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Führende europäische Expertinnen und Experten für die akute lymphatische Leukämie (ALL) der Erwachsenen haben nach dreijähriger intensiver Zusammenarbeit Therapieempfehlungen für die ALL veröffentlicht. Eine der weltweit größten Studiengruppen für diese seltene und aggressive Krebserkrankung befindet sich am Universitätsklinikum Frankfurt. Sie konnte mit ihren systematischen Studien bereits dazu beigetragen, die Heilungsrate von Betroffenen deutlich zu steigern.
FRANKFURT. Die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) der Erwachsenen ist außerordentlich komplex, langwierig und für die Patientinnen und Patienten sehr belastend. Da die ALL verglichen mit anderen Krebsarten im Erwachsenenalter selten ist, wird die Therapie in Europa seit Jahrzehnten durch multizentrische Studiengruppen organisiert. Das bedeutet, dass in mehreren medizinischen Einrichtungen parallel an der Optimierung und systematischen Entwicklung der Therapie-Algorithmen geforscht wird, um eine möglichst große wissenschaftliche Aussagekraft zu erreichen. Wichtigstes Instrument der Verbesserung von Diagnostik und Therapie sind prospektive akademische Studien, also Studien, die sich mit der Überprüfung einer vor Studienbeginn definierten Fragestellung über die Wirksamkeit einer Behandlungsmethode befassen und unabhängig von der pharmazeutischen Industrie geplant werden.
In Deutschland übernimmt diese Aufgabe seit Jahrzehnten die German Multicenter Study Group for Adult ALL, kurz GMALL, eine der weltweit größten Studiengruppen für diese Erkrankung mit Sitz am Universitätsklinikum Frankfurt. Unter Leitung von Dr. Nicola Gökbuget, Oberärztin der dortigen Medizinischen Klinik 2, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie, wurden nun Konsensus-Empfehlungen der führenden europäischen Expertinnen und Experten für die ALL des Erwachsenen erstellt. Die Leitlinie bündelt damit erstmals die europäische Expertise. Die Ergebnisse des European LeukemiaNet (ELN) wurden als zweiteiliger Special-Report Ende Januar bzw. Anfang Februar 2024 in dem renommierten US-amerikanischen Fachjournal Blood veröffentlicht.
Die europäische Perspektive stärken
„Das Wissen über die Krankheitsbiologie und die Therapiemöglichkeiten von ALL bei Erwachsenen nimmt exponentiell zu“, erklärt Dr. Gökbuget, Erstautorin der Referenzempfehlung und seit mehr als zehn Jahren Studienleiterin der GMALL. „Uns war es angesichts spezifischer Konstellationen in den europäischen Gesundheitssystemen wichtig, den aktuellen Stand der Erkenntnisse insbesondere aus europäischer Perspektive zusammenzufassen.“ In den detaillierten ELN-Empfehlungen sollen interessierte Ärztinnen und Ärzte Antworten auf die wichtigsten Fragen des Patientenmanagements finden. Zudem sollen die Leitlinien dazu beitragen, das Reporting klinischer Studien zu standardisieren.
Zu umfangreich für nur eine Publikation
Aufgrund des großen Umfangs und der Komplexität wurden die Therapieempfehlungen in zwei Teilen veröffentlicht. Teil 1 befasst sich mit Diagnostik, Prognosefaktoren und Verlaufsbeurteilungen bei der ALL. Hier wurden auch Standards für die Klassifikation und Evaluation im Rahmen klinischer Studien definiert. Der zweite Teil umfasst das gesamte Management. Das Spektrum reicht von Induktions- und Konsolidationstherapie über den Einsatz neuer Substanzen, Stammzelltransplantation, Rezidivtherapie, die Behandlung spezieller Subgruppen der ALL bis hin zu Spätfolgen der Therapie und unterstützender Behandlung. Neben der detaillierten Bewertung der Datenlage enthalten die Empfehlungen auch zahlreiche Experteneinschätzungen zu aktuell diskutierten Fragen.
Arbeitsgruppen aus acht europäischen Ländern haben mit ihrer jahrelangen systematischen Arbeit dazu beigetragen, dass die Prognose auch bei älteren Patientinnen und Patienten mit ALL deutlich verbessert werden konnte. Diesen Weg will das europäische Konsortium zum Wohl der Betroffenen konsequent weiterverfolgen.
Publikationen:
Nicola Gökbuget, Nicolas Boissel, Sabina Chiaretti, Herve Dombret, Michael Doubek, Adele K. Fielding, Robin Foà, Sebastian Giebel, Dieter Hoelzer, Mathilde Hunault, David I. Marks, Giovanni Martinelli, Oliver G. Ottmann, Anita W. Rijneveld, Philippe Rousselot, Josep-Maria Ribera, Renato Bassan: Diagnosis, Prognostic Factors and Assessment of ALL in Adults: 2023 ELN Recommendations from a European Expert Panel. Blood, January 31, 2024. https://doi.org/10.1182/blood.2023020794 (Teil 1)
Nicola Gökbuget, Nicolas Boissel, Sabina Chiaretti, Herve Dombret, Michael Doubek, Adele K. Fielding, Robin Foà, Sebastian Giebel, Dieter Hoelzer, Mathilde Hunault, David I. Marks, Giovanni Martinelli, Oliver Ottmann, Anita W. Rijneveld, Philippe Rousselot, Josep-Maria Ribera, Renato Bassan: Management of ALL in Adults: 2023 ELN Recommendations from a European Expert Panel. Blood, February 2, 2024. https://doi.org/10.1182/blood.2023023568 (Teil 2)
Weitere Informationen
Dr. Nicola Gökbuget
Medizinische Klinik 2, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie
Universitätsklinikum Frankfurt
Tel. +49 (0)69 6301 6365
goekbuget@em.uni-frankfurt.de
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/NGoekbuget
Twitter/X: @UK_Frankfurt @goetheuni
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Neurobiolog*innen der Goethe-Universität zeigen, dass der Hirnstamm stärker an der Verarbeitung von natürlichen Hörsignalen beteiligt ist als erwartet
Fledermäuse leben in einer Hörwelt. Sie nutzen ihre Stimme sowohl zur Kommunikation mit ihren Artgenossen, als auch zur Orientierung in der Umwelt. Dazu stoßen sie Ortungslaute im Ultraschallbereich aus, aus deren Echos sie ein Abbild ihrer Umgebung formen. Neurowissenschaftlerinnen und Neurowissenschaftler der Goethe-Universität haben nun herausgefunden, wie es der südamerikanischen Brillenblattnase gelingt, aus einer Geräuschkulisse die wichtigen Signale herauszufiltern und dabei insbesondere zwischen Echoortungs- und Kommunikationsrufen zu unterscheiden.
FRANKFURT. Die Brillenblattnasen-Fledermaus (Carollia perspicillata) lebt in den subtropischen und tropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas und ernährt sich dort hauptsächlich von Pfefferfrüchten. Die Tage verbringen die Tiere in Gruppen von 10 bis 100 Individuen in Baumhöhlen und Felsgrotten, nachts gehen sie gemeinsam auf Futtersuche. Dabei verständigen sie sich mit Kommunikationslauten, die in der Kolonie eine ausgeprägte Geräuschkulisse bilden – wie das Stimmengewirr auf einer lebhaften Party. Gleichzeitig nutzen die Fledermäuse ihre Stimme aber auch für die Orientierung in der Umwelt: Für die Echoortung senden sie Ultraschalllaute aus, die von festen Oberflächen zurückgeworfen werden. Aus diesen Echos gewinnen die Tiere ein Abbild ihrer Umgebung.
Wie aber gelingt es der Brillenblattnase, aus einer permanenten Geräuschkulisse die wichtigen Laute herauszufiltern? Ein gängiges Erklärungsmodell besagt, dass das Gehirn laufend Vorhersagen für das nächste Signal macht und auf ein unerwartetes Signal stärker reagiert als auf ein erwartetes. Die Mechanismen dieser Abweichungserkennung (Deviance Detection) untersuchen Neurowissenschaftler*innen um Johannes Wetekam und Prof. Manfred Kössl aus der Abteilung Neurobiologie und Biosensorik am Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaften der Goethe-Universität. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen konnten sie bereits 2021 zeigen, dass die Verarbeitung der Signale nicht erst in höheren Hirnregionen beginnt, sondern bereits im Hirnstamm, der für die Steuerung wesentlicher Lebensfunktionen wie Atmung und Herzfrequenz zuständig ist. Diese Studien hatten allerdings lediglich künstliche Stimuli verwendet, die für die Tiere keine Bedeutung haben.
In einer jetzt veröffentlichten Studie hat das Team um Wetekam und Kössl die Experimente mit natürlichen Kommunikations- und Echoortungslauten wiederholt. „Mit unserer Studie wollten wir herausfinden, wie sich die Abweichungserkennung verhält, wenn anstelle von bedeutungslosen Stimuli solche präsentiert werden, die in der Hörwelt der Brillenblattnasen auch wirklich vorkommen“, fasst Wetekam zusammen.
Dafür wurden den Fledermäusen zwei haarfeine Elektroden unter die Kopfhaut geschoben, um dort die Hirnströme aufzuzeichnen. Obwohl dies für die Tiere schmerzlos ist, werden die Messungen unter Narkose durchgeführt, da Bewegungen die Ergebnisse verfälschen könnten.
