Virale #Gesellschaftskonstruktionen und Gelingensfaktoren digitalisierter Bildungsprozesse in der gesellschaftswissenschaftlichen Lehrkräftebildung in fach- und phasenübergreifender Perspektive
Theoretischer Hintergrund
Unter viralen Gesellschaftskonstruktionen verstehen wir gesellschaftliche Trends, die im Internet verbreitet werden, wie z.B. #metoo oder #BlackLivesMatter. Dieses Phänomen zeichnet sich durch ein neues Niveau der Verbreitungsgeschwindigkeit, Allgegenwärtigkeit, ständigen Verfügbarkeit und Unsicherheit bzgl. der Informationsquellen aus (Kanwischer & Schlottmann, 2017). Die Relevanz für die gesellschaftswissenschaftliche Bildung ergibt sich aus der alltäglichen Nutzung sozialer Netzwerke durch Kinder und Jugendliche in einer Kultur der Digitalität (Stalder, 2016) und den damit zusammenhängen Fragen nach einer sinn- und verantwortungsvollen sowie selbstbestimmten Nutzung im Sinne einer digitalen Souveränität (Pohle, 2020). Mittels des DOIT-Modells (Horz & Schulze-Vorberg, 2017) wird untersucht, welche Gelingensfaktoren sich bezüglich der Organisation eines phasen- und fächerübergreifenden Lernarrangements in der gesellschaftswissenschaftlichen Lehrkräftebildung identifizieren lassen.
Forschungsziele & Maßnahmen
Wir entwickeln ein Blended-Learning-Arrangement für die gesellschaftswissenschaftliche Lehrkräftebildung, die das Phänomen der viralen Gesellschaftskonstruktionen adressiert. Mit der Fragestellung nach den Wechselwirkungen zwischen einzelnen Faktorenbereichen des DOIT-Modells werden unterschiedliche Forschungsziele verfolgt. Diese betreffen Fragestellungen
- zu fachlich-pädagogisch-inhaltlichen Fähigkeiten von Lehrkräften im Kontext des TPACK-Modells (Mishra & Koehler, 2006),
- zur technischen und organisatorischen Einbettung didaktischer Überlegungen im Sinne des Educational-Governance Ansatzes (Maag Merki et al., 2014) und
- nach den Gelingensfaktoren eines fächer- und phasenübergreifenden digitalen Lern-Arrangements.
Das Lernarrangement wird in einer Open-Educational-Ressource realisiert und ist somit frei zugänglich. Die einzelnen Lerneinheiten dienen als Basis einer Lehrkräftefortbildung, eines fächerübergreifenden Seminars und zweier fachspezifischer Seminare für angehende Lehrkräfte. Begleitende Maßnahmen sind auf individueller und didaktischer Ebene eine Interventionsstudie mit (angehenden) Lehrkräften und auf organisatorischer und technischer Ebene Expert*inneneninterviews. Die Ergebnisse werden in einer Synthese reziproker Faktoren digitalisierter Lernprozesse münden, die einerseits zum verbesserten Verständnis dieser Prozesse selbst und andererseits zur Förderung einer digitalen Souveränität in der gesellschaftswissenschaftlichen Bildung beitragen.
Literaturangaben