werkstatt) gegründet. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, zur Professionalisierung von Lehrkräften und Studierenden in ihrem Umgang mit heterogenen Lerngruppen beizutragen. Die Aus- und Fortbildungsangebote unterscheiden sich im Format, welche Zielgruppe angesprochen, welche Dauer das Angebot umfasst und wie hoch der Praxisbezug ist. Die wissenschaftliche Evaluation überprüft, inwiefern mit der Nutzung einzelner Aus- und Fortbildungsangebote ein Kompetenzzuwachs auf Seiten der Teilnehmenden im Umgang mit heterogenen Lerngruppen nachweisbar wird. Untersucht werden hierbei die Kompetenzaspekte Einstellungen zu inklusivem Unterricht, deklaratives und prozedurales Wissen zum Umgang mit Heterogenität, Wissen zur Klassenführung und die Selbstwirksamkeitserwartungen in Hinblick auf inklusiven Unterricht. Dazu werden verschiedene Angebote im Zeitraum von zwei Jahren mittels eines Prä-Post-Designs untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden und die Lehrkräfte durch die Angebote v.a. positivere Einstellungen zu inklusivem Unterricht sowie höhere Selbstwirksamkeitserwartungen im Hinblick auf inklusiven Unterricht entwickeln. Diese Zuwächse sind durch die Angebote intendiert und somit erfreulich, zumal diese Kompetenzaspekte in der Fachliteratur als eher schwer veränderbar gelten. Dabei wirken sich erwartungsgemäß v.a. mehrtägige Veranstaltungen und solche mit hoher Theorie-Praxis-Verzahnung günstig auf die Entwicklung dieser beiden Kompetenzaspekte aus. Mit Blick auf die spezifischen Gruppen der Teilnehmenden zeigt sich, dass das deklarative Wissen zum Umgang mit Heterogenität v.a. bei den Studierenden der Erziehungswissenschaften zunimmt. So weisen Teilnehmende mit geringem Vorwissen bzw. Lehrkräfte mit wenig Unterrichtserfahrung zum Post- Zeitpunkt die höchsten Wissenswerte auf. Offenbar können sie die angebotenen Wissenselemente in den Fort- und Ausbildungen besonders gut nutzen, während bei erfahreneren Teilnehmenden die angebotenen Wissensinhalte unabhängig von der Dauer des Angebots oder dem Anteil an Praxisbezug der Veranstaltungen weniger erfolgreich rezipiert werden. Dem gilt es noch weiter nachzugehen. Das prozedurale Wissen im Umgang mit Heterogenität steigt demgegenüber in den Veranstaltungen mit einer mehrtägigen Dauer bzw. hoher Theorie-Praxis-Verzahnung bei allen Teilnehmendengruppen am deutlichsten an. Auch im Bereich des deklarativen Wissens zur Klassenführung können die Studierenden der Erziehungswissenschaften am meisten profitieren; diese weisen zu Beginn erwartungsgemäß eher geringe Kenntnisse in diesem schulspezifischen Wissensbereich auf. Dies fallen bei allen anderen Zielgruppen deutlich höher aus. Weitere Hintergrundvariablen wie das Fachsemester, die Anzahl der besuchten Fort- und Weiterbildungsangebote innerhalb und außerhalb der Didaktischen Werkstatt sowie die Nutzung der weiterführenden Angebote wie Beratung oder der Materialsammlung haben keinen Einfluss auf die Kompetenzentwicklung in den fünf untersuchten Bereichen. Demzufolge gelingt es insgesamt mit den Aus- und Fortbildungsangeboten, wie sie in der Didaktischen Werkstatt vorgehalten werden, die Professionalität sowohl von Studierenden als auch von Lehrkräften im Umgang mit Heterogenität zu steigern. Diese Steigerung bezieht sich nicht nur auf einzelne Wissensbereiche, sondern lässt sich auch in der Einstellung und Selbstwirksamkeitserwartung zu Heterogenität und Inklusion nachweisen. Dabei erweisen sich erwartungsgemäß längerfristige Angebote und solche mit einem hohen Praxisbezug als besonders wirksam.

Den Abschlussbericht zu der Evaluation finden Sie hier.


Zuständige Personen

Projektleitung

Prof.’in Dr. Ilonca Hardy
hardy@em.uni-frankfurt.de

Prof.’in Dr. Diemut Kucharz
kucharz@em.uni-frankfurt.de


Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Sandra Mirbek
mirbek@em.uni-frankfurt.de


Studentische Hilfskräfte

Sophie Ebe

Kerstin Czerner


Projektadministration

Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung – Didaktische Werkstatt

 
Silke Adam
s.adam@em.uni-frankfurt.de