Personen

Bereits abgeschlossene Projekte

Jump to English version

Projektstitel: Andreas David Mordtmann und die Ethnologie des 19. Jahrhunderts in der Türkei: Umdeutung der Geschichte der Anthropologie vor der Spaltung in Volkskunde und Völkerkunde.
Finanziert durch: Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Gastwissenschaftlerin im Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie.

Projektdauer:Wintersemester 2018/2019

Projektübersicht: Die Bezeichnungen Ethnologie, Kulturanthropologie und Volkskunde, die heute im deutschsprachigen Raum genutzt werden, sind das Ergebnis komplexer Aushandlungsprozesse. Wissenschaftler*innen verweisen auf das 18. und 19. Jahrhundert als kritische Epoche in der Geschichte der Disziplin (H.F. Vermeulen). Zu dieser Zeit wurden Begriffe wie „Mensch”, „Rasse” und „Völker” zueinander in Beziehung gesetzt. Terminologien verwischt. Vor der Akademisierung der Anthropologie in der Türkei im Jahre 1925 haben zahlreiche Europäische Reisende bewirkt, dass die Ethnologie und das ethnographische Denken im Osmanischen Reich Einzug erhielten. Dazu zählte auch Andreas David Mordtmann der Ältere (1811-1879), der nach Istanbul reiste. Mordtmann war ein autodidaktischer Orientalist aus Hamburg und ein Schützling des gebildeten Staatsmannes Münif Paşa. Mordtmann lehrte Ethnologie und Ethnographie an der westlich-orientierten Fakultät für Politikwissenschaft „Mülkiye Mektebi” in Istanbul. Sein Student Osman Bey veröffentlichte seine Mitschriften, „İlm-i Ahvâl-i Akvâm“ (Ethnologie), aus Mordtmanns Vorlesungen im Jahr 1884. Dies zeigt wie prägend sein Einfluss auf die türkische Ethnologie war. Die Veröffentlichung bezieht sich auf den Quelltext „İlm-i Ahvâl-i Akvâm”, die die Theorien und Grenzen in Verbindung zu Biographien, sowie sozialer und politischer Geschichte setzt. Der Quellentext untersucht außerdem das Wechselspiel zwischen Autor Osman Bey und seinem Lehrer Mordtmann, sowieso die Themenkomplexe Orientalismus, Volkskunde und Völkerkunde.

Wie sehr kann Mordtmann als Repräsentant der Deutschen Ethnologie seiner Zeit gesehen werden? Wie hat er seine Studierenden unterrichtet? Welche Darstellung finden Mordtmanns Begrifflichkeiten in „İlm-i Ahvâl-i Akvâm“? Wie wurden andere fachliche Terminologien in der Türkei später verwendet?

Mordtmann war Zeuge des Verfalls des Osmanischen Reichs, als es dem (politischen und wirtschaftlichen) Druck des Westens mit den Tanzimat-Reformen (1839-1876) entgegnete. Seine Reisen und Theorien wirkten in zwei Richtungen: Mordtmann erzeugte Wissen über den “Orient”, welches in Deutschland Anklang fand, und trug eine Perspektive der Ethnologie in die Osmanische Literatur. Das Projekt will die Bedeutung Mordtmanns erarbeiten und darüber hinaus neues Licht auf das wissenschaftliche Erbe der türkischen Ethnologie im 19. Jahrhundert werfen. Es zielt darauf ab, die bis dato vernachlässigte lange Geschichte des Deutsch-Türkischen wissenschaftlichen Austauschs neu zu beurteilen.



Projekttitel: Begegnung mit der Deutscher Volkskunde, Europäischen Ethnologie und Ethnologie: „Travelling Theory“ von `Volk´, `Kultur´ und `Rasse´ im Habitus der Türkischen Ethnologie (1850-1940).

Projektdauer: 2016-2017

Projektförderung: Stiftung zur Förderung der internationalen wissenschaftlichen Beziehungen der Goethe-Universität und Forschungsförderung durch den Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD)

Projektzusammenfassung: Das Projekt ist inspirieret von dem Begriff „traveling theory“ von Edward Said (Said 1984, 2012) und untersucht die Disziplinen Anthropologie, Ethnologie und Volkskunde in deren historischer Entwicklung im türkischen und deutschsprachigen Raum. Mit diesem Konzept wird es mir möglich den globalen Wissenstransfer in den Geisteswissenschaften zu beleuchten. Ich habe die beiden Fallbeispiele vergleichend untersucht und zahlreiche qualitative Expert*inneninterviews mit Anthropolog*innen und Ethnolog*innen in Deutschland und Österreich ausgeführt. Meine Forschungen zur Anthropologie, Ethnologie und Volkskunde im türkischen Sprachraum beruhen auf Literaturanalysen. Der Begriff „world anthropologies“ ermöglichte es mir, die hegemoniale Denkweise, der in diesem Bereich dominanten englischsprachigen Wissenschaft, deren akademischer Einrichtungen und hervorgebrachten Narrative, kritisch zu hinterfragen. Diese Art der wissenschaftlichen Dominanz negligiert die Eigenständigkeit nationaler Forschung in der Anthropologie. Durch die Verbindung „traveling theory“ mit dem theoretischen Ansatz der „world anthropologies“ war es mir möglich, das „globale“ Verständnis dieser Disziplin in all ihren Facetten zu reflektieren.



Projekttitel:Erzählung der transnationalen Vaterschaft: Drei Generation türkischer Väter mit Migrationshintergrund und ihre wechselnden Perspektiven und Erfahrungen in Deutschland

Projektdauer: 2014-2015

Projektförderung:TÜBİTAK 2219 Stipendienprogram der Internationalen Post-Doktoranden-Forschung. University of Applied Sciences Frankfurt am Main - Research Fellow

Projektzusammenfassung: Seit den frühen 2000 Jahren gibt es in Deutschland eine anhaltende politische Debatte über die „neue Vaterschaft“. Die Studie ist eingebettet in die Debatte um „neue Vaterschaft“ und der Migration aus der Türkei nach Deutschland. Die Forschung konzentrierte sich auf die Erfahrungen von Vätern mit Migrationshintergrund, unter Beachtung einer intergenerationellen Perspektive wurden dabei die subjektiven Erfahrungen von Vätern aus der Türkei aus drei Generationen untersucht. Dies beinhaltete den Umgang der Männer mit den verschiedenen Ansprüchen der Vaterschaft ausgehend vom Deutschen Staat, verschiedenen NGOs und ihren Vaterschaftsprogrammen, deutscher Kultur und Gesellschaft, sowie von der entsendenden Gesellschaft und der Kultur der Türkei. Die Forschung stützte sich vor allem auf in die Tiefe gehenden Interviews mit Vätern und anderen Akteuren in den Vaterschaftsprogrammen, wie zum Beispiel deren Entwickler*innen, den umsetzenden Sozialarbeiter*innen und Forscher*innen. Darüber hinaus fanden die Methoden der Beobachtung und Teilnehmenden Beobachtung in ausgewählten Familien Anwendung. Insgesamt wurden 60 Interviews geführt, die sich in der Phase der weiteren detaillierten Analyse befinden.