Kooperatives forschendes Lernen zu digitalen Medien im Lehramtsstudium
Theoretischer Hintergrund
Lediglich knapp ein Drittel der Lehrkräfte in Deutschland setzt regelmäßig digitale Medien (DM) im Unterricht ein (Drossel, Eickelmann, & Lorenz, 2018), obwohl DM in heterogenen Lerngruppen Möglichkeiten zur individuellen Förderung bieten, z.B. durch Kompetenzerfassung, individuelle Anpassung fachlicher Lernangebote sowie Feedback und diese einen kognitiv aktivierenden Fachunterricht unterstützen (Heinen & Kerres, 2015). Für den effektiven Einsatz von DM im Unterricht stellen (fachbezogene) digitale Kompetenzen von Lehrkräften sowie entsprechende Überzeugungen wichtige Voraussetzungen dar (Bos et al., 2014). Studien zufolge sind jedoch insbesondere diese Facetten bei Lehrkräften defizitär, obwohl in Teilen der Lehrerschaft eine grundsätzliche Aufgeschlossenheit gegenüber dem Einsatz von DM besteht (Bitkom-Studie, 2015). Um Konzepte zur Unterrichtsentwicklung mit dem Fokus auf DM nachhaltig in Schulen zu verankern, bedarf es Ansätze der Professionalisierung, in denen digitale Lehr- und Lernwerkzeuge in Bezug fachbezogen systematisiert und erprobt werden, so dass die Lehrkräfte dazu angeregt werden, auf diese in ihrer Unterrichtsplanung zurückzugreifen. Obwohl kollegiale und phasenübergreifende Kooperationsformen zum Aufbau fachspezifischer digitaler Kompetenzen von Lehrkräften genutzt werden könnten, sind diese an schulischen Standorten in Deutschland noch wenig ausgeprägt (Richter & Pant, 2016).
Forschungsziele & Maßnahmen
Es ergibt sich ein Bedarf an universitären Angeboten in der Lehramtsausbildung, mittels derer sich angehende sowie praktizierende Lehrkräfte entsprechende fachspezifische digitale Kompetenzen kooperativ aneignen können, um längerfristige Schulentwicklungsprozesse anzustoßen. Aus lerntheoretischer und hochschuldidaktischer Perspektive sollten Formate so gestaltet werden, dass sich (angehende) Lehrkräfte aktiv und problemorientiert mit dem Lern- und Unterrichtsgegenstand auseinandersetzen können, wofür sich insbesondere der Ansatz des forschenden Lernens eignet (Elsner, 2015).
Ziel dieses Teilprojekts ist die Entwicklung, iterative Erprobung, Evaluation und curriculare Verankerung eines didaktischen Konzepts zur Förderung fachspezifischer und fächerübergreifender digitaler Kompetenzen von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften im Rahmen von Lehrangeboten der Lehramtsstudiengänge Englisch und Bildungswissenschaften für die Primar- und Sekundarstufe. Das Konzept wird in hybriden Studienmodulen umgesetzt, in denen Studierende zunächst an kooperierenden Schulstandorten Bedarfserhebungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht sowie entsprechenden Fortbildungsbedarf der Lehrkräfte durchführen. Auf dieser Basis wird Fachunterricht dann in gemeinsamen Sitzungen durch Studierende und Lehrkräfte geplant, erprobt und kooperativ analysiert. Mittels des Design-Based-Research Ansatzes soll das didaktische Konzept evaluiert und optimiert werden. Die in den Seminaren entwickelten Unterrichtsvorschläge sollen schließlich als OER zur Verfügung gestellt werden.