Goethe-Vigoni Discorsi

Europa geriet durch die Pandemie nicht nur in eine medizinische Krise. Grundpfeiler der europäischen Integration, von der Freizügigkeit über offene Grenzen bis zum Austausch in Kultur und Wissenschaft, wurden relativiert. Nachdem der Europasommer 2020 coronabedingt um ein Jahr verschoben werden musste, entwickelten deshalb die Initiatoren – die Goethe-Universität, die Villa Vigoni, das italienische Generalkonsulat und die Hessische Staatskanzlei – ein neues Format, das dank einer Medienpartnerschaft mit der FAZ den europäischen Diskurs auch ohne Präsenz fördert – gerade in Zeiten notwendiger europäischer Solidarität ein wichtiges Zeichen! So werden sich den kommenden Monaten im Feuilleton der FAZ und in der italienischen Tageszeitung La Repubblica führende Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft, Politik und zum Thema Europa zu Wort melden und dabei auch ganz besonders den deutsch-italienischen Diskurs in den Blick nehmen. 

Die Bühnen für diesen Diskurs ist neben der FAZ auch diese Webseite. Denn auf dieser werden die einzelnen Texte der Goethe-Vigoni Discorsi nach ihrer Veröffentlichung in der FAZ mit ca. einwöchigem Abstand dokumentiert. Die Initiatoren der Goethe-Vigoni Discorsi geben mit diesem Publikationsprojekt, das später auch in eine Buchveröffentlichung münden soll, der Hoffnung Ausdruck, dass Europa unter dem Einfluss der Erfahrung, dass nationale Alleingänge zur Bewältigung von Herausforderungen wie der Corona-Pandemie nicht hilfreich sind wieder stärker zusammenwächst. Die Goethe-Vigoni Discorsi verstehen sich als Ausdruck dieses gemeinsamen Zusammenwachsens – die Texte enthalten somit auch Visionen für eine Post-Corona-Zeit. Und vielleicht gibt das Beispiel der Goethe-Vigoni Discorsi ja auch anderen den Impuls, mehr über Europa und seine Zukunft nachzudenken und weitere Initiativen zu starten. Dann kann daraus der Keim für die Idee eines solidarischeren Europas erwachsen.

Aktuelle Beiträge

Dalai Lama

Die globale Krise, Europa und der Coronavirus

Wir versuchen gerade, die durch das Coronavirus ausgelöste globale Krise zu verstehen. Dazu kommen zunehmende Rufe nach sozialer und ökonomischer Gleichberechtigung – vor allem angesichts der Diskriminierung in vielen Ländern. Dabei sollten wir aus den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts lernen – einem Jahrhundert mit durchaus konstruktiven, vor allem aber sehr destruktiven Entwicklungen. ...


Carlo Vassallo

Essay von Carlo Vassallo, Region Manager, Ferrero Deutschland

Covid-19 hat uns eine neue Zeitrechnung gelehrt: vor Corona, während Corona, nach Corona. Wie kann es sein, dass ein unsichtbares Virus die Welt erst zum Innehalten bringt und zu guter Letzt in die Knie zwingt? Alle Systeme wurden heruntergefahren – und das in nahezu weltweiter Gleichzeitigkeit. ...


Prof. Dr. Sandra Eckert

Aufbruch in ein neues Europa

Das neue Jahrtausend hielt für Europa bis dato jede Menge Herausforderungen parat: die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Flüchtlingskrise, eine Gefährdung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in einigen Mitgliedstaaten, 2016 den Brexit und nun eine Pandemie. Die Krisenrhetorik wurde einmal mehr bemüht. Wieder war vom Schicksalsmoment für Europa die Rede. ...


Maurizio Molinari, Jürgen Kaube

Es geht ums europäische Ganze

Die jüngsten Verhandlungen über den EU-Haushalt und über die europäischen Hilfsfonds zur Entschädigung für Corona-Folgen haben gezeigt: Die Erholung nach der Pandemie ist eine Chance, die Europäische Union stärker zu machen, sowie ein Risiko, dass das Gegenteil eintritt. ...


Franz Fischler

Keine Lösung ist keine Option

Europa steht vor großen Herausforderungen, denen die Mitgliedstaaten nur gemeinsam effektiv entgegentreten können. Fast jede und jeder, die oder der sich mit Stolz und auch einem gewissen Kampfgeist Europäer oder Europäerin nennt, hat diesen oder ähnliche Sätze unzählige Male gehört und sogar selbst oft gesagt oder geschrieben. ...


