Summer School CLAS 2014: Zoologische Ästhetik

Im Zentrum der dritten Summer School Zoologische Ästhetik (22.09.-27.09.2012) stand die Frage nach einer Ästhetik der Tiere, und dies in einem doppelten Sinn.

Zum einen stellen sich an den Tieren Grundfragen der Ästhetik: Wie erscheinen Tiere im Raum einer formbewussten Wahrnehmung? Wie lässt sich diese Wahrnehmung in eine Repräsentation überführen, die sowohl gegenstandsbezogen bleibt, als auch Möglichkeitsräume auslotet? Und wie lässt sich angesichts des Tieres als Paradigma des Natürlichen so etwas wie ästhetische Autonomie umsetzen? Gegenstand waren hier solche Kunstwerke (Bilder, Filme, Texte, usw.), die nicht nur von Tieren handeln, sondern zugleich mittels der Tiere ästhetiktheoretische Fragen aufwerfen. Die Tiere können so als Reflexionsfiguren des  Ästhetischen erfasst werden. Zum anderen sollten die Tiere auch als aktive Akteure einer eigenen Ästhetik in den Blick genommen werden. Kategorien wie Schönheit, Pracht, Design usw. werden in der Zoologie immer wieder diskutiert. Daraus ergibt sich ein mit der ästhetischen Theorie verknüpfter Fragehorizont: Welche Funktion übernimmt die formbewusste Wahrnehmung bei den Tieren? Wo werden in der Tierwelt Mechanismen der Nachahmung wirksam, die über die reine Verhaltenskopie hinaus explorativ neue Möglichkeiten erkunden? Wo geht das Verhalten der Tiere nicht in reiner Funktionalität auf, sondern verweist auf spielerische Freiheit? Von Interesse waren hier ethologische Forschungen, die nicht nur Tierverhalten beschreiben, sondern zugleich ihre eigenen Beschreibungskategorien reflektieren. Am Horizont der Summer School 2014 – und damit nach drei Jahren der gemeinsamen Arbeit an methodischen und inhaltlichen Fragen - stand damit die Frage nach einer disziplinenübergreifenden Theorie der Cultural and Literary Animal Studies, die neben den Kulturwissenschaften auch Natur- und Sozialwissenschaften betrifft und herausfordert.

Die Keynote-Vorträge der CLAS Summer School 2014 richteten sich auf je eine prominente Position aus den Kunstwissenschaften (Giovanni Aloi, Chicago/London) und der Literaturwissenschaft (Eva Geulen, Universität Frankfurt a. M.). Die natur- und kulturwissenschaftliche Debatte wurde zwischen dem Evolutionsbiologen Volker Sommer (University College London/UK) und der Kunst- und Kulturhistorikerin Julia Voss (Frankfurt a. M.) ausgetragen. Am  Tierkunstabend widmete sich der Philosoph und Interspecies-Komponist David Rothenberg (USA) der Musik der Tiere; eingeführt und moderiert wurde seine Präsentation durch den Musikwissenschaftler Martin Ullrich (Hochschule für Musik Nürnberg). In den Theorieworkshops standen grundlegende Positionen zur „Zoologischen Ästhetik“  zur Diskussion. Drei parallel laufende Themen-Workshops vertieften schließlich exemplarische Fragestellungen: "Zoo/Film" (Sabine Nessel, Christina May), "Wild/Bild" (Jessica Ullrich, Mareike Vennen), "Schreiben/Dichten" (Roland Borgards, Martina Wernli).

Wir empfingen NachwuchswissenschaftlerInnen aus verschiedenen Disziplinen und Ländern und verstanden die Summer School als Labor für den Forschungsbereich. Es wurde die Gelegenheit zur Vorstellung und Diskussion eigener Projekte ebenso gegeben wie Räume zur Vernetzung und Entwicklung und zum Rückblick auf drei Jahre CLAS Summer Schools.

Dokumentation

Die Würzburg Summer School for Cultural and Literary Animal Studies wurde gefördert von der VolkswagenStiftung.