Auf Geräusche reagiert das Fledermausgehirn auch im Narkoseschlaf. Den Tieren wurden dann entweder Echoortungs- oder Kommunikationsrufe vorgespielt, in die mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent der jeweils andere Laut eingestreut war.
An den gemessenen Hirnströmen ließ sich dann ablesen, dass der Hirnstamm Echoortungs- und Kommunikationsrufe unterschiedlich verarbeitet. Während seltene Echoortungslaute tatsächlich stärkere Signale hervorriefen als häufige – also Abweichungserkennung zeigten – hatte bei den Kommunikationslauten die Auftrittswahrscheinlichkeit keinen Einfluss auf die Antwortstärke. „Wahrscheinlich werden während der Echoortung schnellere Reaktionszeiten benötigt als bei der Kommunikation mit Artgenossen“, vermutet Manfred Kössl. „Da der Hirnstamm die akustischen Signale als erste Station im Gehirn empfängt, könnte es nötig sein, schon hier die Auftrittswahrscheinlichkeiten von Echoortungsrufen und vor allem deren Echos zu berechnen, damit das Tier Hindernissen rechtzeitig ausweichen kann.“ Die stärkere Antwort auf die seltenen Rufe entsteht vermutlich durch eine bessere Synchronisation der Neuronen.
Weiterhin zeigte die Studie, dass der Hirnstamm neben Unterschieden in der Tonhöhe auch noch andere Merkmale der Fledermausrufe wie schnelle Frequenz- oder Lautstärkeänderungen für die Abweichungserkennung nutzen kann. „Dies ist erstaunlich, da es sich beim Hirnstamm um ein recht primitives Hirnareal handelt, dem man nicht zugetraut hatte, stark an der Signalverarbeitung beteiligt zu sein“, so Wetekam. „Seine Rolle wurde eher darin gesehen, Signale vom Hörnerv zu empfangen und an höhere Hirnregionen weiterzuleiten.“
Diese Erkenntnisse können auch in Bezug auf medizinische Anwendungen beim Menschen von Bedeutung sein. So sollten bei der Untersuchung von Krankheiten wie ADHS oder Schizophrenie, die in Verbindung mit einer gestörten Verarbeitung von Umweltreizen stehen, die niedrigeren Hirnareale einbezogen werden. Die Tatsache, dass verschiedene komplexe akustische Signale im Hirnstamm der Fledermaus unterschiedlich verarbeitet werden, kann auch dabei helfen zu verstehen, wie die Komplexität der menschlichen Sprache im Gehirn entschlüsselt und verarbeitet wird.
Publikation: Johannes Wetekam, Julio Hechavarria, Luciana López-Jury, Eugenia Gonzáles-Palomares, Manfred Kössl: Deviance detection to natural stimuli in population responses of the brainstem of bats. Journal of Neuroscience (2024) https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.1588-23.2023
Hintergrund:
Hören, was gerade wichtig ist: Wie die Brillenblattnasen-Fledermaus Dauergeräusche ausblendet (UniReport 2022) https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/hoeren-was-gerade-wichtig-ist-wie-die-brillenblattnasen-fledermaus-dauergeraeusche-ausblendet/
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/150019112
Bildtext: Die Brillenblattnasen-Fledermaus (Carollia perspicillata) filtert wichtige Signale aus einer Geräuschkulisse heraus und unterscheidet dabei zwischen Echoortungs- und Kommunikationsrufen. Foto: Julio Hechavarria, Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Johannes Wetekam
AK Neurobiologie und Biosensorik
Telefon: +49 69 798-42066
wetekam@bio.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Manfred Kössl
Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft
Leitung AK Neurobiologie und Biosensorik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798 42052
Koessl@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/36526663/Abt__K%C3%B6ssl___Biowissenschaften
Twitter/X: @JohannesWetekam @goetheuni
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Tagung des VW-Projekts „Linking Ages“ am Forschungskolleg Humanwissenschaften
FRANKFURT. Von Politik über Stadtplanung, Filme und Medien bis zu Produkten und Dienstleistungen – all das orientiert sich häufig am mittleren Erwachsenenalter. Altersgerechte Smartphones oder kindgerechte Filme müssen extra gekennzeichnet werden. Die Ränder des Lebenslaufs – Kindheit in der Frühphase, Alter am Ende – fungieren somit als das „Andere“ gegenüber dem Normalzustand, dem Erwachsenenstatus. Dabei können wir viel über das Soziale an sich lernen, wenn wir erforschen, wie wir in unserer Gesellschaft mit Kindern und älteren Menschen umgehen, welche Eigenschaften wir ihnen zuschreiben und welche Rechte und Pflichten ihnen zugewiesen werden. Darum geht es bei der Abschlusstagung des Projekts „Linking Ages“ am Mittwoch, 28. Februar, von 13:30 bis 19:30 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg (Am Wingertsberg 4).
Das Projekt mit dem vollständigen Titel „Linking Ages – Ein Dialog zwischen Kindheits- und Alter(n)sforschung“ ist drei Jahre lang in der Förderlinie „Originalitätsverdacht?“ der VolkswagenStiftung gefördert worden. Angesiedelt ist es am Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität, wo es sowohl Forschung zur Kindheit wie die von Prof. Sabine Andresen als auch solche zum Alter(n) (z.B. um Prof. Frank Oswald) gibt. Im Verlauf des Projekts wurden Gemeinsamkeiten in Theorie und Methodik, Themenwahl und daraus abzuleitenden Praxisimplikationen ausgelotet.
Ergebnis des Projekts ist ein internationaler Sammelband, der Beiträge aus Kindheits- und Altersforschung zu den diskutierten Themenbereichen, den dabei relevanten Begrifflichkeiten und damit einhergehenden Fragestellungen verbindet. Der Band soll in Bad Homburg vorgestellt und diskutiert werden. In den einzelnen Vorträgen wird thematisiert, wie die Gesellschaft mit Kindern und älteren Menschen umgeht und wie diese sich zu diesen Alterszuschreibungen positionieren – zum Beispiel hinsichtlich des Schutzes vor Gewalt, in der Pflege, in der Stadtplanung oder beim Thema Nachhaltigkeit.
Neben Persönlichkeiten aus der einschlägigen Wissenschaft ist auch die Stadtgesellschaft vertreten und geht mit den Forschenden der Goethe-Universität in Dialog.
Die Veranstaltung ist öffentlich. Um Anmeldung wird gebeten unter: mordeja@em.uni-frankfurt.de
Information: Dr. Anna Wanka Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung Goethe-Universität Telefon 069 798-36411 E-Mail Wanka@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Carolinum bietet neue Ambulanz bei Bulimie und Magersucht
Essstörungen wie Bulimie und Magersucht werden häufiger, insbesondere bei jungen Menschen. Eine medizinische und psychologische Therapie ist dringend geboten, aber auch die Zahngesundheit sollte man im Blick behalten. Ein neues Angebot des Zentrums der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Goethe-Universität bietet Beratung, Prävention und Therapie.
FRANKFURT. Essstörungen wie Magersucht und Bulimie können zu ausgeprägten Zahnschäden führen. Die Ursache: Durch häufiges Erbrechen ist der pH-Wert in der Mundhöhle über einen längeren Zeitraum hinweg sauer; die Zähne verlieren nach und nach ihre Mineralien. Dabei können sich Verfärbungen und Vertiefungen an den Zähnen bilden, die Zähne können empfindlicher werden. Bei dauerhaftem Säureangriff auf die Zahnhartsubstanz verändert sich unter Umständen die Form des Zahns – mögliche Folgen sind Schmerzen und Karies.
Durch frühzeitiges zahnmedizinisches Eingreifen können Schäden an der Zahnhartsubstanz vorgebeugt, bereits vorhandene Erosionen behandelt werden. Dafür haben Prof. Jan-Frederik Güth, Leiter der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, und Prof. Stefan Rüttermann, Leiter der Poliklinik für Zahnerhaltung, eine interdisziplinäre Sprechstunde zur zahnmedizinischen Therapie bei Essstörungen ins Leben gerufen. Ein frühzeitiger Fokus auf den Zusammenhang zwischen Essstörung und Zahngesundheit kann sehr umfangreiche Zahnbehandlungen zu einem späteren Zeitpunkt und damit auch hohe Kosten vermeiden helfen.
Die Zahnärztinnen Miriam Ruhstorfer und Charlène Bamberg beraten Patientinnen und Patienten in zwei Stufen. Zunächst geht es um Diagnostik und Prophylaxe: Hierzu gehört ein Intraoralscan, der die dreidimensionale Analyse der Situation ermöglicht. Ein Mundhygienetraining soll helfen, das Reinigen der Zähne optimal zu gestalten. Und mit Hilfe individuell angefertigter durchsichtiger Schienen können die Zähne geschützt und mit Fluorid gestärkt werden. Die zweite Stufe beinhaltet die Therapie bereits entstandener Schäden an der Zahnsubstanz und falls nötig auch an den Kiefergelenken sowie die zahnmedizinische Kontrolle zur Früherkennung neuer Schäden.
