FÜNF MILLIONEN – DER GOETHE-CORONA-FONDS HAT SEIN ETAPPENZIEL ERREICHT

FORSCHERINNEN UND FORSCHER BEKÄMPFEN MITHILFE VON SPENDEN  DAS VIRUS UND SEINE FOLGEN.

AUSGEWÄHLTE FÖRDER-PROJEKTE IM ÜBERBLICK:

WIRKSTOFFTESTS OHNE TIERVERSUCHE

Die Lunge ist bei einer COVID-19-Erkrankung das häufigste betroffene Organ. Den Krankheitsverlauf zu verstehen und schnell ein wirksames Medikament zu finden, hat oberste Priorität. Prof. Maike Windbergs erforscht, wie Arzneistoffe von menschlichem Gewebe aufgenommen werden und wie sie dann wirken. Dazu experimentiert die Pharmazeutin unter anderem realitätsnahen dreidimensionalen Gewebestrukturen aus menschlichen Zellen und Polymeren. An solchen Modellen lassen sich Krankheiten im Reagenzglas simulieren und erforschen, sowie neu entwickelte Wirkstoffe testen. Ihre menschlichen Lungenmodelle infiziert sie gezielt mit SARS-CoV. So können therapeutische Angriffspunkte gefunden und neue Therapeutika getestet werden. Für diese Studien benötigt es keine Tierversuche. Für Lungengewebe gibt es ausgereifte Modelle, deren Resultate im Reagenzglas aussagekräftig sind.

„Da Versuchstiere, wie beispielweise Mäuse, völlig anders auf eine COVID-19 Infektion reagieren, brauchen wir aussagekräftige Modelle, damit wir Medikamente schneller in die klinische Anwendung bekommen. Mit komplexen, dreidimensionalen In-vitro-Modellen aus menschlichen Zellen ist es möglich, umfangreiche In-vivo-Studien an Tieren durch Laborversuche in Reagenzglas und Petrischale zu ersetzen.“
Prof. Dr. Maike Windbergs

Projekt der Pharmazeutin Prof. Dr. Maike Windbergs und ihrem Team Buchmann Institute for Molecular Life Sciences | Institute of Pharmaceutical Technology, Goethe-Universität Frankfurt

INNVOATIVE ZELLTHERAPIE

Die Transplantation von Stammzellen kann lebensrettend sein. Für Menschen mit Leukämien oder anderen Blut- und Immunkrankheiten ist sie oft die einzige Chance. Trotz großer Überlebenschancen: Manche entwickeln während der Therapie starke Abstoßungsreaktionen, die große Leiden verursachen, bis hin zum Tod. 

Im Johanna-Quandt-Zentrum der Uni-Klinik sind Stammzelltransplantationen ein besonderer Schwerpunkt. Dem Team um Prof. Peter Bader ist es gelungen, eine innovative Zelltherapie für Patienten zu entwickeln, die unter lebensbedrohlichen Komplikationen einer Stammzelltransplantation leiden. Die Behandlung mit dem in Deutschland nach § 4b AMG genehmigten Präparat Obnitix® kann Leben retten und Leiden vermindern. Mithilfe der universitätseigenen Technologietransfergesellschaft Innovectis wurde das „Medikament“ (im Labor kultivierte, das Immunsystem modulierende Zellen) zum Patent angemeldet und an einen externen, kommerziellen Partner auslizenziert. Eine kontrollierte Studie soll nun untersuchen, ob Obnitix® auch Patienten mit besonders schwer verlaufenden COVID-19-Erkrankungen hilft. 

Durch den Goethe-Corona-Fonds konnten zweckgebundene Spenden in Höhe von 1,45 Millionen Euro bereitgestellt werden. Spender sind die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung mit 700.000 Euro, J2xU-Stiftung mit 300.000 Euro und die Barbara- und Wilfried Mohr-Stiftung mit 150.000 Euro. Der Unternehmer Stefan Quandt ergänzte mit einer privaten Spende von 300.000 Euro.

„Wir sind froh, dass wir hier ein Medikament entwickelt haben, das so vielversprechend ist. Wenn das Medikament darüber hinaus in anderen verzweifelnden Indikationen helfen kann, ist es natürlich umso erfreulicher. Für schwerstkranke COVID-19-Patienten gibt es nach wie vor kein Medikament, das helfen könnte. Für diese Patienten wollen wir untersuchen, ob wir tatsächlich helfen können.“
Prof.  Dr. Peter Bader

Projekt der beiden Mediziner Prof. Dr. Peter Bader, Stv. Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Leiter des Schwerpunktes Stammzelltransplantation, Immunologie und Intensivmedizin Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Frankfurt und Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie von Dr. Michael Sonntagbauer und Dr. Holger Neb, Oberärzte der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätaklinikum Frankfurt

