Fachprofil Judaistik

1. Die Judaistik gehört zu den sogenannten kleinen Fächern. Bitte stellen Sie uns Ihr Fach in wenigen Sätzen vor.

Gegenstand des Faches Judaistik sind Sprachen, Geschichte, Religion und Kultur der Juden von den Anfängen bis zur Gegenwart. Konkret bedeutet dies eine Beschäftigung mit den vielfältigen Erscheinungsformen des Judentums, seinen Kontinuitäten und Wandlungen (einschließlich seiner Verflechtungen mit anderen Kulturen) in den verschiedenen Epochen und geographischen Räumen.

2. Was zeichnet Ihr Fach am Standort Frankfurt besonders aus?

Besondere Schwerpunkte bestehen im Frankfurter Seminar für Judaistik im Bereich der Kulturgeschichte der europäischen Juden vom Mittelalter bis in die Neuzeit.

Neben der Möglichkeit, Judaistik im Haupt- und Nebenfach auf Bachelor und Master zu studieren, gibt es in Frankfurt den Studiengang Jüdische Geschichte und Kultur. Dieser vermittelt Grundwissen über das Judentum als Kultur und Religion, Kenntnisse der jüdischen Geschichte, insbesondere in Europa, sowie grundlegende Sprachkenntnisse in Hebräisch und einer weiteren jüdischen Sprache. Der Studiengang richtet sich vor allem an Historikerinnen und Historiker, aber auch an Studierende anderer geisteswissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Fächer mit kultur-historischem Interesse, die sich thematisch mit dem Judentum auseinandersetzen möchten.

Über das Lehrangebot des Seminars hinaus haben die Studierenden Gelegenheit, zusätzlich das Lehrangebot im Rahmen der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie wahrzunehmen.

3. Womit beschäftigen Sie sich aktuell in Ihrer Forschung?

Das Forschungsprofil des Seminars für Judaistik der Goethe-Universität ist vor allem auf die Kulturgeschichte des europäischen Judentums vom Mittelalter bis in die Neuzeit hin orientiert, öffnet sich aber auch dem antiken und dem außereuropäischen Judentum. Einen Schwerpunkt bildet die Erforschung der Kulturgeschichte des ashkenazischen Judentums im Hinblick auf die Annahme, dass die jüdischen Gemeinden in Mitteleuropa in Mittelalter, Frühneuzeit und Moderne in ein Netzwerk von Kontakten und Beziehungen zu nichtjüdischen sowie zu anderen jüdischen Gemeinden eingebunden waren. Die jüdische Identität in den ashkenazischen Gemeinden ist geprägt von einer Vielfalt sozio-kultureller Faktoren und wird in Auseinandersetzung mit und in Abgrenzung von anderen jüdischen wie nichtjüdischen Traditionen konstruiert.

4. Was erwartet diejenigen, die sich für ein Studium der Judaistik entscheiden?

Das Studium der Judaistik legt die Grundlagen für eine qualifizierte und wissenschaftlich fundierte Beschäftigung mit dem Judentum durch die Kombination einer philologischen Ausbildung mit der Vermittlung von breiten Grundkenntnissen in jüdischer Geschichte und Kultur sowie vertiefenden Studien in einigen Schwerpunkten. Dazu ist die Kenntnis des Hebräischen in seinen unterschiedlichen Sprachstufen von der Bibel bis zum heutigen Ivrit ebenso unerlässlich wie das Verständnis der spätantiken und frühmittelalterlichen rabbinischen Literatur. Das Lehrangebot zielt darauf, die Studierenden mit unterschiedlichen methodischen Zugängen bekannt zu machen und durch exemplarische Themen aus diversen Teildisziplinen unterschiedliche Aspekte des Judentums vorzustellen.

5. Nennen Sie uns drei Gründe, warum es aus Ihrer Sicht eine gute Entscheidung ist, Judaistik zu studieren.

  1. Haben Sie Interesse an Sprachen, Kultur, Geschichte, und Religion? All das bietet die Judaistik. Aufgrund seiner vielfältigen sprachlichen, geographischen, historischen, religiösen und sozialen Bezüge umfasst das Fach verschiedenste wissenschaftliche Disziplinen (z.B. Geschichte, Literaturwissenschaft, Philosophie, Rechtsgeschichte, Religionsgeschichte, Kunst usw.) und Fachgebiete (etwa Bibel und Talmud ebenso wie z.B. Soziologie der Diasporagemeinden).
  2. Die Betrachtung der kulturellen Interaktion von Juden und Judentum mit ihren jeweiligen Umgebungskulturen ist von hoher aktueller Relevanz. Denn in unserer globalen und von Migration geprägten Welt lassen sich entsprechende Fragen und Beobachtungen lehrreich auf andere Kulturen, Religionen und Gesellschaften übertragen. 
  3. Als Kleines Fach bietet die Judaistik den Vorteil, dass in kleinen Lehrgruppen studiert wird und eine individuelle Betreuung und Förderung der Studierenden durch die Dozenten stattfindet.