Neue Medien

Forschungsprojekte Neue Medien

 

#CUTE - Inseln der Glückseligkeit

Interdisziplinäres Forschungsprojekt, gefördert von der VolkswagenStiftung

 

Konsumästhetik - Formen des Umgangs mit käuflichen Dingen

Interdisziplinäres Forschungsprojekt, gefördert von der VolkswagenStiftung

Warum kaufen wir dieses oder jenes Produkt? Und wie gehen wir mit käuflichen Dingen um? Was sagen die Produkte oder Orte wie der Supermarkt über uns und unsere gegenwärtigen Kulturpraktiken aus? Antworten auf diese Fragen sucht ein Forscherteam der Universitäten Frankfurt und Münster sowie der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.

Die Erforschung des Umgangs mit Konsumgütern und Alltagsgegenständen in Hochkultur und Alltag und seine Vermittlung über Medien stehen im Mittelpunkt der Analyse auf so unterschiedlichen Feldern wie der Literatur, der Popmusik, dem Film und dem Internet. Das Vorhaben umfasst vier Teilprojekte: Popmusik als Marke – Marken in der Popmusik; Liebe und ihre Verbindung zum Konsum; Konsumobjekte im bewegten Bild des Internets sowie Konsum als Kulturtechnik. Zum Projektende ist eine Ausstellung zum Thema „Kulturästhetik des Handys“ geplant; hier werden auf ungewöhnliche Art die Forschungsergebnisse der gemeinsamen Untersuchungen eines Konsumobjekts der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Projektbeteiligten sind Prof. Dr. Moritz Baßler (Institut für Germanistik, Westfälische Wilhelms-Universität Münster), Prof. Dr. Heinz Drügh (Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik, Goethe-Universität Frankfurt am Main), Prof. Dr. Birgit Richard (Institut für Kunstpädagogik, Goethe-Universität Frankfurt am Main) sowie Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Institut für Kunstwissenschaft und Medienphilosophie, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe).

 

Konsum-Objekte im bewegten Bild, Bildkonsum und Bildproduktion

Teilprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Birgit Richard

Bilder sind Teil eines sogenannten „impression management“ (Goffman 1959), das vor allem durch Formen der Selbstinszenierung und -darstellung von Subjekten mit (nicht selten käuflichen) Objekten gestaltet wird. Die Darstellung solcher Konsum-Objekte und ihrer Materialität in technischen Bildern (Flusser 1990) im Zusammenhang mit Selbstdarstellungen auf Netzwerk- und Multimediaplattformen, ganz zentral z.B. bei YouTube, ist wesentlicher Bestandteil der zeitgenössischen digital durchwirkten Kultur. Getreu dem Prinzip des „Mash-up“ (Gehlen 2010, siehe auch „Mediaremix“ Richard 2010) benutzen UserInnen u.a. TV Sendungen, Werbung, Musikvideos oder Computerspiele als visuelles Rohmaterial für eigene Bildschöpfungen. Ein Video bildet den Ausgangspunkt für die virale millionenfache Verbreitung einer medienstrukturell bedingten, gänzlich neuen visuellen Form.

Der Rede von einer kommerziell motivierten Bilderflut soll die Analyse der Beherrschung von Bildern durch Aneignung und Bearbeitung mittels digitaler Bildapparate in Ritualen und ästhetischen Strategien entgegengestellt werden. Das Untersuchungsfeld ist das Web 2.0, hier im Speziellen seine bewegten Bilder in sozialen Netzwerken und Plattformen wie YouTube. Das Ergebnis wird in einer visuellen Typologie der vernetzten Darstellung von Konsumobjekten bestehen, die den besonderen Stellenwert für die visuelle objekthafte Selbst-Inszenierung als Indikator für kulturellen und gesellschaftlichen Wandel deutlich macht.

Prof. Dr. Birgit Richard forscht und publiziert seit Jahren intensiv zu Bildproduktion, visuellen Identitäten, Körper, Mode und materiellen Kulturen in den Neuen Medien. Sie hat Drittmittelprojekte geleitet zu: „Konstruktion von weiblichen Repräsentationsbildern in Computerspielen“ (Förderung durch das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst = HMWK), „Hülle und Container. Medizinische Bilder des weiblichen Körpers im Internet" (Förderung durch HMWK), „Uniform in Bewegung. Zum Prozess der Uniformität von Körper und Kleidung“ (Förderung durch Volkswagenstiftung), „Widerständige Weiblichkeitsbilder im Musikvideo“ (Förderung durch HMWK). Aktuelle Forschungen widmen sich der Bildproduktion in Web 2.0-Plattformen, wofür sie eine umfassende Interpretationsmethode in Form einer Typologie der Web 2.0 Bilder für Flickr, YouTube, Facebook und Myspace entwickelt hat (Richard / Grünwald / Recht / Metz 2010)).