BEWÄHRTE KREBSMEDIKAMENTE BLOCKIEREN VIRUS-VERMEHRUNG

Viele Viren nutzen und manipulieren Kommunikationswege ihrer Wirtszellen, um die eigene Vermehrung zu fördern. Biochemiker und Virologen von Goethe-Universität und Universitätsklinikum Frankfurt haben erstmals ein Gesamtbild der Kommunikation einer Zelle erstellt, die von SARS-CoV-2-Viren befallen ist. Dabei gelang es in Zellkultur-Experimenten, die Virusvermehrung mit einer Reihe klinisch erprobter Krebsmedikamente zu stoppen. Die Medikamente setzten an Stellen an, an denen mehrere Kommunikationswege der Zelle zusammentreffen. Das Verfahren ließen sich die Frankfurter Teams der Wissenschaftler Prof. Dr. Jindrich Cinatl und Dr. Christian Münch über INNOVECTIS patentieren. INNOVECTIS ist ein Tochterunternehmen der Goethe-Universität Frankfurt und agiert als Dienstleister beim Transfer von akademischem Know-how in die wirtschaftliche Praxis. Der Goethe-Corona-Fonds bewilligt hier Personalmittel und Verbrauchsmaterialien.

„Der erfolgreiche Einsatz von Wirkstoffen gegen SARS-CoV-2, die Bestandteile von bereits zugelassenen Medikamenten sind, ist eine große Chance für die Bekämpfung des Virus.“
Prof. Dr. Jindrich Cinatl

Projekt des Biologen Prof. Dr. Jindrich Jinatl, Forschungslaborleiter Institut für Medizinische Virologie, und des Biochemikers Dr. Christian Münch, Forschungsgruppenleiter, Institut für Biochemie II, Goethe-Universität Frankfurt

ZUVERSICHT SCHENKEN

Pflegefachpersonen sowie Ärztinnen und Ärzte in der COVID-19-Versorgung sind besonderen Belastungen ausgesetzt. Das jüngste vom Corona-Fonds geförderte Projekt widmet sich der Arbeitssituation in hessischen Kliniken. Das Kooperationsprojekt von Universitätsklinikum Frankfurt und der Evangelischen Hochschule in Darmstadt überprüft zunächst die Auswirkungen auf die Beschäftigten. Aus den Ergebnissen sollen Empfehlungen für Führungskräfte und Beschäftigte der Pflege sowie konkrete Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung abgeleitet werden.

„Wir freuen uns, durch die Förderung des Goethe-Corona-Fonds einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung passgenauer Unterstützungsmaßnahmen zur Gesunderhaltung der Beschäftigten in den Akutkrankenhäusern leisten zu können.“
Dr. Tobias Mai

Projekt des Pflegewissenschaftlers Dr. Tobias Mai, Universitätsklinikum Frankfurt, und Prof. Dr. Michael Schilder, Fachbereich Pflege- und Gesundheitswissenschaften, Ev. Hochschule Darmstadt

DETEKTIVISCHE MEISTERLEISTUNG

Wirkstoffe und Medikamente, die bereits zugelassen oder in der klinischen Prüfung sind, könnten auch bei COVID-19-Erkrankungen helfen. Das Frankfurter Institut für Virologie untersucht gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut, welche dieser Substanzen antiviral auf das Corona-Virus SARS-CoV-2 wirken. Eine Herkulesaufgabe: Rund 5.000 Proben wurden bislang untersucht. Ein gespendeter Pipettier-Roboter erleichtert diese Hochdurchsatz-Testung. Die Maschine ermöglicht dem Team um Chef-Virologin Prof. Sandra Ciesek, präzise mit geringen Volumina zu arbeiten. Das ist bei solchen Arbeiten essenziell. Außerdem verringert das automatisierte Pipettieren tausender Proben mögliche Pipettierfehler. Die Forschenden sind damit erheblich schneller. Die Dr. Hans Messer Stiftung finanzierte gleich im März 2020 über den Goethe-Corona-Fonds einen solchen Hochdurchsatz-Pipettier-Roboter im Wert von über 100.000 Euro.

„Der Goethe-Corona-Fonds ist eine wirklich gute Starthilfe für unsere Forschung an dem Corona-Virus SARS-CoV-2. Mithilfe dieser Anschubfinanzierung konnten wir mittlerweile zusätzliche Drittmittel einwerben, etwa vom Bundesforschungsministerium und der EU.“
 Prof. Dr. Sandra Ciesek

Projekt von Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt

VERSTÄRKUNG FÜR VIROLOGIE-FORSCHERTEAM

Hochklassige Forschung braucht kompetente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Deshalb verstärkt künftig eine Junior-Professur das Team des Instituts für medizinische Virologie am Universitätsklinikum. Die Qualifikationsprofessur für COVID-19-Forschung soll die Suche nach Wirk- und Impfstoffen kurzfristig intensivieren und strategisch weiter verstärken. Erwartet werden zudem eine exzellente naturwissenschaftliche Promotion, ein eigenständiges Forschungsprofil und internationale wissenschaftliche Publikationen auf dem Gebiet der Virologie. Die Qualifikationsprofessur ist für fünf Jahre ausgeschrieben. Der Bad Homburger Unternehmer Stefan Quandt finanziert diese Stiftungsprofessur aus privaten Mitteln mit 600.000 Euro.

