Die Art und Weise, wie das Genus (maskulin/feminin/neutral) in unserem Kopf kodiert wird, ist alles andere als klar. Einerseits ist nicht klar, inwieweit die orthografische und phonologische Form von Substantiven durch Sprecher verwendet wird, um den Genuswert von Substantiven während des lexikalischen Zugriffs abzurufen. Andererseits gibt es eine umfangreiche gesellschaftliche Debatte darüber, ob der feminine Genuswert anders verarbeitet wird als der maskuline Genuswert und was die Ursachen dieser möglichen Unterschiede sind. In diesem Projekt vergleichen wir die Verarbeitung von Genus durch Sprecher zweier sehr interessanter Sprachen, Spanisch und Deutsch. Dabei werden eine Reihe von Aufgaben gestellt, die das Sprachverständnis durch Verhaltensmessungen untersuchen aber auch durch Eye-Tracking-Experimente. Im Spanischen lässt sich das Genus leicht anhand der Form von Substantiven vorhersagen, während dies im Deutschen nicht der Fall ist. Außerdem gibt es im Deutschen einen zusätzlichen Genuswert, nämlich das Neutrum. Die Ursachen für mögliche Unterschiede bei der Verarbeitung der maskulinen und femininen Genuswerte im Spanischen können unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Deutschen analysiert werden. Das gilt insbesondere für die möglichen Unterschiede zwischen dem Neutrum und den anderen Genuswerten.