Funde zur Sprache des 20. Jahrhunderts

In dieser Rubrik sollen außer Kurzkommentaren zu einzelnen Schlag- und/oder Schlüsselwörtern der Gegenwartssprache in loser Folge auch ausführlichere Analysen zu sprachlichen Phänomenen und Entwicklungen, insbesondere zur deutsch-deutschen Situation, dokumentiert werden.

»Begrüßungsgeld« - neu aufgelegt
»Begrüßungsgeld« war bis 1990 die Bezeichnung einer Gratifikation, mit der Besucher aus der DDR für ihren Aufenthalt in der BRD finanziell unterstützt wurden. Eine Neuauflage erfahren derzeit Wort wie Sache - im Osten. Mit einem »Begrüßungsgeld« genannten Betrag versuchen Städte wie Jena oder Leipzig Neubürger zu gewinnen und damit ihre Einwohnerzahl zu erhöhen, von der die Zuweisung von Landes- und Bundesmitteln abhängt. So werden u.a. Studierende angesprochen, ihren Hauptwohnsitz in den Hochschulort zu verlegen, was durch ein »Begrüßungsgeld« finanziell attraktiv gemacht werden soll.
(III/2000)

»Bückware« nicht nur ein DDR-Wort
Der Jargonismus »Bückware« für eine unter dem Ladentisch an privilegierte Kunden verkaufte Ware ist bis 1948 auch in den Westzonen, namentlich in der Britischen Zone, verwendet worden und war damit ein gesamtdeutscher Ausdruck der Mängelwirtschaft. Eine Variante in der US-Zone war Verkauf »unter der Theke« (Wiesbadener Kürzel »u.T.«).
(IV/99)

Cousinenwirtschaft - Cousinenökonomie
Die »weibliche« Variante zu »Vetternwirtschaft«, »Cousinenwirtschaft«, die 1998 als Kritik an unseriösen Praktiken grüner Politikerinnen in Hessen aufgekommen ist, hat einen Vorläufer, der bereits 1991 »erfunden« und 1993 publiziert worden ist, und zwar bei Friedrich B. Walz, Der Frauenkrieg, München (Verlag Peter Erd), S. 111: »Ihr Frausein wollen etliche ganz besonders dynamische Jungunternehmerinnen als Referenz für ein schnelles Entree in die die alte Vetternwirtschaft ergänzende Cousinenökonomie benützen.«
(VII/99)

»Datscha« - Erstentlehnung im 19.Jahrhundert
Nicht neu ist, dass das Wort »Datscha/Datsche« bereits um 1900 schon einmal, bevor es in der DDR zu neuen Ehren kam, im deutschen Sprachgebrauch war und v.a. im Berliner Raum benutzt wurde. Ganz sicher aber lässt sich sagen, dass »Datscha« (mit dem Plural »Datschen«) schon vor 1880 so eingebürgert war, dass die 13.Auflage von F.E. Petris "Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache" (Leipzig 1880) es verzeichnen zu müssen glaubte.
(XI/2001)

»Einschätzung« - wenig geschätzt
In der DDR Aufgewachsene haben beim Gebrauch des Wortes »Einschätzung«, das bundesdeutsch Sozialisierte ohne Arg benutzen, immer noch böse Erinnerungen. Schon 1948 wird in einem SED-internen Papier über einen Kulturbund-Sekretär notiert, dass über ihn »keine genaue Einschätzung gegeben werden kann«, d.h. man weiß nicht, wo man ihn politisch einordnen soll. »Einschätzungen« waren also im SED- und späteren Stasi-Jargon bis 1989 Urteile über politische Zuverlässigkeit. Noch 1999 heißt es in einem MDR-»Tatort«-Krimi über einen ehemaligen Volkspolizei-Angehörigen, er habe über seine Kollegen »Einschätzungen geschrieben«, d.h. er habe Berichte an die Stasi geliefert.
(II/2001)