„Ich gehe davon aus, dass SARS-CoV-2 uns wissenschaftlich dauerhaft beschäftigen wird. Wir werden noch lange mit dem Virus leben müssen. Aber wir werden besser damit zurechtkommen.“
Prof. Dr. Sandra Ciesek

Projekt von Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt

MASSEN-SCREENING VON WIRKSTOFFEN

SARS-CoV-2 erforschen und ein Medikament gegen die Erkrankung COVID-19 zu finden, ist ein Paradebeispiel für disziplinübergreifende Forschungskooperationen. Gleich zu Beginn der Pandemie machen sich die Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Virologie der Frankfurter Universitätsklinik gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie auf die Suche nach Wirkstoffen. Eine gewaltige Aufgabe: innerhalb weniger Wochen arbeiteten sie sich durch sogenannte „Compound Libraries“. In diesen pharmakologischen Substanzdatenbanken fahndeten sie bei rund 6.000 Wirkstoffen nach passenden antiviralen Substanzen, die gegen COVID-19 einsetzbar sind. Mit einer Viertelmillion Euro aus dem Johanna-Quandt-Jubiläumsfonds konnte Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für medizinische Virologie, zusätzliche Mitarbeiter einstellen und die Suche nach wirksamen Medikamenten vorantreiben.

„Mit weiteren, qualifizierten Nachwuchswissenschaftlern können wir die Screenings sowie anschließende präklinische Untersuchungen schnell durchführen. Unser Ziel ist es, möglichst zeitnah mit klinischen Studien an Probanden und Patienten zu beginnen.“
Prof. Dr. Sandra Ciesek

Projekt von Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt

FAMILIEN IM AUSNAHMEZUSTAND

Die Corona-Pandemie hat das Leben aller Familien grundlegend verändert. Betreuung, Unterricht, Freizeitgestaltung, Versorgung, Beratung, Spiel und vieles mehr findet überwiegend zu Hause statt. Zugleich müssen Mütter und Väter den Anforderungen im Beruf gerecht werden. Vielfach kommen finanzielle Sorgen etwa aufgrund von Kurzarbeit dazu. Nicht wenige Familien fühlen sich isoliert und in ihren Nöten allein gelassen. Die Erziehungswissenschaftlerinnen Prof. Dr. Sabine Andresen und Johanna Wilmes vom Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung untersuchen: welche konkreten Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Familienalltag, auf Erziehung und Sorge. Sie will außerdem klären, in welchen Bereichen Mütter, Väter und ihre Kinder wirksame Unterstützung benötigen. Aus diesen Erkenntnissen wird die Wissenschaftlerin Lösungsvorschläge entwickeln und diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.

„Wir zielen mit unserer Studie auch auf Erkenntnisse, mit welchen Belastungen Familien mit niedrigem Einkommen derzeit ihren Familienalltag managen müssen."
 Prof. Dr. Sabine Andresen

Projekt der Erziehungswissenschaftlerinnnen Prof. Dr. Sabine Andresen und Johanna Wilmes vom Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Goethe-Universität

LERNEN AUF DISTANZ

Der Distanzunterricht stellt Lehrer, Kinder und Eltern vor große Herausforderungen - und bereitet Sorgen. Dabei geht es um mehr als fehlende Tablets, stabile Internetverbindungen und unterrichtsdidaktische Problemstellungen. In der Pandemie geraten pädagogische und soziale Beziehungen unter Druck. Lernen auf Distanz verändert Schule, verändert Lehren und Lernen. Wie – das untersucht das Projekt VERSA (Veränderungen durch Schule auf Distanz). Die Erziehungswissenschaftlerinnen Prof. Dr. Barbara Asbrand, Prof. Dr. Merle Hummrich und Prof. Dr. Mirja Silkenbeumer erforschen, wie sich die Corona-Pandemie auf die pädagogischen Beziehungen und die Peer-Beziehungen der Jugendlichen im Kontext Schule auswirkt, was sich verändert, aber auch gleichbleibt. Das untersuchen sie mittels Fallstudien: welche Krisenkonstellationen entstehen durch reduzierte soziale Kontakte? Wie erleben die Jugendlichen die Einschränkungen an ihrer Schule beziehungsweise beim Lernen auf Distanz? Wie gehen die beteiligten Akteure damit um? Distanzunterricht erfordert ein Umdenken: Lehrer wie Schüler benötigen Unterstützung, Beratung, Orientierung und Maßstäbe.

„Unser Ziel ist es herauszufinden, wie sich Aufwachsen im Distanz- oder Wechselunterricht verändert und wie es individuell bearbeitet wird“
Prof. Dr. Barbara Asbrand, Prof. Dr. Merle Hummrich, Prof. Dr. Mirja Silkenbeumer

Projekt der Erziehungswissenschaftlerinnen Prof. Dr. Barbara Asbrand, Prof. Dr. Merle Hummrich und Prof. Dr. Mirja Silkenbeumer, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Goethe-Universität

