2021/2022 Lebensadern

186. Vereinsjahr

Lebensadern – Flusslandschaften der Erde in Vergangenheit und Zukunft


20.10.2021

Prof. Dr. Jürgen Runge, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Ins Herz der Finsternis: Kongo & Oubangui – zwei Lebensadern in Zentralafrika

Der Kongo und sein größter Nebenfluss, der Oubangui, sind die für Naturraum und Infrastruktur wichtigsten Fließgewässer in Zentralafrika. Mit einer Länge von 4.374 km ist der Kongo nach dem Nil der bedeutendste Strom des afrikanischen Kontinents. In seinem Einzugsgebiet liegen acht Staaten, die auf unterschiedliche Weise von dem gewaltigen Fluss abhängig sind. Tropische Landschaften, ihre Entstehungsgeschichte und die sozial-ökologische Relevanz der Flüsse werden vorgestellt. Fallstudien aus der Demokratischen Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik erläutern historische und geographische Problemlagen im Kongobecken wie Hydroenergie, Warentransport, Hochwasser, Entwaldungsproblematik und Klimawandel.


03.11.2021

Prof. Dr. Jürgen Herget, Universität Bonn
Am Anfang war die Sintflut – Hoch- und Niedrigwassererfahrungen in der Geschichte

Wenn Flüsse über die Ufer treten oder man sich an die Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre erinnert, ist schnell von sintflutartigen Ereignissen die Rede. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass es immer wieder zu Hochwassern der Superlative gekommen ist und wir heute trotz der Schäden oft nur Varianten dessen erleben, was zuvor bereits übertroffen wurde. Die Untersuchungen dieser historischen Überlieferungen liefern Erkenntnisse für aktuelle Bewertungen und die Prognosen zukünftiger Ereignisse. Entsprechendes gilt für Niedrigwasserstände, die sich beispielsweise aus der römischen Geschichtsschreibung ableiten lassen.


17.11.2021

Prof. Dr. Boris Braun, Universität zu Köln
Zurück zur Natur – aber zu welcher? Renaturierung und Naturschutz in deutschen Flusslandschaften

Viele Fließgewässer und Auen werden mit großem Aufwand „renaturiert“ und in einen verbesserten ökologischen Zustand überführt. Dabei geht es nicht mehr nur um Gewässermodellierung, sondern zunehmend auch um dynamische Konzepte wie den Prozessschutz oder sogar die Wiederherstellung einer „neuen Wildnis“. Dies gilt auch in stark besiedelten Räumen Mitteleuropas, wo nur wenige Flächenreserven existieren und Nutzungskonkurrenzen besonders ausgeprägt sind. Der Vortrag soll den Fragen nachgehen, welche Natur eigentlich wieder hergestellt werden soll, wo immanente Widersprüche in modernen Schutzkonzepten existieren und wie sich die neue von der ursprünglichen Natur unterscheidet.


01.12.2021

Prof. Dr. Marcus Nüsser, Universität Heidelberg
Sozio-Hydrologie im Himalaya – Wassernutzung, Klimawandel und Staudammbau

Bereits der Gebirgsname, der sich als Wohnsitz (ā laya) des Schnees (hima) aus dem Sanskrit ableitet, verweist auf die Schlüsselfunktion der Gletscher und Schneedecken als Wasserspeicher für die dicht bevölkerten Tiefländer Südasiens. In den trockenen Gebirgsabschnitten wird der Schmelzwasserabfluss generell für den Bewässerungsfeldbau genutzt, wobei der Klimawandel weitreichende Anpassungsmaßnahmen erforderlich macht. Neben den Auswirkungen des Klimawandels wird der regionale Wasserhaushalt auch durch massive Staudammbauten zur Energieerzeugung beeinflusst, die die Täler im Himalaya zunehmend prägen. Im Vortrag werden diese soziohydrologischen Zusammenhänge diskutiert.


12.01.2022

Prof. Dr. Martin Coy, Universität Innsbruck
Am Amazonas: Das größte Flusseinzugsgebiet der Erde im Widerstreit der Interessen

Zusammen mit seinen mehr als 1000 Zuflüssen bildet der Amazonas das größte Flusseinzugsgebiet der Erde. Schon immer war Amazonien eine Region, die die unterschiedlichsten Begehrlichkeiten der Menschen in besonderem Maß auf sich zog. Früher war es der Kautschuk,der dem Land am Amazonas eine kurzfristige Blütezeit brachte, heute sind es die agrarische Erschließung, die Extraktion mineralischer Rohstoffe oder die Inwertsetzung der hydroenergetischen Potenziale, die die Region tiefgreifend verändern. Die ökologischen und sozialen Kosten sind enorm. An Beispielen aus Brasilien schaut der Vortrag aus politisch-ökologischer Perspektive auf aktuelle Konflikte in Amazonien und beleuchtet regionalpolitische Prioritäten sowie ihre sozial-ökologischen Folgen.