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/149521941
Bildtext: Schwer beschädigte Zähne einer Bulimie-Patientin vor und nach der Behandlung. (Foto: Carolinum)
Weitere Informationen
Miriam Ruhstorfer/Charlène Bamberg
Poliklinik für Zahnerhaltung
Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Fachbereich Medizin
Goethe-Universität
Telefon 069 6301-4247
E-Mail es-zahnmedizin@med.uni-frankfurt.de
www.carolinum.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Podiumsdiskussion mit der Außenministerin der demokratisch legitimierten Übergangsregierung
FRANKFURT. Von der internationalen Gemeinschaft wenig beachtet, kämpfen in Myanmar unterschiedliche ethnische Gruppen seit drei Jahren gemeinsam gegen das Militär dieses südostasiatischen Landes. Am 1. Februar 2021 hatten Generäle mit einem Staatsstreich die zehnjährige Phase der schrittweisen Öffnung und Demokratisierung des Landes jäh beendet. Daraufhin bildeten die kurz zuvor gewählten Parlamentarier eine Übergangsregierung gemeinsam mit Vertretern ethnischer Minderheiten und anderer demokratiefreundlicher Gruppen. Ziel des National Unity Government (NUG) von Myanmar ist die Abschaffung der Diktatur und die Errichtung einer föderalen demokratischen Union mit Gleichheit und Gerechtigkeit für alle.
Wie
die Überwindung der Diktatur gelingen kann und welchen Beitrag Europa und
Deutschland dazu leisten können – dies sind Themen der
Podiumsdiskussion
Myanmars Übergang
zur föderalen Demokratie
am Dienstag, dem
20. Februar, 15 Uhr (s.t.),
Raum IG 411,
im IG Farben-Haus
auf dem Campus Westend.
An
der Podiumsdiskussion nehmen teil: die Außenministerin Zin Mar Aung des National
Unity Government of Myanmar, die von der der Münchner Sicherheitskonferenz
anreisen wird; die Chirurgin, Schriftstellerin und Vorsitzende des
Writers-in-Prison-Committee des Verbands Pen International Ma Thida; der
politische Aktivist und Mitbegründer der Free Rohingya Coalition Ko Nay San
Lwin; der Sinologe und Koordinator der Forschungsgruppe „Regimewettbewerb“
des PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung Dr. Pascal
Abb sowie der Leiter des Global Office der Goethe-Universität Dr.
Johannes Müller.
Dr.
Ulrich Kuch
wird die Diskussion moderieren; er ist Leiter der Abteilung Tropenmedizin und
Global Health des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der
Goethe-Universität und Koordinator der Frankfurter Klinik- und
Hochschulpartnerschaften mit Myanmar.
Die
Veranstaltung wird ausgerichtet vom Global Office und dem Institut für
Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität gemeinsam mit dem
PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung.
Die Podiumsdiskussion steht im Zusammenhang mit der Fotoausstellung „Poser pour
la liberté/Standing for Freedom“, die sich mit dem Problemfeld gefährdeter und
geflüchteter Wissenschaftler*innen beschäftigt. Die preisgekrönte Ausstellung
ist noch bis zum 17. Februar im Foyer des IG-Farben-Hauses zu sehen.
Die Podiumsdiskussion findet auf Englisch statt. Im Anschluss werden aus
Myanmar stammende Gastronomen landestypische Snacks servieren.
Information und Anmeldung:
Dr. Johannes Müller
Head of Global Office
Studium Lehre Internationales | Global Affairs Study and Teaching
Phone +49 (0)69 798 13729
Email: jo.mueller@em.uni-frankfurt.de
www.uni-frankfurt.de/sli
Tagung in Frankfurt befasst sich mit Reform des Betäubungsmittelgesetzes, die kommende Woche verabschiedet werden soll
Aller Voraussicht nach wird in der kommenden Woche das vieldiskutierte Cannabisgesetz im Bundestag verabschiedet. An morgigen Freitag befasst sich an der Goethe-Universität das 2. Frankfurter Symposium zum Betäubungs- und Arzneimittelstrafrecht mit dem Gesetz und den erwartbaren Folgen aus kriminalwissenschaftlicher Sicht. „Goethe-Uni aktuell“ sprach im Vorfeld der Tagung mit den Veranstaltern Prof. Matthias Jahn (Goethe-Universität) und Prof. Mustafa Temmuz Oğlakcıoğlu (Universität des Saarlandes).
FRANKFURT.
„Schwachstellen rechtfertigen kein Festhalten am Status Quo“ – so sehen der
Frankfurter Rechtswissenschaftler Prof. Matthias Jahn und sein Kollege Prof.
Mustafa Temmuz Oğlakcıoğlu aus dem Saarland die als Cannabisgesetz bekannte Reform des
Betäubungsmittelgesetzes. Eine Entkriminalisierung von privater Herstellung und
dem Besitz in geringen Mengen lässt aus ihrer Sicht hoffen, dass die Gefahren
des Konsums besser in den Blick genommen werden können. Die kriminalrechtlichen
Folgen und Schwachstellen des Gesetzes sind Thema des 2. Frankfurter Symposiums
zum Betäubungs- und Arzneimittelstrafrecht, das morgen an der
Goethe-Universität stattfindet.
Das heftig umstrittene Cannabisgesetz wird aller Voraussicht nach
kommende Woche im Bundestag verabschiedet – viel später, als ursprünglich von
der Fachwelt erwartet. Dennoch gibt es bereits jetzt aus kriminalrechtlicher
Sicht einiges zu besprechen. Den Impulsvortrag bei der Veranstaltung hält der
Bundesdrogenbeauftragte Dr. Burkhard Blienert, er spricht über alte und neue
Baustellen in der deutschen, europäischen und globalen Drogenpolitik. Die
Panels befassen sich u.a. mit den Vor- und Nachteilen des Cannabisgesetzes, mit
der derzeitigen Rechtspraxis im Hinblick auf das Betäubungsmittelgesetz und mit
rechtlichen Veränderungen bei der Verfolgung und Ahndung härterer Drogen.
Im Vorfeld der Tagung sprach das Online-Magazin „Goethe-Uni aktuell“ mit den Veranstaltern Prof. Matthias Jahn (Goethe-Universität) und Prof. Mustafa Temmuz Oğlakcıoğlu (Universität des Saarlandes). Das vollständige Interview lesen Sie unter: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/gesellschaft/cannabis-gesetz-schwachstellen-rechtfertigen-kein-festhalten-am-status-quo/
Medienvertreter können sich noch kurzfristig anmelden unter: https://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/oglakcioglu/symposium.html
Das Plakat und Bilder der beiden Veranstalter zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/149374757
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Matthias Jahn
Strafrecht,
Strafprozessrecht, Wirtschaftsstrafrecht und Rechtstheorie
Telefon
069 798-34336
E-Mail
jahn@jur.uni-frankfurt.de
Homepage:
http://www.jura.uni-frankfurt.de/44949022/jahn
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Hybride Tagung an der Goethe-Universität befasst sich mit dem schwelenden Konflikt in Nordwestafrika
FRANKFURT. Ein
seit 50 Jahren schwelender Konflikt ist im Jahr 2020 neu angefacht worden: Von
Spanien kolonialisiert, von Marokko besetzt, ist das Gebiet Westsahara auf der
scheinbar endlosen Suche nach Autonomie. Nun hat die sahrauische
Unabhängigkeitsbewegung Frente POLISARIO nach 29 Jahren den Waffenstillstand
mit Marokko aufgekündigt. Auf einer Konferenz des Instituts für Ethnologie der
Goethe-Universität
am
Montag, 26. Februar, 14:30 bis 20 Uhr und
Dienstag,
27. Februar, 9:30 bis 16 Uhr
im
Nebengebäude 1.741 B des IG-Farben-Gebäudes,
auf dem
Campus Westend
soll unter dem Titel „Westsahara – Siedlerkolonialismus und
Widerstand“ die aktuelle Forschung zum Westsahara-Konflikt im deutschsprachigen
Raum vorgestellt werden. In Podiumsdiskussionen und Workshops können Forschende
und Studierende Forschungserkenntnisse diskutieren, neue Fragen formulieren und
sich besser miteinander vernetzen. Im Zentrum steht sowohl die Geschichte des
Konflikts als auch die aktuelle Situation. Dabei geht es um koloniale
Kontinuitäten, Siedlungspolitik und den sahrauischen Widerstand, also den
Widerstand der ursprünglichen Bevölkerung der Westsahara gegen die
völkerrechtswidrige Besetzung durch Marokko. Unter dem Aspekt von
Klimagerechtigkeit und Entwicklungspolitik wird ein Fenster in die Zukunft der
Region geöffnet.
Vor dem eigentlichen Start der
Konferenz führt ein Filmabend
am
Sonntag, 25. Februar, 17:30-19:30 Uhr
im
Uni-Kino Pupille
Mertonstraße
26-28
in die Thematik ein. Gezeigt
wird der Dokumentarfilm „Die letzte Kolonie. Das vergessene Volk der
Westsahara“ von Christian Gropper, im Anschluss findet eine Diskussion über den
Film statt.
Die gesamte Veranstaltung ist
öffentlich, eine Anmeldung wird bis Dienstag, 20. Februar, erbeten an Judit
Tavakoli, j.tavakoli@em.uni-frankfurt.de.
Falls Sie online teilnehmen möchten, erhalten Sie auf diesem Weg auch den
entsprechenden Link.