AUSRÜSTUNG FÜR COVID-19-INTENSIVSTATION 

Patienten mit schweren COVID-19-Krankheitsverläufen müssen häufig intubiert werden. Das ist keine triviale Aufgabe. Ein sogenanntes Videolaryngoskop verschafft den behandelnden Medizinern ein vergrößertes Blickfeld, die Halswirbelsäule des Patienten muss weniger überstreckt werden und erleichtert so die Intubation. Außerdem sind unter dem Einsatz eines Videolaryngoskops Intubationsverletzungen seltener. Ein solches Gerät wird auf den internistischen Intensivstationen des Universitätsklinikums eingesetzt, zu denen auch die Schockräume für COVID-19-Patienten zählen. Medizinische Fachgesellschaften empfehlen aus Infektionsschutzgründen, für COVID- und NON-COVID-Erkrankte zwei verschiedene Geräte einzusetzen. Doch ein solches Gerät ist teuer. Mithilfe der Zuwendungen aus dem Goethe-Corona-Fonds konnte für die COVID-19-Intensivstation des Uniklinikums umgehend ein solches medizinisches Gerät angeschafft werden. Außerdem wurde ein tragbares Ultraschallgerät mit drei Schallkopfsonden für die Intensivstationen bewilligt.

„Die Motivation des Organisationsteams rund um den Goethe-Corona-Fonds ist wirklich hervorzuheben. Ich wurde bei meinen Anfragen und der gesamten Abwicklung sehr unterstützt.“
 Dr. Victoria Mücke

Projekt der Ärztin Dr. Victoria Mücke, Stationsärztin Internistische Intensivstation, Universitätsklinikum Frankfurt

LUFTFILTER FÜR KLASSENZIMMER

Abstand, Hygiene, Atemschutzmaske – darauf setzen derzeit die Schulen, um die Gefahr der Ansteckung mit dem Coronavirus in Klassenzimmern zu reduzieren. Auch regelmäßiges Lüften soll verhindern, dass infizierte Schüler oder Lehrer die Viren weitertragen. Um die Virenlast zu senken, fordern immer mehr Lehrer, Experten und Politiker zudem den flächendeckenden Einsatz von Hochleistungs-Luftfilteranlagen. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt: die Installation mobiler Raumluftfilter in Klassenräumen führte zu einer signifikanten Reduktion der Aerosolkonzentration und dem damit verbundenen Ansteckungsrisiko mit dem SARS-CoV-2-Virus. Über die Folgekosten dieser Geräte herrscht bisher jedoch Unklarheit - was manche Schule von einem Kauf möglicherweise abhält. Um die Gesamtkosten der Anschaffung und des Betriebs der Geräte abschätzen zu können, entwickeln Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler ein individualisierbares Rechenmodell, das die kostengünstigste Ausstattung eines Raumes mit mobilen Raumluftfiltern unter Einhaltung eines Grenzwertes für das Infektionsrisiko mit dem SARS-CoV-2-Virus ermittelt – eine wichtige Entscheidungshilfe für die Nutzer. Dieses Projekt wird von der Friedrich Flick Förderungsstiftung unterstützt.

„Die schnelle und unbürokratische Förderung wissenschaftlicher Projekte durch den Goethe-Corona-Fonds ermöglicht es uns Wissenschaftlern, die in der Pandemie drängenden und zeitkritischen Fragen schnell anzugehen und die ebenso dringend benötigten Antworten zu finden. Mit unserer Forschung zu Lebenszykluskosten liefern wir eine Entscheidungshilfe für die Anschaffung und den Betrieb mobiler Raumluftfilter in Klassenräumen, um das Infektionsrisiko mit dem SARS-CoV-2-Virus für Schüler:innen und Lehrer:innen signifikant zu reduzieren.“
Prof. Dr. Anna Rohlfing-Bastian

Projekt von Prof. Dr. Anna Rohlfing-Bastian und ihrem Team, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt

HERSTELLERUNABHÄNGIGE LUFTREINIGER-TESTS

Stoßlüften ist sinnvoll, reicht aber nicht aus, um die Viruslast in Klassenzimmern, Büros oder etwa Restaurants wirklich zu reduzieren. Lüften ist physikalisch nur dann effizient, wenn ein großer Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen besteht oder es draußen tatsächlich ziemlich windig ist. Frankfurter Atmosphärenforscher empfehlen daher zusätzlich zum Stoßlüften hocheffiziente Raumluftreiniger einzusetzen. Sie haben eine Woche lang vier Luftreiniger in einer Schulklasse mit Lehrern und 27 Schülerinnen und Schülern getestet. Das Ergebnis: 30 Minuten nach dem Anschalten hatte ein Luftreiniger 90 Prozent der Aerosole aus der Luft entfernt. Das Risiko einer Ansteckung mit SARS-CoV-2-Viren lässt sich demnach deutlich reduzieren. Jetzt wollen die Atmosphärenforscher herausfinden: eignen sich diese Geräte auch für andere Einsatzorte? Und welche entfernen das Aerosol am effizientesten aus der Raumluft? Was könnte den Luftreinigungsprozess noch verbessern? Die Studienergebnisse sollen konkrete Empfehlungen und Konzepte ermöglichen, die das Zusammensein in abgeschlossenen Räumen sicherer machen – unabhängig von Herstellern und kommerziellen Anbietern.

