Ein Blick auf das Sportboxen verdeutlicht, dass dessen
historische Genese von komplexen sozialen, kulturellen und machtstrukturellen
Verflechtungen geprägt ist. Denn das Boxen, so wie wir es heute kennen, nahm
seinen Ausgangspunkt mit Preiskämpfen im England des 17. & 18. Jhd. (vgl. Fritsche
& Raschka, 2018).
Boxen war dort eine Installation, bei der höhere
Gesellschaftsschichten auf etwas Wetten konnten. Zwischen 1750 und 1830
ungefähr war das "Prizeboxing" eng mit dem Finanzmilieu verwoben. Insbesondere
im 19. Jhd. wurde das Boxen von wohlhabenden Unterstützern finanziert. Sie
fungierten als Manager, Sponsoren, Wettfinanciers und Medienmacht. Viele
Akteure an den Börsen deuteten das Boxen als Sinnbild kapitalistischer
Wettbewerbs- und Männlichkeitskultur. In der Literatur finden sich zudem
deutliche Parallelen zwischen Ring- und Marktkämpfen (vgl. Arenz, 2021).
Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts wurde das Boxen zu
einer Bühne, auf der gesellschaftliche Konflikte um Rassismus, soziale
Ungleichheit und Integration sichtbar wurden. Zwar eröffnete der Sport
marginalisierten Gruppen – etwa Einwanderern, Afroamerikanern und später
lateinamerikanischen Boxer*innen – reale Aufstiegschancen, zugleich blieb er
jedoch tief in die diskriminierenden Machtverhältnisse seiner Zeit verstrickt. Boxen
war damit keineswegs von Beginn an der Intention sozialer Integration geprägt.
Strukturelle Diskriminierung im Sport selbst bestand
gleichzeitig auch:
Afroamerikanische Boxer sahen sich bis ins 20. Jahrhundert
hinein mit der sogenannten „color line“ (konfrontiert, durch die ihnen
Titelkämpfe – besonders im Schwergewicht – verweigert wurden. Die symbolische
Kraft des Sports blieb daher lange begrenzt und abhängig von individuellen
Durchbrüchen. Vor allem Jack Johnson, Joe Louis und Muhammad Ali verdeutlichen,
dass nicht der Boxsport selbst gesellschaftliche Bedeutungen erzeugte, sondern
dass einzelne Boxer durch ihre öffentliche Präsenz und ihren Umgang mit
rassistischen Ordnungen dem Sport jeweils neue gesellschaftliche Deutungsrahmen
gaben. Zugleich blieb der Sport aber auch ein Ort, an dem rassistische
Narrative, mediale Stereotype und ökonomische Ungleichheiten reproduziert wurden
(vgl. Runstedtler, 2019).
Literatur:
Arenz, T. (2021). Das Boxen der politischen Moderne –
Eine gesellschaftstheoretische Reflexion: The boxing of political modernity – a
social theoretical reflection. Sport Und Gesellschaft, 18(2), 127–156. https://doi.org/10.1515/sug-2021-0012
Fritzsche, J. und Raschka, C (2018). Geschichtlicher
Hintergrund. In: Managerboxen: Gesundes Kampfsporttraining in der Praxis,
1. Hrsg: Fritzsche, J.
(2018), Springer Berlin / Heidelberg.
Runstedtler,
T. (2009). Visible Men: African American Boxers, the New Negro, and the Global
Color Line. Radical History Review, 2009(103), 59–81. https://doi.org/10.1215/01636545-2008-031.
Ali von der Goethe-Universität bei der adh-Trophy im
Sportboxen 2025
Unser Athlet von der GU bereitete sich nach seinem ersten Boxkampf im Vorjahr intensiv auf eine neue Chance vor. Trotz Trainingspausen durch Krankheit trainierte er bis zu fünfmal pro Woche und meldete sich für das adh-Turnier an der Bundeswehr-Universität München im Mai 2025 dieses Jahres an. Dort trat er – ohne eigenes Team – im Mittelgewicht an und wurde vor Ort vom Trainer des Bundeswehr-Teams unterstützt.
Der Weg ins Finale
Seinen ersten Kampf gegen Mattis Eber der Uni Freiburg
gewann Ali überzeugend und zog damit ins Finale ein. Am nächsten Tag stand er
dem starken Gegner Torsten Hentschke der RWTH Aachen gegenüber und holte sich
nach einem intensiven Kampf den zweiten Platz – ein großer Erfolg und eine
wertvolle Erfahrung.
Besonderer Dank
Wir bedanken uns bei Ali, dass er die Goethe-Universität bei dem Wettkampf repräsentiert hat. Wir wünschen ihm für seine sportliche Karriere weiterhin viel Erfolg!