Verstopfung

„Wir bewegen uns zu wenig und ernähren uns nicht richtig.“ Wie oft ist dieser Satz im Zusammenhang mit Übergewicht zu hören. Ein anderer, direkt dadurch bedingter Effekt ist eine Verstopfung (Obstipation). Hier muss man nicht sofort zum Abführmittel greifen, sondern kann dem Missstand oft schon allein dadurch abhelfen, dass man auf eine entsprechend ballaststoffreichere Nahrung umstellt. Eine einfach zu ergreifende Maßnahme ist zum Beispiel der sog. „Früchtetee“: Die den säuerlichen Geschmack verursachenden Pflanzensäuren werden vom Körper größtenteils nicht aufgenommen; sie binden im Verdauungstrakt Wasser und bewirken eine natürliche Darmfüllung mit dem Ergebnis eines Entleerungsreflexes.
Erst bei besonderen Umständen, wie z.B. bei Hämorrhoiden, Neigung zu Leistenbrüchen oder zur Vorbereitung von klinischen Eingriffen, sollte man zu echten Abführmitteln greifen.

Pflanzliche Abführmittel und ihre Inhaltsstoffe:
PFLANZEN MIT DARMFÜLLLENDEN INHALTSSTOFFEN: Flohsamen und Lein enthalten un- oder schwerverdauliche Schleimstoffe, die Wasser binden, im Verdauungstrakt aufquellen und über den sog. Dehnungsreflex eine Anregung der Darmperistaltik bewirken. Allerdings sollte man wissen, dass man genug Flüssigkeit dazu aufnehmen muss und dass der Effekt mit Verzögerung eintritt. Pflanzliche Schleimstoffe sind nebenwirkungsarm.
PFLANZEN MIT MOTORISCH WIRKENDEN EIGENSCHAFTEN: Faulbaum, Kreuzdorn, und Medizinalrhabarber enthalten, ähnlich wie die tropischen Sennesfrüchte, Sennesblätter oder Aloe Anthraglykoside, die die Peristaltik des Dickdarmes direkt stimulieren. Bereits nach 8 bis 10 Stunden kommt es zur Entleerung, allerdings sollte man diese Mittel nicht zu lange anwenden, weil es dann wieder zu einer Verstopfung kommen kann.
Das aus Rizinus gewonnene fette Rizinusöl regt die Peristaltik des Darmes direkt an — vor allem des Dünndarms —  und verkürzt die Passagezeit des Darminhaltes. Hier tritt innerhalb von 2 bis 4 Stunden die Darmentleerung ein. Das Öl ist ein Triglycerid und entspricht in seinem chemischen Aufbau unseren als Nahrungsmittel dienenden fetten Ölen, wie etwa dem Rapsöl. Das Besondere ist das Vorkommen der Rizinolsäure, die in dem Öl gebunden vorliegt. Sie wird im Verdauungstrakt freigesetzt und übt dann ihre Wirkung aus.

Erntegut und Sammelzeit

Arzneipflanze

Erntegut

Erntezeit

Faulbaum Rinde Frühjahr
Flohsamen Reife Samen Spätsommer
Kreuzdorn Früchte September/Oktober
Lein Samen August/September
Medizinalrhabarber Unterirdische Teile Herbst oder Frühjahr
Rizinus Samen Herbst

Anwendungsweise
TEEAUFGUSS: Faulbaumrinde (getrocknet und ein Jahr lang gelagert); Kreuzdornfrüchte (getrocknet oder frisch).
KALTWASSERAUSZUG: Rhabarberwurzel (2 bis 4 Gramm, getrocknet)
Zur Geschmacksverbesserung gibt man aromatische Pflanzen (z.B. Pfefferminze) hinzu. Vorteilhaft ist z.T. die Zugabe von Arzneipflanzen mit krampflösenden Eigenschaften (Anis, Fenchel, Kamille, Krause Minze).
GANZ, GESCHROTET BZW. PULVERISIERT: Lein- und Flohsamen (1 bis 2 Esslöffel).
GEPRESSTES ÖL: aus Rizinussamen (1 bis 2 Esslöffel Öl).

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Saat-Lein (Common Flax, Linseed) Linum usitatissimum L.

Botanik
FAMILIE: Leingewächse (Linaceae).
HABITUS: Bis 1 m hohes, einjähriges Kraut. Aufrechter Spross, im oberen Teil verzweigt. Lange Fasern.
BLÄTTER: Schmal und ziemlich klein, wechselständig.
BÜTEN: Radiärer Blütenaufbau, 5 Kronblätter, jeweils bis 15 mm lang; meist himmelblau mit dunkleren Adern.
BLÜTEZEIT: Juni bis Juli.
FRÜCHTE: Kugel- bis eiförmige Kapseln, 6 bis 8 mm lang, mit etwa 10 Samen.
VERBREITUNG: Heimat unbekannt, eine der ältesten Kulturpflanzen. Bei uns feldmäßig angebaut, z. B. in Brandenburg.