"Wenn mehrere Personen sich über längere Zeit in einem Raum aufhalten, dann sind Luftreiniger ein wichtiger Teil eines Sicherheitskonzepts, um die Gefahr einer Corona-Infektion durch Aerosolpartikel zu verringern. Wenn der Luftstrom durch das Gerät hoch genug ist, dann kann man mit relativ einfachen Mitteln eine ganze Menge erreichen."
Prof. Dr. Joachim Curtius

Projekt von Prof. Dr. Joachim Curtius und seinem Team, Institut für Atmosphäre und Umwelt, Goethe-Universität Frankfurt

CORONA-BIOBANK BEOBACHTET FOLGESCHÄDEN

Proben und klinische Daten von COVID-19-Patienten – auch nach ihrer Genesung – sammelt Prof. Maria Vehreschild in einer Biobank der Infektiologie des Universitätsklinikums; der Goethe-Corona-Fonds stellt hier Personalmittel zur Verfügung. Die biologischen Proben und Informationen der Biobank helfen Forschenden, akute Krankheitsprozesse und Spätfolgen der Erkrankung besser zu verstehen. Diese Daten sind eine wichtige Basis für die Entwicklung von Diagnostika, Medikamenten, Impfungen und Therapien. Prof. Vehreschild beliefert mit ihren Proben Impf- und Medikamentenforscher in ganz Deutschland; inzwischen ist ihre Datenbank in einer gesamtdeutschen Biobank aufgegangen. 

„Ich setze mich ein für die klinische Forschung, damit neue Medikamente rasch den Weg zu unseren Patienten finden.“
Prof. Dr. Maria Vehreschild

Projekt von Prof. Dr. med. Maria Vehreschild (Leiterin des Schwerpunkts Infektiologie) und PD Dr. med. Timo Wolf (Leiter der Infektionsstation), Universitätsklinikum Frankfurt

GEFÄHRLICHER ALS GRIPPE

Die Vermehrung des SARS-CoV-2-Virus ist das Forschungsthema einer Kooperation zwischen dem Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität und dem Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums. Dabei untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Eiweiße in befallenen Zellen entweder an- oder ausgeschaltet werden müssen, um die Replikation des Virus zu verhindern. Dazu haben sie zunächst eine spezielle Reporterzelllinie entwickelt, in der sie die geplanten Experimente durchführen können. Der Goethe-Corona-Fonds unterstützt das Projekt durch eine Zuwendung für Sachmittel.

„Dieses Virus zeigt Besonderheiten, die es sehr gefährlich machen, sehr viel gefährlicher als Grippeviren oder andere respiratorische Krankheitserreger.“
Prof. Dr. Rolf Marschalek
Projekt von Prof. Rolf Marschalek, Institut für Pharmazeutische Biologie, Goethe-Universität, und Prof. Sandra Ciesek (Leiterin der Research Group Ciesek am Institut für Klinische Virologie), Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt

DIGITALES CORONA-TAGEBUCH

Eine COVID-19-App zum Symptom-Tracking entwickeln Wirtschaftswissenschaftler der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universitätsklinik. Die App dient dazu, COVID-19-Patienten auch langfristig individuell zu begleiten. Sie bietet eine Art Tagebuch, mit dem Symptomentwicklung und Aktionsradius strukturiert festgehalten und auf Wunsch pseudonymisiert an Wissenschaftler für Langzeitstudien und Heatmaps, aber auch für individuelle Hinweise übermittelt werden können.

„Inzwischen haben wir nicht mehr nur COVID-Patienten im Blick. Die Funktionen der App sollen nun auch für die Begleitung von Langzeitpatienten wie HIV-Infizierte und Menschen mit anderen viralen Krankheiten genutzt werden können.“
Prof. Andreas Hackethal

Projekt von Prof. Dr. Andreas Hackethal (House of Finance Professur für Personal Finance), Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Goethe-Universität

ZELLEINTRITT VERHINDERN

Das Eindringen von SARS-CoV-2-Viren in Körperzellen kann möglichweise durch Medikamente beeinflusst werden. Medikamente, die auf den Stoffwechsel bestimmter Bestandteile der Zellmembran einwirken und damit den Viruseintritt sowie das durch das Virus verursachte Absterben der Zellen verhindern. Diese Option untersucht ein Forschungsprojekt am Institut für Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie. So sollen mögliche Angriffspunkte für die Entwicklung geeigneter Arzneimittel zur Behandlung einer Infektion mit SARS-CoV-2 genutzt werden. Der Goethe-Corona-Fonds stellte Personal- und Sachmittel zur Verfügung und warb weitere Spenden zugunsten des Projektes ein.

„Wir haben am Zentrum für Arzneimittelforschung, -Entwicklung und -Sicherheit ZAFES und dem House of Pharma an der Goethe-Universität gute Bedingungen und eine lange Tradition in der pharmakologischen Forschung. Der Zufall will es, dass es bei meiner Ebola-Forschung, übrigens gemeinsam mit der Virologie der Philipps Universität Marburg, Erkenntnisse gab, die wir nun bei SARS-CoV-2 auch nutzen können.“
Prof. Dr. Josef Pfeilschifter

Projekt von Prof. Josef Pfeilschifter, Institut für Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie, Universitätsklinikum Frankfurt

