Publikationsreihe

»Frankfurter Forschungen zur Kultur- und Sprachwissenschaft«
(Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien)
Herausgegeben von Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser, ab dem 5. Band in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Heiner Boehnke

Bd. 1: Horst Dieter Schlosser (Hrsg.), Mit Hippokrates zur Organgewinnung? Medizinische Ethik und Sprache, 1998 (278 Seiten).
Ethische Diskurse sind generell auf einen reflektierten Sprachgebrauch angewiesen. Die Humanmedizin muss sich für ihre ethischen Fragen dieser Bedingung ebenfalls stellen, führt aber mit jeder Neuentwicklung auch Begriffe ein, deren ethische Relevanz vielfach ungeprüft bleibt, weil immer mehr medizinische Innovationen von nicht-humanmedizinischen Disziplinen (etwa von der Tierzucht, der Materialtechnik u.ä.) angeregt werden. Der dabei übernommene Sprachgebrauch verändert zunehmend das ethische Bewußtsein von Humanmedizinern, das mehr und mehr zwischen tradierten Anschauungen von Menschenwürde und einer bloßen Machbarkeitsideologie schwankt. Zu diesem Problemkreis werden in sieben Kapiteln, von einer Analyse ärztlicher Gelöbnisse und der europäischen Bioethik-Konvention über eine Befragung der Humangenetik und der Einstellungen zum Sterben bis zur Organtransplantation, achtzehn Beiträge (überwiegend studentischer Teilnehmer eines Frankfurter Linguistik-Seminars) vorgelegt.

Bd. 2: Roman Paul, Fontanes Wortkunst. Von »Angstmeierschaft« bis »Zivil-Wallenstein« - ein blinder Fleck der Realismusforschung, 1998 (180 Seiten).
Theodor Fontanes Wortschatz ist, wenn er nicht vollends übergangen wurde, bisher nur oberflächlich untersucht worden. Besonders seine Neologismen - nach Jost Schillemeit »die Freude aller Fontane-Leser« - hätten schon früher größere Beachtung verdient. Der Autor will diese Lücke schließen. Er hat das umfangreiche Gesamtwerk Fontanes (einschließlich seiner Briefe) durchforstet und die zahlreichen Wortneubildungen, meist Okkasionalismen, sowohl unter formalen als auch semantischen Aspekten systematisiert. Die Studie zeigt, dass wesentliche Merkmale des Fontaneschen Realismus, beispielsweise der Humor, die lexikalischen Innovationen prägen.

Bd. 3: Jens Wurche, Marx und Engels in der DDR-Linguistik. Zur Herausbildung einer »marxistisch-leninistischen Sprachtheorie«, 1999 (188 Seiten).
Die Arbeit zeichnet erstmals seit dem Ende der DDR den Umgang der dortigen Sprachwissenschaft mit Karl Marx und Friedrich Engels ausführlich nach. Den roten Faden bilden die Versuche von DDR-Linguisten, aus Theoremen der staatsideologischen Säulenheiligen eine »marxistisch-leninistische Sprachtheorie« zu errichten. Hierzu rekapituliert der Autor die aufeinanderfolgenden sprachwissenschaftlichen Trends von 1945 bis 1990. Die Hervorbringungen der »Kaderlinguistik«, die unter dem Einfluss neostalinistischer Marx-Verkürzung operierte, werden ebenso kritisch analysiert wie die Ergebnisse eher randständiger Fachvertreter. Es wird gezeigt, wie letztere trotz massiven Drucks der SED-Wissenschaftsbürokratie zu einer authentischeren Rezeption der Marxschen Ansätze gelangt sind. Ein Abriss der Äußerungen von Marx und Engels zum Thema Sprache dient als Bezugspunkt des wissenschaftsgeschichtlichen Hauptteils.

Bd. 4: Michael Kibler, Die gefährliche Sicherheit des Risikos. Das Problem der Wertung in der populärwissenschaftlichen Sprache über Kernkraft, 1999 (230 Seiten).
Die Untersuchung behandelt das Problem der Wertung in populärwissenschaftlichen Texten. Sie zeigt auf, ob und wie sich Wertung im kontrovers diskutierten Bereich der Kernenergie durch die verwendete Sprache ausdrückt. Das untersuchte Textkorpus reicht dabei bis 1939 zurück und umfasst im wesentlichen Texte aus populärwissenschaftlichen Periodika. Es zeigt sich, dass Wertung nicht auf rein lexikalischer Ebene ausgedrückt wird. Auch durch die Verwendung von Metaphern lässt sich keine explizite Wertung nachweisen. Vielmehr wird sichtbar, dass Wertung nur im Kontext der untersuchten Begriffe entsteht. Eine exemplarische Analyse einzelner Textteile im Hinblick auf ihr Verhältnis zu den beiden komplementären Konzepten »Industriegesellschaft« und »Risikogesellschaft« nach Ulrich Beck zeigt einen Ansatz, Wertung auf sprachlicher Ebene zu identifizieren und zu klassifizieren.

Bd. 5: Meike Schlutt, Der repräsentative Außenseiter. Thomas Mann und sein Werk im Spiegel der deutschen Presse 1898 bis 1933, 2002 (320 Seiten).
Die zeitgenössische Kritik hat Thomas Manns Werke von Anfang an mit Lob und Tadel begleitet. 23 Jahre alt war er, als er seinen ersten Novellenband veröffentlichte. Erkannte man damals schon das Talent des jungen Schriftstellers? Kam sein erster Roman bei der Presse gut an? Und wie ging es weiter? War man in Lübeck stolz auf ihn? Oder in München? Wie wurde der Weg Thomas Manns von der ersten Erzählung bis zum Nobelpreis von der Kritik begleitet? Geht man diesen Fragen nach, wird bald klar: Es geht nicht nur um Literatur. Es geht auch um den politischen und gesellschaftlichen Hintergrund jener Zeit. Thomas Manns Lebensstil, seine öffentlichen Äußerungen und nicht zuletzt seine politischen Standpunkte gaben Anlaß zu vielfältiger Berichterstattung. Wo stand Thomas Mann in der Öffentlichkeit des Kaiserreiches und der Weimarer Republik? Welche Rolle spielte er dort? Mit der Beantwortung dieser Fragen wird ein Stück deutscher Zeitgeschichte sichtbar - dargestellt an einem der berühmtesten Repräsentanten.

