Der östliche Kommunikationsraum zwischen nordwestalpinem Fürstensitzkreis, Oberitalien und dem Caput Adriae.

Antragsteller: Prof. Dr. R. Krause

Förderung: DFG Projekt "Der Kommunikationsraum zwischen nordwestalpinem Fürstensitzkreis, Oberitalien und dem Caput Adriae (KR 2150/7-1)" von Okt. 2009 bis -Mai 2012

Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Florian Hauser M. A.

Kooperationspartner:

Dr. Des. N. Müller-Scheessel, Frankfurt
Dr. K. Rassmann, Frankfurt
Dr. A. Posluschny, Frankfurt
Prof. Dr. M. Egg, Mainz


Das Projekt „Der Kommunikationsraum zwischen dem nordwestalpinen Fürstensitzkreis, Oberitalien und dem Caput Adriae“ wird im Rahmen eines Dissertationsvorhabens von Herrn F. Hauser M. A. bearbeitet und wurde vom Oktober 2009 bis zum Mai 2012 von der DFG als eigenständiges Projekt gefördert. Zurzeit befindet sich das Projekt in der Abschlussphase.

Im Fokus der Forschung zu den Beziehungen zwischen den späthallstatt-frühlatènezeitlichen Fürstensitzen und der mediterranen Welt standen lange Zeit die Kontakte zur griechischen Kolonie Massalia und die dorthin führende Route über das Rhône-Tal. In jüngere Zeit fanden schließlich auch die Beziehungen zum westlichen Oberitalien, in dem die sogenannte Golasecca Kultur beheimatet ist, vermehrte Aufmerksamkeit. Neben diesen Kontakten zu den westlich gelegen Regionen bezeugen aber besonders Neufunde des am östlichsten gelegenen Fürstensitzes auf dem Ipf bei Bopfingen im Nördlinger Ries, dass auch intensive Kontakte zum östlichen Norditalien und dem Caput Adriae unterhalten wurden. Somit zeichnet sich heute ein insgesamt differenzierteres Bild der transalpinen Beziehungen im 6. u. 5. Jh. v. Chr. ab, in dem sich unterschiedliche Phasen und Kontakträume mit der Mittelmeerwelt heraus zu kristallisieren beginnen.

Rekonstruktion, Beschreibung und Bewertung des Kommunikationsraumes im Gebiet östlich der Fürstensitze bildet den Kern des Projektes, wobei besonderer Wert auf eine diachrone Darstellung gelegt wird. Neben Luxusimporten wie attische Feinkeramik und bronzenes Trinkgeschirr, die als Prestigegüter gelten, und die im Allgemeinen als Keimelia in einem Austauschsystem zwischen nord- und südalpinen Eliten interpretiert werden, lassen sich die transalpinen Beziehungen aber auch an Kleinfunden nachvollziehen, deren Aufarbeitung einen Schwerpunkt des Projektes darstellt. So finden sich auch unter den Fibeln aus den Rechteckhöfen am Fuße des Ipfs mehrere Stücke, für die eine Herkunft aus dem östlichen Oberitalien oder dem Südostalpenraum angenommen werden kann. Bei einem dieser Stücke handelt es sich um Certosafibel des Typs XIIIe nach Teržan (Abb. 1).

 
Abb.1. Certosafibeln des Typs XIIIe  

Diese Fibeln wurden daher im Zuge des Projektes neu aufgearbeitet. Abgesehen von dem Stück aus dem Nördlinger Ries zeigen sich Verbreitungsschwerpunkte in Südtirol und Slowenien und geben somit einen weiteren Hinweis auf Kontakte in diese Regionen (Abb. 2).

   
 Abb.2: Verbreitungskarte der Certosafibeln des Typs XIIIe  

Als vorläufige Ergebnisse des Projektes können die bisher genannten Kommunikationslinien demnach um eine Route erweitert werden, die mit aller Wahrscheinlichkeit über Südbayern und die Zentralalpen nach Oberitalien und an das Caput Adriae (Abb. 3) führte.

 
Abb.3. Fernwege der Hallstattzeit nach L. Pauli mit Ergänzungen  

Darüber hinaus ist auch an eine Vermittlung über das Inn-Salzach-Gebiet zu denken, wo sich mit den Salzlagerstätten am Dürrnberg ein zentraler Ort von überregionaler Bedeutung befand.Mit Abschluss des Projektes dürften sich schließlich auch Ergebnisse zur Wechselwirkung zwischen dem Fürstensitzkreis und seiner östlichen Peripherie ergeben, woraus sich wiederum Rückschlüsse auf die Entwicklungen im sog. Fürstensitzkreis selbst ergeben sollten.

Literatur

R. Krause, Ein frühkeltischer Fürstensitz auf dem Ipf am Nördlinger Ries. Antike Welt 33, 2002, 493-508.

R. Krause/E. Böhr/M. Guggisberg, Neue Forschungen zum frühkeltischen Fürstensitz auf dem Ipf bei Bopfingen, Ostalbkreis (Baden-Württemberg). Prähist. Zeitschr. 80, 2005, 190-235.

F. Hauser, Ein Opferplatz im Chiemgau? Die hallstattzeitlichen Metallfunde von Nußdorf "Moosholz" (Lkr. Traunstein). Bayer. Vorgeschbl. 76, 2011, 55-142.

F. Hauser, Anmerkungen zur Rekonstruktion des Verkehrsnetzes der Hallstattzeit. In: Tapert u. a. (Hrsg.), Wege und Transport. Beitr. Sitzung AG Eisenzeit 80. Verbandstagung des West- u. Südwestdeutschen Verbandes Altertumsforsch. e. V. Nürnberg 2010. Beitr. Ur- und Frühgesch. Mitteleuropas 69 (Langenweißbach 2012) 89-94.

F. Hauser, Der Ipf bei Bopfingen und das Nördlinger Ries im überregionalen Verkehrsnetz der Hallstattzeit– und Frühlatènezeit. In: Krause (Hrsg.), Forschungen zum frühkeltischen Fürstensitz auf dem Ipf bei Bopfingen (2003-2010). (Frankfurt, Im Druck) 189-199.

F. Hauser/M. Schönfelder, Über die Alpen nach Nordosten – etruskische und alpine Funde in Böhmen und Polen aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. In: Festschrift A.-M. Adam (Im Druck).