»Endsieg« - nicht nur ein Naziwort
Im Streit um das Entstehungsdatum des posthum veröffentlichten Buchs von Sebastian Haffner »Geschichte eines Deutschen« (2001) spielte auch der Gebrauch des Wortes »Endsieg« eine Rolle. Behauptet wurde, dass dieses Wort erst durch die Goebbels'sche Propaganda aufgekommen wäre. Das ist schlicht falsch. Auch in Emigrantenkreisen wurde das Wort schon gebraucht, bevor es von der NS-Propaganda mit eingeschränkter Bedeutung benutzt wurde, etwa belegt in Lionel Feuchtwangers Romantrilogie »Der Wartesaal« (abgeschlossen 1940): Es bezeichnete auch hier die Hoffnung auf einen Sieg trotz vorläufiger Niederlagen - allerdings einen Sieg über die NS-Diktatur.
(XI/2001)

»Fax« schon seit 1947 im Deutschen
In einem ansonsten nicht besonders sorgfältig gemachten »Lexikon zeitnaher Publizistik« mit dem Titel »Griff«, 1947 herausgegeben von Willi Sahler, Gelsenkirchen-Buer, findet sich auf Seite 59 bereits das Stichwort »Fax«, allerdings noch als Zitatwort und in Anführungszeichen, mit der Erklärung: »neue Art der Zeitungsbelieferung u. der drahtlosen Zeitungsübertragung in Amerika«.
(VII/99)

»Größenordnungen« - eine leere Größe
Während die offizielle DDR wirtschaftliche Erfolge gern mit übergenauen Zahlen feierte (die Produktionszahlen des Getränkekombinats Berlin am besonders heißen 4.8.1986 etwa wurden in der »Aktuellen Kamera« exakt mit »47.399 Kästen alkoholfreie Getränke und 45.446 Kästen Bier« angegeben), blieben manche Ergebnisse, die offenbar weniger lobenswert waren, im Nebel einer Formulierung, die noch heute manchem DDR-Sozialisierten anhaftet, etwa »Das wurde in Größenordnungen erarbeitet.« - wofür ein Westdeutscher beispielsweise sagen würde: »Das wurde in erheblichem Umfang erarbeitet.«. Die feste Wendung in »Größenordnungen« bezeichnet letzlich eine »leere Größe«. »Größenordnung« kam und kommt dagegen im bundesdeutschen Sprachgebrauch nur im Singular vor und wurde/wird stets mit einer Zahlenangabe verbunden, etwa »in einer Größenordnung von zwei Millionen«.
(II/2001)

»Hirntod« - ein dehnbarer Begriff?
»Hirntod« als Definition des endgültigen Lebensendes durch irreversiblen Ausfall aller Hirnfunktionen (engl. »brain death«) ist durch das Transplantationsgesetz von 1997 auch rechtsgültig zum »Entnahmekriterium« für die Explantation von Organen bei Sterbenden geworden. Darüber, dass in diesem Zusammenhang nicht von »Versagen« (vgl. »Herz-/Lungen-/Nieren-versagen«), sondern apodiktisch von »Tod« gesprochen wird, wunderten sich in der Bundestagsberatung des Transplantationsgesetzes sogar einzelne Parlamentarier. Nun wird die Sicherheit der Mediziner über die Endgültigkeit dieses »Todes«, der zugleich als Ende personalen Lebens gelten soll, zumindest sprachlich wieder zweifelhaft, da Fachleute durchaus schon mit begrifflichen Differenzierungen operieren: »Hirnstamm-/Hirnrinden-/Ganzhirn-/Teilhirn-tod«.
(X/99)

»Kanaken«
Die inzwischen mit Recht diskreditierte Bezeichnung von Ausländern als »Kanaken« (die in der polynesischen Herkunftssprache immerhin svw. »Menschen« bedeutete, also eigentlich ein Ehrentitel sein könnte) scheint in den zwanziger Jahren noch eine nicht aggressiv gemeinte Grußformel von Jugendlichen gewesen zu sein; wenn man einer entsprechenden Begrüßung von Berliner Jungen in Erich Kästners »Emil und die Detektive« glauben darf.
(II/2001)

