Forschungsverbund: Sozial- und Kulturwissenschaftliche Forschungsprojekte zu Corona an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. (SoKu Corona)

Aktuell setzen sich Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen mit den Transformationen und Auswirkungen der so genannten Corona-Pandemie auseinander. Standen am Anfang der Pandemie die Lebenswissenschaften im Vordergrund, nehmen mittlerweile auch die Sozial- und Kulturwissenschaften eine zentrale Rolle für deren Untersuchung ein. Denn die Verbreitung des Virus SARS-CoV-2 und die zur Eindämmung beschlossenen Regierungsmaßnahmen wirken sich in erheblicher Weise auf das soziale (Zusammen-) Leben aus.

Auch an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. beschäftigen sich Sozial- und Kulturwissenschafter*innen mit diesen Fragestellungen. Wie wirkt sich die Pandemie auf die Gestaltung sozialer Beziehungen und das Zusammenleben in einem Haushalt aus? Welche neuen Formen der Versorgung, Unterstützung und Solidarität entstehen in der Krise oder werden darin besonders relevant? Was bedeutet es für Menschen, wenn der Zugang zum öffentlichen Raum eingeschränkt wird? Und wie gehen verschiedene soziale Gruppen, etwa ältere Menschen oder sozial benachteiligte Personen, mit der aktuellen Situation um?

Der Forschungsverbund Sozial- und Kulturwissenschaftliche Forschungsprojekte zu Corona an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. (SoKu Corona) ist eine gemeinsame Plattform der sozial- und kulturwissenschaftlichen Corona-Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. Sie soll eine Sichtbarkeit der verschiedenen Forschungstätigkeiten für die wissenschaftliche Community in Frankfurt ebenso wie für die Öffentlichkeit herstellen und dient der Vernetzung interessierter Wissenschaftler*innen.

Bei Interesse und Rückfragen zu den einzelnen Projekten, wenden Sie sich bitte direkt an die angegebene Projektleitung.

Wenn Sie ebenfalls aus sozial- oder kulturwissenschaftlicher Perspektive zur aktuellen SARS-Cov-2-Pandemie forschen, an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. angesiedelt sind und gerne Mitglied des Forschungsverbundes werden möchten, wenden Sie sich bitte an die Koordination des Forschungsverbundes: Dr.in Anna Wanka: wanka@em.uni-frankfurt.de.

Projekt: Versorgung und Unterstützung in der SARS-CoV-2-Pandemie (VERSUS-CORONA)

Projektleitung: Andreas Streinzer, Anna Wanka, Almut Poppinga 

Das Projekt untersucht Versorgungsbeziehungen von Haushalten während der so genannten Corona-Pandemie. Die Auswirkungen der Pandemie und die damit zusammenhängenden Maßnahmen auf Erwerbsarbeit, Alltagsstrukturen, Fürsorgearbeit, Generationenbeziehungen, Konsumverhalten sowie auf neue Formen von Unterstützung und Versorgung in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Eingesetzt werden qualitative Interviews, eine Online-Befragung, Versorgungstagebücher und verschiedene Methoden ethnographischer Feldforschung. 

Das Projekt ist am FB04/DFG-Graduiertenkolleg „Doing Transitions“  und dem Institut für Sozialforschung Frankfurt a. M. angesiedelt und wird von Dr. Andreas Streinzer, Dr.in Anna Wanka, Almut Poppinga, Carolin Zieringer und Georg Marx durchgeführt. Bei Interesse oder Rückfragen melden Sie sich gerne unter streinzer@em.uni-frankfurt.de.

Projekt:  Öffentlicher Raum in der Corona Krise – Eine Soziologie der Einschränkungen

Projektleitung: Lars Meier, Katharina Hoppe

Was sind die sozialen Auswirkungen der Corona Krise? Was vermissen Menschen, wenn der Zugang zum öffentlichen Raum so stark eingeschränkt ist, wie zum Anfang der sogenannten Corona-Krise? Das Forschungsprojekt wird von Prof. Dr. Lars Meier und Katharina Hoppe unter Mitarbeit von Lukas Wratschko und Nils Richterich durchgeführt. Sie befragen Menschen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen zu deren persönlichen Erfahrungen. Das Projekt ist am Institut für Soziologie im Schwerpunkt Soziale Ungleichheit angesiedelt.

Bei Interesse oder Rückfragen melden Sie sich gerne unter Meier@soz.uni-frankfurt.de.

