Arbeitsfeld Verlag

Thema war der Arbeitsbereich Verlag, der seit langem zu den klassischen Beschäftigungsfeldern.von RomanistInnen.zählt. Etwa 50 interessierte ZuhörerInnen kamen, um dem Berich.von drei ehemaligen Frankfurter Romanistinnen zu lauschen, die nun beruflich im Verlagswesen etabliert sind. Die guten Beziehungen zu den Verlagshäusern Suhrkamp und Fischer sowie zur freien Lektorenschaft nutzend, konnte die AG Alumni-Netzwerk als Referentinnen Ilona Einwohlt, freie Lektorin im Bereich Kinderbuch, Corinna Santa Cruz, Lektorin für lateinamerikanische Literatur im Suhrkamp-Verlag und Kerstin Schuster, Verantwortliche für Auslandsrechte bei den S. Fischer-Verlagen, als Gäste des Abends gewinnen. Alle drei studierten in Frankfurt Romanistik und beendeten die Uni Mitte der 90er Jahre.

Seit einigen Jahren im Beruf, berichteten sie spannend vom facettenreichen Leben in der Verlagswelt und stellten eine große Bandbreite der Tätigkeitsbereiche als LektorIn, GraphikerIn, WerbetexterIn, AgentIn, Frau für Verlagsrecht oder ›Scout‹ vor. Viele Stationen sind zu durchlaufen, bevor sich ein Manuskript auf dem Lektorentisch in ein fertiges Buch im Regal der Buchhandlung verwandelt.Ilona Einwohlt und Corinna Santa Cruz schilderten diesen Weg und die zahlreichen Hürden mit Plastizität und Witz; angefangen vom Praktikanten als Erstleser, über den Verlagsleiter als Entscheidungsträger bis hin zu Buchproduktion und Vertrieb.

Corinna Santa Cruz räumte dann auch mit alten Vorurteilen auf und machte klar, dass die "Lektorentätigkeit aus wesentlich mehr als nur Bücherlesen besteht". Dies mache zwar einen großen Teil aus, finde aber hauptsächlich abends zu Hause statt. Vilemehrs gehörten eine unfangreichen Telefonier- und Schreibpraxis zum täglichen Broterwerb eines Lektors. "Auf die bereitet das Studium gerade nicht vor", sagt Corinna und erzählt von einer Vielzahl von Werbetexten, die für Broschüren, die Vertreterkonferenz, die Presse oder die Buchhandlungen geschrieben werden müssen, "immer ein bisschen anders und auf die Ansprüche der Adressaten abgestimmt".

Bevor jedoch ein Buch in einem anderen Land und in einer anderen Sprache erscheinen darf, ist die Frage der Autorenrechte zu klären. Diese sensible und Händlerqualitäten erfordernde Tätigkeit ist das Berufsfeld von Kerstin Schuster Sie ist über lange Jahre hinweg im Buchhandel und Verlagswesen groß geworden und hat nun ihren Traumjob gefunden. Sie liebt es, einen weiten Einblick in das gesamte Verlagsprogramm zu haben und Kontaktperson für alle Instanzen im Verlagsgeschäft zu sein. Unglaubwürdige Bewunderung erfasst uns, als sie von den großen Messen in Frankfurt und London erzählt, wo sie innerhalb von zwei Stunden ein Fachbuch an einen englischen Verlag, einen Roman an einen koreanischen Verlag und einen Ratgeber an einen portugiesischen Verlag verkauft.Wo man all dies lernt? Die Praxis macht den Meister und auf die Frage einer Studentin antwortet sie nicht ohne Stolz, dass kaum eine der meist weiblichen Vertreterinnen im Lizenzbereich studierte Juristin sei.

Eine der Fragen, die vielen Anwesenden in der Diskussion auf den Nägeln brannte, war die nach den Berufsaussichten für Romanisten im Verlagswesen. Wie bereitet einen das Studium dafür vor? Wie gelingt es, ein Praktikum oder Volontariat zu ergattern? Welche Qualitäten muss man mitbringen? Die Biografien der Drei zeigen, dass es letztlich kein direktes und sicheres Erfolgsrezept gibt. "Manchmal muss man Umwege in Kauf nehmen", sagte Ilona Einwohlt und beschrieb ihren Berufseinstieg als "Sturz aus dem Elfenbeinturm". Zuerst einmal lernte sie, dass weniger die philologische Qualifikation zählt als vielmehr die Fähigkeit, jemanden vom eigenen Projekt zu überzeugen und ein Buch zu verkaufen. Obwohl die Lage auf dem Arbeitsmarkt schwierig ist, besonders was Festanstellungen betrifft, empfehlen alle drei, jede Chance für ein Praktikum oder Volontariat wahrzunehmen und sei es in einem Verlag, der Kochbücher macht. Was man für die Arbeit im Verlag neben philologischen Fähigkeiten braucht, sind Flexibilität, eine gute Kenntnis des Marktes, eine Spürnase für Talente und viele menschliche Qualitäten, die gern als soziale Kompetenz zusammengefasst werden. So ist, wie Ilona schmunzelnd erzählte, "auch schon mal ein Viertelstündchen Trösten am Telefon " geboten, wenn der Autor in einer persönlichen Krise steckt und andererseits der Verlagstermin drängt. Dank der engagierten Beiträge der drei Referentinnen hatten alle Anwesenden einen interessanten, ertragreichen und über dies höchst unterhaltsamen Abend, der gut strukturierte, faktenbezogene Information mit dem kurzweiligen Plaudern aus dem Nähkästchen verband, das auch das Salz in der Suppe einer Lektion über das Verlagswesen ausmachte.

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