Bd. 6: Christine Cosentino, Wolfgang Ertl, Wolfgang Müller (Hrsg.), An der Jahrtausendwende. Schlaglichter auf die deutsche Literatur, 2003 (126 Seiten).
Die Einzelanalysen dieses Bandes beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten der Literatur, die in dem Jahrzehnt nach der deutschen Wiedervereinigung erschienen ist. Mosaikartig entsteht dabei ein gebrochenes, oft widersprüchliches und höchst unterschiedliches Bild der schwierigen Wandlungsprozesse im deutschen Nationalstaat.

Bd. 7: Karoline Naab, Elias Canettis akustische Poetik, 2003 (156 Seiten).
Elias Canettis Werk muss man hören: Der literarische Ruhm des vielsprachig aufgewachsenen Autors gründete sich schon im Wien der 1930er Jahre auf seine Vorlesekunst, in neuester Zeit wird sein Werk auf Hörbüchern wiederentdeckt. Anhand Cannettis autobiographischer Schriften, seiner Anthropologie und Dramentheorie sowie zahlreicher Interviews und Essays entwirft diese Arbeit eine "akustische Poetik" Canettis. Sie untersucht dabei die Bedeutung des Hörens für die Entwicklung des Dichters, geht einer Tradition der Mimesis gesprochener Sprache in der österreichischen Literatur nach und macht Vorschläge zur akustischen Rezeption von Canettis Werk. Im Anhang liefert ein Verzeichnis von Tondokumenten dazu Anregungen, eine Bibliographie gibt Hinweise auf das Arbeitsgebiet der akustischen Literatur.

Bd. 8: Horst D. Schlosser (Hrsg.), Das deutsche Reich ist eine Republik. Beiträge zur Kommunikation und Sprache der Weimarer Zeit, 2003 (227 Seiten).
In 17 Beiträgen zu exemplarischen Themen und prominenten Personen der Weimarer Republik werden die politischen, kulturellen und sprachlichen Folgen des Umbruchs von 1918/19 untersucht, der einen nur schwer zu leistenden Abschied von jahrhundertelang eingeübten Verhaltensmustern bedeutete. Darum auch das Schwanken zwischen reaktionären oder restaurativen Tendenzen und demokratisch fortschrittlichen Zukunftsentwürfen in Literatur, Sprache, Bildender Kunst und Werbetheorie. Das thematische Spektrum reicht von den Versuchen, das Erlebnis des 1. Weltkriegs sprachlich zu bewältigen, über neue Ansätze der Frauenbewegung bis hin zur Berliner Kabarettszene. Die Analysen werden zentriert um den geradezu programmatischen inneren Widerspruch von Art. 1 der Weimarer Verfassung: "Das Deutsche Reich ist eine Republik".

Bd. 9: Heiner Boehncke/Michael Crone (Hrsg.), Radio Radio. Studien zum Verhältnis von Literatur und Rundfunk, 2005 (357 Seiten)
Wie sehr das Radio seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts in die Lebens- und Kommunikationsverhältnisse eingegriffen hat, wurde erst allmählich erkennbar. Plötzlich stand nicht nur ein neues Möbelstück in den Wohnzimmern, es kam auch rund um diesen tönenenden Apparat zu neuen Worten, Moden, Lebensformen. Im Kulturleben entstanden dramatische Veränderungen: Musik, Literatur, Bildung, Information sind auf neuartige Weise in der privaten Sphäre präsent. In diesem Sammelband finden sich u.a. Arbeiten zur Etymologie der Rundfunksprache, zum Radio-Design und zur Rezeption des neuen Mediums Radio. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten, die sich mit Autoren und ihren Beiträgen für das Radio auseinandersetzen. Dazu gehören Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky, aber auch Mario Vargas Llosa und Albert Ostermaier.

Band 10   Horst Dieter Schlosser (2005):

                     „Es wird zwei Deutschlands geben.“ Zeitgeschichte und Sprache in Nachkriegsdeutschland 1945-1949.

 

Band 11   Patrick Schreiner (2006):

                     Staat und Sprache in Europa. Nationalstaatliche Einsprachigkeit und die Mehrsprachenpolitik der Europäischen Union.

 

Band 12   Matthias Elsdörfer (2007):

                     Ein tiefer Blick in „leere Schubladen“. Deutsches im Nachkriegstheater 1945-1948.

 

Band 13   Douglas Chorpita (2007):

                     Diesseits und jenseits des Hirsches. Die Entstehung einer Poesiemaschine.

 

Band 14   Adrian Haus (2007):

                     Todesanzeigen in Ost- und Westdeutschland. Ein sprach- und kulturwissenschaftlicher Vergleich. Todesanzeigen aus der Leipziger Volkszeitung und der Frankfurter Neuen Presse 1976-2004.

 

Band 15   Jeanine Atal (2008):

                     Kokainliteratur in der Zwischenkriegszeit. Spuren des Giftes in den Texten von Walter Reiner, Otto Rung und Pittgrilli.

 

Band 16   Angelika Bieck / David Schahinian / Andrea Vasel (2009):

                     Sprachwandel in literarischen Übersetzungen. Aragon – Salinger – Orwell.