26.01.2022

Prof. Dr. Andreas Dittmann, Universität Gießen
Städte und Basare am oberen Indus. Das System der zentralen Orte in den Northern Areas of Pakistan.

Der obere Indus wird allgemein als die Trennlinie zwischen den Hochgebirgsregionen des Himalayas und des Karakorums angesehen. Das Indus-Tal und seine zahlreichen Nebentäler untergliedern das Gebiet in viele voneinander getrennte, teilweise sogar isolierte und sich unterschiedlich entwickelnde Talschaften. Diese Situation wurde nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft und den folgenden indisch-pakistanischen Auseinandersetzungen noch weiter verstärkt, als der traditionelle Zugang von Osten über das Indus-Tal abgeschnitten wurde. Es entwickelte sich ein System regionalspezifischer Besonderheiten wie „Basare im Basar“ und „Exterritoriale Zentrale Orte“. Mit der wachsenden geostrategischen Bedeutung der pakistanisch-chinesischen Allianz und dem Bau des beide Partner miteinander verbindenden Karakorum Highways haben die jungen Oasenstädte am Oberlauf des Indus und seinen Nebentälern in den letzten Jahren dynamische Wachstumsimpulse erfahren.


09.02.2022

Prof. Dr. Jürgen Wunderlich, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Der Nil – Lebensader in der Wüste

Als Fremdlingsfluss im Bereich des altweltlichen Trockengürtels hat der Nil bereits in vorgeschichtlicher Zeit die Menschen angezogen und maßgeblich zur Entstehung der altägyptischen Hochkultur beigetragen. Auch heute noch gewährleistet der Nil die Ernährung der ägyptischen Bevölkerung und stellt die wichtigste Wasserressource des Landes dar. Die Abhängigkeit vom Nilwasser führt aber auch zu Problemen, die durch die Wasserentnahme der Anrainerstaaten sowie den globalen Klimawandel verschärft werden. In dem Vortrag wird vor dem Hintergrund eigener Forschungsergebnisse auf die Entwicklung der Flusslandschaft und deren Bedeutung für die frühe Besiedlung des Niltals eingegangen. Ferner werden die Auswirkungen von Eingriffen in das Abflussregime des Nils und des aktuell zunehmenden Nutzungsdrucks auf die lebenswichtige Ressource thematisiert.



Weitere Informationen

Veranstaltungsort

Die folgenden Vorträge finden als Zoom-Veranstaltung statt:

20.10.2021
03.11.2021
17.11.2021
01.12.2021
12.01.2022
26.01.2022
09.02.2022

https://uni-frankfurt.zoom.us/j/92781296877?pwd=Q1VDb2FEcm5UbGhYN3dBWHVyb3Vadz09


Vorträge im Hörsaal H VI, Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21

Die Vorträge beginnen jeweils mittwochs um 18:15 Uhr im Hörsaal H VI, Hörsaalgebäude der Goethe-Universität Frankfurt, Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21, 60325 Frankfurt am Main.

Anfahrt

Das Hörsaalgebäude der Goethe-Universität Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21 ist zu Fuß von der U-Bahn-Station Bockenheimer Warte (Senckenbergmuseum) zu erreichen (U-Bahn U4, U6, U7; Straßenbahn 16; Bus 32, 36, 50, 75).

Vom Campus Riedberg führt der kürzeste Weg mit der U-Bahn U9 und Straßenbahn 16 via Ginnheim. Eine individuelle Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit der RMV-Fahrplanauskunft möglich

Im Umfeld des Campus Bockenheim (Bockenheim, Westend, Palmengarten, Messe) sind nur begrenzt Parkplätze vorhanden.

Eintritt

Mitglieder: frei

Nichtmitglieder: 5 €

Student*innen, Schüler*innen, Rentner*innen, Arbeitslose: 3 €

Schulklassen: nach Anmeldung frei

Lehrerfortbildung

Alle Vorträge sind beim Hessischen Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) als Lehrerfortbildung akkreditiert.