Fachprofil Lusitanistik

Bildnachweis: Esther Rinke

1. Die Lusitanistik gehört zu den sogenannten kleinen Fächern. Bitte stellen Sie uns Ihr Fach in wenigen Sätzen vor.

Die Lusitanistik ist ein Teilbereich der Romanistik und beschäftigt sich mit dem Studium der portugiesischen Sprache, Literatur und Kultur. Sie gilt als „kleines Fach“, obwohl Portugiesisch eine der am meisten gesprochenen Sprachen der Welt ist (aktuell Platz 6). Insgesamt sprechen ca. 215 Millionen Menschen auf der Welt Portugiesisch als Muttersprache und zwar nicht nur in Portugal, sondern auch in Brasilien, Goa, Angola, Mosambik, Cap Verde, Guinea-Bissau, São Tomé und Príncipe und Macau. Dabei überrascht es nicht, dass sowohl die Sprache als auch die Literatur der portugiesischsprachigen Welt sehr vielfältig ist. Es ist unter anderem diese Vielfalt, die die Beschäftigung mit der portugiesischen Sprache, der portugiesischsprachigen Literatur und der Kultur der portugiesischsprachigen Länder so spannend macht.

2. Was zeichnet Ihr Fach am Standort Frankfurt besonders aus?

Das Besondere am Standort Frankfurt ist, das man die Lusitanistik in ihrer ganzen Breite und bei ausgewiesenen Experten studieren kann. Im Gegensatz zu anderen Universitäten, wo Portugiesisch im Bereich der Romanistik entweder gar nicht oder nur durch sehr wenige Studienangebote vertreten ist, gibt es an der Goethe Universität sowohl im Bereich der Sprachwissenschaft als auch im Bereich der Literaturwissenschaft eine Professur, die für die portugiesische Sprache bzw. Literatur zuständig ist. Für die Sprachpraxis gibt es eine volle und unbefristet besetzte Lektoratsstelle, so dass in jedem Semester Sprachpraxiskurse sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene angeboten werden können. Eine Besonderheit Frankfurts ist der forschungsorientierte binationale Masterstudiengang „Deutsch-portugiesische Studien“, der in Kooperation mit der Universität Minho in Braga angeboten wird.

3. Womit beschäftigen Sie sich aktuell in Ihrer Forschung?

Die aktuelle Forschung im Bereich der portugiesischen Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit der Mehrsprachigkeits- und Sprachkontaktforschung. Dabei steht insbesondere die Sprachkompetenz Deutsch-Portugiesisch bilingualer Sprecher in Deutschland im Mittelpunkt. Diese so genannten Herkunftssprecher erwerben das Portugiesische meist im häuslichen Kontext der Familie. Spätestens mit dem Eintritt in die Schule wird das Deutsche meist zur ihrer dominanten Sprache. Die sprachwissenschaftliche Forschung geht der Frage nach, ob und in welcher Weise diese besondere Erwerbskonstellation das sprachliche Wissen der bilingualen Kinder und Erwachsenen prägt. Gibt es Unterschiede zu monolingualen Sprechern? Wenn ja, in welchen sprachlichen Bereichen? Welchen Einfluss hat das Deutsche als Kontaktsprache? Dabei sind auch anwendungsbezogene Fragestellungen relevant, wie z.B. die Frage, wie die Gruppe der Herkunftssprecher im herkunftssprachlichen Unterricht optimal unterstützt und gefördert werden kann.

Die Literatur-/Kulturwissenschaft arbeitet derzeit an Fragen des interkulturellen Austauschs und der Sedimentierung extranationaler Einflüsse in Portugal und Brasilien. Das Hauptinteresse liegt derzeit v.a. in drei zeitlich weit entfernten Bereichen: Weitgehend unerforscht ist die Frühphase der altportugiesischen Literatur (Troubadordichtung, früher Roman), für deren Konstitution zwar französische und lateinische Einflüsse, nicht jedoch die näherliegenden Korpora der semitischen Literaturen aus Al-Andalus herangezogen werden. Welche dichterischen Formen, stilistischen Techniken und thematischen Komplexe stellt letztlich die orientalische Dichtung für die romanische Volksdichtung trotz der religiös-kulturellen Distanz bereit? Ähnlich verhält es sich mit der Neubegründung der Romanliteratur im zeitgenössischen Brasilien. Aus welchen völlig heterogenen Quellen (spanischer Barock, Surrealismus, Nouveau Roman) konstituiert sich die derzeitige brasilianische Nationalliteratur, und welche ästhetischen Ziele verfolgt die damit verbundene Heterogenität? Themenkreis 3 ging aus Desideraten der Studierenden des Studienganges DPS hervor und betrifft kontrastiv die deutsche und portugiesische Literatur. Die komparatistischen Fragen zielen dabei auf interkulturelle Differenzen ab, die kontrastiv an nationalen Mythen und Ideologien (Faust, Sebastianismus), Gattungen (Tragödie, Phantastische Dichtung) und ästhetischen Konfigurationen (Realismus, Avantgarde) deutlich werden.

4. Was erwartet diejenigen, die sich für ein Studium der Lusitanistik entscheiden?

Diejenigen, die sich für ein Studium der Lusitanistik entscheiden, erwartet neben der Sprachpraxis ein Studium der portugiesischen Literatur- und Sprachwissenschaft. Dabei werden je nach Studienphase verschiedene Aspekte in den Mittelpunkt gestellt. In der Studieneingangsphase werden zunächst Grundlagen vermittelt, die es den Studierenden in weiterführenden, forschungsorientierten Seminaren ermöglichen, eigene Schwerpunkte zu setzen, sowohl im Bereich der Literaturwissenschaft als auch im Bereich der Sprachwissenschaft. Lusitanistik kann als Schwerpunkt im Bachelor studiert werden oder im Rahmen des binationalen Masterstudienganges Deutsch-Portugiesische Studien.

5. Nennen Sie uns drei Gründe, warum es aus Ihrer Sicht eine gute Entscheidung ist, Lusitanistik zu studieren.

  1. Portugiesisch ist eine der am meisten gesprochenen Sprachen der Welt! Sie wird in Europa, Südamerika, Afrika und Asien von 215 Mio. Sprechern gesprochen. Portugiesisch zu lernen, eröffnet eine neue Welt!
  2. Die Literatur und Kultur der portugiesischsprachigen Welt ist spannend und vielfältig wie kaum eine andere.
  3. Die portugiesische Sprache, ihre historische Entwicklung sowie ihre monolingualen und bilingualen Varietäten sind ein spannendes Forschungsfeld.