Dr. Ralf Heikaus - Dozent für Rechts-, Staats- und Geschichtswissenschaften

"Wenn es die U3L nicht gäbe, hätte man sie erfinden müssen"

Als mehr als 20 Jahre für die U3L engagierter Lehrbeauftragter will auch ich einen persönlichen Beitrag zu dem o.g. Motto beisteuern.

Die U3L hat für mich in all den Jahren das möglich gemacht. was seit meiner Schulzeit und den anschließenden juristischen Staatsprüfungen mein frühzeitig erwachtes Bildungsinteresse weit über die langjährige berufliche Tätigkeit als selbständiger Rechtsanwalt und Notar hinaus bis heute befriedigen konnte, nicht zuletzt auch infolge der erforderlichen intensiven Vorbereitungsarbeiten zu den jeweils wechselnden Semester-Fachthemen. Damit trifft das immer wieder von Hörern in meinen Veranstaltungen geäußerte positive Urteil über die U3L auch für mich den Nagel aus den Kopf: "Wenn es die U3L nicht gäbe, hätte man sie erfinden müssen". Dass das heute nicht mehr erforderlich ist, haben wir dem langjährigen persönlichen unermüdlichen Einsatz von Prof. Böhme zu verdanken. Ihm, seinen Kollegen und Mitarbeitern ist es gelungen, die U3L sowohl dem Namen nach als auch organisatorisch eng an die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt anzubinden und ihr dadurch in der Öffentlichkeit ein besonderes Renommé und Prestige gegenüber anderen vergleichbaren Bildungsinstitutionen für Ältere zu verschaffen, sondern auch durch das breit angelegte Bildungsangebot für die Hörerschaft dem Ideal für ein lebenslanges Lernen nahezukommen.

Im Laufe der vielen von mir zu unterschiedlichen Themen durchgeführten Lehrveranstaltungen hat sich nach meiner Feststellung allerdings das Verhalten der Hörer erkennbar verändert. In der ersten Zeit meiner Mitwirkung war noch sehr viel mehr an Begeisterung zu spüren. Insbesondere galt die für viele Hörerinnen, für die damals die U3L zum ersten Mal die Gelegenheit bot, sich mit sie interessierenden Themen zu befassen, die in ihrem bisherigen, oft noch ohne anderweitige Bildungsmöglichkeiten traditionell verlaufenden Familien- und beruflichen Leben zu kurz gekommen waren. Bei den männlichen Hörern war von vielen - auch solchen unter meinen Bekannten - damals mit sichtlichem Stolz zu vernehmen, dass sie nach dem alters- bzw. betriebsbedingten Ende ihres Berufslebens "jetzt an der Uni studieren", wofür sie von ihrer Umgebung bewundert wurden. Meist war damit die U3L gemeint. Heute ist der Begeisterung von vor 20 Jahren für viele mehr die Selbstverständlichkeit des umfangreichen Bildungsangebots der U3L im Sinne eines gewissen Konsumverhaltens der Hörerschaft gewichen. Gleichwohl besteht nach wie vor ein unverändertes großes Interesse an den angebotenen Lehrveranstaltungen der U3L, von dem auch der Dozent immer wieder profitiert.

Abschließend noch eine ganz persönliche Bemerkung: Bildung, gemischt mit vielfältigem Interesse in verschiedenen Fachgebieten, hat in meinen Leben neben Familie und Beruf stets eine herausragende Bedeutung erlangt. Hierzu verweise ich auf das anhängende, in Anlehnung an ein von Rainer Maria Rilke verfasstes Gedicht "Als ich die Universität bezog" (PDF), das das für mich bis heute geltendes Lebensmotto im Sinne eines lebenslangen Lernens widerspiegelt.