GRADE Initiative "Kritische Sexualforschung"

Vorhaben und Fragestellungen

Die GRADE-Initiative kritische Sexualforschung hat das Ziel, die Auseinandersetzung mit und Erneuerung von der kritischen Sexualforschung des Frankfurter Instituts für Sexualwissenschaft an der Goethe-Universität fördern. Das Institut prägte zwischen 1973 und 2006 die fachlichen und öffentlichen Debatten über Sexualität, ihre Störungen sowie Wandel und Beständigkeit ihrer Formen. Zwischen Humanmedizin und Gesellschaftswissenschaften führte es vor Augen, wie die klinische Arbeit mit Patient*innen und sexualsoziologische Forschung sich gegenseitig befruchten können.

Zentrales Motiv war, dass Sexualität in ihrer historischen Besonderheit, also unter den Vorzeichen der kapitalistischen Moderne und deren Wandel begriffen werden muss: In ihrem Gelingen und Misslingen, ihren Versprechen und Enttäuschungen ist die Sexualität nicht aus ihren sozioökonomischen Kontexten zu lösen. Auf unterschiedlichen Feldern leisteten die Mitarbeiter des Instituts dabei Pionierarbeiten.
Wir halten die Arbeit des Instituts trotz des durch seine Schließung bedingten Bedeutungsverlusts für hochrelevant und möchten mit den Möglichkeiten einer GRADE-Initiative an ihrer Relektüre, Rezeption und Erneuerung arbeiten. Bis heute originell und aufschlussreich sind z.B. die Arbeiten des Instituts zu Formen und Modi sexuellen Lebens im Kontext des Neoliberalismus. Deren Aktualisierung unter den Bedingungen von Digitalisierung, multiplen Krisen, fortschreitender Individualisierung und anderen Entwicklungen des 21. Jh. stellen angedachte Arbeitsfokusse dar, ebenso wie die Auseinandersetzung mit Kontroversen zwischen Psychoanalyse und Queerfeminismus, etwa um Begriffe wie „Perversion“ und die Rolle von Geschlecht.

Zentrale Vorhaben sind derzeit die Organisation und Durchführung einer Arbeitstagung im ersten Jahr und eine daran angeschlossene Publikation. Diese Vorhaben werden in Kooperation mit Promovierenden und Lehrenden von der Psychoanalytic University Berlin, der FH Fulda und der Universität Mainz durchgeführt und ist fachlich zwischen Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie verortet.


Treffen:

Die Initiative trifft sich in unregelmäßigen Abständen, mindestens jedoch einmal im Monat online. Präsenztreffen in Frankfurt sind in Planung. Dort wird vor allem die Arbeitstagung und die daran anschließenden Projekte geplant. Inhaltlicher Austausch der Initiative findet im WiSe 2023/24 im Arbeitskreis „Gender, Kinship, Sexuality“ des Instituts für Sozialforschung statt.


Kontakt:

Bei Fragen oder Interesse an einer Beteiligung wenden Sie sich bitte an Hans Goerdten.


Mitglieder:

Hans Goerdten - Goethe Universität Frankfurt, FB03

Aaron Lahl - International Psychoanalytic University Berlin

Sarah Mühlbacher - Goethe Universität Frankfurt, FB03

Lio Okroi - Goethe Universität Frankfurt, FB03

Miriam Pietras - HS Fulda

Marie Reich - Goethe Universität Frankfurt, FB03 

Stella Schäfer - Goethe Universität Frankfurt, FB03

Sophia Schorr - Goethe Universität Frankfurt, FB04

Lisa Vatter - Goethe Universität Frankfurt, FB03