Zur Geschichte der Abguss-Sammlung

Den Grundstock für die Sammlung bildete die städtische Sammlung von Gipsabgüssen antiker Statuen des Städel'schen Kunstinstitutes, die bei der Gründung der Universität in deren Besitz überging. Hans Schrader als erster Lehrstuhlinhaber der Klassischen Archäologie konnte erreichen, dass die Abgüsse in einem eigens dafür geschaffenen Oberlichtsaal des Hauptgebäudes der Universität untergebracht wurden. Universität und Stadt legten einen gemeinsamen Etat zum Unterhalt und zur Erweiterung fest. In Schraders Konzept zum Ausbau der "klassizistischen" Städel'schen Abguss-Sammlung zeigen sich deutlich die ästhetischen Maßstäbe seiner Generation. Schrader, der selbst in Athen an der Veröffentlichung der archaischen Marmorplastik von der Akropolis mitwirkte, schaffte überwiegend Abgüsse von Werken der Archaik, des Strengen Stils und der Hochklassik an.

Die Sammlung wurde jedoch in kurzer Zeit durch konkurrierende Interessen aus ihren Räumen gedrängt. So reklamierte die Universität 1931 die Stellfläche der Abgüsse für andere Zwecke und ordnete die Magazinierung der Gipse in angemieteten Räumen der Unions-Druckerei an der Bockenheimer Landstraße an.

Trotz intensiver Bemühungen konnte Ernst Langlotz, der in den Jahren 1933-1940 den Lehrstuhl in der Nachfolge Schraders innehatte, keine angemessene Unterbringung erreichen. Die Sammlung, eine der ältesten und reichsten Abguss-Sammlungen Deutschlands, ist 1944 bei einem schweren Bombardement zugrunde gegangen. Erhalten blieben außer einiger Kleingipse lediglich die in die Wand eingemauerten Teile des Parthenonfrieses, die durch mehrfache Übertünchung ihren archäologischen Wert inzwischen eingebüßt haben. Guido Kaschnitz von Weinberg hat unmittelbar nach dem Krieg den Grundstock einer neuen Abguss-Sammlung gelegt.

Die Nachfolger Gerhard Kleiner, Hans von Steuben, Wulf Raeck und Anja Klöckner haben die Sammlung gemäß ihren Grabungs- bzw. Forschungsaufträgen insbesondere durch Beispiele archaisch-milesischer, attisch-klassischer und hellenistisch-pergamenischer Plastik ergänzt. Unter der Obhut der Kustoden Peter Hommel, Ursula Mandel und mittlerweile Matthias Recke ist die Sammlung bis heute auf nahezu 300 Stücke angewachsen. Da das Institut seit den Kriegsjahren keinen Etat mehr zur Vermehrung einer Abguss-Sammlung zur Verfügung hat, sind es neben der Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität vor allem private Spender, die diesen Zuwachs ermöglichen.