Bericht über Kästner-Aktivitäten des Instituts

"... ein brauchbarer Autor!"

Veranstaltungen aus Anlaß des 100. Geburtstags von Erich Kästner im Institut für Jugendbuchforschung

      Bereits der Beginn des Wintersemesters 1998/99 stand im Zeichen des bevorste-hendes Jubiläums des Schöpfers von "Emil und die Detektive", "Pünktchen und Anton", "Das fliegende Klassenzimmer" und "Das doppelte Lottchen". Der Autor, der im In- und Ausland zu den bekannte-sten und beliebtesten Vertretern der deutschsprachigen Kinder- und Jugendli-teratur zählt, sah sich dem Institut von seiner Gründung 1963 an verbunden. Um-gekehrt war das Frankfurter Institut in den 60er Jahren eine der wenigen literaturwis-senschaftlichen Forschungsstellen, die sich mit den Kinderbüchern Kästners be-schäftigte.

Eine Vorlesungsreihe unter dem Titel "Erich Kästner und die (Kinder-) literatur seiner Zeit" verschaffte Einblicke in Er-gebnisse neuer und neuester Forschungen zum Werk und insbesondere den Kinder-büchern Kästners. Die Ringvorlesung wurde am 22.10.1998 eröffnet mit einem Vortrag des Vorsitzenden der Erich-Kästner-Gesellschaft, Prof. Klaus Doderer über Kästner als engagierten Autoren und Zeitzeugen. Dieser Gesichtspunkt wurde, bezogen auf einzelne Dezennien seit 1930, in Beiträgen von Carsten Gansel (Gießen), Winfred Kaminski (Köln) und Bernd Dolle-Weinkauff (Frankfurt/M.) weiter-verfolgt während Hans-Heino Ewers die Selbstreflexionen Kästners als Kinder-buchautor zeitübergreifend untersuchte. Mit den kinderliterarischen Anfängen während der Weimarer Republik beschäf-tigen sich u.a. Rüdiger Steinlein (Berlin), Helga Karrenbrock (Osnabrück) und Gina Weinkauff (Leipzig), wobei die Gründe für den frappierenden Erfolg unter die Lu-pe genommen wurden. Neue Ansichten bekannter Werke, Einblicke in bisher we-nig beachtete oder unbekannte Seiten von Leben und Werk lieferten auch die Her-ausgeber der zum Jubiläum angekündigten neuen Werkausgabe im Hanser Verlag, Hans Sarkowicz und Franz Josef Görtz, die erstmals auf den bisher nicht zugängli-chen Nachlaß des Autoren zugreifen konnten (Vortrag am 5. November 1998). Besondere Beachtung im Programm findet neben zentralen Werken und Schaf-fensphasen die mediale Umsetzung und Verbreitung des Kästnerschen Werks auf der Bühne sowie in Rundfunk und Film und fremdsprachigen Übersetzungen

Der internationalen Wirkung Kästners widmete sich ein ebenfalls vom Institut veranstaltetes dreitägiges Symposion im Februar 1999, das von der Fritz Thyssen Stiftung (Köln) gefördert wurde. Getragen wurde die Veranstaltung im Frankfurter Literaturhaus von Beteiligten aus mehr als 20 Ländern, vertreten waren neben den Wissenschaftlern auch eine Reihe von Übersetzern der Werke Kästners. Das Symposion, das sich auch starker Reso-nanz in der Öffentlichkeit und in der Pres-se erfreute brachte das Bild eines Autors zutage, dessen Bedeutung für die interna-tionale Reputation der deutschen Kinder-literatur kaum zu unterschätzen ist. Die Vorträge, ergänzt um weitere Beiträge zum Thema sollen in einem im kommen-den Jahr erscheinenden Sammelband ver-öffentlicht werden.

Frankfurter Kästner Symposion `99: Empfang der Teilnehmer im Foyer des Instituts.
Im Vordergrund v.l..n.r. : Helga Karrenbrock (Osnabrück), Jean Perrot (Frankreich), Sarolta Lipóczi (Ungarn), Ernst Sei-bert (Österreich), Gillian Lathey (England), Renate Grubert (Schweiz), Alexandra Zervou (Griechenland), Nuran Özyer (Türkei), Annie Perrot, François Mathieu (Frankreich), Dieter Petzold (Erlangen), Prof. Veljka Ruzicka-Kenfel (Spanien)