Kai Zacharowski

Ein neues, medizinisch vereintes und sicheres Europa

Im Januar 2020 hatte ich durch persönliche Kontakte tiefe Einblicke in das SARS-CoV-2 Krankheitsgeschehen in China. Die chinesische Regierung bestellte tausende von Beatmungsgeräten, u.a. in Deutschland. Aufgrund dieser Informationen versuchte ich mein Umfeld zu sensibilisieren und vorzubereiten – leider – wie ich später noch ausführen werde ohne europäischen Erfolg! ...


Durs Grünbein

Die große Überforderung

Das Ganze ist wie ein Alptraum, aber einer der sich bei Tage abspielt, aus dem es kein Erwachen gibt, ein Alptraum, der nicht mehr aufhört. Ein Erreger rast um die Welt, infiziert Millionen, tötet Hunderttausende, und in welches Ausland du auch kommst, er ist immer schon vor dir da. Allgegenwärtig hängt er als Drohung in der Luft, buchstäblich in Form von Aerosolen, die auf der Nase tanzen und zur sozialen Distanz zwingen. ...


Roberto Saviano

Wie Mafia-Clans die Krise nutzen

Der Ausnahmezustand ist die beste Voraussetzung für Geschäfte, die schnell gehen und im Halbdunkel abgewickelt werden müssen. Europa erkennt, dass es spät dran ist bei dem Versuch, die zweite Corona-Welle in den Griff zu bekommen. Allerdings ist es eigentlich keine zweite Welle, sondern immer noch die erste, deren Angriff auf die Welt noch längst nicht ans Ende gekommen ist. ...


Volker Schlöndorff

Totgesagte leben länger

Eigentlich sollte ich etwas schreiben über das, was die Welt bewegt oder zurzeit nicht genug bewegt: den Klimawandel. Das ist seit zwei Jahren mein Thema, genauer: die Bäume, die so wichtig sind für uns alle. Nur sie können die Erderwärmung bremsen, die sonst eine Milliarde Menschen, die heute noch als Kleinbauern leben, aus ihren Dörfern in die Städte vertreiben wird, wenn nicht, und das ist die große Hoffnung, Vernunft einkehrt und der Ackerbau verändert wird, beim Kleinbauern wie beim Agrarkonzern. ...


Christian Sewing

Die Flickenteppich-Globalisierung – und Europas Chance darin

Die Corona-Pandemie hat bereits tiefgreifende Folgen, aber sie wird die Weltwirtschaft nicht völlig auf den Kopf stellen. Wichtige Trends, die sich bereits vor Corona abzeichneten, werden nicht gestoppt, sondern beschleunigt. Für Europa ist das eine große Herausforderung – aber auch eine Chance für einen Neustart.  ...


Massimo Cacciari

Ein Beitrag von Massimo Cacciari

Die Personen, die nach dem Selbstmord Europas und seiner Abdankung in der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts den Prozess auf den Weg gebracht haben, aus Europa eine Gemeinschaft zu machen, hätten mit Sicherheit geantwortet: Nein, das gibt es nicht. Diese Frage scheint sich heute nicht mehr zu stellen; sie versetzt die europäische Führungsriege nicht in Unruhe.  ...


Maurizio Ferraris

Europa: Das Virus, das Internet, der Sozialstaat

Welche Verbindung besteht zwischen so unterschiedlichen Dingen wie einem Virus, dem Internet und dem Sozialstaat? Die erste Beobachtung ist recht offensichtlich: Ohne den Menschen kommt das Virus nicht weit. Es braucht unsere Hände und Füße, unsere Bedürfnisse und Wünsche, unsere Beweggründe, andere Menschen zu treffen. Wäre der Patient Null ein Faultier gewesen, wäre es nicht zur Pandemie gekommen. Man hätte über Corona kein Wort verloren.  ...


Renzo Piano

Ich verteidige die Stadt

Es gibt da die großartige Geschichte vom langobardischen Krieger Droctulft: Der wilde Mann verließ einst Wälder und Sümpfe im Norden, um die Welt zu erobern. Als er nach Ravenna kam, geschah, was niemand erwartet hatte: Droctulft war so bezaubert von der Schönheit der Stadt, dass er sie verteidigte, statt sie zu zerstören, wie es sein Plan war. Die Idee der Stadt ist nichts Natürliches. ...


Anna Braam, Dania Hückmann und Maria Stalla

Blick auf die Jugend – Covid-19 als Krise oder Chance der europäischen Demokratie?

Die Zukunft der jungen Generation in Deutschland und auch in Italien steht im Schatten zweier Krisen, Covid-19 und dem Klima-Notstand. Dass die Regierungen so unterschiedlich auf diese Szenarien reagieren und in beiden Fällen die 18- bis 30-Jährigen kaum im Blick haben, wirkt auf diese, gelinde gesagt, ernüchternd. ...