Das Programm finden Sie unter
www.uni-frankfurt.de/42991918/Willkommen_am_Institut_f%C3%BCr_Ethnologie
Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/149307431
Information:
Dr. Judit Tavakoli
Institut für Ethnologie
Goethe-Universität Frankfurt
Telefon 069 798-33074
j.tavakoli@em.uni-frankfurt.de
Verbreitungsgebiete der potenziell krankheitsübertragenden Insekten in vier Bundesländern untersucht
Forschende der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt haben erstmalig die räumlichen Verbreitungsmuster von Kriebelmücken in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen modelliert. In der im renommierten Fachjournal „Science of the Total Environment“ erschienenen Studie zeigt das Forschungsteam, dass in Deutschland Kriebelmücken in drei Gruppen eingeteilt werden können, die sich in ihren Verbreitungsmustern und ökologischen Ansprüchen unterscheiden. Die Forschenden warnen davor, dass insbesondere die medizinisch relevanten Arten durch den voranschreitenden globalen Klima- und Landnutzungswandel vermehrt auftreten könnten.
FRANKFURT. Sie
sind nur zwei bis sechs Millimeter groß, ihr Aussehen ähnelt dem harmloser
Stubenfliegen, doch ihre Stiche sind sehr unangenehm: Kriebelmücken
(Simuliidae). Die flugfähigen und überwiegend schwarzen Insekten gehören zu den
„Poolsaugern“: Weibliche Tiere raspeln mit scharfen „Zähnchen“ die Haut des
Wirts auf und nehmen anschließend den sich dort bildenden Blutstropfen zu sich.
„Durch die von den Mücken in die Wunde eingetragenen gerinnungshemmenden und
betäubenden Substanzen können die Stiche schwerwiegende allergische Reaktionen
auslösen, oder es kann zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen“, erklärt
Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima
Forschungszentrum, der Goethe-Universität Frankfurt, dem LOEWE-Zentrum für
Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und dem Fraunhofer IME Gießen und
fährt fort: „Kriebelmücken sind zudem vektorkompetent, also in der Lage, durch
ihren Stich Infektionskrankheiten auslösende Erreger zu übertragen.“ Der
bekannteste durch Kriebelmücken übertragene Erreger ist der auf dem
afrikanischen Kontinent heimische Nematode Onchocerca volvulus, welcher die
sogenannte Onchozerkose („Flussblindheit“) auslösen kann. Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation erlitten durch die Krankheit weltweit bereits über
1,15 Millionen Menschen einen Sehverlust.
Erstautorin Sarah Cunze von der Goethe-Universität Frankfurt erläutert: „Etwa 98 Prozent der insgesamt 2000 auf allen Kontinenten – mit Ausnahme der Antarktis – vorkommenden Kriebelmückenarten ernähren sich von Blut. Dies ist für die Entwicklung ihrer Eier unerlässlich. In Deutschland wurden bisher 57 Kriebelmückenarten beschrieben. Anhand von 1.526 Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen haben wir die zwölf häufigsten dort heimischen Arten in drei biogeografische Gruppen unterteilt: Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weit verbreitete Arten und Tieflandarten.“
Für die drei Gruppen sagen die Forschenden in ihrer
aktuellen Studie unterschiedliche Populationsentwicklungstrends unter dem
voranschreitenden globalen Klima- und Landnutzungswandel voraus: Die Gruppe der
Arten mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den Gewässeroberläufen wird aufgrund
steigender Temperaturen und zunehmender chemischer Belastung der Gewässer als
potentiell gefährdet eingeschätzt. Arten der dritten Gruppe hingegen, zu denen
insbesondere auch veterinär- und humanmedizinisch relevante Kriebelmückenarten
zählen, zeichnen sich durch breitere Nischen und somit eine höhere Toleranz
gegenüber anthropogenen Veränderungen aus. Diese Arten könnten durch den
anthropogenen Wandel gefördert werden und ausgehend von ihrem bisherigen
Verbreitungsschwerpunkt in größeren Flüssen des Tieflandes in Zukunft häufiger
auftreten. Medizinisch relevante Arten zeichnen sich durch ein besonders
aggressives Stechverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten
häufig in sehr hoher Zahl auf. „Nachbarländer wie beispielsweise Polen
reagieren auf dieses Massenauftreten, welches durch einen synchronisierten
Schlupf der aquatisch lebenden Larven gefördert wird, damit, dass Vieh in
Gebieten mit bekanntermaßen hohem Vorkommen während der betreffenden Zeiträume
nur im Stall gehalten oder nur nachts auf die Weide gelassen wird. Zukünftige
höhere Temperaturen könnten zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr
Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von
Kriebelmücken führen“, fügt Cunze hinzu.
In weiteren Arbeiten möchte das Team seine Ergebnisse mit
empirischen Tests untermauern sowie durch Labortests klären, inwieweit
Simuliiden-Arten in der Lage sind, bestimmte Infektionskrankheiten auslösende
Erreger unter den derzeit in Europa herrschenden Bedingungen zu übertragen.
„Die aus den Ergebnissen unserer Studie abgeleiteten Entwicklungstrends für die
medizinisch relevanten Kriebelmückenarten sind ein Beispiel dafür, wie
vektorübertragene Infektionskrankheiten durch den globalen Wandel gefördert
werden können. Unsere Modellierungsansätze und -ergebnisse helfen uns dabei,
Monitoring und Maßnahmenprogramme für vektorkompetente Arten effizient zu
gestalten und Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen abzuleiten“, fasst
Klimpel zusammen.
Publikation:
Sarah Cunze, Jonas Jourdan, Sven Klimpel
(2024): Ecologically and medically important black flies of the genus Simulium:
Identification of biogeographical groups according to similar larval niches,
Science of The Total Environment, Volume 917, 2024, 170454, https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2
024.170454
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/149310328
Bildtext:
(Bild
1)
Die
Art Simulium ornatum gehört zu den veterinär- und humanmedizinisch relevanten
Kriebelmücken. Foto: Dorian Dörge
(Bild
2)
Kriebelmücken
leben semiaquatisch: Im Ei-, Larven- und – wie hier zu sehen – im Puppenstadium
sind sie auf Fließgewässer angewiesen. Foto: Dorian Dörge
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sven Klimpel
Senckenberg
Biodiversität und Klima Forschungszentrum Goethe-Universität Frankfurt
Tel.
069 798 42237
sven.klimpel@senckenberg.de
Physiker der Goethe-Universität finden neue Lösung für Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie
Würde
es Gravasterne tatsächlich geben, sähen sie für einen weit entfernten
Beobachter ähnlich aus wie Schwarze Löcher. Zwei theoretische Physiker der
Goethe-Universität Frankfurt haben jetzt eine neue Lösung der Allgemeinen
Relativitätstheorie Albert Einsteins gefunden, derzufolge Gravasterne aufgebaut
sein könnten wie eine russische Matrjoschka-Puppe: Im Inneren eines Gravasterns
befände sich sein weiterer Gravastern.
FRANKFURT. Das Innere Schwarzer Löcher ist für die Wissenschaft eine harte Nuss: Der deutsche Physiker Karl Schwarzschild fand 1916 eine Lösung für die Gleichungen Albert Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie, derzufolge sich im Zentrum eines schwarzen Lochs eine sogenannte Singularität befindet, ein Punkt, an dem Raum und Zeit nicht mehr existieren. Alle physikalischen Gesetze, also auch Einsteins allgemeine Relativitätstheorie, habe dort keine Gültigkeit mehr, das Prinzip der Kausalität ist aufgehoben. Das ist ein großes Ärgernis für die Wissenschaft, denn jenseits des sogenannten Ereignishorizonts können keine Informationen aus einem Schwarzen Loch nach außen dringen. Wohl auch aus diesem Grund fand Schwarzschilds Lösung lange Zeit außerhalb der Theorie keine größere Beachtung, bis 1971 der erste Kandidat für ein Schwarzes Loch entdeckt, in den 2000er-Jahren das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße nachgewiesen und schließlich 2019 das erste Bild eines Schwarzen Lochs durch die Event Horizon Telescope Collaboration veröffentlicht wurde.
2001 schlugen die beiden Wissenschaftler Pawel Mazur und Emil
Mottola eine andere Lösung für Einsteins Feldgleichungen vor, die zu Objekten
führten, die sie Gravasterne nannten. Im Gegensatz zu Schwarzen Löchern haben
Gravasterne aus Sicht der theoretischen Astrophysik mehrere Vorteile: Einerseits
sind sie sind nahezu so kompakt wie Schwarze Löcher und besitzen ebenso wie
diese an ihrer Oberfläche eine Gravitationskraft, die praktisch so stark ist
wie die eines Schwarzen Lochs, sodass ihr nicht einmal Licht entkommen kann. Allerdings
haben sie keine Grenze, innerhalb der keine Art von Information nach außen
dringen kann, den so genannten Ereignishorizont, und in ihrem Inneren gibt es
keine Singularität. Vielmehr besitzen Gravasterne einen Kern aus exotischer –
dunkler – Energie, die den Gegendruck zur ungeheuren Gravitationskraft hält,
die den Stern zusammenpresst. Die Oberfläche von Gravasternen bildet eine hauchdünne
Haut aus gewöhnlicher Materie, deren Dicke gegen Null geht.
Die beiden theoretischen Physiker Daniel Jampolski und Prof.
