Mensch-Tier-Verhältnisse
Die Arbeitsgruppe "Geographien von Mensch-Tier-Verhältnissen" am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt setzt an einer zentralen Thematik der Geographie an: Der Frage des Verhältnisses von Natur und Mensch sowie nach gesellschaftlichen Naturverhältnissen. Die im angloamerikanischen Raum bereits breiter verankerte "Animal Geography" geht davon aus, dass die Beziehung zwischen Menschen und Tieren in hohem Maße kulturell (zum Beispiel Vorstellungen von spezifischen Tierarten ...), ökonomisch (Tiere als Arbeitsmittel, als Versuchstiere, als Tiere in der Landwirtschaft, als Tiere in der Therapie, in der Altenpflege, in Unterhaltungsindustrie und nicht zuletzt in der Fleischproduktion), politisch (Tier-/Artenschutz)und ethisch (Tierhaltung, Zwecke der Tierzucht, Konsum von Tieren) geprägt ist. Die Geographie ist für Mensch-Tier-Verhältnisse zentral. Das Verhältnis von Menschen zu Tieren unterscheidet sich von Ort zu Ort zum Beispiel bezogen auf kulturelle Praktiken, und der Ort trägt in erheblichem Maße das Verhältnis von Mensch und Tier (Interaktionen in Zoos, Schlachthäusern, Laboren, Naturschutzgebieten, im Reitunterricht oder zu Hause). Alle diese Orte beinhalten spezifische Praktiken des Umgangs mit Tieren, sie beinhalten spezifische Regeln des Umgangs mit Tieren und sie lassen unterschiedliche Arten des menschlichen Umgangs mit Tieren zu (essen, lieben, streicheln, töten, anschauen, als Kleidung tragen, als Partner erleben ...). Die Animal Geographies stehen im Kontext einer postmodernen Geographie. Diese versucht, die im Modernismus angelegte Trennung zwischen Mensch und Natur oder zwischen Natur und Kultur, welche jahrzehntelang prägend war für unsere Sicht auf die Welt und unsere wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen, zu überwinden. Nicht nur die Frage wie Menschen und "More-than humans" intra-agieren, hierzu zählen im Übrigen auch Technologien und andere nicht menschliche Atlanten, sondern es stellt sich auch die Frage, welche Agency wir Tieren zusprechen.
Weitere Links
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The commercialisation of wildlife in Namibia: selling nature to save it (Antje Schlottmann & Olivier Graefe):http://roape.net/2019/06/13/commercialising-africa-money-values-and-neoliberalism/?fbclid=IwAR1Oo5fvrWmGlzT_lGmm3LU8z9Wgcat4ak2I7Fol7V_5TnkEoDFffEu1nDg
- Neue Kulturgeographie 16: Mehr als menschliche Geographien (Abstracts zum download): https://kulturgeographie.org/
Aktuelle Publikationen
- Kornherr, Elisa & Pütz, Robert (2022): Othering, governing, and resistance of abject urban animals: Egyptian geese and their right to the city. In: Political Geography, 99, 1-10. DOI: https://doi.org/10.1016/j.polgeo.2022.102775
- Pütz, Robert; Schlottmann, Antje & Kornherr, Elisa (2022): Einführung in die neue Tiergeographie. In: Steiner, Christian; Rainer, Gerhard; Schröder, Verena & Zirkl, Frank (Hrsg.): Mehr-als-menschliche Geographien: Schlüsselkonzepte, Beziehungen und Methodiken. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 181–222. DOI: https://doi.org/10.25162/9783515132305-008
- Kornherr, Elisa & Pütz, Robert (2021): Wildes Frankfurt – Nilgänse im Fokus räumlicher Konflikte. In: Betz, Johanna; Keitzel, Svenja; Schardt, Jürgen; Schipper, Sebastian; Schmitt Pacífico, Sara & Wiegand, Felix (Hrsg.): Frankfurt am Main – eine Stadt für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe. Bielefeld: transcript Verlag, S. 121–129.
- Pütz, Robert & Schlottmann, Antje (2020): Editorial: Geographien von Mensch-Tier-Verhältnissen. In: Geographische Zeitschrift 108 (3): 150–152. pdf 328 kB
- Poerting, Julia & Schlottmann, Antje (2020): Das Charisma der Petfluencer: Zur Medialisierung konsumtiver Mensch-Tier-Beziehungen am Beispiel Instagram. In: Berichte. Geographie und Landeskunde 93 (1-2): 145–170.
- Pütz, Robert & Poerting, Julia (2020): Mensch-Tier-Verhältnisse in der Konsumgesellschaft. In: Berichte. Geographie und Landeskunde 93 (1-2): 123-143.
- Pütz, Robert & Schlottmann, Antje (2020): Contested conservation―neglected corporeality: The case of the Namib wild horses. In: Geographica Helvetica 75 (2020) 2: 93-106 (DOI: https://doi.org/10.5194/gh-75-93-2020)
- Pütz, Robert (2020): Making Companions: Companionability and Encounter Value in the Marketization of the American Mustang. In: Environment and Planning E: Nature and Space. (DOI: https://doi.org/10.1177/2514848620924931)
- Pütz, Robert (2019): Pferderücken. In: Hasse, Jürgen & Schreiber, Verena (Hg., 2019): Räume der Kindheit. Ein Glossar. Bielefeld: 259-265. pdf
- Pütz, Robert & Schlottmann, Antje (2019): Welche Natur, für wen und wie zu schützen? Namibias Wildpferde im Fokus von Naturschutzkonflikten. In: Forschung Frankfurt (2019) 1: 98-103. pdf
- Pütz, Robert (2019): Die Vermarktlichung von Wildnis. Lebendige Waren, Companionability und Encounter Value beim Mustang Makeover Germany. In: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie 63: 1-13. pdf
- Pütz, Robert (2019): Reiten als Zwischenleiblichkeit. In: Piaffe 1: 54-59. pdf
- Pütz, Robert & Schlottmann, Antje (2019): Die letzten ihrer Art. In: Cavallo 7: 114-119.
- Schlottmann, Antje (2019): Wildnis. In: Hasse, Jürgen & Schreiber, Verena (Hg., 2019): Räume der Kindheit. Ein Glossar. Bielefeld: 378-383. pdf
- Pütz, Robert (2017): Wildpferde in den USA. Ressourcenkonflikte, Wildniskonstruktionen und Mensch-Wildtier-Verhältnisse. In: Geographische Rundschau 69 (2017) 10: 46-51. pdf