»Konferenz« nach wie vor statt »Tagung«
Wissenschaftliche Zusammenkünfte, die im Westen Deutschlands gemeinhin »Tagung«, »Symposium« oder »Kolloquium« genannt werden, tragen in den östlichen Bundesländern, alter DDR-Tradition gemäß, immer noch sehr oft den Titel »Konferenz«. Ostdeutschen Veranstaltern von wissenschaftlichen »Konferenzen« ist - wie Stichproben beweisen - dieser »Regionalismus« meist gar nicht bewusst.
(III/2000)

»Kreditkarte« seit 1890 in der deutschen Sprache
Rund acht Jahrzehnte bevor in den USA die elektronisch funktionierende »credit card« eingeführt wurde, hat der amerikanische Science-Fiction-Autor Edwar Bellamy in seinem Roman »Looking backward 2000-1887« (1887) eine »credit card« zur bargeldlosen Zahlung vorgestellt, von der man allerdings einzelne Wertsektoren wie bei Lebensmittelkarten vergangener Notzeiten mittels Schere abschneiden musste. Bereits 1890 wurde der Roman und damit auch die »credit card« ins Deutsche übersetzt. Und vier deutsche Fortsetzungen des Romans von Bellamy zwischen 1891 und 1893 sicherten dieser sprachlichen Erfindung eine gleichsam prä-elektronische Existenz.
(XI/2001)

»Losung« vs. »Parole«
Ein auffälliger Ost-West-Benennungsunterschied - zumindest in der »Wende«- und unmittelbaren »Nachwendezeit«, aber auch in einschlägigen Publikationen - war, dass DDR-Deutsche ihre »Parolen« oft »Losungen« nannten. Zu vermuten ist für den Gebrauch des Wortes »Losung« ein kirchlicher Hintergrund, der für die Formierung der DDR-Opposition insgesamt von hoher Bedeutung war (vgl. Herrnhuter Losungen). Allerdings hatte »Losung« in seiner gesamtdeutschen Gebrauchsgeschichte durchaus auch schon einen nichtreligiösen Charakter: als militärisches Erkennungszeichen (gleichbedeutend mit »Parole«). Bezieht man diesen Aspekt mit ein, wäre das ein weiterer Beleg dafür, dass auf dem Boden der DDR altes deutsches Wortgut länger als in Westdeutschland erhalten blieb.
(III/2000)

»Luftschläge« - eine ältere Lehnübersetzung
Die Umschreibung von Bombardements und Raketenangriffen im aktuellen »Jugoslawien-(»Kosovo«-)krieg durch »Luftschläge« ist eine Lehnübersetzung von engl. »air strikes«, das die Amerikaner bereits im Vietnamkrieg für Angriffe aus der Luft verwendet haben. Entfernt erinnert die Verwendung von »Schlag« auch an die Illusion der Österreicher, die 1914 »einen kurzen harten Schlag« gegen Serbien führen wollten.
(VII/99)

»Macht«
Das in der DDR sehr gebräuchliche, in der Bundesrepubkik aber verpönte Wort »Macht« für Staatsorgane hatte einst eine durchaus gesamtdeutsche und eigentlich unverfängliche Tradition, wie sein Gebrauch bei Heinrich Mann und Kurt Tucholsky beweist. Auch die Weimarer Verfassung benutzte den Terminus, etwa in Art. 48, der sogar von der »bewaffneten Macht« (d.s. Sicherheitskräfte) sprach.
(II/2001)

»Menschenmaterial« nicht erst im Ersten Weltkrieg erfunden
Der Nestor der schwedischen Germanistik, Gustav Korlén , hat bereits 1984, allerdings auf Schwedisch und darum hierzulande kaum beachtet, darauf aufmerksam gemacht, daß schon Karl Marx und sein ideologischer Antipode Paul de Lagarde das Wort »Menschenmaterial« verwendet haben (»Om ordet 'material' som beteckning för människor«, in: Språkvård 2/1984, S. 13 ff., hier: S.14).
(IV/99)