Luciano Rezzolla haben jetzt eine Lösung der Feldgleichungen der Allgemeinen
Relativitätstheorie vorgestellt, die einen Gravastern im Innern eines weiteren Gravasterns
beschreibt. Diesem – hypothetischen – Himmelsobjekt haben sie den Namen
„Nestar“ gegeben (von englisch nested = verschachtelt).
Daniel Jampolski, der die Lösung in seiner durch Prof. Luciano
Rezzolla betreuten Bachelorarbeit fand, meint: „Der Nestar ist wie eine
russische Matrjoschka, und unsere Lösung der Feldgleichungen lässt auch eine
ganze Reihe von ineinander geschachtelten Gravasternen zu.“ Während der
Gravastern nach Mazur und Mottola eine nahezu unendlich dünne Haut aus normaler
Materie habe, hat der Nestar eine etwas dickere Materiehülle: „Man kann sich
etwas leichter vorstellen, dass es so etwas geben könnte.“
Luciano Rezzolla, Professor für theoretische Astrophysik an der Goethe-Universität,
erläutert: „Es ist toll, dass es auch 100 Jahre nach Schwarzschilds erster
Lösung der Einstein'schen Feldgleichungen aus der allgemeinen
Relativitätstheorie noch möglich ist, neue Lösungen zu finden. Das ist ein
bisschen so, wie wenn man in einer vermeintlich erschöpften Mine auf eine
Goldader stößt. Leider haben wir noch keine Vorstellung davon, wie solch ein
Gravastern entstehen könnte. Doch selbst wenn Nestare nicht existieren sollten,
hilft uns die Erforschung der mathematischen Eigenschaften dieser Lösungen
letztlich dabei, Schwarze Löcher besser zu verstehen.“
Publikation:
Daniel Jampolski, Luciano Rezzolla: Nested solutions of gravitational
condensate stars. Classical Quantum Gravity (2023) https://doi.org/10.1088/1361-6382/ad2317
Hintergrundinformation: Ligo entdeckte
Gravitationswellen von Schwarzen Löchern, nicht von Gravasternen (2016)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/entdeckte-ligo-schwarze-loecher-oder-gravasterne/
Bild zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/149345988
Bildtext: Ein Gravastern könnte
wie eine Matrjoschka-Puppe aussehen. Dies fanden Physiker der
Goethe-Universität Frankfurt heraus. Bild: Daniel Jampolski und Luciano
Rezzolla, Goethe-Universität
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Für die stark nachgefragte Tagung am Sigmund-Freud-Institut ist nur noch Onlineteilnahme möglich
FRANKFURT. Der Überfall der Terror-Organisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf
Israel und seine Folgen, Krieg und Krisen in Zusammenhang mit dem
Israel-Palästina-Konflikt, der neu aufflammende und zugleich alte
Antisemitismus weltweit: Sie stehen im Mittelpunkt einer Tagung, zu der das
Sigmund-Freud-Institut, das Frankfurter Psychoanalytisches Institut und die
Forschungsinitiative ConTrust gemeinsam einladen. Die Tagung „Zu den Krisen in
Israel, zum Israel-Palästina-Konflikt und zeitgenössischen Formen des
Antisemitismus“ findet statt am
sowie
online auf der Plattform Zoom
Die Vortragenden werden die
konfliktreiche Thematik aus sozialpsychologisch-psychoanalytischer Perspektive
betrachten und analysieren. Aufgrund der starken Nachfrage ist die Teilnahme
bei Neuanmeldung nur noch online möglich.
Zum Programm: Der Psychiater Dr.
Eran Rolnik von der Universität Tel Aviv wird „Zeitgemäßes über
Demokratie, politische Zäsur und Antisemitismus“ vortragen. Während
Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenwürde, Gewaltenteilung und Minderheitenrechte
grundlegende Werte jeder Demokratie seien, könne man die psychischen und
psychosozialen Voraussetzungen dafür keineswegs als selbstverständlich gegeben
erachten. Die niedergelassene Psychologin und Psychoanalytikerin Shirin
Atili aus Esslingen spricht zum Thema „Die fehlende Freiheit für die
Palästinenser:innen und ihre Folgen“ und schildert die Situation der
Palästinenserinnen und Palästinenser in Deutschland und Israel.
Über „Sackgassen des Absoluten
oder warum der Israel-Palästina-Konflikt so grausam ist“ spricht der
Wissenschaftshistoriker Prof. José Brunner, ebenfalls Universität
Tel Aviv. Sein Beitrag erklärt die seit Jahrzehnten eskalierende Gewalt durch
anhaltende narzisstische Verstrickungen, die zum beiderseitigen Verharren in
absoluten Anspruchshaltungen führen. Zur wachsenden Grausamkeit und
Unlösbarkeit des Konflikts habe die Vermischung mit religiösen und fundamentalistischen
Positionen beigetragen. Dr. Kurt Grünberg, Psychoanalytiker und
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sigmund-Freud-Institut, behandelt das Thema
„Leidenschaft und Leiden. Zum Antisemitismus vor und nach dem 7. Oktober 2023“.
Ihm geht es dabei im Besonderen um das Versagen jener wissenschaftlichen, auch
feministischen oder psychoanalytischen Kontexte, die aus seiner Sicht den
Zivilisationsbruch verleugneten und sich vom Antisemitismus anstecken ließen.
Es begrüßen und moderieren
Prof. Vera King (Goethe-Universität und Geschäftsführende Direktorin des
Sigmund-Freud-Instituts), Željko Čunovic (Frankfurter
Psychoanalytisches Institut FPI), Prof. Rainer Forst (Goethe-Universität,
Forschungsinitiative ConTrust), Prof. Patrick Meurs (Sigmund-Freud-Institut und
Universität Kassel), die Psychoanalytikerin Christiane Schrader (FPI) sowie
Prof. Heinz Weiß (Leiter des medizinischen Bereichs am Sigmund-Freud-Institut).
Anmeldung bitte über diesen
Link.
Der Zoom-Link zur Tagung wird dann in der Bestätigungsmail
mitgeteilt.
Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/149297191
Information:
Prof. Dr. Vera King
Professur für Soziologie und Psychoanalytische Sozialpsychologie
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail king@soz.uni-frankfurt.de
https://www.fb03.uni-frankfurt.de/148588723.pdf
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
„Buber-Rosenzweig-Vorlesung für jüdische Geistesgeschichte und Philosophie“: Historikerin Karma Ben Johanan spricht zum Thema Antisemitismus
FRANKFURT. Warum ist Antisemitismus global verbreitet, weshalb tritt er in unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Bereichen vehement auf, und was genau ist unter ihm zu verstehen? Diese Fragen werden nicht erst seit dem 7. Oktober intensiv diskutiert. Die Rolle christlicher Weltbilder ist dabei in den Hintergrund getreten – zu Unrecht, meint die renommierte israelische Historikerin Dr. Karma Ben Johanan. Ihre Forschungen widmet sie religiösen Motiven des Christentums, die in kollektiven Mentalitäten fortwirken und auch zeitgenössische säkulare Denkmuster des Antisemitismus prägen.
Über die Zusammenhänge zwischen ambivalenten christlichen
Einstellungen gegenüber Jüd*innen und dem Judentum und gegenwärtigen
Erscheinungsformen des Antisemitismus spricht Karma Ben Johanan
am
Donnerstag, dem 15. Februar 2024, um 18.15 Uhr
in ihrem Vortrag
Christian Ambivalence and the Current Antisemitism
Debate
im
Casino-Gebäude 1.801 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität.
Dabei geht Karma Ben Johanan der Frage nach, ob die
zeitgenössischen Debatten nicht auch als neue Formen traditioneller
innerchristlicher Spannungen verstanden werden können, die sich auf jüdische
Schriften, Geschichte und Kulturen in westlichen Gesellschaften nach 1945
beziehen.
Die Historikerin Dr. Ben Johanan forscht und lehrt am Department
of Comparative Religion der Hebräischen Universität Jerusalem. Von 2019 bis
2022 hatte sie eine Professur für jüdisch-christliche Beziehungen an der
Theologischen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin inne. Ihr Buch Jacob's
Younger Brother: Christian-Jewish Relations after Vatican II erschien 2022
in englischer Sprache. Sie gewann zahlreiche Preise, darunter den renommierten
Dan David Preis (2023).
Der Vortrag wird veranstaltet von der Martin Buber-Professur für
jüdische Religionsphilosophie und dem Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische
Geistes- und Kulturgeschichte am Fachbereich Evangelische Theologie. „Das Thema
des Vortrags könnte nicht aktueller und bedrängender sein“, erklärt Prof.
Christian Wiese, Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts. „Deshalb freuen wir
uns, mit Dr. Karma Ben Johanan eine hervorragende Forscherin gewonnen zu haben,
die sich innovativ mit den komplexen Beziehungen zwischen den jahrhundertealten
Traditionen der christlichen Ambivalenz gegenüber dem Judentum
auseinandersetzt, mit Traditionen des christlichen Antisemitismus und anderen
Quellen und Formen des Antisemitismus in der Gegenwart.“
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Eine Anmeldung
(unter kramberger@em.uni-frankfurt.de) ist
erwünscht, wird aber für die Teilnahme nicht vorausgesetzt.
Anmeldung:
Eva
Kramberger
Fachbereich
Evangelische Theologie
kramberger@em.uni-frankfurt.de
Weitere Informationen:
https://buber-rosenzweig-institut.de/events/einzelveranstaltung/buber-rosenzweig-vorlesung-fuer-juedische-geistesgeschichte-und-philosophie-2/
Dr.
