EUPAP

A European Physical Activity on Prescription model

Die von der Europäischen Kommission ins Leben gerufene Lenkungsgruppe für Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Management von nicht übertragbaren Krankheiten hat nach einschlägiger Beratung nachahmenswerte Verfahren (Best practice) ausgesucht, die in andere Mitgliedstaaten transferiert und weiterentwickelt werden sollten. Aufgrund von Unterschieden in den Kontexten, den Gesundheitssystemen, wichtigen Interessengruppen usw. ist der Ansatz in anderen Ländern nicht direkt übertragbar. Vielmehr muss jedes Land seine Methoden an die lokalen Bedingungen in der jeweiligen Region und der Organisation der Gesundheitsversorgung anpassen.

Das Schwedische Modell Rezept auf Bewegung (FaR oder PAP)

Eins der ausgewählten Best Practice Beispiele ist das Schwedische Modell Rezept auf Bewegung. Durch das Rezept für Bewegung sollen Ärztinnen und Ärzte und andere Gesundheitsfachkräfte aktuell inaktive Patienten, angepasst an ihre Möglichkeiten und Vorlieben, zur gesundheitsfördernden Bewegung motiviert werden. Das Schwedische Modell basiert hauptsächlich auf zwei Theorien - der sozial-kognitiven Theorie und dem transtheoretischen Modell. Wichtige Faktoren in diesen Theorien sind das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten (Selbstwirksamkeit) und die eigene Zielsetzung und das Bestreben des Einzelnen, seine körperliche Aktivität zu steigern. Die Beratung mit Motivationstechniken zur Erfassung der Bereitschaft zur Verhaltensänderung steht in engem Zusammenhang mit der Selbstbestimmungstheorie.

Die fünf Kernelemente dieses Beratungsansatzes sind: Patientenzentrierung und Individualisierung, evidenzbasierte Beratung, Verankerung in der Kommune, schriftliches „Rezept“ und Verlaufsberatung, wobei das Besondere das Zusammenspiel zwischen den fünf Komponenten ist.

Die Wirksamkeit von FaR ist sowohl in klinischen Follow-Up-Studien als auch in randomisierten kontrollierten Studien über längere Zeiträume gezeigt. Eine Auswahl zu entsprechende Studien finden Sie hier

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17555539/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32933577/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30413421/

Das EUPAP-Konsortium

Seit März 2019 bilden Partner aus zehn Mitgliedstaaten ein Konsortium, mit dem Ziel, die Leitideen des FaR – angepasst an die lokalen, regionalen und nationalen Begebenheiten – zu in das eigene Land oder Region zu transferieren und weiterzuentwickeln.

Das ursprünglich auf 36 Monate angelegte Projekt (Grant Agreement number: 847174 – EUPAP – HP-PJ-02-2018), das wegen der Coronapandemie um ein Jahr verlängert wurde, adressiert eine Vielzahl an Akteuren in der Politik, im Gesundheitswesen auch in der täglichen Praxis.

Projektmaßnahmen

Im Rahmen des EUPAP Projektes werden evidenzbasierte unterstützende Materialien entwickelt, um den Beratungsprozess zu erleichtern. Diese umfassen die EUPAP-Leitlinie, die aus der PAP-S-Methodik, der Anwendung der EUPAP-Modelle in den Partnerländern und den Ergebnissen der Umsetzung besteht. Des Weiteren wird der FYSS-Kurzleitfaden erarbeitet und in die nationalen Sprachen übersetzt. Der FYSS-Leitfaden ist ein evidenzbasiertes Handbuch über die Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die Gesundheit und enthält Empfehlungen bei verschiedenen chronischen Erkrankungen und Diagnosen. Das Handbuch ist ein unverzichtbares Instrument für medizinisches Fachpersonal bei der Verschreibung individueller körperlicher Aktivität.

Neben der Erarbeitung von unterstützenden Materialien findet eine PAP-S Schulung in Schweden statt. Personen, die diese Schulung absolviert haben, können in ihren Partnerländern weitere relevante Akteure schulen.


Unsere Aktivitäten

Zwei Schulungen über jeweils 3 Tagen haben in Göteborg, Schweden stattgefunden. Die Inhalte der Schulungen umfassten die Kernelemente des Schwedischen Modells, mit einer Exkursion in ein PAP-Zentrum, in dem die konkrete Umsetzung beobachtet werden konnte. Die dritte Schulung musste pandemiebedingt als digitale Veranstaltung durchgeführt werden. Materialien zur Schulung (auf Englisch) finden Sie hier https://www.eupap.org/education/training-course-materials.

Die Fort- und Weiterbildungen in Deutschland unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer zum Thema Bewegung und Gesundheit sowie Bewegungsberatung konnten zum Teil physikalisch, zum Teil digital organisiert werden. Über die Veranstaltungen ist auch ein Netzwerk Bewegungsberatung und Sportmedizin entstanden, das das Ziel verfolgt, einen kollegialen Austausch zu fördern. Interessierte erhalten in regelmäßigen Abständen Informationen zu den Themen Bewegung und Gesundheit sowie Bewegungsberatung und Materialien, die bei Bewegungsberatung hilfreich sein können. Das Projektteam steht auch bei speziellen Fragen gerne mit seiner Expertise zur Verfügung. Weitere regelmäßige Schulungsmaßnahmen finden in Form von Lehrveranstaltungen auch bei Studierenden der für die Bewegungsberatung relevanten Fächern wie Humanmedizin, Sportwissenschaften und Physiotherapie statt.

Regelmäßig stellen wir das Projekt und die bisherigen Aktivitäten sowie Ergebnisse bei Kongressen und Tagungen bzw. durch Veröffentlichungen vor. Unsere Netzwerkaktivitäten umfassen Kooperationen mit dem organisierten Sport (lsb h und DOSB), sowie Exercise is Medicine, der Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention und dem Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen.

Für weitere Informationen zum Projekt schreiben Sie uns auf EUPAP-GUF@med.uni-frankfurt.de

Bisherige Ausgaben der Newsletter:


Zusammenfassung der neuen Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation
Wissenschaftliche Studien zu den Gesundheitsbenefits von Gassi gehen
Informationen zum Sports, Medicine and Health Summit 2021

Körperliche Aktivität, Fitness und Covid-19 Erkrankung

Training mit dem eigenen Körpergewicht

Bewegungsinduzierte Verbesserungen

Masketragen und Sport

Individuelle Anpassungen nach einem standardisierten Training