WIRKSTOFF-SCREENING FÜR MEDIKAMENTE GEGEN COVID-19

Neue Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 und andere Corona-Viren schnell zu identifizieren ist schwierig – sowohl für die Grundlagen- als auch die translationale Forschung. Das Projekt NMR COVID-19 will diesen Prozess durch kernmagnetische Resonanzspektroskopie (NMR) beschleunigen. Das internationale Team von mehr als 200 Wissenschaftlern um Prof. Dr. Harald Schwalbe vom Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ) bestimmt bei diesem Verfahren die dreidimensionale Struktur aller RNAs und Proteine von SARS-CoV-2-Viren. Alle viralen RNAs und Proteine werden mit potenziellen Wirkstoffen gescreent, um herauszufinden, ob bereits bekannte Wirkstoffe an Virus-Moleküle binden und insbesondere auch, um neue Wirkstoffe zu finden. Der Goethe-Corona-Fonds unterstützt bei diesem DFG-Forschungsprojekt beteiligte Nachwuchsgruppen und eine Doktorandenstelle – eine Teilförderung mit Hebelwirkung.

„Dank weltweiter wissenschaftlicher Vernetzung finden wir schneller COVID-19-Schwachstellen für wirksame Therapien.“
Prof. Dr. Harald Schwalbe

Projekt von Dr. Boris Fürtig, Dr. Martin Hengesbach, Dr. Andreas Schlundt, Prof. Jens Wöhnert, Prof. Harald Schwalbe (Koordination), Direktor Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ), Goethe-Universität Frankfurt und Dr. Julia Weigand, TU Darmstadt.

IMMUNGEDÄCHTNIS STÄRKEN

Wie die Immunantwort von COVID-19-Patienten sich im Verlauf der Krankheit auf Ebene der Immunzellen verändert, untersucht ein Projekt im Universitätsklinikum Frankfurt. Modernste Sequenziermethoden auf Einzelzellebene werden dafür eingesetzt. Dabei werden Patienten mit milderem Krankheitsverlauf verglichen mit jenen, die einen schweren Krankheitsverlauf erleiden und wiederum jenen, die im Rahmen einer Studie den Wirkstoff „Remdesivir“ erhalten haben. Der Goethe-Corona-Fonds unterstützt das Projekt mit einer Anschubfinanzierung, da ein aussichtsreicher Antrag auf Forschungsförderung beim Bundesforschungsministerium gestellt wurde.

„Wir erhoffen uns von dem Projekt einen einzigartigen Überblick über die kritischen Veränderungen der Immunabwehr während des Krankheitsverlaufs zu erlangen, und zu verstehen, welche Vorgänge bei den Patienten zu einem lebensbedrohlichen Verlauf der COVID-19-Infektion führen.“
Prof. Dr. Michael Rieger

„Diese Erkenntnisse sind maßgeblich für die Entwicklung neuer Therapiekonzepte, deren Ziel es ist, die Immunantwort der COVID-19-Patienten so zu modulieren, dass über die Ausheilung der Erkrankung hinaus ein Immungedächtnis entsteht, das langfristig vor einer COVID-19-Erkrankung schützt.“
Prof. Dr. Evelyn Ullrich
Projekt von Prof. Dr. rer. nat. Michael Rieger (Leiter der Arbeitsgemeinschaft Rieger, LOEWE Zentrum für Zell- und Gentherapie Frankfurt) Abteilung für Hämatologie und Onkologie, Universitätsklinikum Frankfurt, und Prof. Evelyn Ullrich (Professur für Zelluläre Immunologie, Leiterin des Arbeitsbereiches Experimentelle Immunologie), Abteilung für Pädiatrie, Universitätsklinikum Frankfurt

AUFWÄNDIGE DIAGNOSTIK

Blutgerinnungsstörungen und Embolien treten bei COVID-19-Patienten verstärkt auf. An der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie des Universitätsklinikums Frankfurt wird untersucht, welche Gerinnungsfaktoren COVID-19 beeinflusst und wie sich durch diese Erkenntnisse die Therapie verbessern lässt. Mit Hilfe von Sachmitteln des Goethe-Corona-Fonds kann und konnte bereits die aufwändige Spezialgerinnungsdiagnostik unterstützt werden.

„Bis zu einem Drittel der schwer erkrankten COVID-19-Patienten entwickeln Embolien. Die Ursachen für das höhere Thrombose- und Embolie-Risiko sind jedoch noch nicht bekannt. Dies wollen wir mit Unterstützung des Goethe-Corona-Fonds klären, um unsere Therapiestrategien zu optimieren und die Patienten im Heilungsprozess bestmöglich zu unterstützen.“
Dr. med. Elisabeth Adam
Projekt von Dr. med. Elisabeth Adam (Oberärztin, Fachärztin für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin) Kompetenzzentrum für ARDS, Beatmung, Sepsistherapie und Weaning, Universitätsklinikum Frankfurt

ALGORITHMUS ERKENNT SEPSIS

Blutvergiftung ist eine der extrem schnell auftretenden Komplikationen bei einer COVID 19-Infektion – selbst dann, wenn Patienten intensivmedizinisch betreut werden. Ärzte der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums entwickelten ein System zur Echtzeit-Überwachung von COVID-19-Patienten mittels Sensoren, die auf die Haut geklebt werden. Anhand von Atemmuster, Herzwiderstand und weiteren Messgrößen können die Mediziner eine drohende Sepsis rechtzeitig erkennen. Mithilfe eines Smartphones werden die Daten anonymisiert, verschlüsselt und sicher auf eine CE-zertifizierte Internetplattform übertragen. Die Auswertung erfolgt über künstliche Intelligenz, die einen Algorithmus erzeugen soll, um gefährdete Patienten frühzeitig herauszufiltern. Das Verfahren kann auch bei anderen Infektionskrankheiten oder nach einer Chemotherapie helfen, die Patienten auch ambulant zu überwachen – bei einer Sepsis ist sofortiges Handeln wichtig. Jede Verzögerung ist ein extremes Risiko. Für dieses Pilotprojekt ist eine Machbarkeitsstudie für 50 Patienten aufgelegt.