Judith Müller
Buber-Rosenzweig-Institut
jud.mueller@em.uni-frankfurt.de
Arztsöhne werden zu Ärzte, Arbeiter wählen SPD: „Forschung Frankfurt“ blickt auf die Folgen gesellschaftlichen Wandels
Globalisierung, Migration, Bildungsexpansion: Dies alles verändert die Strukturen unserer Gesellschaft. Doch wie sieht dieser Wandel konkret aus? Diesen Fragen geht die DFG-Forschungsgruppe RISS („Reconfiguration and Internalization of Social Structure“) nach – mit welchen Ergebnissen, darüber berichtet die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Früher
waren Ärzte in Deutschland vor allem weiße Männer, die in die Fußstapfen ihrer
Väter traten. Das System reproduzierte sich selbst und damit den Erfolg von
Repräsentanten einer bestimmten sozialen Schicht. Die Zugehörigkeit zu einer
sozialen Klasse, aber auch zu einer Berufsgruppe oder Religion ging meist auch
einher mit bestimmten politischen Überzeugungen. Auch wenn diese Beschreibung
schon für damals etwas vergröbernd ist: Man braucht keinen besonderen
Scharfblick, um zu erkennen, dass sich gesellschaftliche Status- und
Machtverhältnisse verschoben haben. Das Bild auch der prestigeträchtigsten Berufsfelder
ist heterogener denn je. Zugrunde liegt eine enorme Expansion im
Bildungssystem: Seit den 1960er Jahren besuchen immer mehr Kinder und
Jugendliche aus unteren sozialen Schichten und unterschiedlichster ethnischer
Herkunft höhere Schulformen. Auch die Studierendenschaft wird Jahr für Jahr
heterogener. Und so stellt die neue „Unordnung“ die alte, oft beharrliche
„Ordnung“ von Institutionen wie Schule und Universität, aber auch die des
Arbeitsmarkts infrage.
„Die Veränderungen, die wir erleben, sind alles andere als
marginal. Sie sind so fundamental, dass sie die Sozialstruktur insgesamt
verändern“, sagt Daniela Grunow, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt
Quantitative Analysen gesellschaftlichen Wandels an der Goethe-Universität. Sie
ist Sprecherin der DFG-Forschungsgruppe RISS (FOR5173), die dieser
mehrdimensionalen Verschiebung und ihren Auswirkungen auf der Spur ist. Das
RISS-Team will mit einer neuen analytischen Strategie die wachsende
Heterogenität besser abbilden und verstehen, um dann erkennen zu können, wie
sich die soziostrukturellen Verschiebungen auf das Zusammenleben insgesamt
auswirken. Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genau dabei
vorgehen, welche Teilfragen sie interessieren, darum geht es im Beitrag von Katja
Irle in der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, die sich mit dem
Schwerpunktthema (Un)Ordnung befasst.
Weitere Artikel
von „Forschung Frankfurt“ gehen zum Beispiel der
Frage nach, wie Rebellen nach dem Chaos eine eigene Ordnung schaffen, es geht
um die Initiation des bundesdeutschen Grundgesetzes, die im I.G. Farben-Bau
stattfand (heute Campus Westend), aber auch um die Frage, wie verschwundene
Bücher in einer großen Universitätsbibliothek wiedergefunden werden können.
Weitere Beiträge handeln davon, wie der Klimawandel die Evolution vorantreibt
oder wie eine neue mikroskopische Technologie ein viel genaueres Bild von den
dynamischen Strukturen in lebenden Zellen zu vermitteln vermag.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2023) kann von
Medienschaffenden kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Ein
PDF der Ausgabe ist online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/147598855
Bildtext: Forschung Frankfurt: (Un)Ordnung (Titelblatt). Bild:
Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
VolkswagenStiftung fördert Erforschung der Situation pflegender junger Menschen mit 1,2 Millionen Euro
Junge Menschen in Ausbildung, die sich um ältere Menschen kümmern:
Sie stehen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „InterCare“ am Fachbereich
Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität. Eines steht bereits fest: Die
gesellschaftliche Aufmerksamkeit für diese Gruppe ist weitaus geringer als sie
eigentlich sein sollte.
FRANKFURT. Ungefähr jeder achte junge Mensch in Ausbildung – also Schüler, Azubi und Studierende – ist (mit)verantwortlich für das Wohlergehen und die Pflege älterer, kranker oder behinderter Angehöriger oder anderer nahestehender Personen. Dies hat eine Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ergeben. Damit ist diese Gruppe größer als die der Studierenden mit eigenem Nachwuchs.
Junge Frauen sowie allgemein junge Menschen mit
Migrationshintergrund sind eher davon betroffen, Pflege und Ausbildung unter
einen Hut bekommen zu müssen. „Eine Riesengruppe, die aber in der öffentlichen
Wahrnehmung vollkommen untergeht“, sagt Dr. Anna Wanka, die mit ihrer Forschung
herausfinden will, wie der Alltag dieser jungen Menschen aussieht, welche
Schwierigkeiten sie meistern müssen und wie man sie dabei unterstützen könnte.
Denn häufig beeinflusse die Verantwortung für einen älteren Menschen die
Schulleistung sowie die Entscheidung für oder gegen ein Studium oder eine
weiterführende Ausbildung, besonders in einer anderen Stadt. Und wer sich doch
dafür entscheidet, hat mit einem schlechten Gewissen, Scham gegenüber Peers und
Dozierenden, sowie Hürden in der täglichen Vereinbarkeit von Bildung und Pflege
zu kämpfen.
Das Projekt „InterCare“ nimmt diese Gruppe als erstes
umfangreiches Forschungsvorhaben gründlich in den Blick. Offizieller Start der
Forschungen ist im Oktober 2024, von da an fließen über vier Jahre hinweg 1,2
Millionen Euro von der VolkswagenStiftung. Wanka hatte sich im Rahmen der
Förderlinie „Herausforderungen und Potenziale für Europa: Intergenerationelle Zukünfte“
bei der Stiftung beworben. Sie leitet an der Goethe-Universität auch die
Emmy-Noether-Forschungsgruppe „Linking Ages“, in der es um Alterskonstruktionen
im Lebenslauf geht.
Angesichts der in allen europäischen Ländern alternden Bevölkerung
sprach die VolkswagenStiftung mit ihrem Förderprogramm vor allem
Forschungsgruppen an, die sich mit Fragen zum demografischen Wandel befassen.
Die Verantwortlichen sollten aus mindestens drei unterschiedlichen europäischen
Ländern stammen. Neben der britischen Anglia Ruskin University und der
Jagiellonen-Universität Krakau nimmt auch die Hochschule Niederrhein in
Möchengladbach in Person von Moritz Heß, Professor für Gerontologie, teil. In
Polen zum Beispiel sei die Situation sehr stark dadurch geprägt, dass professionelle
Pflegekräfte im westlichen Ausland, vor allem in Deutschland, arbeiteten, wo
sie mehr Geld verdienten. In Polen fehlen diese Fachkräfte dann, was die
Angehörigen dort umso stärker in die Pflicht nimmt.
In der ersten Phase der Studie wird es eine quantitative Erhebung
in Deutschland geben: Wie viele Betroffene gibt es tatsächlich? Wie stellt sich
die Problematik an Bildungseinrichtungen dar? Wo verunmöglichen die Regeln –
zum Beispiel Anwesenheitspflichten in Labors und Seminarräumen – die Teilnahme
am Ausbildungsgang? Die Ergebnisse sollen dann mit der Situation in
Großbritannien und Polen verglichen werden. Für eine zweite Phase sind
„dyadische Interviews“ geplant, die sich dadurch auszeichnen, dass ein „Tandem“
aus einem jungen Menschen mit Pflegeverantwortung und der gepflegten Person
einzeln und gemeinsam befragt wird. „Die getrennte Befragung ist notwendig,
weil auch über schambehaftete Themen, sowie Gewalterfahrungen und
Freiheitsbeschränkungen gesprochen werden sollte“, so Wanka. Das Projekt ist
zum Teil partizipativ angelegt, das heißt: Die Betroffenen gestalten den
Studienablauf selbstständig mit und produzieren gemeinsam mit den Forschenden
eine virtuelle Ausstellung sowie eine Podcast-Serie, um Bewusstsein für das
Thema zu schaffen.
Hintergrund:
Weitere Informationen
Dr.
Anna Wanka
Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung
Goethe-Universität
Telefon 069 798-36411
E-Mail
Wanka@em.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.uni-frankfurt.de/129313223/Anna_Wanka
Twitter-Handle/Nutzername: WankaAnna
Dr. Wanka
kann u.U. auch Interviews mit betroffenen Personen vermitteln.
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Auch nach 300 Jahren noch aktuell: Der Philosoph Achim Vesper spricht im neuen UniReport über die Bedeutung Immanuel Kants auch für heutige politische Debatten.
FRANKFURT. Kant geht immer:
Auf den Philosophen, dessen Geburtstag sich im April zum 300. Mal jährt,
berufen sich viele – auch so genannte Querdenker. Das ist aus Sicht von Dr.
