Öffentliche Tagung vom 23. bis 25. Juni: Historikerinnen und Historiker der Goethe-Universität über das Zusammenleben von Juden und Christen in Frankfurt bis zur Einrichtung der Judengasse im Jahr 1460
Von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Einrichtung der
Judengasse Mitte des 15. Jahrhunderts lebten Juden und Christen gemeinsam
mitten in der Stadt. Wie sich dieses Zusammenleben gestaltete, zeichnet vom 23.
bis zum 25. Juni eine internationale Tagung der Forschungsgruppe „Polyzentrik
und Pluralität vormoderner Christentümer“ unter der Leitung der Historikerin
Prof. Dr. Dorothea Weltecke nach.
FRANKFURT. Man
sah und hörte einander und begegnete sich im Alltag: Von der Mitte des 12.
Jahrhunderts an siedelten Juden in der Mitte der Stadt. Jüdische Ärzte versahen
als Stadtärzte ihren Dienst im Frankfurter Hospital zum Heiligen Geist,
zentrale jüdische Gebäude standen neben kirchlichen. Zwar war Frankfurt weder
ein bedeutendes kirchliches noch ein rabbinisches Zentrum – in dieser Hinsicht
war die Stadt das Hinterland von Mainz –, dennoch bündelte es Funktionen. Die
Wege von Juden und Christen in der Stadt waren ebenso verwoben wie ihre
geschäftlichen Beziehungen. Auch wenn die jüdische Gemeinde in dieser Zeit
zweimal, in den Jahren 1241 und 1348, durch Verfolgung ausgelöscht wurde, wurde
die Mitte der Stadt jedes Mal erneut ihr Lebensort. Erst mit der Einrichtung
der Judengasse an der Staufermauer im Jahr 1460 wurden die Juden von dort
vertrieben, die Synagoge abgerissen und das gemeinsame Zentrum zerstört.
Die Etappen dieser Frankfurter Geschichte verfolgt nun eine
Konferenz, die vom 23. bis 25. Juni im Haus am Dom und digital stattfindet.
Veranstaltet wird die Tagung mit internationaler Beteiligung von POLY, der
DFG-Kollegforschungsgruppe „Polyzentrik und Pluralität vormoderner
Christentümer“ der Goethe-Universität, in Kooperation mit dem Haus am Dom und
dem Jüdischen Museum Frankfurt. Die Tagung, organisiert von Dr. Jörg Feuchter
(Berlin), Dr. Jörn Christophersen (Frankfurt) und Prof. Dr. Dorothea Weltecke (Frankfurt),
wird am Abend des 23. Juni mit einem Vortrag der Frankfurter Judaistin Prof.
Dr. Elisabeth Hollender eröffnet. Das detaillierte Programm ist einsehbar
unter: https://www.tinygu.de/7QHv0; https://www.tinygu.de/Verlorene-Mitte
Die Tagung „Die verlorene Mitte – Juden und Christen in Frankfurt
vor der Einrichtung der Judengasse im Jahr 1460“ kann als ein Beitrag zum
Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdische Geschichte in Deutschland“ verstanden
werden. Veranstaltungen in diesem Festjahr wollen Unwissen und Vorurteile
gegenüber jüdischem Leben überwinden helfen. Durch die Erforschung jüdischen
Lebens an zahlreichen ihrer Einrichtungen und Professuren leistet die
Goethe-Universität dazu wichtige Beiträge (https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/1700-jahre-juedische-geschichte-in-deutschland/).
Die Vorträge der Tagung „Die verlorene Mitte – Juden und Christen
in Frankfurt vor der Einrichtung der Judengasse im Jahr 1460“ sind öffentlich
online zugänglich; eine Beteiligung an der Diskussion ist möglich.
Um Anmeldung wird gebeten unter: weltecke@em.uni-frankfurt.de
Bild: http://www.uni-frankfurt.de/102353728
Bildtext:
Von
der Mitte des 12. Jahrhunderts an siedelten Juden mitten in der Stadt
Frankfurt; die Lage ihrer Häuser markiert hier im Plan von Matthäus Merian von
1628 der weiße Kreis, in dem eine Klage über den Mord an den Frankfurter Juden
im Jahr 1241 zu sehen ist.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Dorothea Weltecke
Historisches
Seminar
Goethe-Universität
weltecke@em.uni-frankfurt.de
https://www.geschichte.uni-frankfurt.de/66156354/Dorothea_Weltecke
Redaktion: Pia Barth, Referentin für
Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de