Pharmazie
ERNTEGUT: Samen. Erntezeit August/September.
INHALTSSTOFFE: • Ballaststoffe: Insgesamt 25 %. Darunter sind 3 - 6 % Schleimstoffe (besonders in der Samenschale) und 4 – 7 % Rohfaser. • Fettes Öl (im Sameninneren): 30 - 45 % mit hohen Anteilen an ungesättigten Fettsäuren, wie Linolen- und Linolsäure. • Proteine: um 25 %. 

• Lignane. Die Hauptkomponente dieser Stoffgruppe ist das Secoisolariciresinol-diglucosid mit einem Gehalt von 1 bis 4%. • Blausäureglykoside in Mengen von 0,01 – 1,5 %. Die Hauptkomponenten sind Linustatin und Neolinustatin. • Mineralstoffe: 3 – 5 %.
VERARBEITUNG: Samen direkt als Arzneidroge oder als geschrotete Samen, als „aufgebrochene“ bzw. „aufgeschlossene“ Samen (hier sind lediglich die äußere Schicht –Kutikula - und Schleimepidermis angequetscht). Als Pressgut zur Gewinnung von Leinöl.

Medizinische Verwendung
Innerlich: • Bei öfter auftretender Obstipation. Bei Colon irritabile (= Funktionelle Darmstörung ohne nachweisbare biochemische oder strukturelle Abweichung von der Norm). Bei Divertikulitis  (Divertikel sind kleine Ausstülpungen der Darmwand, die sich nicht aktiv entleeren können wie der übrige Darm. Die Divertikel entwickeln sich mit zunehmendem Lebensalter. Man vermutet eine Ursache in der Ernährung, die in Industrieländern erheblich weniger Ballststoffe enthält. Gehäuft treten Divertikel vor allem im S-förmigen Dickdarm auf.
 
Als Folge der fehlenden aktiven Entleerungsfunktion dieser Ausstülpungen können Kotverstopfunge, Stuhlunregelmäßigkeitenn und Entzündungen in den Divertikeln entstehen). Dosierung: 2 bis 3-mal täglich je 1 bis 2 Esslöffel unzerkleinerte Samen direkt einnehmen.
• Magenschleimhautentzündung und Dünndarmentzündung. Dosierung: Eine Schleimzubereitung durch Einweichen von 2 bis 3 Esslöffeln geschroteten bzw. zerkleinerten Leinsamen in Wasser herstellen und einnehmen.
Leinsamenmehl besitzt einen vergleichsweise hohen Nährwert von etwa 450 Kcal pro 100 g. Bei Einnahme unzerkleinerter Samen ist dieser Wert geringer.

Die Anwendung der Leinsamen am Menschen basiert vorwiegend auf Erfahrung. Die Wirkung wird auf den Ballaststoffgehalt, speziell den Schleimgehalt zurückgeführt. Durch die Quellung der Schleimstoffe wird Wasser im Darm zurückgehalten und der Stuhl damit erweicht. Gleichzeitig wird durch die Schleimstoffe die Gleitfähigkeit des Darminhalts verbessert und durch die Volumenvergrößerung (Dehnungsreiz) die Darmmotorik angeregt, d. h. der Transport beschleunigt. Bei der Verwendung zerquetschter Samen kann das austretende Öl die Gleitwirkung verstärken.
Infolge der abdeckenden Wirkung der Schleimstoffe besitzen Leinsamen auch schleimhautschützende Eigenschaften. 
Ferner bewirken Leinsamen nach verschiedenen Untersuchungen eine Senkung der Lipidwerte. Dosisabhängig erniedrigte sich der Gehalt von Cholesterol in der Leber, der Triglyceridgehalt, Gesamtcholesterol- und LDL-Cholesterol-Spiegel im Serum bei gleichzeitigem Anstieg des Gehalts an alpha-Linolsäure in den Plasma-Phospholipiden. Das  bei „INHALTSSTOFFE“ erwähnte Secoisolariciresinol-diglucosid vermag möglicherweise bei mehrwöchiger Leinsamen-Diät das Risiko für die Entstehung Estrogen-abhängiger Tumoren zu senken.

Leinsamen enthalten ca. 20 – 50 mg Cyanid/100 g in Form der oben genannten Blausäureglykoside. Über eine mögliche Blausäurevergiftung nach der Einnahme von Leinsamen ist viel diskutiert worden, da die tödliche Dosis an Blausäure beim Menschen, direkt als leicht zugängliches Cyanid aufgenommen, ca. 1 mg/kg Körpergewicht beträgt. Weder eine Einmaldosis von 100 g Leinsamen noch chronische Dosen von täglich 45 bis 50 g Leinsamen über 4 bis 6 Wochen führen jedoch zu irgendwelchen Vergiftungserscheinungen beim Menschen. Die niedrige Toxizität von Leinsamen wird darauf zurückgeführt, dass das Cyanid im sauren Magensaft nur sehr langsam aus den Blausäureglykosiden freigesetzt wird. Dabei handelt es sich um einen mehrstufigen, enzymatischen, langsamen Abbau, der im sauren Magensaft unter ungünstigen Bedingungen abläuft. Der Abbau erfolgt auch nur, wenn Leinsamen zerkleinert werden. Die Anflutung des frei werdenden Cyanids ist derart verzögert, dass das schnell funktionierende, körpereigene Entgiftungssystem nicht erschöpft wird. Der wichtigste Entgiftungsmechanismus des Körpers ist die Umwandlung des Cyanids in das Rhodanid (SCN-X ) durch das Enzym Rhodanase. Das Rhodanid ist ca. 200-mal weniger toxisch als Cyanid. - Nebenwirkungen sind bei Beachtung der Einnahme einer genügenden Flüssigkeitsmenge nicht bekannt. – Mögliche Wechselwirkungen können eintreten durch die vom Schleim bedingte Verzögerung der Aufnahme anderer Arzneimittel.
Äußerlich: Leinsamenmehl für Breiumschläge (Kataplasmen, diese besitzen ein besonders langes Wärmehaltevermögen) bei lokalen Entzündungen.