Achim Vesper, Philosoph an der Goethe-Universität, ein großes Missverständnis:
Zwar hebe Kant den Wert des Selbstdenkens hervor – für ihn gehöre dazu aber
auch die Auseinandersetzung mit den Meinungen anderer. Im Gespräch mit dem
UniReport erklärt Vesper, der momentan die Professur für Philosophie der
Neuzeit an der Goethe-Universität vertritt, dass sich historisch betrachtet die
philosophischen Fragestellungen durch Kant einschneidend verändert hätten.
Antisemitische und rassistische Aspekte in Kants Werken gebe es, die Forschung
untersuche sie, sagt Vesper: „Aber wie tief oder weniger tief der Rassismus in
Kants Denken verwurzelt sein mag – es bleibt deutlich, dass uns Kant auch
wichtige Mittel an die Hand gibt, Rassismus zu kritisieren und zu überwinden.“
Eine Einführung in „Kants Philosophie“, die Vesper zusammen mit Gabriele Kava
(Universität Turin) verfasst hat, erscheint am 14. März im Verlag C.H. Beck.
Weitere Themen im neuen UniReport:
AktuellesDer UniReport 1/2024 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe
UniReport online - Wie finden Sie unsere Artikel im Netz? Ganz einfach: Schauen Sie doch einmal ins Webmagazin der Goethe-Universität. Auf www.aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport können Sie einen Großteil der Artikel aus der Printausgabe auch online lesen.
In der neuen Ausgabe des Magazins „Forschung Frankfurt“ zum Thema „Unordnung und Ordnung“ berichten Wissenschaftler*innen unter anderem über die Erkundung von Zellstrukturen, die Bakterien das Überleben sichern
Wie es Bakterien schaffen, auch unter den widrigsten Umweltbedingungen ihre „innere Ordnung“ aufrecht zu erhalten, untersucht Prof. Inga Hänelt an der Goethe-Universität. In einem Beitrag der neuen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ erklärt die Forscherin, wie Bakterien ein mehrstufiges Krisenmanagement für die Aufnahme von lebenswichtigem Kalium aufgebaut haben – und welche Pläne sie und ihre Kolleg*innen mit der Clusterinitiative SCALE haben, die gerade die erste Hürde im Wettbewerb der Exzellenzinitiative genommen hat. In weiteren Beiträgen gibt das Forschungsmagazin der Goethe-Universität unter dem Titel „(Un)Ordnung“ Einblicke etwa zu den Themen Populismus, Rebellionen und Saatgutbanken.
FRANKFURT.
Bakterien gibt es buchstäblich überall: Von der Tiefsee bis ins Gebirge, in der
Luft und womöglich sogar im Weltall, und sie besiedeln auch Haut und Darm des
Menschen. Im Gegensatz zum Menschen, dessen spezialisierte Haut- oder
Schleimhautzellen die innen gelegenen Zellen schützen, sind Bakterien der Wucht
von Umwelteinflüssen wie Hitze, Trockenheit oder hohe Salzkonzentration
unmittelbar ausgesetzt. Die Überlebenskünstler haben daher unter anderem ein
mehrstufiges System entwickelt, mit dessen Hilfe sie das lebenswichtige Kalium
auch unter den widrigsten Bedingungen etwa in einem Salzsee aufnehmen. Welche
Tricks sie dazu nutzen, erforscht die Mikrobiologin Prof. Inga Hänelt. In der
neuen Ausgabe von Forschung Frankfurt berichtet sie über Transporter, Kanäle
und die Selbstorganisation von Bakterien in Biofilmen. Und sie erläutert, wie
ihre Forschungsergebnisse in die Clusterinitiative SCALE einfließen, mit der
sich Hänelt und ihre Kolleg*innen als Exzellenzcluster im bundesweiten
Wettbewerb „Exzellenzstrategie“ bewerben.
In weiteren Artikeln von „Forschung Frankfurt“ geht es zum
Beispiel um die Rolle, die Saatgutbanken bei der Erforschung der Anpassung von
Wildpflanzen an den Klimawandel spielen, wie dem Populismus entgegengetreten
werden kann und wie aus dem Chaos von Rebellionen und Bürgerkriegen neue
Ordnungen entstehen. Andere Beiträge diskutieren vor dem Hintergrund der
„Klimakleber“ das Spannungsfeld zwischen Rechtsordnung und zivilem Ungehorsam
oder untersuchen, wie sich eine gestiegene soziale Durchlässigkeit im
Schulsystem oder bei bestimmten Berufen auf gewachsene Strukturen auswirkt.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2023)
kann von Medienschaffenden kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Ein PDF der Ausgabe ist online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
Hintergrund:
Clusterantrag SCALE erfolgreich in der ersten Runde des
Exzellenz-Strategie-Wettbewerbs (02/2024)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/exzellenzstrategie-wettbewerb-goethe-universitaet-mit-einem-clusterantrag-in-der-ersten-runde-erfolgreich/
Website SCALE: https://scale-frankfurt.org
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/147598855
Bildtext: Forschung Frankfurt: (Un)Ordnung (Titelblatt). Bild:
Goethe-Universität Frankfurt
Twitter/X:
@goetheuni
@SCALE_Uni_FFM
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Eine von vier Clusterinitiativen zur Einreichung eines Vollantrags im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder aufgefordert – Bestehender Exzellenzcluster CPI zur Herz- und Lungenforschung wird ebenfalls Vollantrag einreichen
Mit insgesamt zwei Forschungsverbünden geht die Goethe-Universität in die nächste Runde des mehrstufigen Wettbewerbs „Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder“. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft gab heute bekannt, dass die Clusterinitiative SCALE (Zellstrukturen) auf Basis ihres Konzepts nun im August 2024 einen Vollantrag stellen darf, um sich auf eine Förderung als Exzellenzcluster ab 2026 zu bewerben. Der bestehende Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute (CPI) zur Herz- und Lungenforschung wird ebenfalls einen Vollantrag stellen. Forschende der Goethe-Universität sind zudem an zwei erfolgreichen Projektskizzen der Universitäten Darmstadt, Gießen und Marburg beteiligt.
FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität, gratuliert den Forschenden zu ihrem Erfolg: „Wir wussten,
dass der wissenschaftliche Wettbewerb sehr hart sein würde. Umso mehr freue ich
mich, dass eines der von uns und unseren Partnern vorgeschlagenen
interdisziplinären Projekte zur Vollantragstellung zugelassen wurde. Dies
bietet uns die Chance, die Förderung in der Erforschung von biologischen
Zellstrukturen zu beantragen. Dass wir die internationalen Begutachtungsgruppen
und das Expertengremium von Deutscher Forschungsgemeinschaft und
Wissenschaftsrat an dieser ersten Wegscheide überzeugen konnten, zeigt, was wir
für eine gute Startposition mit unseren außeruniversitären Partnern für die Phase
der Vollantragstellung in der Exzellenzstrategie haben, in der die Projekte
erneut begutachtet werden. An dieser Stelle möchte ich auch den
Kolleginnen und Kollegen an unseren beiden Partneruniversitäten in der RMU
gratulieren, die insgesamt drei weitere Skizzen erfolgreich vorgestellt haben.“
Die guten Startvoraussetzungen würden nun für die zweite Phase des
Wettbewerbes um Exzellenzcluster genutzt, so Prof. Bernard Brüne, Vizepräsident
der Goethe-Universität für Forschung. Daher sei bei aller Freude für eine
Atempause jetzt keine Zeit: „Noch heute werden wir die Arbeit an den
Vollanträgen aufnehmen.“
Nicht zum Vollantrag aufgefordert wurden die drei Projekte ConTrust,
ELEMENTS, und EMTHERA der Goethe-Universität. Vizepräsident Brüne: „Der
Exzellenzwettbewerb ist hart und sieht eine starke Reduktion in der Zahl der
Antragsskizzen auf dem Weg über den Vollantrag zur Förderung vor. Dennoch war
die Teilnahme zweifelsohne ein Gewinn, und ich möchte an dieser Stelle den
Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten zwei Jahren an der Entwicklung der
zukunftsweisenden Ideen beteiligt waren, noch einmal für ihr Engagement danken.
In der Vorbereitung auf die Bewerbung haben unsere Forschenden viele kreative Forschungsansätze
erarbeitet, Strukturen geschaffen und interdisziplinäre Kooperationen aufgebaut.
So konnten wir neue Schwerpunkte entwickeln und das Forschungsprofil der
Goethe-Universität weiter schärfen. Wir werden nun die Rückmeldungen der Gutachtenden
genau analysieren. Ich bin überzeugt, dass wir diese Ideen weiterentwickeln und
in einer anderen Form weiterführen können. Als Goethe-Universität werden wir
die Initiativen auf diesem Weg unterstützen.“
Insgesamt 143 Antragsskizzen für neue Exzellenzcluster wurden im
Sommer 2023 bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereicht. 41 (28
Prozent) wurden jetzt zu Vollanträgen im Wettbewerb um die Förderung als
Exzellenzcluster zugelassen.
SCALE: Subcellular Architecture of Life. Zellen bestehen aus Milliarden
von Molekülen, die von Einzelmolekülen über große Molekülkomplexe bis hin zu
Organellen organisiert sind. Zwar sind die Funktionen vieler einzelner Moleküle
bekannt, doch ist noch vielfach unklar, wie die Architektur im Innern einer
Zelle entsteht, funktioniert und wie die Teile interagieren. Die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler von SCALE wollen die Selbstorganisationsprinzipien der
Zelle aufdecken und eine räumlich wie zeitlich hochaufgelöste Simulation der
Zelle erstellen. So wollen sie besser verstehen, wie Zellen wirklich
funktionieren und wie ihre verschiedenen „Maschinen“ zusammenarbeiten.
