Unacknowledged Kinships. Postcolonial Studies and the Historiography of Zionism

Internationale Konferenz

Martin Buber Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Goethe Universität Frankfurt am Main

In Kooperation mit:
Derek J. Penslar, Samuels Zacks Professor of European Jewish History at the University of Toronto und Visiting Professor of History at Harvard University
LOEWE-Schwerpunkt „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in Jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“

Goethe-Universität Frankfurt a. M.
17.-19.06.2018

Konzepte aus dem Arsenal der postcolonial studies wurden in der Vergangenheit immer wieder für die Analyse der jüdischen Geschichte verwendet. Sie haben dazu beigetragen, den Einfluss kolonialer Ideen und Politiken auf die Situation der Juden in der Diaspora besser zu verstehen, und sie halfen zu begreifen, dass die Juden selbst in vielerlei Hinsicht eine kolonisierte Minderheit innerhalb Europas waren. Für die Geschichte des Zionismus ist dies bislang jedoch nur sehr eingeschränkt der Fall. Insbesondere der europäische Zionismus wurde nur selten aus einer solchen Perspektive analysiert. Dabei lässt sich der Zionismus durchaus als einen Versuch verstehen, die Marginalisierung der Juden in Europa und die damit zusammenhängenden Abwertungen, Diskriminierungen und Verfolgung in einer ähnlichen Weise zu überwinden, wie dies von antikolonialen und antirassistischen Bewegungen unternommen wurde. Zugleich gibt es viele komplexe und widersprüchliche Berührungspunkte mit dem europäischen Kolonialismus. Vieles spräche also dafür, postkoloniale Ansätze in der Forschung zur Geschichte des Zionismus zu verwenden und die Geschichte des Zionismus als einen Gegenstand der postcolonial studies zu begreifen, ohne ihn lediglich als eine Variante des europäischen Kolonialismus zu betrachten. Dass dies bislang nur selten geschehen ist, hat eher politische und historische denn wissenschaftliche Gründe. Die Konferenz sucht demgegenüber nach möglichen Verbindungen zwischen Zionismusgeschichte und den postcolonial studies. Sie will ausloten, in welcher Weise postkoloniale Ansätze in der Forschung zur Geschichte des Zionismus angewendet werden können und welche Forschungsperspektiven sich daraus ergeben. Sie sucht dabei auch den direkten Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Zionismusgeschichte und der postcolonial studies.

Concepts developed in the field of postcolonial studies have repeatedly been applied to analyze Jewish history. They have helped to understand the influence of colonial concepts and practices on the situation of the Jews in Europe, and that Jews in many respects were a colonialized minority within Europe. Only in a limited way, however, has this been the case for the study of the history of Zionism. European Zionism, in particular, has only very rarely been analyzed from such a perspective. This is true although Zionism can be understood as a project to overcome the marginalization, denigration, and at times persecution of European Jewry. At the same time, there are many complex and contradictory connections between Zionism and European colonialism. All of this indicates that it would be productive to apply postcolonial concepts to the history of Zionism, and to consider the history of Zionism within the framework of postcolonial studies, without reducing Zionism to nothing more than a variant of European colonialism. The reasons for the failure of this conversation to develop are more political and historical than scholarly in nature. The conference, in contrast, searches for possible linkages and affiliations between the historiography of Zionism and postcolonial studies. Its aim is to explore how postcolonial concepts can be used in the historiography of Zionism and what perspectives for future research this can generate. To that end, the conference seeks to facilitate direct debates and exchange between scholars of the history of Zionism and scholars of postcolonial studies.

Die Konferenz wird gefördert von:
Fazit-Stiftung
Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung
International Office der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Jehoshua und Hanna Bubis Stiftung
Stiftung zur Förderung der internationalen Beziehungen der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts in der Bundesrepublik Deutschland

Kontakt:
Stefan Vogt (s.vogt@em.uni-frankfurt.de)

Veranstaltungsort:
Goethe Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, Casino und Seminarhaus

Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich.
Konferenzsprache Englisch.