Bewertung. Leinsamen sind eine allgemein anerkannte Droge zur Stuhlregulierung, zur Behandlung von Reizzuständen im Magen und Darm sowie zur Behandlung von entzündeten Darmdivertikeln. Äußerlich eignen sich Leinsamen zur Behandlung von lokalen Entzündungen. Die Anwendungen werden von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimitteln und Medizinprodukte (BfArM) positiv bewertet.

Homöopathie. „Linum usitatissimum“. Verwendet wird die frische, blühende Pflanze. Anwendungsgebiete sind Heuschnupfen und Harnblasenreizung.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Innerlich als Abkochung bei Blasenkatarrhen, Reizhusten, Schmerzen. Äußerlich als Brei in Umschlägen zum Erweichen von Furunkeln. -  Das Leinöl ist wegen seines Reichtums an ungesättigten Fettsäuren ernährungsphysiologisch günstig. Das Öl ist nicht lange haltbar, weil es durch Aufnahme von Luftsauerstoff leicht zu einem firnisähnlichen Produkt verharzt.

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Blondes Psyllium (Indisches Flohkraut) (Spogel Seed Plantain) Plantago ovata FORSSKAL

Botanik
FAMILIE: Wegerichgewächse (Plantaginaceae).
HABITUS: Einjähriges, fast stängelloses, weich behaartes Kraut.
BLÄTTER: Bis 12 cm lang und 8 mm breit, ganzrandig, meist 3-nervig.
BLÜTEN: In Ähren an langen Schäften, 0,5 bis 3,5 cm lang. 4 Kronblätter 3 mm lang.
BLÜTEZEIT: Juni bis September.
FRÜCHTE: Kapseln, 3 mm lang. Samen bis 2,5 mm lang, kahnförmig und gelb bis braun gefärbt.
VERBREITUNG: N-Afrika, Vorderasien, Indien, Pakistan, Afghanistan. Bei uns im Freien kultivierbar zu Anschauungszwecken.

Pharmazie
ERNTEGUT: Die reifen Samen und die Samenschalen.
INHALTSSTOFFE: • Schleim, 20 – 30 %.
 Der Schleim ist in der Epidermis der Samenschale lokalisiert.  •  Fettes Öl, 5 %.  • Iridoide. Das Iridoidglucosid Aucubin (0,21 %).
VERARBEITUNG: Mit Wasser leicht vorgequollene ganze oder zerkleinerte Samen bzw. die Samenschalen.

Medizinische Verwendung
Innerlich: Öfter auftretende (habituelle) Obstipation; Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist, wie z. B. schmerzhafte Einrisse in die Analkanalhaut (Analfissuren), Hämorrhoiden, nach rektal-analen operativen Eingriffen und  Schwangerschaft. Ferner zur unterstützenden Therapie bei Durchfällen unterschiedlicher Ursache und bei Reizdarm. Dosierung: Täglich 12 bis 40 g unzerkleinerte oder grob zerkleinerte Samen werden mit wenig Wasser leicht vorgequollen und mit reichlich Flüssigkeit (150 mL auf 5 g Samen) eingenommen. Eine halbe Stunde oder eine Stunde vor den Mahlzeiten oder vor einer Medikamenteneinnahme verabfolgen. – Werden die Samenschalen eingesetzt, so verringert sich die Dosis auf 4 bis 20 g pro Tag. – Gegenanzeigen für die Anwendung sind Darmverschluss (Ileus) und ein schwer einstellbarer Diabetes mellitus. Mögliche Wechselwirkungen können eintreten durch die vom Schleim bedingte Verzögerung der Aufnahme anderer Arzneimittel.

Hinweis: Sollten Durchfälle länger als 3 bis 4 Tage andauern, ist ein Arzt aufzusuchen.

Wirkungen. Der Wirkstoff der Droge ist der Schleim. Dieser wirkt in mehrfacher Hinsicht. 1) Der Schleim quillt auf, vergrößert den Darminhalt und löst einen Defäkationsreflex aus. 2) Der Schleim bindet Wasser im Darmlumen und bewirkt eine Eindickung des Stuhls, womit eine Diarrhö gemildert wird. 3) Der Schleim bindet toxische Substanzen. 4) Der gequollene Schleim verlangsamt die Aufnahme insbesondere von Glucose durch den Darm (antidiabetischer Effekt). 5) Der gequollene Schleim behindert die Rückresorption von Cholesterin sowie Gallensäuren durch die Darmwand und verstärkt damit deren fäkale Ausscheidung (Lipid-senkender Effekt auf die Blutfettwerte).

