2020/2021 Das Anthropozän

185. Vereinsjahr

Das Anthropozän – Wie viel(e) Erde(n) braucht der Mensch?


AKTUELLER HINWEIS

Der Vortrag von Prof. Gerold am 10.02.2021 muss leider wegen kurzfristiger Erkrankung des Referenten abgesagt werden.

Aufgrund der aktuellen COVID-19 Lage finden die kommenden drei FGG Vorträge (13.01. Kramm, 27.01. Mosbrugger, 10.02. Gerold) virtuell als ZOOM Veranstaltung statt.


Die natürliche Umwelt der Erde wandelt sich. Der Einfluss des Menschen auf Geoökosysteme nimmt spätestens seit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert deutlich zu. Dieser Wandel wirkt nicht nur regional, sondern ist durch den rapiden Anstieg von Treibhausgasen und die daran gekoppelte Klimaveränderung auch global spürbar. Knapper werdende Ressourcen und die wachsende Weltbevölkerung verschärfen das Problem der Nicht-Nachhaltigkeit (Stichwort „ökologischer Fußabdruck“). Mit dem vieldiskutierten Terminus „Anthropozän“, dem jüngsten Zeitalter der Erdgeschichte, in dem der Mensch dominant seine Umwelt verändert(e), wird versucht, der brisanten Umweltproblematik einen geologischen Rahmen zu geben.

In der Vortragsreihe „Das Anthropozän – Wie viel(e) Erde(n) braucht der Mensch?“ wird das Anthropozän aus verschiedenen wissenschaftlichen Fachperspektiven illustriert und diskutiert. Die Herausforderungen, vor die uns die Endlichkeit irdischer Ressourcen, der ökonomischen und gesellschaftlichen Kontexte stellen, sowie aktuelle Fragen der Umsetzbarkeit von Nachhaltigkeit werden in den sieben Abendveranstaltungen lösungsorientiert angesprochen.

21.10.2020 Prof. Dr. Joachim Curtius, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Das Anthropozän – Wie viel(e) Erde(n) braucht der Mensch? - Einführungsvortrag

Der Mensch verändert das Erdsystem so stark, dass er zu einem geologischen Faktor geworden ist. Der Verbrauch an Ressourcen, die Überbelastungen von Böden, Ozeanen und Atmosphäre, der Rückgang an Biodiversität und die Veränderungen der Landoberfläche bringen die Menschheit an vielfältige planetare Grenzen. Wie kann es der Menschheit gelingen, nachhaltig zu leben, ohne diese Grenzen zu überschreiten? An welchen Stellen drohen der Menschheit durch ihr Wirtschaften globale Gefahren und Risiken? Wieviel Zeit verbleibt, um gefährliche Entwicklungen zu verändern? Welche Instrumente stehen zur Verfügung? Zu diesen Fragen gibt der Vortrag eine Einführung mit einem Schwerpunkt zur Thematik des Klimawandels und des verbleibenden fossilen CO2-Budgets.


04.11.2020 Prof. Dr. Hans Gebhardt, Geographisches Institut Heidelberg
Das Anthropozän – Zum Verständnis und zur Kritik eines populären Begriffs

Das „Anthropozän“ ist inzwischen zu einem auch in den populären Medien verbreiteten Begriff geworden. Wir leben, so die Kernaussage, in einer Phase der „geology of mankind“, d.h. menschliche Eingriffe in die natürliche Umwelt haben inzwischen ein solches Ausmaß angenommen, dass sie den Charakter eines eigenen geologischen Zeitalters aufweisen. Während Geologen nach eindeutigen Markern, nach dem „Golden Spike“, für den Beginn des Anthropozän suchen, wird der Begriff in der Geographie breiter und kritischer betrachtet. Nicht der Mensch oder die Menschheit sind zu einer erdgeschichtlichen Kraft geworden, sondern das Anthropozän ist das Ergebnis des Handelns machtvoller Akteure einer globalen Ökonomie und Politik.


18.11.2020 Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Bodenlandschaftswandel im Anthropozän

Böden als terrestrische Schnittstelle zwischen Atmosphäre und Geosphäre unterliegen schon lange einer intensiven anthropogenen Nutzung. Die Folgen sind vielfältige, zum Teil irreversible, stoffliche Veränderungen, die in der Bodenlandschaft über viele Generationen Auswirkungen zeigen. Anhand von regionalen und lokalen Beispielen wird gezeigt, in welchem Maß der Mensch die Bodendecke verändert hat. Es wird diskutiert, ob dies stets mit einer Verschlechterung der Bodenverhältnisse einhergeht.


 

02.12.2020 Prof. Dr. Christoph Schneider, Humboldt-Universität zu Berlin
Nur gemeinsam sind sie stark - Warum Klimaschutz und Nachhaltigkeitsziele eine Agenda bilden (müssen)

"United they stand - divided they fall!" Mit dieser Bemerkung pointierte Jeffrey Sachs, einer der "Erfinder" der globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinigten Nationen, den Zusammenhang von Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ausgehend von dem epochalen Werk "Die Grenzen des Wachstums" initiiert vom Club of Rome 1970 müssen hierzu auch die globalen Grenzen ökologischer Tragfähigkeit in Form der „Planetaren Grenzen“ ausgelotet werden. Eigentlich ist Letzteres eine überholt geglaubte Denkfigur des 19. Jahrhunderts, die aber durch die sogenannte "Große Beschleunigung" seit 1950 aktueller denn je ist. Es zeigt sich, dass gesellschaftliche Teilhabe und sozialer Ausgleich Teil jener nachhaltigen Entwicklung sein müssen, ohne die Klimaschutz kaum gelingen wird. Wer sich für Klimaschutz stark macht, kommt um die Wertediskussion im Ganzen nicht herum.


