Janine Hesse: Die Selbstbeschäftigung als Ausbildung in Burkina Faso am Beispiel von Plastiktüten-Verkäufern

Straßenhändler in urbanen Zentren wie Bobo-Dioulasso prägen das Stadtbild durch ihre Tätigkeiten. Doch allzu oft wird ihr Engagement zu unrecht an der Peripherie einer vorherrschenden mainstream Ökonomie verortet. Ziel dieser Arbeit ist es die Lebens- und Arbeitsstrukturen von Jugendlichen im Kontrast zu den Alten im Plastiktütengeschäft zu untersuchen und ihre Schwierigkeiten und Strategien im Prozess der Mannwerdung unter Einbezug sozio-ökonomischer Bedingungen aus der Sicht der Jugendlichen zu erläutern. Urbane Infrastrukturkosten wirken sich genauso auf die Arbeits- und Lebensweisen aus wie die Altershierarchie, die Geschlechtertrennung und die sozialen Beziehungen. Deshalb wird neben den empirischen Daten einer zwölfwöchigen Feldforschung in Bobo-Dioulasso, zusätzlich Literatur ausgewertet und alles in Zusammenhang mit dem Konzept Waithood von Alcinda Honwana gebracht. Die soziale und wirtschaftliche Raffinesse der Jugendlichen zeigt, wie sie mit urbanen Schwierigkeiten umgehen und die Übernahme von sozialer Verantwortung gegenüber ihrer ökonomischen Einheit verdeutlicht, dass der symbolische Akt der Heirat als Norm zur Sicherung des Auskommens im Alter abgelöst wird. Anhand der Art der urbanen Arbeitsstrukturen wird deutlich, dass Jugendliche mit zunehmender Erfahrung nach eigenem Kopf handeln und sich deshalb gegenüber Erwachsenen positionieren. Der Straßenverkauf von neuen Industrieprodukten, die tagtäglich nachgefragt werden zeigt, dass sich bei einer gewinnorientierten Absatzstrategie gutes Einkommen generieren lässt. Die Ergebnisse belegen, dass der lokale Handel kein Überlebensmodus ist, der Jugend an die Peripherie der Gesellschaft drängt. Vielmehr sind es die Strategien der Jugendlichen, die am Rande übersehen werden.