Bewertung. Die Anwendungen sind klinisch erprobt. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beurteilt den Einsatz der Droge positiv. Die Wirkungen auf den Blutzuckergehalt und die Blutlipidwerte sind in der Regel nicht so ausgeprägt, dass auf spezielle Arzneimittel verzichtet werden kann.

Homöopathie. „Plantago ovata“. Verwendet wird die frische Pflanze.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Innerlich: Neben den oben genannten Anwendungsgebieten auch bei Entzündungen der Schleimhäute im Bereich des Gastro-Intestinal- und des Uro-Genital-Traktes. Äußerlich: Bei Furunkulose und zur Schmerzlinderung bei Gicht und Rheuma. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungen ist bisher nicht belegt.

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Flohkraut (Flohsamen-Wegerich) (Black Psyllium) Psyllium afrum MIRB. (Syn. Plantago afra L.)

Botanik
FAMILIE: Wegerichgewächse (Plantaginaceae).
HABITUS: Einjähriges, niedriges, aufrechtes Kraut. Windblütler.
BLÄTTER: Lineal-lanzettlich. In den oberen Achseln Blütenstände.
BLÜTEN: Kurze Ähren mit Drüsenhaaren und Deckblättern. 4 durchsichtige Kronblätter. Auffälligstes Merkmal der sehr kleinen und insgesamt daher unscheinbaren Blüten des Flohkrauts sind - wie bei allen Wegericharten - die langen Staubblätter. Daneben ist das Flohkraut durch ausgesprochen kräftige Kelchblätter gekennzeichnet, die durchsichtige, pergamentartige Ränder aufweisen und mit zahlreichen Drüsenhaaren besetzt sind.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juli.
FRUCHT: Zweifächerige, häutige Deckelkapsel. Dunkel rotbraune Samen, bis 3 mm lang, 1,5 mm breit.
VERBREITUNG: Mittelmeerraum, Vorderasien, N-Afrika. Bei uns kultivierbar.

Pharmazie
ERNTEGUT: Reife Samen.
INHALTSSTOFFE: • Schleimstoffe. Etwa 10 – 12 % in der Epidermis der Samenschale. Die Schleimstoffe sind überwiegend aus Arabinose und Xylose, daneben aus Galacturonsäure und Rhamnose aufgebaut. • 0,14 % des Glucosids Aucubin.
VERARBEITUNG: Zum Einnehmen mit Wasser. Die Samen lässt man ganz oder grob zerkleinert mit wenig Wasser vorquellen.

Medizinische Verwendung
Chronische Verstopfung; Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist, wie z. B. Hämorrhoiden, nach rektal-analen operativen Eingriffen und bei einer Schwangerschaft. Ferner zur unterstützenden Therapie bei Durchfällen unterschiedlicher Ursache; Reizdarm. Dosierung: Tagesdosis 10 bis 30 g unzerkleinerte oder zerkleinerte Samen. Die Droge wird 5 bis 15 Minuten lang mit wenig Wasser vorgequollen und mit reichlich Flüssigkeit (150 mL Wasser auf 5 g Droge) eingenommen. Es kann auch ein Schleimmazerat hergestellt werden, indem man 14 bis 40 g Samen mehrere Stunden lang mit Wasser quellen lässt. Nach dem Abseihen der Samen wird die schleimhaltige Lösung getrunken. Die Einnahme soll 30 bis 60 Minuten vor den Mahlzeiten oder vor einer Medikamentengabe erfolgen. Als Gegenanzeigen werden Verengungen (Stenosen) der Speiseröhre und des Magen-Darm-Traktes genannnt.

Hinweis: Die Wirkung tritt in der Regel 12 bis 24 Stunden nach einmaliger Gabe ein. Die maximale Wirkung zeigt sich erst nach 2 bis 3 Tagen.

Wirkungsweise. Die Samen wirken auf die Darmperistaltik regulierend im Sinne eines Anstiegs des Stuhlgewichts, weicherem Stuhl und bei Patienten mit Verstopfung durch mehr Stuhlentleerungen. Flohsamen beschleunigen die Darmpassage der Faeces, was auf einer Quellung und Volumenzunahme der Schleimstoffe im Dickdarm beruht. Die Anwendung bei Durchfällen beruht auf der Annahme, dass die Schleimstoffe die Darmschleimhaut einhüllen und vor mechanischer Belastung schützen. Zudem sollen die Schleimstoffe Toxine binden und deren Wirksamkeit damit einschränken.

Bewertung. Die Anwendung der Droge ist anerkannt. Die Kommission E am  Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewertet die Droge positiv.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Innerlich bei Gallenblasenentzündung. Äußerlich als heißer Breiumschlag bei Furunkulose. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist bisher nicht belegt.

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Echter Kreuzdorn (Common Buckthorn) Rhamnus cathartica L.