„Es ist das Besondere an dem Projekt, dass die Werte vollkommen flexibel und überall erfasst werden können: bei Risikopatienten zuhause, auf Normalstation oder in der Reha. Solange der Patient das Handy in einem Abstand von zehn Metern einsetzt, werden die wichtigen Vitalwerte übertragen.“
Dr. Mate Knabe 
Projekt von Dr. med. Mate Knabe (Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Notfallmedizin) Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt

NEUE WAFFEN GEGEN CORONA-VIRUS

Wirkstoffe gegen das SARS-CoV-2-Virus hat ein Forschungsprojekt am Institut für Pharmazeutische Chemie im Fokus: In Kooperation mit dem Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Hemmstoffe gegen humane Proteine und ein Virenprotein, das für die Virenvermehrung entscheidend ist. Außerdem entwickeln sie einen Hemmstoff gegen ein menschliches Protein weiter, mit dessen Hilfe das Virus in Zellen eindringt. Der Goethe-Corona-Fonds unterstützt das zweigliedrige Projekt mit Mitteln für die Datensammlung und –aufbereitung, sowie für in- vivo-testing und screening.

„Ich kreiere Ideen für neue Therapien, die die ungehemmte Vermehrung des SARS-CoV-2-Virus im Patienten stoppen.“
Prof. Dr. Stefan Knapp
Projekt von Prof. Dr. Stefan Knapp, Institut für Pharmazeutische Chemie, Goethe-Universität

MIT DER GENSCHERE COVID-19 THERAPIEREN

Wie das SARS-CoV-2-Virus Zellen infiziert, untersucht ein Team von Biochemikern und Virologen des Universitätsklinikums. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen herausfinden, welche Proteine der menschlichen Zelle das Virus benötigt, um sich in den Zellen zu vermehren. Die beiden bisher bekannten Proteine ACE2 und TMPRSS2 reichen offenbar nicht aus, damit Viren in Zellen eindringen und sich dort replizieren können. Damit einher geht die Suche nach menschlichen Genen, die für die Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Virusinfektion verantwortlich sind. Auf diese Weise wollen die Forscher Ansatzpunkte für eine medikamentöse Behandlung von COVID-19 finden.

Projekt von Dr. Manuel Kaulich (Foto: links), Institut für Biochemie II, Goethe-Universität, und Prof. Dr. Jindrich Cinatl, Institut für medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt

ERKENNTNISGEWINN DANK INTERDISZIPLINÄRER KOOPERATION

Molekulare Veränderungen nach der SARS-CoV-2-Infektion menschlicher Zellen untersucht ein Projekt des Instituts für Biochemie II in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt. Außerdem wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verstehen, warum es bei einigen COVID-19-Patienten zu schweren Nierenschäden kommt. Dieser Forschungsfrage wird in Zusammenarbeit mit dem Funktionsbereich Nephrologie der Medizinischen Klinik III des Universitätsklinikums Frankfurt sowie mit dem Institut für Virologie der Universität Marburg nachgegangen. Der Goethe-Corona-Fonds fördert die Projekte mit Personal- und Sachmitteln.

„Zeit ist immer wichtig, und im Moment ganz besonders. Wir haben nicht die Zeit, drei Jahre in ein Projekt zu investieren – und ein Jahr für das Funding. Jetzt muss es schnell gehen. Da ist es fantastisch, dass es diesen Goethe-Corona-Fonds gibt. Es ist toll, dass wir in Frankfurt leben und es hier so viel Unterstützung gibt, die unsere Forschung ermöglicht.“
Dr. Christian Münch

Projekte von Dr. Christian Münch, Emmy Noether Gruppenleiter Institut für Biochemie II, Goethe-Universität Frankfurt

PSYCHOLOGISCHE HILFE 

Ansteckungsängste, Einsamkeit, Sorgen um die Zukunft: Die Verbreitung des SARS-CoV- 2-Virus und die Maßnahmen zu dessen Eindämmung sind für nicht wenige Menschen sehr belastend. Depressionen können die Folge sein. Welche Rollen hierbei Emotionen sowie das Wissen über die Infektion spielen, ist bislang noch nicht untersucht worden. Eine Studie von Prof. Dr. Ulrich Stangier, Abteilungsleiter der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität, und seinem Mitarbeiter Schahryar Kananian am Institut für Psychologie an der Goethe-Universität, soll erste Erkenntnisse hierzu liefern. Außerdem wurde am Zentrum für Psychotherapie eine telefonische Krisenberatung eingerichtet. Das Angebot wendet sich an Menschen, die sich durch die Corona-Krise belastet fühlen – durch Konflikte in der Familie oder Einsamkeit und Unsicherheit, psychische Störungen wie Ängste, Depressionen oder Suchtprobleme. Auch Kinder und Jugendliche können beim Corona-Krisentelefon Hilfe bekommen.

