Dr. Klaus Heuer - Dozent für Sozialwissenschaften, Erwachsenenbildung

"doch schon so lange dabei"

Der Name von Frau Kübitz lag mir auf der Zunge, aber der Name wollte mir nicht mehr einfallen. Sie gehörte zur ersten Generation der Hörenden an der U3L. Ja solche Begriffe wie Hörende waren damals in den 1980ern noch hoch im Kurs. das Universitätsnahe, das Akademische und die spezielle Funktion der U3L im Bildungssystem. Obwohl bei mir, das muss ich sagen, schon damals das Seminaristische und Experimentelle und der Workshopcharakter überwogen. Frau Kübitz hielt ihr erstes Referat bei mir über "Glückel von Hameln", eine der ersten Frauenautobiografien überhaupt. Ich glaube aus dem 16. Jahrhundert. Und es war ihr erstes Referat überhaupt und dann noch an der Uni. Alle Teilnehmenden hatten ein Hochgefühl mit Frau Kübitz, dass sie sich gewagt hatte und dass es auch noch so gut war. Dass Referate gehalten wurden, lag nicht so sehr an mir, sondern vielmehr an Frau Dr. Helga Huth, einer ehemaligen Journalistin, die mit ihrem schon auch strengen Verständnis von universitären Lernen dafür sorgte, dass alle Teilnehmenden ein Referat hielten. Auf einem Treffen aus Anlass ihres Todes war die große Dankbarkeit für ihr diesbezügliches Tun bei den Anwesenden zu spüren.

Das erinnere ich, wenn ich mich an die zweite Hälfte der 1980er Jahre zurückerinnere. Intensiv erinnere ich mich auch an meinen späteren väterlichen Freund, Werner Rütten, der durch seine Sympathie mit meinen Seminaren, aber auch seinem, wie ich es bezeichne "katholischen", beständig und manchmal auch ein bisschen verschwörerischen, Widerspruchsgeist sehr zum Gelingen meiner Seminare beitrug. Ein Mensch über den sich Großartiges erzählen lässt. Von diesen Charakteren gibt es viele an der U3L und sie lebt auch von ihnen. Ich wünsche der U3L immer wieder neu Menschen wie diejenigen, die ich in fast vierzig Jahren kennen lernen durfte und darf.

Als junger Mensch mit 33 Jahren bin ich in der U3L eingestiegen und bin bis heute sehr dankbar dabeigeblieben und selbst alt geworden. Immer waren die Seminare bereichernd und oft fühle ich, das auch in den Äußerungen der Teilnehmenden eine große Zufriedenheit zum Ausdruck kommt.

Erzählen will ich noch von meinen Begegnungen mit dem langjährigen Vorsitzenden der U3L Prof. Günther Böhme. Politisch lagen wir sicher nicht auf der gleichen Wellenlänge, eher an den anderen Enden. Trotz dieser Gegensätze akzeptierte er mich und bezeichnete mich einmal als einen einsamen Rufer im Wald im Sinne von Nietzsche. Jemand der Traditionen nicht akzeptiert, auch wenn er selbst keine rettenden Antworten geben kann. Seine bis ins allerhöchste Alter andauernde Schaffenskraft bewundere ich bis heute.

Ich wünsche der U3L viele weitere gute Jahre.