Botanik
FAMILIE: Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae).
HABITUS: Um 3 m hoher, verworrren-ästiger Strauch. Äste mit gekreuzten Kurztrieben; meist in einen Dorn auslaufend. Der sehr sparrige Wuchs gab der Pflanze den deutschen Namen.
BLÄTTER: Variable Formen, gegenständig, gestielt, außer dem Mittelnerv 3 bis 4 stark gebogene Nervenpaare. Ränder fein gekerbt.
BLÜTEN: Blattachelständig, unscheinbar gelblichgrün, angenehm duftend.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juni.
FRÜCHTE: In frischem Zustand schwarze, glänzende kugelige und erbsengroße 
Beeren. Getrocknete Früchte sind stark runzelig und eingefallen.
VERBREITUNG: Eurasien bis Algerien. Bei uns ein sehr anspruchsloser Strauch und ein wichtiges Gehölz für die Vogelwelt. Der Kreuzdorn tritt auf an sonnigen, steinigen, trockenen Orten, fener in Gebüschen, Laubwäldern und mit Vorliebe in Süd- oder Westlagen.

Unreife Früchte sind giftig. Sie verursachen nach der Einnahme Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö und Nierenreizung.

Pharmazie
ERNTEGUT: Früchte; Sammlung September/Oktober.
INHALTSSTOFFE: • Anthraglykoside, 2 – 5 %, besonders Franguline und Glucofranguline mit Emodin und Emodinanthron als Aglykone. • Flavonolglykoside, etwa 1 %.
VERARBEITUNG: Getrocknete Früchte für Teeaufgüsse.

Medizinische Verwendung
Akute Verstopfung und andere Erkrankungen, bei denen eine Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist.
Allerdings wird die Verwendung der Droge bei Analfissuren, Hämorrhoiden und nach rektal-analen operativen Eingriffen nicht mehr befürwortet. - Dosierung: Etwa 2 Teelöffel voll (3 bis 5 g) Beeren werden mit heißem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Soweit nicht anders verordnet, wird morgens oder abends vor dem Schlafengehen eine Tasse frisch bereiteter Tee getrunken. Die Einnahme soll nur wenige Tage erfolgen. Bei längerer Anwendung ist ein Arzt zu fragen.

Das Wirkprinzip der Kreuzdornbeeren entspricht vollständig demjenigen der Faulbaumrinde, d. h., aus den Anthraglykosiden gehen die Wirkstoffe hervor. Diese beeinflussen vorwiegend die Motilität des Dickdarms. Gegenanzeigen. Darmverschluss, akut-entzündliche Erkrankungen des Darmes, z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa (Entzündung der Dickdarmschleimhaut), Appendizitis (Entzündung des Wurmfortsatzes); abdominale Schmerzen unbekannter Ursache (Abdomen: Bauch, Unterleib). Kinder unter 12 Jahren. Schwangerschaft.

Bewertung. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat eine ausführliche Monographie über die Früchte erstellt, erkennt die Wirkungen an und lehnt die Anwendung nicht ab. Dabei sind Nebenwirkungen zu beachten (u. a. krampfartige Magen-Darm-Beschwerden), weshalb nur eine kurzfristige Verwendung in Betracht kommt. Für die Kreuzdornbeeren gilt die Einschränkung ausdrücklich, weil nach Einnahme Magengrimmen und Erbrechen beobachtet wurden. Der Einsatz der Droge ist eigentlich überflüssig, zumal es Alternativen aus dem Bereich der heimischen Arzneipflanzen gibt, wie den ebenfalls als Beetbestandteil erwähnten Faulbaum.

Homöopathie. „Rhamnus cathartica“. Verwendet werden die frischen, reifen Früchte. Anwendungsgebiete sind Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sowie des Stütz- und Bewegungsapparates. Gebräuchlich ist die Verdünnung D3 (dreimal täglich 10 Tropfen).

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Bei Wassersucht zur so genannten "Blutreinigung". Die Wirksamkeit bei dieser Anwendung ist nicht belegt.

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Faulbaum (Alder Buckthorn) Frangula alnus MILL. (Syn. Rhamnus frangula L.)

