Martin-Buber-Vorlesung zur jüdischen Geistesgeschichte und Philosophie

Biblischer Humanisumus in dunkler Zeit: Martin Bubers Wirksamkeit in Frankfurt in der Weimarer Republik und in der Nazi-Zeit

Donnerstag, 31. Oktober 2019, 18 Uhr c.t., Casino Festsaal 823

Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt)

Martin Buber (1878-1965) lebte von 1916 bis 1938 in Heppenheim an der Bergstraße, mit Frankfurt als Ort der Wirksamkeit und intellektuellem Bezugspunkt. 1924 wurde er als Lehrbeauftragter für jüdische Religionslehre und Ethik an die Frankfurter Universität berufen, 1930 erhielt er eine Honorarprofessur für Religionswissenschaften. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten seine Aktivitäten im Kontext des Freien Jüdischen Lehrhauses, die spätestens seit 1933, dem Jahr der Entlassung Bubers durch die Universität, Teil seines intellektuellen Widerstands gegen die nationalsozialistische Verfolgung wurden. In die Frankfurter Periode des Denkens und Schreibens Bubers gehören wesentliche Aspekte seines Werkes, darunter die dialogische Philosophie des Ich und Du, seine politischen Überlegungen zum Zionismus und zu Palästina, seine Forschungen zur Hebräischen Bibel im Kontext der gemeinsam mit Franz Rosenzweig begonnenen „Verdeutschung“ der Schrift und seine Überlegungen zur Gestaltung jüdischer Bildung. 

1989 stiftete die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt. Ziel war es, in Erinnerung an die Wirksamkeit Martin Bubers an der Frankfurter Universität zwischen 1924 und 1933 Hörer*innen der Geisteswissenschaften eine Begegnung mit jüdischer Geschichte und Kultur zu ermöglichen. Seit 2010 lädt die Professur international renommierte Wissenschaftler*innen ein, um im Rahmen der jährlichen Martin-Buber-Vorlesung Themen der jüdischen Geistesgeschichte und Philosophie zu behandeln. Anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Professur wird Prof. Dr. Christian Wiese den unterschiedlichen Facetten des Wirkens Martin Bubers in Frankfurt vor seiner erzwungenen Emigration nach Palästina 1938 nachgehen und dabei über Grundelemente seines Nachdenkens über die biblische Fundierung von Humanität reflektieren.

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