Ausgangspunkt für das Buchprojekt ist eine wachsende heterogene Gruppe an LSBTQI* Personenüber über 60 Jahre, die auf Biographien zurückschauen können, die durch einschlägige zeithistorische Begebenheiten gerahmt und geformt wurden. Diese individuellen sowie kollektiven Erfahrungen sind für nachfolgende Kohorten und Generationen wichtig, um heteronormative Gesellschaftsvorstellungen entgegenzuwirken. Ohne ein Wissen um historische und politische Entwicklungen, die in individuellen Biographien Ausdruckfinden, können neue Lebensmodelle kaum entwickelt werden. Wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen wird in der LSBTQI*Community das Thema Alter(n) als Randthema behandelt, was dazu führt, dass generationenübergreifende Begegnungsräume fehlen, in denen Erfahrungen und Wissen geteilt werden können. Das kann auf der individuellen Ebene zur Folge haben, dass Wissen um nachahmenswerte Lebensmodellen fehlt oder generatives Wissen nicht weitergegeben werden kann. Auf einer gesellschaftlichen Ebene kann der fehlende Austausch dazu führen, dass die LSBTQI* Communities (nach innen sowie nach außen) als ohne Geschichte wahrgenommen werden, was ihre soziale Unsichtbarkeit verstärkt.
Das Buchprojekt strebt an, durch die Veröffentlichung von verdichteten Biographien von LSBTQI* Personen im Alter zwischen 59 und 92 Jahren, einer sozialen Unsichtbarkeit entgegenzuwirken und zur Entwicklung neuer realistischer und vielfältiger Altersbilder beizutragen. Geschlechtsspezifische Perspektiven auf das Alter, den Umgang mit Pflege und Vulnerabilitäten, das Fragen nach Hilfe und die Rolle sozialer Netzwerke im wahlfamilialen Kontext sollen aufgezeigt werden – mit Differenzierungen zu sexuellen als auch geschlechtlichen Identitäten im Alter und bei Pflegebedürftigkeit.