Botanik
FAMILIE: Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae).
HABITUS: Dornenloser Strauch/Baum, um 3 m hoch. Rinde mit länglichen, grauweißen Streifen (Lentizellen).
BLÄTTER: 3,5 lang, 5 cm breit, dünn, wellig, ganzrandig.
BLÜTEN: Grünlich-weiß, unscheinbar in blattachselständigen Trugdolden; bis 3 mm lange Kronblätter.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juni.
VERBREITUNG: Eurasien. Bei uns tritt der Faulbaum in Gebüschen und Waldgesellschaften sowie an Moorrändern auf. Die Pflanze bevorzugt mehr oder weniger feuchte, nährstoffarme und saure Böden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Rinde; Sammlung März/April und August bis Oktober.
INHALTSSTOFFE: • Anthranoide, um 6 % in der gelagerten Rinde. Hauptkomponenten sind die Bis-Glykoside Glucofrangulin A [6-O-(alpha-L-Rhamnosyl)-8-O-(beta-D-glucosyl)emodin] und drei Acetyl-Derivate dieses Moleküls. Bei diesen sind an verschiedenen Stellen im Rhamnoseteil Acetylgruppen angeheftet. Dazu kommen die Glykoside Glucofrangulin B sowie Frangulin A und B. Nichglykosidisch gebunden liegen Emodin, Emondinanthron und Emodinbianthron vor. • Begleitstoffe, die nicht zur Wirkung beitragen, werden hier nicht erwähnt.
VERARBEITUNG: Frisch geschälte Rinde muss ein Jahr lang lagern, weil in der frischen Rinde die Anthranoide in der für den Menschen unverträglichen, darmschleimhautreizenden Anthronform vorliegen. Die Lagerung bewirkt, dass die Anthranoide durch den Luftsauerstoff zu verträglicheren Verbindungen oxidiert werden. Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Öfter auftretende (habituelle) Verstopfung und andere Erkrankungen, bei denen eine Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist.
 Dazu gehört die Darmreinigung vor rektalen Untersuchungen. Die Verwendung der Droge wird bei Analfissuren, Hämorrhoiden und nach rektal-analen operativen Eingriffen nicht mehr befürwortet. Dosierung: Ein halber Teelöffel (etwa 2 g) wird mit 150 mL heißem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Minuten durch ein Teesieb abgeseiht. Morgens oder abends vor dem Schlafengehen wird eine Tasse frisch bereiteter Tee getrunken. Die Anwendung darf nur kurzfristig sein; sollte sie über wenige Tage hinausgehen, ist ein Arzt zu befragen. Während der Schwangerschaft in der Stillzeit ist die Verwendung der Rinde kontraindiziert.

Die Wirkung der Faulbaumrinde tritt erst 6 bis 8 Stunden nach Einnahme ein.

Anwendungsbeschränkungen. Die Anwendung darf nur kurzfristig sein; sollte sie über 1 bis 2 Wochen hinausgehen, ist ein Arzt zu befragen. - Die Verwendung der Droge wird bei Analfissuren, Hämorrhoiden und nach rektal-analen operativen Eingriffen nicht mehr befürwortet. - Während der Schwangerschaft in der Stillzeit ist die Verwendung der Rinde kontraindiziert.

Nebenwirkungen. Da die Aufnahme der Wirkstoffe durch den Darm in den Körper gering ist und die Hauptmenge der aktiven Stoffe mit dem Stuhl ausgeschieden wird, sind die akuten Nebenwirkungen unauffällig. In Einzelfällen können krampfartige Magen-Darm-Beschwerden auftreten. In solchen Fällen sollte die eingesetzte Menge verringert werden. Bei dem nicht zu empfehlenden Dauergebrauch können u.a. Albuminurie (Ausscheidung des Eiweißkörpers Albumin im Urin), Hämaturie (Ausscheidung von Blutkörperchen im Urin) und Kaliumverluste auftreten. Der Kaliumverlust kann zu Störungen der Herzfunktion und zu Muskelschwäche führen. Das gilt besonders, wenn gleichzeitig Herzglykoside, Thiazid-Diuretika und Nebennierenrindensteroide sowie Süßholzwurzel eingenommen werden. Ob Anthranoide kanzerogene oder tumorprovozierende Eigenschaften besitzen, ist umstritten. Deshalb wird heute die Anwendungsbreite der Droge bewusst erheblich eingeschränkt.

Wirkprinzip: Die mit der Droge angebotenen Anthranoide sind zunächst indifferent. Im Dickdarm werden die Verbindungen, soweit sie Glykoside sind, bakteriell gespalten. Die freigesetzten Aglykone (Anthrachinone) und die schon per se in der  Droge vorliegenden Anthrachinone werden nun  durch Bakterien reduziert zu Anthronen, den eigentlichen wirksamen Stoffen. Diese beeinflussen die Motilität des Dickdarmes. Die stationären Darmkontraktionen werden gehemmt und die forttreibenden (propulsiven) Kontraktionen werden angeregt. Daraus resultiert eine beschleunigte Darmpassage und auf Grund der verkürzten Kontaktzeit des Darminhaltes eine Verminderung der Flüssigkeitsabsorption in den Körper. Zusätzlich gelangen durch eine Stimulierung der aktiven Chloridausscheidung Wasser und Elektrolyt in den Darm. Die Folgen sind eine weitere Verflüssigung und Vermehrung des Darminhaltes.

Bewertung. Faulbaumrinde ist sehr wirksam. Die Droge wird von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) positiv bewertet. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass sie nur dann eingesetzt werden sollte, wenn durch Ernährungsumstellung oder Quellstoffpräparate (z.B. Zubereitungen von Flohsamen oder Leinsamen) kein Abführeffekt erzielt wird.

Homöopathie. „Rhamnus frangula“ oder als Synonym „Frangula“. Verwendet wird die frische Rinde der Stämme und Zweige. Zu den Anwendungsgebieten gehört Verdauungsschwäche mit Neigung zu Durchfällen. Die gebräuchlichen Verdünnungen sind D3 und höher.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Abführend wirkender Bestandteil in "Blutreinigungstees" für so genannte Frühjahrskuren.

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Medizinal-Rhabarber, Handlappiger Rhabarber (Chinese Rhubarb) Rheum palmatum L.