Projekt: Junge Menschen und ihre Erfahrungen in der Corona-Krise

Projektleitung an der Goethe-Universität Frankfurt a. M.: Sabine Andresen 

Dieses Projekt ist eine Reaktion auf die Beobachtung, dass viele Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie Kinder und Jugendliche betreffen. Diese sind allerdings in keiner Weise in die politische und gesellschaftliche Entscheidungsfindung einbezogen und nach ihren Erfahrungen wird kaum gefragt. Als Kindheits- und Jugendforscher_innen wollen wir auf der Basis eines erprobten Fragenbogens der Studie „Children's Worlds“ als ersten Schritt eine Online-Befragung unter Jugendlichen ab 15 Jahren durchführen. Der Fragebogen wurde an die aktuelle Situation angepasst und zielt auf Well-Being und allgemeine Wahrnehmungen in verschiedenen Lebensbereichen. Wir schließen damit auch an derzeit laufende Online-Befragungen für Erwachsene an. Da Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren auch im Internet eine Befragung nicht ohne Erlebnis der Erziehungsberechtigten durchführen sollten, wird diese mit einer erweiterten rechtlichen Stellung ausgestattete Altersgruppe – Jugendliche ab 15 Jahren – zuerst angesprochen. Im zweiten Schritt werden Kinder und Jugendliche jüngerer Alterklassen gemeinsam mit ihren Erziehungsberechtigten befragt. Geplant ist die Ausweitung der Befragung über das Children's Worlds Netzwerk, um einen internationalen Vergleich zu ermöglichen. 

Team: Goethe-Universität Frankfurt a. M.: Prof. Dr. Sabine Andresen und Johanna Wilmes
Universität Bielefeld: Dr. Renate Möller
Universität Hildesheim: Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Dr. Tanja Rusack, Dr. Severine Thomas und Anna Lips

Projekt: Bedrohungserleben und Compliance in Abhängigkeit von sozialer Identifikation und Identity Leadership

Projektleitung: Svenja Frenzel, Nina Mareen Junker und Rolf van Dick 

Gemeinsam mit einem internationalen Team untersucht das Projekt das Bedrohungserleben durch das Coronavirus und die Compliance mit den durch die Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung aus einer Gruppenperspektive. Im Vordergrund des Forschungsinteresses steht, wie Personen die Gefahr für sich, ihre Familien, ihre Nachbarschaft, ihr Land und die Menscheit an sich einschätzen und durch was sie sich am meisten bedroht fühlen. Die Studie untersucht, inwiefern die Identifikation mit diesen Gruppen und das Identity Leadership des jeweiligen Staatsoberhauptes diese Einschätzungen beeinflussen und ob sich kulturelle Unterschiede finden lassen. Dabei werden die Teilnehmenden mittels eines Onlinefragebogens in einem Längsschnitt mit zwei Messzeitpunkten befragt. 

Das Projekt ist am FB05 angesiedelt. Bei Interesse oder Rückfragen melden Sie sich gerne unter junker@psych.uni-frankfurt.de

Zu unseren Projektpartner*innen gehören bislang: Lorenzo Avanzi (University of Trento), Alex Haslam, Catherine Haslam und Niklas Steffens (University of Queensland), Jan Häusser und Valerie Schury (Justus-Liebig-Universität Gießen), Ines Meyer (University of Cape Town), Andreas Mojzisch (Universität Hildesheim), Lucas Monzani (University of Western Ontario), Steve Reicher (University of St. Andrews), Sebastian Schuh (China Europe International Business School). Derzeit bereiten wir weitere Kooperationen mit Partner*innen in den Niederlanden, Israel, Russland, Kasachstan und Usbekistan vor.

Projekt: Einsamkeit und soziale Wahrnehmung in Zeiten von Covid-19

Projektleitung: Alexander Langenkamp und Christian Czymara 

Das Projekt beschäftigt sich mit dem sozialen Erleben von in Deutschland lebenden Menschen in der frühen Phase der Corona-Pandemie. Dazu startete am 26.03.2020 eine Online-Befragung, die geschlossene und offene Fragen vereint, welche sich insbesondere mit den sozialen Folgen der Sars-Cov-2 Pandemie, der Wahrnehmung des sozialen Miteinanders und den Einstellungen der Befragten zu Medien und Politik befasst. Für die Analysen werden quantitative Methoden des maschinellen Lernens mit qualitativ-interpretativen Ansätzen verbunden. 

