Das frühkaiserzeitliche Brandgräberfeld Urmitz „Auf’m Bungert“

Gdke a4 4c

Lennart Niehues M.A.

Zwischen Urmitz und Weißenthurm, wenige Kilometer nördlich von Koblenz/ Confluentes im Neuwieder Becken, wurden in der Frühen Kaiserzeit in rascher Folge zwei aufeinanderfolgende römische Militäranlagen errichtet. Sie waren bereits um 1900 mit einem darunter liegenden Michelsberger Erdwerk von Constantin Koenen ausgegraben. Alle Anlagen fielen später dem Bimsabbau und der industriellen Bebauung zum Opfer. Auch die zugehörigen canabae ereilte dieses Schicksal.

Als Glücksfall gilt, dass das Gräberfeld der canabae erst zwischen 1978 und 1982 durch die Außenstelle Koblenz der rheinland-pfälzischen Landesarchäologie ausgegraben wurde. Die rund 180 Brandbestattungen bieten derzeit den einzigen genauen Anhaltspunkt für eine zeitliche Einordnung der Gesamtanlage. Die Gräber sind zugleich eine hervorragende Quelle einer militärisch geprägten Zivilsiedlung an der Rheingrenze des 1. Jh. n. Chr.

Wenige mediterrane Importe stehen zahlreichen, teils völlig intakten Gefäßen belgischer Ware gegenüber. Eine auffällige Dichte von Waffengräbern spricht vielleicht für die Anwesenheit treverischer Hilfstruppen. Zugleich liegen Mehrfachbestattungen mit Frauen und Kindern vor, die Zeugnisse zur Struktur der ansässigen Zivilbevölkerung ablegen. Zuletzt bietet das Neuwieder Becken eine Gefäßkombination aus Falzrandschalen samt zugehöriger Knopfdeckel, die nur in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern verbreitet wurden. Sie sind in einer einheimisch-römischen Mischtechnik hergestellt und stehen den spätlatènezeitlichen, wulstverzierten Schüsseln des Limburger Beckens nahe. Ihre Bearbeitung ist ein Desiderat der Forschung im Neuwieder Becken. Weder Überlegungen zur Genese oder der Lokalisierung der Töpfereien, noch eine typologische Gliederung der Gefäße liegen bislang vor.

Das Gräberfeld Urmitz „Auf‘m Bungert“ stellt somit einen melting pot römisch-mediterraner Importe, gallorömischer Traditionen sowie entfernter Einflüsse der östlichen Oppida-Kultur dar, die sich vor Ort in der frühkaiserzeitlichen Beigaben- und Bestattungssitte manifestieren.