Botanik
FAMILIE: Knöterichgewächse (Polygonaceae).
HABITUS: Über 1,5 m hohe, kräftige Staude. Rhabarber ist ein so genannter Rübengeophyt.
BLÄTTER: Rundlich-herzförmig, handförmig gelappt und auffallend groß. Die einzelnen Lappen sind mehr oder weniger tief geteilt. Die Sprossachse ist fast stielrund. Die Hochblätter der großen Blütenstände sind laubartig gestaltet.
BLÜTEN: Rot, rosa bis weißlichgelb in beblätterter Rispe. Windbestäuber.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juni.
FRÜCHTE: Braun, oval, kantig, um 10 mm lang, meist mit 3 pergamentartigen Flügeln.
VERBREITUNG: Westchina, Osttibet. Bei uns früher im Arzneipflanzenbau kultiviert. Im Garten wird Medizinal-Rhabarber nicht selten wegen der dekorativen Ausmaße freistehend aufgepflanzt.

Pharmazie
ERNTEGUT: Die unterirdischen Teile 4- bis 7-jähriger Pflanzen werden zur Ruhezeit der Pflanzen (Herbst oder Frühjahr) gegraben.
INHALTSSTOFFE: • Anthranoide, 3 – 12 %. Im Wesentlichen besteht die Stoffgruppe aus einem Gemisch von Anthrachinonen und Anthronen in freier sowie in glykosidisch gebundener Form. Etwa 60 - 80 % sind Anthrachinonglykoside und 10 - 25 % Dianthronglykoside. Im Einzelnen wird angegeben (Hagers Hdb. d. Pharmazeut. Praxis, 2003; Hager ROM). Anthrachinonaglykone: Aloeemodin, Chrysophanol, Emodin, Physcion. Anthrachinonglykoside: Aloeemodin-1- oder -8-O-β-D-glucosid, Chrysophanol-1-O-β-D-glucosid (= Palmatin), Chrysophanol-8-O-β-D-glucosid (= Chrysophanein), Emodin-1- oder -8-O-β-D-glucosid, Physcion-8-O-β-D-glucosid (= Physcionin), Rhein-8-O-β-D-glucosid (isoliert); Aloeemodindiglucosid, Chrysophanoldiglucosid, Emodindiglucosid, Physciondiglucosid, Rheindiglucosid; Physcion-8-O-β-D-gentiobiosid Dianthronglykoside: Aloeemodindianthrondiglucosid, Sennosid A, B, C und D. • E-Stilbenglykoside. Rhaponticin (insgesamt 1 % isoliert) und Resveratrol-4’-O-ß-glucosid. • Gerbstoffe: Gallotannin; Glucogallin (= 1-O-Galloyl-ß-D-glucose) • Flavonoide; 2 – 3 %.
VERARBEITUNG: Kaltauszug, Teeaufguss oder Tinktur.

Medizinische Verwendung
1 bis 2 g Wurzel als Abführmittel.
 Teebereitung: Etwa ein halber bis 1 gestrichener Teelöffel voll klein geschnittener/gepulverter Wurzel wird mit heißem Wasser (ca. 150 mL) übergossen und nach etwa 10 bis 15 Minuten abgeseiht. Man kann auch die Droge mit Wasser verrühren und zusammen mit Pfefferminzöl oder einem anderen Aromatikum zubereiten. Soweit nicht anders verordnet, wird morgens und/oder abends vor dem Schlafengehen eine Tasse frisch bereiteter Tee getrunken. Nicht über einen Zeitraum von 1 bis 2 Wochen ohne ärztlichen Rat einnehmen; denn jede Anwendung von stimulierenden Abführmitteln kann zu einer Verstärkung der Darmträgheit führen. Somit ist es sinnvoll, die Anthranoid-Drogen erst anzuwenden, wenn eine Ernährungsumstellung oder die Anwendung von Quellstoffen (Leinsamen u.a.) keine zufrieden stellenden Ergebnisse ergeben. – Die Wirkung tritt nach 8 bis 12 Stunden ein.

Nebenwirkungen. Die Aufnahme der Wirkstoffe durch den Darm in den Körper ist gering und die Hauptmenge der aktiven Verbindungen wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Somit sind die akuten Nebenwirkungen unauffällig. In Einzelfällen können krampfartige Magen-Darm-Beschwerden auftreten. In solchen Fällen sollte die eingesetzte Menge verringert werden. Bei dem nicht zu empfehlenden Dauergebrauch können u.a. Albuminurie (Ausscheidung des Eiweißkörpers Albumin im Urin), Hämaturie (Ausscheidung von Blutkörperchen im Urin) und Kaliumverluste auftreten. Der Kaliumverlust kann zu Störungen der Herzfunktion und zu Muskelschwäche führen. Das gilt besonders, wenn gleichzeitig Herzglykoside, Thiazid-Diuretika und Nebennierenrindensteroide sowie Süßholzwurzel eingenommen werden. Ob Anthranoide kanzerogene oder tumorprovozierende Eigenschaften besitzen, ist umstritten. Deshalb wird die Anwendungsbreite der Droge heute bewusst erheblich eingeschränkt.