 

13.01.2021

Dr. Johanna Kramm, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Planet Plastik? Sozial-ökologische Überlegungen zu einem Material des Anthropozäns

Plastik ist ein ambivalentes Material. Auf der einen Seite hat es durch unzählige Anwendungen den Alltag revolutioniert, auf der anderen Seite führt die weltweite Anwendung auch zunehmend zu Umweltproblemen. Zwar ist Plastikmüll ein altbekanntes „Umweltproblem“, das Ausmaß der Plastikvermüllung in den Weltmeeren und die neuen Risiken, die mit Mikroplastik und Additiven verbunden sind, verschaffen dem „Plastikproblem“ jedoch eine Renaissance und eine neue Gestalt. Der Vortrag diskutiert diese verschiedenen Aspekte aus einer sozial-ökologischen Perspektive.


27.01.2021 Prof. Dr. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung i. R.
Wir haben nur eine Erde - Der Königsweg zur Nachhaltigkeit

Schon heute ist die Natur DIE limitierende Ressource für die künftige Entwicklung des „Human Well-Being“. Wir müssen also einen Weg zu einer nachhaltigen, das heißt zukunftsfähigen Nutzung des verfügbaren Naturkapitals finden. Grundsätzlich liegt der Schlüssel hier in der Entwicklung einer „öko-sozialen Marktwirtschaft“ mit einer an allen drei Nachhaltigkeitsdimension „People“, „Planet“, „Profit“ orientierten Bilanzierungsystematik der Unternehmen, mit einer „Internalisierung externer Kosten“ und mit einer durch die Verursacher finanzierten Restituierung des verbrauchten Naturkapitals bzw. der verloren gegangenen Ökosystemdienstleistungen.


Der Vortrag von Prof. Gerold am 10.02.2021 muss leider wegen kurzfristiger Erkrankung des Referenten abgesagt werden.

10.02.2021 Prof. Dr. Gerhard Gerold, Georg-August-Universität Göttingen
Agroindustrie statt Wald im Anthropozän - Entwicklung und geoökologische Konsequenzen am Beispiel Amazoniens

Die globale Waldbedeckung reduziert sich seit Jahrzehnten zugunsten der Landnutzung. Neben dem borealen Nadelwald stellt der Tropische Regenwald noch das größte naturnahe Waldgebiet dar. Seit vielen Jahren steht die Amazonasregion aufgrund der andauernden Regenwaldrodung mit seinen regionalen wie globalen ökologischen Folgen im Fokus von Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit. Regenwaldschutz mit Erhaltung der Ökosystemdienstleistungen (wie Biodiversität, C-Speicherung, Wasserhaushalt) wird häufig als Gegensatz von Ökologie und ökonomischer Entwicklung betrachtet. So beträgt nach einem deutlichen Rückgang der Regenwaldrodung in Brasilien bis 2018 (ca. 5.000 km² im Jahr) die letztjährige Abholzung unter dem neuen brasilianischen Präsidenten ca. 9.000 km² und steigt weiter an! Hauptverursacher ist die Landnutzung mit agroindustriellem Sojaanbau und extensiver Rinderhaltung. Die Landwirtschaft stellt jedoch auch einen wichtigen Exportsektor (z.B. Soja nach China) für die wirtschaftliche Entwicklung Brasiliens dar.



Weitere Informationen

Veranstaltungsort

Vorträge im Hörsaal VI, Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21

Die Vorträge beginnen jeweils mittwochs um 18:15 Uhr im Hörsaal VI, Hörsaalgebäude der Goethe-Universität Frankfurt, Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21, 60325 Frankfurt am Main.

Anfahrt

Das Hörsaalgebäude der Goethe-Universität Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21 ist zu Fuß von der U-Bahn-Station Bockenheimer Warte (Senckenbergmuseum) zu erreichen (U-Bahn U4, U6, U7; Straßenbahn 16; Bus 32, 36, 50, 75).

Vom Campus Riedberg führt der kürzeste Weg mit der U-Bahn U9 und Straßenbahn 16 via Ginnheim. Eine individuelle Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit der RMV-Fahrplanauskunft möglich

Im Umfeld des Campus Bockenheim (Bockenheim, Westend, Palmengarten, Messe) sind nur begrenzt Parkplätze vorhanden.

Eintritt

Der Eintritt für Mitglieder der FGG ist frei

Nichtmitglieder zahlen 5,00 € — Schüler und Studenten 3,00 €.

max. zwei Schulklassen nach Anmeldung frei

Lehrerfortbildung

Alle Vorträge sind beim Hessischen Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) als Lehrerfortbildung akkreditiert.