»Menschenmaterial« bei Fontane und heutzutage
Roman Paul, Verfasser von »Fontanes Wortkunst« (Peter Lang Verlag, Frankfurt a.M. 1998), macht darauf aufmerksam, dass Fontane bereits 1854 das Wort »Menschenmaterial« in einem militärischen Kontext verwendet: »Der englische Soldat, als rohes Menschenmaterial noch immer unvergleichlich, entbehrt völlig des Geschicks und der Bewaffnung, wodurch sich die Armeen des Kontinents [...] mehr denn je auszeichnen.« (Th. Fontane, Ein Sommer in London).
Weitere (ironisch gemeinte) Komposita mit »-material« bei Fontane sind »Tanzmaterial« (für Tanzpartner; in: Quitt, Kap. 12) und »Professorenmaterial« (Brief an die Tochter Mete, 18.8.1895).
Einem Gespräch mit dem Leiter einer Berliner Ballettschule war am 21.1.2000 abzulauschen: »Und wie ist diesmal dein Material?« (gemeint waren Ballettschülerinnen).
(III/2000)

»Nazi« - ein Schmähwort ?
Stud. phil. D. Bänsch hat einen Katalog eines »Nazi-Sporthauses Arendt« in Sulzbach/Oberpfalz von 1932 ausgegraben, in dem für NS-Uniformen und sonstiges Zubehör von SA, HJ und SS geworben wurde. Außer in der Selbstbezeichnung des »Aeltesten Spezialgeschäfts«, dessen Inhaber sich rühmt, »seit 1922 aktiver Pg.« zu sein, werden mit dem gemeinhin nur als Schmähwort gedeuteten Kürzel »Nazi« auch Artikel wie »Nazi-Bauern Abzeichen« und »Nazi-Lampions« (»blutrot«, mit Hakenkreuz) bezeichnet.
(IV/99)

»Peanuts«
Es gibt die Vermutung, dass die Übertragung von »peanuts« auf (kleine) Geldbeträge durch polnische Landarbeiter auf amerikanischen Erdnussfarmen erfolgt ist, und zwar durch die Klangähnlichkeit von »peanuts« und poln. »pieniadze« "Geld" (dt. Entlehnung: Penunzen).
(II/2001)

»Rundtischgespräch«
An Stelle von »Podiums«- oder gar »Panel«-Diskussionen hält sich in den östlichen Bundesländern bis in die Gegenwart eine Lehnübersetzung von »Round table« in der Benennung einer bestimmten Präsentationsform von wissenschaftlichen und politischen Meinungen: das »Rundtischgespräch«. Einen Teil seiner Attraktivität bezieht dieser »Ost-Regionalismus« sicherlich aus der hohen politischen (demokratischen) Bedeutung, die »Runde Tische« während des Umbruchs in der DDR (wie schon zuvor in Polen) hatten.
(III/2000)

»Schienenersatzverkehr«
Hartnäckig halten DDR-sozialisierte Sprachinteressierte daran fest, dass der Terminus Schienenersatzverkehr ein DDR-spezifischer Bürokratismus gewesen sei (zuletzt: Birgit Wolf, Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, Berlin 2000, S. 196). Alle Altbundesdeutschen wissen jedoch, dass ersatzweise fahrende Busse auch im Westen mit diesem Imponierwort belegt wurden (und werden). Bürokraten dachten und sprachen immer schon »gesamtdeutsch«!
(II/2001)

»Totaler Krieg - kürzester Krieg«
Interpretationen der berüchtigten Sportpalastrede von Goebbels am 18.2.1943, bei der ihm vom Publikum auf die Frage »Wollt ihr den totalen Krieg?« begeistert zugejubelt wurde, gehen oft nicht darauf ein, daß hinter dem Redner (wie Filmaufnahmen zeigen) auf einem riesigen Transparent der Slogan »Totaler Krieg - kürzester Krieg« zu lesen war. Zwar kann diese Beobachtung die Perfidie der Rede nicht relativieren, zumal auch dieser Slogan der Manipulation der Massen diente, aber die Hoffnung auf eine Abkürzung der alltäglichen Kriegsleiden, mit welcher der Slogan spielte, war ganz gewiss ein nicht zu unterschätzendes Motiv für die frenetische Zustimmung zur »totalen Mobilmachung«.
(IV/99)

