Rückschlag bei der offiziellen Anerkennung von Exzellenz
Kommentar
Präsident Müller-Esterl hat das vollständige Scheitern der Goethe-Universität in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative (gesamtuniversitäres Zukunftskonzept, „Eliteuniversität“ Graduiertenschulen und ein weiteres Exzellenzcluster) als „herbe Niederlage“ bezeichnet. Ohne Zweifel handelt es sich um einen Rückschlag bei der „offiziellen“ Anerkennung von Exzellenz. Wer je solche Anträge vorbereitet und formuliert hat, wird die Enttäuschung der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch von Präsident Werner Müller-Esterl, des für die Exzellenzinitiative zuständigen Vizepräsidenten Rainer Klump und der die Anträge mit unterstützenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung unserer Universität bestens nachvollziehen können.
Mit Blick auf die Zukunft wird für die Universität wichtig sein, wie mit dieser „Niederlage“ umgegangen wird. Dabei wird einerseits natürlich darauf zu achten sein, dass die im Rahmen der Exzellenzinitiative gestarteten Initiativen nicht kostenreich und folgenlos im Sande verlaufen. Andererseits sollten wir gesamtuniversitär neu in einen Denk- und Diskussionsprozess über Exzellenz eintreten. Die Exzellenzinitiative der Bundesregierung ist, nachdem die politische Entscheidung für diese Art von Wissenschaftsförderung gefallen ist, unbestreitbar ein Weg, dringend benötigte Mittel für die Forschung zu akquirieren. Schon bei dem in der Regel mit dieser Initiative assoziierten Zuwachs an wissenschaftlicher Reputation ist aber an etwas zu erinnern, was im Getöse des Wettbewerbs um die Gelder zu kurz gekommen ist, eigentlich aber eine wissenschaftliche Selbstverständlichkeit ist oder sein sollte. Exzellenz wird in der wissenschaftlichen community durch exzellente Forschung, nicht durch exzellente Forschungsanträge erworben, „Elite“ im beschreibenden und auch im positiv-wertenden Sinn kann keinem Menschen und keiner Institution per Urkunde verliehen werden. Daran anknüpfend sollte bei den nun notwendig zu diskutierenden Zukunftskonzepten, die nicht in erster Linie auf offizielle Anerkennung zielen, sondern gewollte Selbstverpflichtung der universitas sind, verstärkt erörtert werden, wie die Goethe-Universität - außerhalb der zahlreichen Zwänge der „Exzellenzinitiative“ - mit ihrem zu Recht unveränderten Ziel, in Forschung und Lehre exzellent zu sein, umgeht. Fächerkultur, Fächervielfalt und Einzelforscherexzellenz sind Begriffe, die dabei wieder an Gewicht gewinnen sollten, ohne dass die vielleicht etwas zu hochpolierten Begriffe der wissenschaftlichen „Leuchttürme“, der „Vernetzung“ und der Forschergruppenexzellenz ihre Bedeutung verlieren.