Abbilder einer Gesellschaft – Felskunst im Norden der Omanischen Halbinsel vom Neolithikum bis zur Gegenwart

Insbesondere in Regionen, in denen die Menschen einer mobilen Lebensweise gefolgt sind und somit weniger materielle Hinterlassenschaften hervorgebracht haben als sesshafte Gesellschaften, bieten Felsbilder eine unverzichtbare Quelle für die archäologische Arbeit. Eine dieser Gegenden ist die Omanische Halbinsel, deren (Vor-)Geschichte in weiten Teilen noch ein weißer Fleck für die Forschung darstellt.


Felsbild eines Reiters in Al-Khashbah, Oman.

 

Ziel des von der Thyssen-Stiftung geförderten Projektes ist es, die Rolle der Felsbilder im Norden der Omanischen Halbinsel vom Neolithikum bis in die Moderne zu untersuchen, um daraus Rückschlüsse auf die sozio-kulturellen, politischen und ökonomischen Entwicklungen der damaligen Gesellschaften in diachroner Perspektive ziehen zu können. Dazu soll zunächst eine systematische Dokumentation der Felsbilder im Norden der Omanischen Halbinsel erfolgen. Die Erfassung der Bilder vor Ort im Oman setzt dabei auf die Dokumentation durch die Antragstellerin und ihr Team sowie die Dokumentation durch die lokale Bevölkerung mittels einer speziell für diesen Zweck konzipierten App als bürgerwissenschaftlicher (Citizen Science) Projektbestandteil. Für die Entwicklung der App besteht eine Kooperation mit Dr. Mark Turner von der University of Newcastle. Ausgewählte Felsbilder werden vor Ort im Oman naturwissenschaftlich datiert, was ein Novum in der Archäologie der Omanischen Halbinsel darstellt. Zu den dabei angewandten Methoden gehören optisch stimulierte Lumineszenz (OSL), Radiokarbondatierung und Röntgenanalysen (XRF). Hierfür zeichnen Dr. Susanne Lindauer, Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie, und Dr. Moein Eslami, Goethe-Universität Frankfurt, verantwortlich. Mit all den gewonnen Daten wird untersucht,  ob es Muster in der Verteilung bestimmter Motive und Herstellungstechniken bei den Felsbildern gibt und diese im Zusammenhang mit natürlichen Gegebenheiten, togographischen Auffälligkeiten und anthropogenen Strukturen stehen, welche chronologischen Verteilungen der Felsbilder herausgearbeitet werden können und  wie sich die diachronen Veränderungen der Felsbilder mit dem kulturgeschichtlichen Wandel zwischen den verschiedenen Epochen zusammenbringen lassen.

 

Ansprechpartnerin: Dr. Stephanie Döpper