 

Hipster - Annäherung an eine Konsumfigur des eingehenden 21. Jahrhunderts

Assoziierte WissenschaftlerInnen / Dr. Nina Metz

Der Hipster schafft es mit einer beeindruckenden Passivität und Unschärfe des Bekenntnisses den Widerwillen seiner Generationsgenossen ebenso zu wecken, wie das Missfallen einer älteren Generation. Dabei steht er bärtig, hager, dickbebrillt, sensibel wie feierfreudig, nerdig und gleichzeitig körperlich im Fokus eines dezidierten Werbeinteresses. Angesichts der Heftigkeit, mit der die Debatte um den Hipster in den Wandelhallen des Internets geführt wird, erstaunt es, wie zögerlich sich eine Beschäftigung mit dem Phänomen entwickelt, die über die beständige Wiederholung der immer gleichen Klischees hinaus geht, die mit wissenschaftlichem Anspruch das zu Beobachtende hinterfragen, vielleicht deuten, zumindest aber umsichtig kontextualisieren könnte.

Denn der Begriff des Konsums fällt im Bezug auf den Hipster mit einer scheinbar disqualifizierenden Härte, als wären die vorangegangenen Generation jugendlicher Stilfindung, ihre virtuosen Abgrenzungsstrategien und spielerischen Verweigerungs-techniken, vollständig ohne eine mit dem steigenden Wissen über die inneren Mechanismen des jeweiligen Stilbildes beständig wachsenden Kompetenz einhergegangen, die sich nicht anders denn eben als Konsumkompetenz beschreiben lässt.

Im Zentrum dieses Beitrags steht die Auseinandersetzung mit der Online-Plattform Tumblr, die, als soziales Netzwerk angelegt, mit ihrer medialen Struktur das unkomplizierte ‚kuratieren' von Bildmaterial und somit eine Referenzbreite ermöglicht und voraussetzt, wie sie für die jugendlichen Stilavantgarden vergangener Jahrzehnte undenkbar gewesen wäre. Tumblr präsentiert sich damit, mehr noch als die einschlägigen Stadtviertel und Straßenzüge, als Epizentrum des Hipster-Phänomens. Hier findet sich die manierierte wie kenntnisreiche Selbststilisierung nur wenige Klicks von ihrer Demontage und dem bitter-ironischen Kommentar entfernt.  

Der Hipster der frühen 2000er Jahre lässt sich auf diesem Hintergrund, auch angesichts seiner unbestreitbaren Offline-Existenz, vor allem als ein Medienphänomen verstehen, das auf paradigmatische Weise einem, sich nicht zuletzt auch in Konsumstrategien abbildenden, postmodernen Identitätsringen Ausdruck verleiht.

 

Themenfelder der Forschung, Prof. Dr. Birgit Richard

Spezielle Konsumästhetiken:

Böses Design= Schwarze Konsumästhetik. Eine Theorie des subkulturellen Designs

Dieses Teilprojekt untersucht die zentralen Konsumgegenstände der sogenannten schwarzen, subkulturellen Stile (Punk, Gothic, Metal), ihre zentralen Ästhetiken und Räume.

Haul:  Kaufrausch

Dieses Teilprojekt untersucht die mediale Seite des Massenkonsums im Web 2.0 unter der Fragestellung der Bedingtheit von realen materiellen Phänomenen eines tatsächlichen massenhaften Konsums (Billiganbieter, die auf die Anhäufung von ähnlichen Gegenständen setzen) und den parallel entstehen Bildformen und -kategorien auf YouTube.

Konsum der „letzten Dinge“: Ästhetiken des Todes und neue medial gestützte Rituale auf den Bildplattformen des Web 2.0?

Dieses Teilprojekt beschäftigt sich mit neuen bzw. transformierten traditionellen Formen von Trauer und Gedenken im Internet der Gegenwart und analysiert die neuen Bildformate, Gegenstände und Motive, durch die sich Menschen mit ihrer eigenen Endlichkeit und der ihrer nahen und fernen Freundschaften und Verwandtschaften auseinandersetzen und bezieht diese auf die medienstrukturellen Voraussetzungen.

 

Dissertations-Projekte

 

Weiterführender Link: Prof. Dr. Birgit Richard *

http://www.birgitrichard.de *

 


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