Geschichte der Antikensammlung

Mit der Gründung des Archäologischen Instituts an der Frankfurter Universität ging auch die Einrichtung einer Originalsammlung im Jahre 1918 einher. Als Grundstock erhielt der damalige Ordinarius Hans Schrader Schenkungen von anderen archäologischen Universitätssammlungen. So beginnt das Inventarbuch mit einer Reihe von griechischen Keramikfragmenten: 30 Scherben erhielt Hans Schrader aus dem Akademischen Kunstmuseum in Bonn; 28 Scherben sandte W. Weber dem ehemaligen Frankfurter Kollegen. Aus Leipzig kam etruskische Bucchero-Keramik. Die ersten bedeutenden Stücke kamen 1924 in die Sammlung, zwei attische weißgrundige Lekythen von der Hand des Achilleusmalers und eines Schülers, die Schrader aus persönlichen Mitteln und mit Hilfe von Spenden gekauft hatte. Bis in die mittleren fünfziger Jahre wurde die Sammlung um eine Reihe von Terrakotten, Kleinbronzen, Gefäßen, Lampen und kleineren Skulpturenfragmenten bereichert. Aus dem Besitz Felix Böltes, dessen Nachlass nach dem Krieg ans Althistorische Seminar der Universität gegangen war, kam eine Sammlung griechischer Scherben hinzu, die er von seinen Reisen mitgebracht hatte.

Mit dem Amtsantritt Gerhard Kleiners 1956 setzten wichtige und gezielte Ankäufe, z.T. mit Hilfe von Berufungsgeldern, ein. Zusammen mit K. Parlasca und P. Hommel gelang es Kleiner, den weißgrundigen Lekythen qualitätvolle und repräsentative Beispiele geometrischer, archaisch-schwarzfiguriger, klassisch-rotfiguriger und hellenistischer Keramik an die Seite zu stellen. Im Hinblick auf die Forschungen in Milet wurden außerdem kleinasiatische Objekte erworben, von der orientalischen Bronzeschale bis zur hellenistischen Formschüssel. In Kleiners Zeit fiel die Veröffentlichung eines Teils der Vasensammlung des Instituts im ersten Frankfurter Band des Corpus Vasorum Antiquorum durch K. Deppert. Kurz vor Kleiners Emeritierung erhielt das Institut von dem Historiker Otto Vossler eine reiche Sammlung mykenischer Gefäßscherben und böotischer Terrakottafragmente aus dem Nachlass Wiegands als Geschenk.

Unter Hans von Steuben schließlich gelang eine Bereicherung der kleinen Skulpturensammlung um zwei bedeutende Kopffragmente: das Gesicht eines griechischen Philosophenportraits und das Fragment eines kolossalen Bildnisses aus Kleinasien, das möglicherweise Oktavian darstellt. Diese Skulpturen konnte das Archäologische Institut zusammen mit einer Auswahl an Kleinkunst und Keramik 1991 im Liebieghaus, Museum Alter Plastik, in Frankfurt zeigen; zur Ausstellung erschien ein Katalog von P. Hommel.

 

Literatur:
P. Hommel, Antike Kleinkunst aus der Sammlung des Archäologischen Instituts der Universität Frankfurt (1991).
U. Mandel in: Begegnungen: Frankfurt und die Antike (1994) S. 389 ff.
K. Deppert, Corpus Vasorum Antiquorum Frankfurt 1 (1964).
S. Mayer-Emmerling - A. von Mettenheim, Corpus Vasorum Antiquorum Frankfurt 4 (1994).
P. A. Mountjoy, The Johann Wolfgang Goethe University Collections: The Mycenean and the Minoan Pottery (2008).