Mehr unter: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport/zellulaere-architekturen-scale/
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt (Antragstellerin)
Max-Planck-Institut für Biophysik (MPIBP), Frankfurt
Max-Planck-Institut für Hirnforschung (MPIBR), Frankfurt
Frankfurt Institute for Advanced Studies
(FIAS)
Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik
(MPI-CBG), Dresden
Universität des Saarlandes, Homburg
Website: https://scale-frankfurt.org
Als bestehender Exzellenzcluster ist zur Stellung eines
Vollantrags bereits zugelassen:
CPI:
Cardio-Pulmonary Institute. Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
gehen häufig einher mit Lungenkrankheiten. Weltweit sind sie die häufigsten
Todesursachen. Ziel des Exzellenzclusters ist es, zu verstehen, welche
molekularbiologischen Prozesse dem Funktionieren dieser Organe und ihrem
Versagen bei Erkrankungen zugrunde liegen. Dazu entwickeln die
CPI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler hochschulübergreifend Modellsysteme
von Zellkulturen bis zu Tiermodellen und kombinieren die Ergebnisse mit
Untersuchungsdaten von Patientinnen und Patienten, um neue Therapieansätze zu
finden. Der Cluster wurde erstmals von 2006 bis 2018 als „Excellence Cluster
Cardio-Pulmonary System“ gefördert und konnte sich 2019 erneut als
Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute durchsetzen. Mehr unter: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport/herz-und-lungenerkrankungen-cardiopulmonary-institute-cpi/
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt und Justus-Liebig-Universität Gießen
(gemeinsame Antragstellerinnen)
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim
Universitätsmedizin Göttingen
Derzeitige Förderung als Exzellenzcluster: 2019–2025 (45 Millionen Euro)
Website: https://www.cpi-online.de/
Neben SCALE, in dem die Goethe-Universität federführend ist, ist
die Goethe-Universität als Partnerin an folgenden Projekten beteiligt, die
einen Vollantrag stellen dürfen:
RAI – Reasonable
Artificial Intelligence
Der Cluster erforscht KI-Systeme, die nicht nur lernen, sondern
auch – neuartige – Fakten erfassen können und in der Lage sind, diese mit
Formen abstrakten Denkens zu verknüpfen. So sollen die KI-Systeme logische
Schlussfolgerungen ziehen und kontextbezogene Entscheidungen treffen und daraus
wieder lernen.
Projektpartner:
TU Darmstadt (Antragstellerin)
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Goethe-Universität Frankfurt
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
TAM – The
Adaptive Mind
The Adaptive Mind ist ein Forschungscluster, der Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler aus der experimentellen Psychologie, der klinischen
Psychologie und der künstlichen Intelligenz zusammenbringt, um zu verstehen,
wie sich der menschliche Geist erfolgreich an veränderte Bedingungen anpasst
und was passiert, wenn diese Anpassungsprozesse versagen.
Projektpartner:
Justus-Liebig-Universität Gießen (Antragstellerin)
Philipps-Universität Marburg (weitere Antragstellerin)
TU Darmstadt (weitere Antragstellerin)
Goethe-Universität Frankfurt
Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS)
Mit der Exzellenzstrategie wollen
Bund und Länder die Universitäten Deutschlands stärken, indem sie
wissenschaftliche Spitzenleistungen, Profilbildung und Kooperationen im Wissenschaftssystem
fördern. Durch den Wettbewerb sollen nicht nur Leistungsspitzen in der
Forschung ausgebildet werden, sondern auch die Qualität des Hochschul- und
Wissenschaftsstandorts Deutschland in der Breite soll angehoben werden. Für die
Förderlinie „Exzellenzcluster“
wollen Bund und Länder jährlich insgesamt 539 Millionen Euro für bis zu 70
Exzellenzcluster zur Verfügung stellen. Das Antragsverfahren für
Exzellenzcluster ist zweistufig: Mitte 2023 wurden bei der Deutschen
Forschungsgemeinschaft zunächst Antragsskizzen zur wissenschaftlichen
Begutachtung eingereicht. Auf der Grundlage dieser Gutachten hat das Expertengremium
jetzt Clusterinitiativen zur Einreichung von Vollanträgen zugelassen, über
deren Förderung im Mai 2025 die Exzellenzkommission entscheiden wird. Neben den
neuen Projekten können auch die 57 aus der ersten Runde der Exzellenzstrategie
2018 hervorgegangenen bestehenden Exzellenzcluster einen Vollantrag stellen. Förderbeginn
für die mit einem Vollantrag erfolgreichen Cluster ist der 1. Januar 2026. Auf
Basis erfolgreicher Exzellenzcluster können sich Universitäten dann für die
Förderlinie Exzellenzuniversität
bewerben, über die im September 2026 entschieden wird.
Twitter/X: @goetheuni @CPI_ExStra @SCALE_Uni_FFM
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax 069
798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Vorstellung des neuen Buches von Prof. Dr. Zhiyi Yang am Forschungskolleg Humanwissenschaften
FRANKFURT/BAD
HOMBURG. Der
chinesische Dichter Wang Jingwei (1883―1944) war nicht nur ein bedeutender Schriftsteller,
sondern auch ein einflussreicher Politiker zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Bekannt wurde er durch ein missglücktes Attentat auf den Regenten Prinz Chun
II. und als Vorsitzender der Kuomintang, der Nationalen Volkspartei Chinas.
1940 gründete er die „Neuorganisierte Regierung der Republik China“, die als
japanische Marionettenregierung für die Kollaboration mit Japan im Zweiten
Weltkrieg in Verruf geriet. Seither gilt der lange Zeit als Patriot gefeierte Wang
als Verräter. Im heutigen China unterliegt die Erforschung seines Lebens,
Schaffens und Wirkens ebenso großen Restriktionen wie die Forschung über die
Rolle Chinas im Zweiten Weltkrieg.
Vor diesem Hintergrund legt Prof. Zhiyi Yang, Professorin für Sinologie an der Goethe-Universität, im ersten Teil ihres Buches „Poetry, History, Memory. Wang Jingwei and China in Dark Times“ eine historisch differenzierte, intellektuelle und politische Biographie von Wang Jingwei vor. Am Beispiel seines Lebens untersucht sie im zweiten Teil des Buches die Verschränkung von Dichtung und Geschichte in der chinesischen Erinnerungskultur. Im Zentrum steht dabei die Erinnerung Chinas an die Kollaboration mit Japan im Zweiten Weltkrieg.
In
der Reihe „Das Forschungskolleg stellt vor“ lädt das Forschungskolleg
Humanwissenschaften der Goethe-Universität zum Gespräch über das im November
2023 in der University of Michigan Press erschienene Buch ein. Es findet statt
am Dienstag, 6.
Februar 2024, 19 Uhr
in den Räumen des
Forschungskollegs
Am Wingertsberg 4
in Bad Homburg
und
wird moderiert von Prof. Iwo Amelung. Der Sinologe führt in die Thematik ein
und spricht mit seiner Kollegin über ihr Buch. Das Gespräch findet auf Englisch
statt.
Zhiyi
Yang ist
Professorin für Sinologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Nach dem Studium
der chinesischen Literatur, Geschichte und Philosophie an der Peking University
wurde sie 2012 am Institut für Ostasienstudien der Princeton University
promoviert. Gegenwärtig forscht sie über klassische Motive und Formen in der
chinesisch-sprachigen Lyrik der Gegenwart. Als Goethe-Fellow am
Forschungskolleg Humanwissenschaften veranstaltet sie die Vortragsreihe
„Sinophone classicism. Chinese Cultural Memories in a Global Space“.
Iwo
Amelung
ist Professor für Sinologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Er forscht
über die Wissenschafts- und Ideengeschichte des modernen China. Als
Goethe-Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften hat er gemeinsam mit dem
Wirtschaftswissenschaftler Prof. Bertram Schefold über die Geschichte des
wirtschaftlichen Denkens in China und Europa gearbeitet.
Die
Reihe: Wissenschaftliche Monographien im Gespräch
Wissenschaftliche
Bücher und insbesondere Monographien, also Texte über ein bestimmtes
Einzelthema, sind meist das Ergebnis jahrelangen Forschens, Reflektierens und
Schreibens. Die Reihe „Das Forschungskolleg Humanwissenschaften stellt vor“
soll diese Bücher in der Öffentlichkeit bekannt machen und ihre Inhalte zur
Diskussion stellen. Daher lädt das Kolleg regelmäßig Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Rhein-Main-Universitäten ein, damit sie über ihr Buch,
dessen Hintergründe sowie ihre persönliche Motivation sprechen können. Die
Reihe wird von Prof. Matthias Lutz-Bachmann, dem Direktor des Forschungskollegs
Humanwissenschaften, geleitet.
Zur besseren Planung bitten wir um Anmeldung bis 4. Februar per E-Mail an anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Ihre Anmeldung wird registriert, Sie erhalten aber keine Anmeldebestätigung.
Information:
Beate
Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Telefon: 06172-13977-15
E-Mail: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Homepage: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Social Media: @FKHbadhomburg