Karrieren und Gesichter

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Studienfach: Diplom Pädagogik
Tätigkeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus im Bundeskriminalamt

1. Warum haben Sie sich für den von Ihnen gewählten Studiengang entschieden? Welche Aspekte erschienen Ihnen reizvoll? Welche Berufsvorstellungen hatten Sie am Anfang Ihres Studiums?

Meine Studienwahl wurde maßgeblich durch mein Abitur vorbestimmt.  Da ich schon immer gerne Menschen beraten habe und Vorerfahrungen aus dem sonderpädagogischen Bereich mitbrachte, entschied ich mich schließlich für die Pädagogik. Insgeheim hegte ich jedoch die Hoffnung, trotz des Umwegs über ein theoretisiertes Hochschulstudium in der sozialpädagogischen Praxis Fuß zu fassen. Zu Beginn meines Studiums hatte ich noch die Vorstellung irgendwann einmal Streetworkerin zu werden.

2. Bitte beschreiben Sie kurz Ihren beruflichen Werdegang. Was machen Sie jetzt? Welche Tätigkeiten und Aufgaben sind damit verbunden?

Während ich im Grundstudium noch stark praxisorientiert studierte, richtete ich mein Hauptstudium bereits vollkommen auf die empirische Forschung aus. Ausschlaggebend für den Umschwung war, dass ich neben bloßem Interesse auch über ein gewisses Talent im Forschen verfügte - es machte mir nicht nur Spaß, sondern ich war auch sehr erfolgreich darin. Erste Praxiserfahrungen sammelte ich dann als wissenschaftliche Hilfskraft beim Centre for Drugresearch (CDR) und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung. Beides eröffnete mir auch die Möglichkeit, mich schon im Rahmen des Studiums mit kriminologischen Themen zu beschäftigen. Nach meinem Studienabschluss arbeitete ich noch einige Monate an der Uni und nahm dann meine Tätigkeit beim Bundeskriminalamt auf. Dort arbeite ich bis heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus.

Die Arbeit als KriminologIn ist, anders als durch die Medien vermittelt, in erster Linie eine typische wissenschaftliche Tätigkeit. Das bedeutete in sehr hohem Umfang PC-Arbeiten und gängige Aktivitäten aus Forschung und Lehre, wie z.B. Wissensgenerierung und -vermittlung in Form von Studien oder Vorträgen, Beantworten von Anfragen, Teilnahme an Fachveranstaltungen, Zusammenarbeit anderen Forschungsinstituten. Insgesamt ist meine Arbeit sehr politiknah und abwechslungsreich, was ich auch spannend finde.

3. Welche Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem Studium helfen Ihnen heute in Ihrem Beruf?

Hauptsächlich die so genannten "Basics", die den Profi vom Laien unterscheiden.  Das wären in erster Linie: Qualitative und quantitative Forschungsmethoden, gekonntes Lesen und Interpretieren von Studien und Fachbeiträgen, Fähigkeit zur fachkompetenten Recherche und Einarbeitung in neue Sachverhalte. Darüber hinaus finde ich ein gewisses Talent in Vernetzung, eigenstrukturiertem Arbeiten, Präsentieren und vor allem auch das Bewusstsein darüber, was man kann, durchaus hilfreich.

4. Welche Zusatzqualifikationen haben Sie parallel zum Studium oder nach dem Studium noch erworben? Haben Sie Praktika gemacht? Welche Rolle spielte das für die Berufswahl? Und hat das Praktikum möglicherweise sogar Türen zu einem Beruf geöffnet?

Ich habe diverse Praktika gemacht (z. B. Aufsuchende Jugendarbeit, Suchtpräventionsstelle, Rehabilitation), die sehr hilfreich dabei waren herauszufinden, was mir liegt und welche Wünsche ich an einen Beruf habe. Für meine Tätigkeit in der Forschung waren jedoch die Stellen als wissenschaftliche Hilfskraft das nützlichste für den Jobeinstieg.

5. Was war bei Ihrem Jobeinstieg das Schwierigste? Was empfehlen Sie Studierenden und Absolventen für den Jobeinstieg? Was hat Ihnen am meisten geholfen, einen Job zu finden?

Das Schwierigste war der direkte Übergang vom Studenten- ins Berufsleben. Da hat man gerade eine unglaublich große Prüfung gestemmt und erst mal das Bedürfnis sich zu erholen, es ist aber eigentlich keine Zeit, eine Pause einzulegen. Sich das vorher bewusst zu machen und auch zu überlegen,  wie es nach den Prüfungen konkret weitergehen soll, finde ich sehr hilfreich. Auch gegen den typischen Praxisschock muss man sich wappnen. Es kann schon sehr frustrierend sein, wenn extremer Anfängerenthusiasmus auf nüchterne Realität trifft.

Was mir bei der Jobsuche am meisten geholfen hat, war ein gutes soziales Netzwerk, denn ich selbst war auf die Stelle gar nicht aufmerksam geworden. Darüber hinaus kam mir mein Methodenwissen zu Gute. Von fachlicher Seite finde ich es sehr wichtig, sich gut mit fachbezogenen Grundtechniken auszukennen, in der Forschung also mit Forschungsmethoden und -grundlagen, im praktischen Bereich z. B. mit Beratungsmethoden. Selbst wenn man sich inhaltlich für eine Richtung besonders interessiert, hält man sich so auch andere Wege offen.

6. Was würden Sie Studierenden und Studieninteressierten noch als Tipp mit auf den Weg geben

Immer im Austausch mit anderen MitstudentInnen bleiben und schon früh Networking betreiben. Sich frühzeitig damit auseinandersetzen, dass es nach der Riesenhürde "Abschlussprüfungen" direkt in die nächste Runde geht. Sich über die Angebote der Karriereberatung bzw. des Career Centre an der Universität informieren und die Angebote der Uni, insbesondere was Zusatzqualifikationen angeht, echt voll ausschöpfen. Darüber hinaus kommt es auch heute noch gut an, praktische Erfahrungen außerhalb der Uni zu sammeln.

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