„Das Ungewisse der Pandemie ist Auslöser für viele Sorgen. Mithilfe der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität können wir ein Corona-Krisentelefon anbieten.“
Prof. Dr. Ulrich Stangier

Projekt von Prof. Dr. Ulrich Stangier, Abteilungsleiter Klinische Psychologie und Psychotherapie, Goethe-Universität Frankfurt

CORONA-MASSNAHMEN: AUSWIRKUNGEN AUF DROGENABHÄNGIGE

Menschen in sogenannten harten Drogenszenen zählen häufig zu den COVID-19-Risikogruppen und sind gleichzeitig von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens besonders stark betroffen, zum Beispiel durch ihre Obdachlosigkeit. Das Centre for Drug Research am Fachbereich Erziehungswissenschaften führt eine Studie durch, um die Folgen des „Lockdown“ für die ambulante Drogenhilfe und deren Klientel zu dokumentieren und die Basis für Verbesserungen zu schaffen. Der Goethe-Corona-Fonds unterstützt die qualitative Studie zum Thema Drogenhilfe mit Zuwendungen für benötigte Personal- und Sachmittel.

„In Zeiten der Pandemie ist es wichtig, nicht nur SARS-CoV-2 selbst und Möglichkeiten zu seiner Eindämmung zu erforschen, sondern auch mittelbare Folgen. Drogen konsumierende Menschen in prekären Lebenssituationen sind von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens – u.a. den Angeboten der Drogenhilfe – stark betroffen. Wir bedanken uns beim Goethe-Corona-Fonds, dessen Förderung uns eine umfassende Dokumentation und Analyse dieser Probleme in Form einer sozialwissenschaftlichen Studie ermöglicht.“
Dr. Bernd Werse

Projekt von Dr. Bernd Werse, Centre for Drug Research, Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt

INTERDISZIPLINÄRES COVID-19-SPEZIALTRAINING

Beim Umgang mit COVID-19-Patienten muss jeder Handgriff sitzen. Maßnahmen wie Reanimation oder Intubation sind komplex. Dabei in Schutzkleidung zu agieren, ist eine Herausforderung. Eine standardisierte praktische Ausbildung zum Verhalten bei hochinfektiösen Patienten fehlte bisher. Prof. Dr. Miriam Rüsseler, Leiterin der Simulationsklinik FineST des Universitätsklinikums, ändert das jetzt. Sie hat ein Ausbildungskonzept erarbeitet, das Pflegende und angehende Mediziner in Theorie und Praxis schult. Die einzelnen Kurse in der Simulationsklinik, einem Lehr-, Lern- und Prüfungszentrum, bestehen aus verschiedenen Lehrmedien wie Erklärvideos, Virtual Reality und Vor-Ort-Training. Insgesamt sind über 500 Kurse vorgesehen, um eine große Anzahl von Menschen der gesamten Rhein-Main-Region zu schulen. Dieses Trainingsprojekt wird gefördert durch eine Gemeinschaftsinitiative von 14 Rotary Clubs der Rhein-Main-Region (unterstützt durch taiwanesische Clubs) mit einer Spende von 240.000 Euro.

„Man muss damit rechnen, dass durch die zunehmende Globalisierung das Risiko steigt, häufiger mit hochkontagiösen Krankheiten und epidemischen Verläufen in Kontakt zu kommen. Deshalb sollte medizinisches Personal grundsätzlich im Umgang mit Pandemien ausgebildet werden“
Prof. Dr. med. Miriam Rüsseler

Prof. Dr. med. Miriam Rüsseler, Leiterin des Simulationszentrum FineST, Universitätsklinikum Frankfurt


Fotos: Dr. med. Elisabeth Adam (privat), Arbeitsgemeinschaft Pfeilschifter (Pfeilschifter AG), Prof. Dr. Rieger, Prod. Rolf. Marschalek (Uwe Dettmar), Prof. Dr. Stefan Knapp (Alex Schwander Photography); Arbeitsgruppe Dr. med Gesine Meyer (privat); Cinatl (Uniklinikum Frankfurt), Kaulich (Institut für Biochemie); Stagnier (privat); Münch (Dettmar); Werse (Dettmar); Knabe (Foto-Plus & foto creativ Menke – Team); "Lernen auf Distanz" (Foto: Jürgen Lecher); Projekt "Pipetten" von Ciesek (Credits: UNSPLASH); Tobias Mai (Credits: Uniklinik); Peter Bader (Credits: Uwe Dettmar); Maike Windbergs (Credits: Uwe Dettmar); Sandra Ciesek (Credits: Jürgen Lecher); Dr. Victoria Mücke (Credits: Uniklinik); Joachim Curtius (Credits: Uwe Dettmar); Prof. Dr. Anna Rohlfing-Bastian (Credits: Marc Bartolo)