Teilprojekt Frankfurt

Teilprojekt zum akteursbezogenen Handlungsbereich „Elterneinbindung“ im Kooperationsdreieck Lehrkräfte – Eltern – Schulbegleitung

Legt man den internationalen Forschungsstand zugrunde, kommt der Einbindung von Eltern in schulische Prozesse eine sehr große Bedeutung zu. Es handelt sich um ein wichtiges, oft spannungsreiches Arbeitsfeld für Lehrkräfte, in dem auch Fragen des Zugangs und der Teilhabe von benachteiligten und marginalisierten Familien bearbeitet werden können. Im Kontext des deutschen Schulsystems wird das Thema bislang eher auf das Feld der Elterngespräche und der Gestaltung von Elternabenden enggeführt, relativ wenig bearbeitet und kaum empirisch untersucht. Es liegt nahe, dass auch in inklusiven schulischen Settings die Aufgabe der Einbindung von und Kooperation mit Eltern von sehr großer Bedeutung ist. Dabei stellt der Einsatz von Schulbegleitungen eine spezifische Komplikation der ohnehin konfliktanfälligen Beziehung von Lehrkräften und Eltern da. Das Frankfurter Teilprojekt fokussiert daher das Dreieck zwischen Lehrkräften, Eltern und Schulbegleitungen.
Die differente, einerseits auf Professionalität, anderseits auf familiärer Intimität basierende Beziehung zum Kind wird hier ergänzt durch eine faktisch nicht professionalisierte, dennoch organisational gebundene Beziehung zum Kind: der Schulbegleitung. Dadurch entsteht eine hoch problematische Konstellation, in der zu vermuten ist, dass nicht nur Lehrkräfte und Eltern differente pädagogische Aufträge an die Schulbegleitung adressieren, sondern auch die Intention erwachsen kann, die Schulbegleitung zur Einflussnahme auf die je andere Seite der Eltern bzw. der Lehrkräfte zu nutzen. Eine Situation, die nicht zuletzt für die Schulbegleitungen selbst höchst problematisch sein kann und zur Diffusität des Aufgabenfeldes für diese neue schulische Akteursgruppe beiträgt.
Für das Frankfurter Teilprojekt ist daher die Frage leitend, wie die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Eltern und Schule ausgestaltet wird. Das Ziel des Teilprojektes besteht in der Identifizierung der Anforderungen an die Elterneinbindung für Lehrkräfte und Schulbegleitungen zur Entwicklung eines darauf bezogenen Fortbildungsmoduls.

Projektleitung: Prof. Dr. Michael Urban

MitarbeiterInnen: Dr. Julia Gasterstädt, Alica Strecker


Vorstellung des Verbundprojekts

Im Zuge der Umstrukturierung des Bildungssystems im Zusammenhang mit der UN - Behindertenrechtskonvention setzt sich das an Schule tätige pädagogische Personal zunehmend heterogen zusammen (Lehrkräfte, sonderpädagogische Fachkräfte, Sozialpädagog/innen, Schulbegleitungen und weitere). Dies führt dazu, dass etablierte Arbeitszusammenhänge durch die Anwesenheit neuer Akteursgruppen herausgefordert werden und die professionellen Selbstverständnisse der Akteure hinsichtlich ihrer neuen Rollen im inklusiven Setting bislang ungeklärt sind, was die nachhaltige Implementation inklusiver Praxen erschwert. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung zielt das Projekt auf die Konzeption und Durchführung von multiprofessionellen Fortbildungen mit dem Ziel der Rollenklärung hinsichtlich einer inklusionsorientierten Handlungskoordination. Hierfür werden governanceanalytisch und in rollentheoretischer Rahmung rollenspezifische Modi der Handlungskoordination pädagogischer Akteure in der inklusiven Schule anhand der Konfrontation mit Schulbegleitungen empirisch rekonstruiert. Die Ergebnisse des so rekonstruierten Governance-Regimes werden anschließend zu authentischen Fallgeschichten verdichtet. Diese dienen in den Fortbildungen einer Fallarbeit an den aufgedeckten Strukturphänomenen, die die pädagogisch Professionellen der inklusiven Schule zur Rollenklärung herausfordern, um dann gemeinsam Perspektiven für die Handlungskoordination an der eigenen Schule zu entwickeln.

 

Das Verbundvorhaben wird im Rahmen der Förderrichtlinie "Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte für inklusive Bildung" gefördert.