Das Projekt wird von Alexander Langenkamp und Dr. Christian Czymara an der Professur Soziologie mit dem Schwerpunkt Methoden der quantitativen empirischen Sozialforschung am FB03 betreut.

Projekt: COVID-19 Narrative: Die Rolle der Emotionsregulation, Vulnerabilität und Resilienz beim Umgang mit potenziell traumatischen Ereignissen

Im Projekt erhebt ein internationales Team von Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität Frankfurt Daten dazu, wie COVID-19 das Leben der Menschen beeinflusst. Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, inwiefern diese Erfahrung sich auf jedes einzelne Individuum, seine oder ihre psychische Gesundheit, die Bewältigungsstrategien und auf Stress und Emotionsregulation auswirkt. Diese Frage wird in den drei Ländern Ägypten, Deutschland und Italien vergleichend untersucht. 

Das Projekt wird von Mariam Fishere und Eleonora Bartoli am Fachbereich 5 der Goethe Universität durchgeführt.

Projekt: Couple’s household negotiations before, during and after the COVID-19 pandemic

The international project team is examining the gendered division of household tasks between partners. Coming from a cross-cultural perspective, we investigate how couples discuss and negotiate their various household tasks, if these tasks changed during the lockdown and what they believe it would look like in future. We collect data from adults (over 18 years) who are either married or living with their partners. 

The project is led by Ihuoma Faith Obioma and Dr. Vivian Oladele (Med). If you are interested in collaborating or have any questions, please contact obioma@psych.uni-frankfurt.de.

Projekt: Alltag in der Corona-Krise - Eine Studie zur ‚Neuordnung’ des Privaten

Projektleitung: Sarah Speck 

Aus geschlechter- und familiensoziologischer Perspektive bearbeitet das Projekt die Frage, was die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus SARS-CoV-2 für die Re-Organisation der Alltagsführung bedeuten. In den Blick genommen werden dabei insbesondere Familien und mehrköpfige Haushalten. Die qualitative Studie stützt sich auf ausführliche Telefoninterviews mit Menschen in ganz unterschiedlichen sozialen und Lebenslagen. Im Zentrum stehen Fragen der Arbeitsteilung und Belastungen sowie der der Veränderung sozialer Beziehungen. 

Das Projekt ist am FB03 angesiedelt und wird von Prof. Dr. Sarah Speck geleitet. Bei Interesse oder Rückfragen melden Sie sich gerne unter s.speck@soz.uni-frankfurt.de.

Projekt: Alter(n) in Zeiten der Corona-Pandemie

Projektleitung: Frank Oswald und Kollegen*innen 

Das Projekt stellt die Fragen: Wie verändert die Pandemie das Leben im höheren Erwachsenenalter? Was sind konkrete Alltagserfahrungen im Umgang mit der Krise im Wohnalltag, mit anderen Menschen, mit der eigenen Person (Alltagserfahrungen, Ängste, Sorgen, Hoffnungen, Überraschungen, Einstellung, Zukunftsaussichten, biographische Erfahrungen, etc.). Angelehnt an Konzepte wie Resilienz und Vulnerabilität, Healthy Literacy und Ambivalenz soll möglichst differenziert ein Umgang mit eigenen Grenzen und Potentialen in der Krise abgebildet werden. 

Das Projekt richtet sich gegen undifferenzierte Altersbilder, Diskriminierungstendenzen und „Ageism“. Ältere Menschen sollten vielmehr sowohl als potentiell „Gebende und Mitwirkende“, als auch als „Empfangende und Zurückgezogene“ verstanden werden. Methodisch wird ein Fragenkatalog entwickelt, der an Teilnehmenden aus (ehemaligen und aktuell pausierenden) Projekten verteilt wird. Es handelt sich um eine explorative Studie mit Teilnehmenden ab 60 Jahren.

Das Projekt wird an der Abteilung für Interdisziplinäre Alternswissenschaft (IAW) am FB04 und dem Frankfurter Forum für Interdisziplinäre Alternsforschung (FFIA) unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Oswald durchgeführt.

Kontakt

Koordination Forschungsverbund
SoKu Corona

Dr.in Anna Wanka
Theodor-W.-Adorno-Platz 1
IKB-Gebäude, Postfach 3
60323 Frankfurt am Main

Telefon: 069 798-22481
E-Mail: wanka@em.uni-frankfurt.de