2023/2024 Der bedrohte Planet

188. Vereinsjahr

Herausforderungen für die Geographie

Zur Vortragsreihe

Die diesjährige FGG-Vortragsreihe ist eine eindringliche Präsentation der globalen Herausforderungen wie sich häufende Hitzephasen, Klimawandel, Naturgefahren und Urbanisierung, Verlust von Biodiversität, Desertifikation, auftauender Permafrost in Hochgebirgen und vielen weiteren aktuellen Themen. Welche Dimensionen haben diese Entwicklungen, welche Konsequenzen ergeben sich daraus und was sind Lösungsansätze für verschiedene Öko- und Klimazonen? Das sind Fragen, die vor allem
die Geographie aufnehmen und vorantreiben muss, denn tradierte wissenschaftliche Vorschläge scheinen nicht länger zu greifen. In sieben Vorträgen adressieren ausgewiesene Experten derartige Sachverhalte. Es ist an der Zeit, dass die Menschheit den Umgang mit der Erde und ihren Ressourcen grundlegend überdenkt!


18.10.2023

Prof. Dr. Christian Matthias Geiß (Universität Bonn)
Künstliche Intelligenz für die Analyse von Naturgefahren

Der globale Wandel umfasst die vom Menschen angetriebenen Veränderungen des Systems Erde. Zu diesen Veränderungen gehören die steigende Urbanisierung und die Zunahme der Verwundbarkeit gegenüber Naturgefahren wie Erdbeben, Tsunamis oder Hochwasserereignissen. Mit Blick auf die Risiken aus Naturgefahren ergibt sich eine Vielzahl an Unsicherheiten. Existierende Modelle erlauben häufig nur eine sehr grobe Abschätzung, da sie auf stark aggregierten oder veralteten Eingangsdaten basieren. Diese Situation verschärft sich zunehmend, da Urbanisierungsprozesse Siedlungsräume innerhalb einer sehr kurzen Zeit dramatisch umformen. Entsprechend ist es häufig kaum möglich, die Risiken und möglichen Folgen von Naturgefahren exakt zu quantifizieren. Der Vortrag zeigt den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Verbindung mit innovativen Geodaten zur Beantwortung der Frage, inwieweit Siedlungsräume heutzutage und in der Zukunft von Naturgefahren bedroht sind.


01.11.2023

Prof. Dr. Thomas Hickler (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Wechselwirkungen zwischen Biodiversität und Klima - Warum Klima- und Biodiversitätskrise gemeinsam gelöst werden müssen

Zwischen zwei der langfristig größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft gibt es zahlreiche Wechselwirkungen, welche leider bei politischen Maßnahmen nicht immer berücksichtigt werden, sodass ungewollte negative Nebeneffekte auftreten. Im Vortrag werden diese Wechselwirkungen ausführlich beschreiben, aus wissenschaftlicher Sicht ebenso die Implikationen für persönliches und politisches Handeln, mit Beispielen aus Deutschland und der Welt.


15.11.2023

Prof. Dr. Andreas Dittmann, Universität Gießen
Der „Planetary Boundaries“-Diskurs und die „Lost Fields“ der Geographie

Der gegenwärtig an Fahrt aufnehmende Diskurs um die planetaren Grenzen dürfte dort, wo er in wissenschaftlichen Kontexten diskutiert wird, vielen Geographinnen und Geographen sehr vertraut vorkommen. Vieles ist darin enthalten, was die Geographie unter bestimmten Schlagworten schon seit vielen Jahren beschäftigt und wo unser Fach kompetente Wissensfelder aufgebaut hat. Dies gilt sowohl für die globalen Themen des Bevölkerungswachstums und der Tragfähigkeit der Erde als auch für Teilthemen wie die „Tragedy of the Commons“, die Kollaps-Theorie, die Übernutzung natürlicher Systeme, „Environmental Peacebuilding“ sowie die Auseinandersetzung mit den nachhaltigen –Entwicklungs- bzw. Milleniumszielen. In einigen dieser Kompetenzbereiche der Geographie geht aber eine zunehmende Interdisziplinarisierung einher mit einer immer weniger deutlich sichtbaren Geographie. Die Gefahr ist groß, dass die heute wichtigen planetaren Themen, die als „Emerging Fields“ den Wissenschaftsdiskurs und die Präsentation anderer Wissenschaften dominieren und dabei das Profil der Geographie schwächen, ehemalige Kompetenzbereiche zu verlorenen Feldern („Lost Fields") werden und das Bild der Geographie dadurch verblasst. Der aktuelle Planetary Boundaries-Diskurs bietet hier aktuell (noch) die Chance, profilschärfend einzugreifen.


