Man hört nicht auf (nicht) zu übersetzen

Frankfurter Arbeitskreis zu Barbara Cassins Denken und Le vocabulaire des philosophies européennes / Dictionnaire des intraduisibles

Der Arbeitskreis der Frankfurter AVL zu den „Intraduisibles“ (Unübersetzbaren, Zwischen-setzbaren, aber durchaus nicht Nicht-Übersetzbaren) trifft sich seit dem Sommersemester 2019 regelmäßig, getragen vom gemeinsamen Interesse, Barbara Cassins hybrides Denken und Schreiben zwischen Philosophie, Philologie, Psychoanalyse und Übersetzungstheorie zu erkunden und mit dem Ziel, Spuren für eine noch ausstehenden Rezeption des Vocabulaire des philosophies / Dictionnaire des intraduisibles (Paris 2004) im deutschsprachigen Raum zu legen.

Leitung: Prof. Dr. Dr. Judith Kasper

Mitarbeiter*innen: Ingo Ebener, Spencer Hawkins, Larissa Krampert, Theresa Meyer, Christoph Roeber, Jonathan Schmidt-Dominé, Jana Wilhelm, Aaron Zielinski

Bei Interesse, in diesem Arbeitskreis mitzuwirken, Anmeldung per E-Mail an kasper@em.uni-frankfurt.de


Publikation

Cassin

Barbara Cassin: Die Unübersetzbaren

Drei Essays
turia+kant, Wien 2023. Übersetzt und supplementiert von Ingo Ebener, Spencer Hawkins, Judith Kasper, Larissa Krampert, Theresa Mayer, Christoph Roeber, Jonathan Schmidt-Dominé, Jana Wilhelm.

Dieser Band präsentiert drei Texte von Barbara Cassin, in denen den Grenzen des Übersetzens nachgegangen wird. Das Übersetzen stößt immer wieder auf bestimmte Probleme, die sich mit Recherchen und Anstrengungen mehr oder weniger befriedigend lösen lassen. Hier geht es aber um prinzipielle Probleme und konkrete Beispiele, die Grenzen der Vermittelbarkeit aufzeigen.

Einfach gesagt: »Die Unübersetzbaren«, das ist die plurale Gesamtheit dessen, »was man nicht aufhört, (nicht) zu übersetzen«. Ausgehend von dieser paradoxen Setzung schreibt Barbara Cassin eine Übersetzungstheorie, die jede Form nationalontologischer Sakralisierung von Unübersetzbarkeit listig umschifft und zugleich der gegenwärtigen Tendenz, die Kultursprachen durch ein vereinheitlichendes und verflachendes globish zu ersetzen, mutig trotzt. Die Unübersetzbaren sind ein leidenschaftliches Plädoyer für eine immer wieder neu vorzunehmende »Komplizierung des Universellen«. In ihrer Schreib- und Übersetzungspraxis zeigt Cassin unterschiedliche Strategien dafür auf. Ausgangspunkte sind Babel, die Odyssee, die sophistische Philosophie, Schleiermacher, Humboldt, Lacan und Derrida. Nicht zuletzt wird für Cassin das Geflüchtetenlager in Calais zum aktuellen Prüfstein der Gegenwart und Zukunft der Geisteswissenschaften.

Der vorliegende Band versammelt drei ihrer Essays, Grundlagentexte der Übersetzungstheorie, Dokumente eines genuin politischen Denkens der Alterität, der Sprache und der Begegnung, einer unaufhörlichen, auch genussvollen Arbeit am Sprachmaterial. Ergänzt werden diese Essays durch eine Quellensammlung, die längere Abschnitte wichtiger Texte enthält, auf die sich Cassin bezieht. Zu guter Letzt umfasst der Band eine Reihe von Supplementen, die anhand von zentralen Begriffe und Formulierungen den Übersetzungsprozess reflektieren und weiterführen.


Veranstaltungshinweis

Vortragsserie im Wintersemester 2020/21 (via zoom) veranstaltet vom Arbeitskreis der Frankfurter AVL zu Barbara Cassins Dictionnaire des intraduisibles

Mi, 9. Dezember 19h 30 – 21 h

Marìlia Jöhnk (Frankfurt): (Un)übersetzbarkeiten postkolonial. Haroldo und Augusto de Campos

Do, 17. Dezember 19h 30 – 21 h:

Prof. Dr. Lavinia Heller (Germersheim/Mainz): Translatorische und translatologische Perspektiven auf Heideggers Begriffswelt

Mi, 13. Januar 19h 30 – 21 h: FÄLLT LEIDER AUS. Wir hoffen den Vortrag nachholen zu können

Dr. (des.) Theresa Heyer (Strasbourg): Experimente des Relais-Übersetzens

Mi, 10. Februar 19h 30 – 21 h:

Prof. Dr. Achim Geisenhanslüke (Frankfurt): Poetik des Übersetzens: Henri Meschonnic

Mi, 24. Februar 19h 30 – 21h:

Philippe Haensler (Zürich): Übersetzung und Zwang. Zur Psychoanalyse der Philosophie


Bei Interesse Anmeldung per E-Mail an kasper@em.uni-frankfurt.de

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