Studio Kramer

Ferdinand Kramer und die Universität Frankfurt am Main

Der Frankfurter Architekt und Designer Ferdinand Kramer (1898-1985) arbeitete von 1952 bis 1964 als Universitätsbaumeister der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Er leitete den Wiederaufbau der zerstörten Universitätsgebäude, entwarf neue Gebäude und gab dem Campus Bockenheim sein heutiges Aussehen. Daneben zeigte sich Kramer auch für die Innenausstattung der Institutsgebäude verantwortlich und durchdachte das Erscheinungsbild der Universität bis hin zur Schrifttype oder zum Mensageschirr.

 
     

Ferdinand Kramer studierte Architektur bei Theodor Fischer an der TH München. Ernst May berief  Kramer 1925 in das Frankfurter Hochbauamt. Hier entwarf  er nicht nur Häuser, sondern auch Möbel, Türdrücker oder einen Allesbrenner („Kramerofen“). „Der Kochtopf - nicht die Vase - ist die Zielsetzung“ lautete sein Credo.

1930 machte sich Kramer als Architekt selbständig. Die Nationalsozialisten verboten ihm wenige Jahre später die Berufsausübung. Kramer emigrierte 1938 in die USA. In New York arbeitete er im Büro von Norman Bel Geddes. In Amerika richtete Kramer Warenhäuser ein, entwickelte das Ladeneinrichtungssystem „Vizual“ (1945-1947) und entwarf Kombinationsmöbel („Combination Furniture“, „Knock-Down“-Furniture, zum Zusammenstecken oder -schrauben) oder einen Regenschirm aus farbigem Papier („Rainbelle“, 1948-1951). Für das in New York neugegründete Frankfurter Institut für Sozialforschung („Institute of Social Research“) hatte Kramer ab 1939 Wohnhaussiedlungen gebaut.

1952 kehrte Kramer in seine Heimat zurück. Er erhielt den Auftrag, die Universität Frankfurt am Main wieder aufzubauen. Über zwanzig Hochschulgebäude entstanden in Kramers Zeit als Universitätsbaumeister: Er schuf auf knappem Raum Platz für viele Studenten auf dem Campus Bockenheim.

Bemerkenswert ist, dass Kramer nicht nur als Architekt für die Universität Frankfurt tätig war, sondern auch als Möbel- und Produktdesigner. Zum einen legte er Mitte der fünfziger Jahre Replikate seiner Möbel aus der Zeit des Neuen Frankfurt unter Ernst May wieder auf. Zum anderen entwickelte er in Zusammenarbeit mit der Firma Otto Kind eine Serie von Büromöbeln, die sog. „knockdown“-Stahlmöbel oder kurz: „kd-Möbel“, mit denen er die Büros und Institutsgebäude ausstatten ließ. Daneben griff Kramer auf Entwürfe anderer Designer zurück, zum Beispiel auf Arbeiten von Hans Poelzig, Charles und Ray Eames oder Jens Risom.

Das Frankfurter Universitätsarchiv besitzt die größte öffentliche Sammlung von Kramer-Möbeln. Unterhalten und gepflegt wird diese Sammlung mit den Erlösen, die durch den Verkauf von Kramer-Dubletten erzielt wurden. Zur Zeit sind keine weiteren Verkäufe von Kramer-Dubletten geplant.

Michael Maaser

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