29.11.2023

Prof. Dr. Jürgen Oßenbrügge (Universität Hamburg)
Klimakrise und nachhaltige Stadtentwicklung

Städte sind ein Schlüssel in der Klimakrise. Sehr große Anteile der problematischen CO2-Emissionen sind auf Prozesse zurückzuführen, die mit aktuellen Formen der Stadtentwicklung verbunden sind (u.a. Verkehr, Gebäudewärme). Gleichzeitig sind Städte auch besondere Risikoräume des Klimawandels, die auf die Bevölkerungs- und Bebauungsdichte oder auf ihre naturräumliche Lage wie die Küstennähe zurückzuführen sind. Im sogenannten Jahrhundert der Städte ist über das Ausmaß und die Reichweite von Interventionen in der Stadtentwicklung nachzudenken. Welche waren bisher erfolgreich, welche müssen folgen? Vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen bilanziert der Vortrag bisherige Erfahrungen und gibt einen Ausblick auf zukünftige stadtpolitische Handlungserfordernisse.


10.01.2024

Prof. Dr. Michael Krautblatter (TU München)
Naturgefahren durch auftauenden Permafrost im Hochgebirge und ihre Vorhersage

Die Untergrenze für Permafrost hat sich seit 1990 um mehr als 250 m nach oben verlagert. Durch Erwärmung und Auftauen des Permafrostes ändern sich Wasserführung, Aktivität von Blockgletschern und Solifluktion und es kommt vermehrt zu Steinschlag, Felsstürzen und Bergstürzen. So entstehen zahlreiche neue Naturgefahren, die nur durch Wissenschaft vorhergesagt werden können. Dieser Vortrag versucht, prozessual die Verbindung zwischen Klimawandel, Permafrostdegradation und Naturgefahren aufzuzeigen, aber auch Wege, durch bessere Vorhersagen die Auswirkungen zu begrenzen.


24.01.2024

Dr. Aljoscha Kreß (HLNUG, Wiesbaden)
Klimawandel und menschliche Gesundheit – ein Überblick über wichtige Handlungsfelder und mögliche Anpassungsmaßnahmen

Der menschengemachte Klimawandel birgt vielfältige Risiken für die Gesundheit. Hitzewellen mit hunderten vorzeitigen Todesfällen ist ein offensichtliches Beispiel. Die Gesundheit steht aber auch oft am Ende einer sog. Wirkkette von komplexen Zusammenhängen: Der internationale Warenhandel und höhere Temperaturen führen zur Ansiedlung der Asiatischen Tigermücke in Europa und in Kombination mit Reiserückkehrenden kann es zu einer Übertragung von neuen Krankheitserregern kommen. Diese Wirkketten müssen wir verstehen, um uns effektiv auf den Klimawandel vorzubereiten und anzupassen. Der Vortrag gibt einen Überblick über wichtige Handlungsfelder und mögliche Anpassungsmaßnahmen für eine klimaresiliente Zukunft.


07.02.2024

Prof. Dr. Christian Opp (Universität Marburg)
Desertifikation im Tarim-Gebiet (NW-China) – Von den „wandernden Seen“ Sven Hedins bis zu aktuellen Problemen der Agrarpolitik

Dass das Gebiet im NW Chinas im Umfeld der Taklamakan-Wüste bereits zu Zeiten Sven Hedins „wandernde Seen“ bzw. Wasserdefizitprobleme aufwies, ist aus alten Kartendarstellungen bekannt. Die geographische Kennzeichnung der größten chinesischen Provinz Xinjiang erfolgt im Überblick bzgl. der Naturausstattung, Landnutzung und Bevölkerung mittels Karten, Statistiken und einer Vielzahl von persönlichen Eindrücken. Entlang der Seidenstraße(n) Xinjiangs nördlich und südlich der Taklamakan-Wüste werden Sehenswürdigkeiten der Natur und Kultur vorgestellt.



Weitere Informationen

Veranstaltungsort

Vorträge im Hörsaal H VI, Campus Bockenheim, Gräfstraße 52-54 (Zugang über Mertonstraße)

 

Die Vorträge beginnen jeweils mittwochs um 18:15 Uhr im Hörsaal H VI, Hörsaalgebäude der Goethe-Universität Frankfurt, Campus Bockenheim, Gräfstraße 52-54 (Zugang über Mertonstraße), 60325 Frankfurt am Main.

Anfahrt

Das Hörsaalgebäude der Goethe-Universität Campus Bockenheim, Gräfstraße 52-54 (Zugang über Mertonstraße) ist zu Fuß von der U-Bahn-Station Bockenheimer Warte (Senckenbergmuseum) zu erreichen (U-Bahn U4, U6, U7; Straßenbahn 16; Bus M32, M36, 50, 75).

Vom Campus Riedberg führt der kürzeste Weg mit der U-Bahn U9 und Straßenbahn 16 via Ginnheim. Eine individuelle Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit der RMV-Fahrplanauskunft möglich

Im Umfeld des Campus Bockenheim (Bockenheim, Westend, Palmengarten, Messe) sind nur begrenzt Parkplätze vorhanden.

Eintritt

Mitglieder: frei

Nichtmitglieder: 5 €

Student*innen, Schüler*innen, Rentner*innen, Arbeitslose: 3 €

Schulklassen: nach Anmeldung frei

Lehrerfortbildung

Alle Vorträge sind beim Hessischen Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) als Lehrerfortbildung akkreditiert.