»Wer zu spät kommt...« - eine falsche Übersetzung
Was Michail Gorbatschow anlässlich des 40. Jahrestags der Gründung der DDR 1989 vor einer Menschenmenge in Ost-Berlin äußerte und was - sicher zu Recht - als Kritik an der verkalkten SED-Führung verstanden wurde, läuft seitdem in einer deutschen »Übersetzung« als geflügeltes Wort um und wird auch auf höchst Unpolitisches angewandt: »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.« Zweifel an der übersetzerischen Richtigkeit dieser deutschen Formulierung sind schon früher aufgekommen. Eine sehr genaue Erinnerung an Gorbatschows Äußerung auf Russisch hat u.a. noch der Augen- und Ohrenzeuge jener Szene in Ost Berlin, Prof. Dr. Jens Reich, Molekularbiologe, seinerzeit DDR-Bürgerrechtler und später sogar Kandidat für das Bundespräsidentenamt. Jens Reich verbürgt sich für das russische Original: »Trudnosti podsteregajut tech, kto ne reagirujet na shisn.« Das kann nach Reich nur heißen: »Schwierigkeiten lauern auf/erreichen diejenigen, die nicht auf das Leben reagieren.« (vgl. auch Reichs Beitrag in DIE ZEIT vom 24.6.1999). Nach wie vor bleibt es eine interessante Frage, wie es zur (möglicherweise gewollten) Verschärfung dieses Satzes im Deutschen gekommen ist. Dass »das Leben« jemanden »bestraft«, der »zu spät kommt«, ist zwar inzwischen durch den Zusammenbruch des SED-Regimes erwiesen; ganz so sicher, wie es die falsche Wiedergabe im Deutschen nahelegt, scheint sich Gorbatschow in der zweiten Oktoberwoche 1989 aber noch nicht gewesen zu sein.
(X/99; auch: DER SPRACHDIENST 5/99)

»Wir sind das Volk« - eine DDR-Parole nach Büchner?
Martin Spieles M.A. (Verf. des Buchs »Ausländer in der deutschen Sprache«, 1993) hat darauf aufmerksam gemacht, dass bereits Georg Büchner in »Dantons Tod« die Parole »Wir sind das Volk« in einer der DDR-Wendesituation sehr vergleichbaren Situation formuliert hat (1.Akt, 2.Aufzug): Die institutionalisierte Pariser Revolution (vgl. SED) fordert Ruhe und Ordnung, das Volk dagegen Brot. Und zur Bekräftigung ihrer Ansprüche schleudert die aufgebrachte Menge ihre Parole »Wir sind das Volk!« Robespierre entgegen (vgl. Muttersprache 103, 1993, S. 219). Angesichts der Vertrautheit vieler DDR-Deutscher mit Büchner ist eine solche Anregung für die Wende-Parole wahrscheinlicher als eine andere Erwägung, etwa dass die amerikanische Verfassung mit ihrem »We the people« Pate gestanden habe.
(IV/99)

»Wirtschaftswunder« - schon in der Weimarer Zeit gebraucht
Der traditionelle Schlüsselbegriff für den ökonomischen Aufschwung Westdeutschlands nach der Währungsreform von 1948 brauchte seinerzeit nicht neu geprägt zu werden. Bereits 1926 veröffentlichte der Soziologe Julius Hirsch ein Buch zur US-Wirtschaftsentwicklung, das den Titel »Das amerikanische Wirtschaftswunder« trug. Sogar Tucholsky erwähnt dieses Buch in einer seiner Sprachglossen und belegt damit, als Nichtökonom ein unverdächtiger Zeuge, dass das titelgebende Wort »Wirtschaftswunder« auch außerhalb von Fachkreisen auf Resonanz gestoßen war.
(XI/2001)

Weitere Funde folgen.