Studien zur Innenbebauung des Limeskastells Aalen

Paul Güldenstein M.A.

Dissertationsstipendium des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg 

Das Limeskastell Aalen (Ostalbkreis) stellt mit seinen 6,07 ha Innenfläche den größten Standort am gesamten UNESCO-Weltkulturerbe Obergermanisch-Rätischer Limes dar. Durch seine Lage an der Kreuzung der Täler von Rems und Kocher/Brenz, der leichtesten Passage durch die Schwäbische Alb, sowie in der Nähe der Provinzgrenze zu Obergermanien nahm das Kastell eine strategische Schlüsselposition ein. Es wurde im Zuge der Vorverlegung des Rätischen Limes um 155/160 n. Chr. errichtet und beherbergte die zuvor in Aquileia / Heidenheim a. d. Brenz stationierte ala II Flavia pia fidelis milliaria, ein 1000 Mann starkes Reiterregiment. Bis zur Fertigstellung des Legionslagers Castra Regina / Regensburg 174 n. Chr. war diese Eliteeinheit die Führungstruppe des Heeres der Provinz Raetia.

Die bis ins 19. Jh. zurückreichende Forschungstradition des Kastellplatzes Aalen fand einen ersten Abschluss in der Vorlage der Befunde durch die Reichslimeskommission. Neuere Grabungen erfolgten zwischen den Jahren 1979 und 2004 im Bereich des mittleren Lagerareals, das heute zum Archäologischen Park des Limesmuseums Aalen gehört. Hierbei konnten die principia ganz und zwei weitere nebeneinander liegende Gebäude im latus praetorii sinistrum teilweise aufgedeckt werden. Sie stehen im Zentrum des Dissertationsprojekts. Einerseits handelt es sich um einen langrechteckigen Steinbau, der sich sehr wahrscheinlich als Magazin ansprechen lässt. Der zweite Gebäudekomplex stellt nach derzeitigem Arbeitsstand ein zweiphasiges Holzgebäude dar, das bislang als Lagerwerkstatt (fabrica) angesprochen wurde. Im Zuge der bisherigen Untersuchungen konnte für diesen Bau allerdings eine von den bisher publizierten Annahmen abweichende Gebäudestruktur und Funktion festgestellt werden.

Im Rahmen des Dissertationsprojektes soll geklärt werden, inwiefern sich die bisherigen funktionalen Ansprachen der Gebäude bestätigen lassen und inwiefern bauliche Veränderungen und nachgewiesene handwerkliche Tätigkeiten auf eine wechselnde oder vielseitigere Nutzung der Bauten hindeuten.

Daneben soll der strukturelle Vergleich mit der Innenbebauung anderer Auxiliarkastelle erfolgen. Es bleibt weiterhin zu klären, inwiefern die Aalener Gebäude typisch für (bestimmte) Hilfstruppenlager, die Region oder den betreffenden Zeithorizont waren.

Die Dissertation erfolgt parallel zur Auswertung der Grabungsbefunde der principia durch Paul Lotz M.A. in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege (LAD) Baden-Württemberg, das im Rahmen der Neukonzeption des Limesmuseums Aalen die Finanzierung des Dissertationsvorhabens mit einem Stipendium gewährleistet.


Blick von Nordwesten auf den Magazinbau.
Im Hintergrund sind die konservierten Reste 
der principia zu erkennen.