Wirkprinzip: Die mit der Droge angebotenen Anthranoide sind zunächst indifferent. Im Dickdarm werden die Verbindungen, soweit sie Glykoside sind, bakteriell gespalten. Die freigesetzten Aglykone (Anthrachinone) und die schon per se in der Droge vorliegenden Anthrachinone werden nun  durch Bakterien reduziert zu Anthronen, den eigentlichen wirksamen Stoffne. Diese beeinflussen die Motilität des Dickdarmes. Die stationären Darmkontraktionen werden gehemmt und die forttreibenden (propulsiven) Kontraktionen werden angeregt. Daraus resultiert eine beschleunigte Darmpassage und auf Grund der verkürzten Kontaktzeit des Darminhaltes eine Verminderung der Flüssigkeitsaufnahme in den Körper. Zusätzlich gelangen durch eine Stimulierung der aktiven Chloridausscheidung Wasser und Elektrolyt in den Darm. Die Folgen sind eine weitere Verflüssigung und Vermehrung des Darminhaltes.- Bei niedriger Dosierung und geringem Anthranoidgehalt soll die Wirksamkeit der in der Droge enthaltenen Gerbstoffe überwiegen. Die adstringierenden Eigenschaften dieser Gerbstoffe sollen begründen, warum die Rhabarberwurzel bei Magenverstimmung und Darmkatarrhen im Rahmen der volkstümlichen Verwendung effektiv ist.

Bewertung. Die Rhabarberwurzel ist ein vergleichsweise mildes Abführmittel. Die Droge wird von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) positiv bewertet. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass sie nur dann eingesetzt werden sollte, wenn – wie oben erwähnt - durch Ernährungsumstellung oder Quellstoffpräparate (z.B. Zubereitungen von Flohsamen oder Leinsamen) die Darmentleerung unzureichend erscheint.

Homöopathie. „Rheum“. Verwendet werden die von Stängelteilen, kleineren Wurzeln und dem größten Teil der Rinde befreiten, getrockneten unterirdischen Teile  von Rheum palmatum L. Zugelassen sind auch der gebräuchliche Rhabarber, Rheum officinale BAILLON oder Hybride beider Arten. Zu den Anwendungsgebieten gehören, Durchfallerkrankungen, Verhaltensstörungen bei Kindern, Zahnungsbeschwerden. Gebräuchlich sind Verdünnungen ab D3.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: 0,1 - 0,2 g Wurzel als Magenmittel zur Appetit- und Verdauungsanregung sowie bei Magen- und Darmkatarrhen. In der traditionellen Heilkunde Asiens bei Gelbsucht, Unterleibschmerzen, Hautgeschwüren u. a. Äußerlich bei Brandwunden, Hautkrankheiten.

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Wunderbaum, Rizinus (Castor Oil Plant) Ricinus communis L.

Botanik
FAMILIE: Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae).
HABITUS: Bei uns ein einjähriges, bis 2 m hohes, aufrechtes Kraut; im Mittelmeergebiet ein etwa 4 m hoher Strauch und in den Subtropen bzw. Tropen ein bis 13 m hoher Baum.
BLÄTTER: Spreiten schildförmig, bis 30 cm lang, handförmig in Lappen geteilt. Rand unregelmäßig gesägt.
BLÜTEN: Rispig angeordnet. Untere Blüten männlich mit auffällig verzweigten, zahlreichen Staubblättern, obere Blüten weiblich mit 3 roten Narben. Kronblätter unauffällig.
BLÜTEZEIT: August bis Oktober.
FRÜCHTE: 3 fächerige, stachelige Kapseln. Samen mit marmorierter Schale.
VERBREITUNG: Tropisches Afrika. Bei uns ist Rizinus unter der Bezeichnung Wunderbaum eine einjährige, auffällige Zierpflanze in Parkbeeten und ähnlichen Anlagen, auch in Gärten.

Giftpflanze. Die Samen sind sehr giftig.

Pharmazie
ERNTEGUT: Samen.
INHALTSSTOFFE: • Fettes Öl, 42 – 55 %. Das Öl ist vergleichsweise einheitlich zusammengesetzt; es besteht bis zu 80 % aus dem Triglycerid Triricinolein. In diesem Molekül sind die drei Hydroxylgruppen des Glycerols jeweils mit einem Ricinolsäurerest verknüpft. • Giftiger Eiweißstoff (Toxalbumin) "Ricin". 
• Lipasen (Fettspaltende Enzyme). – Nur das fette Öl wird arzneilich genutzt.
VERARBEITUNG: Die Samen werden zur Ölgewinnung gepresst. - Die übrigen Bestandteile aus dem Pressrückstand werden hier nicht weiter betrachtet. Sie haben Bedeutung als biologischer Kampfstoff (Toxalbumin „Ricin“) und zur Gewinnung des fettspaltenden Enzyms Rizinus-Lipase.

Medizinische Verwendung
Das Öl kann als Abführmittel zur kurzfristigen Behandlung (nicht länger als 14 Tage) bei Verstopfung verwendet werden. 10 bis 30 mL auf nüchternen Magen führen innerhalb 2 bis 4 Stunden zur Entleerung. Heutzutage wird anders vorgegangen. Man verabreicht 2 bis 6 g abends vor dem Schlafengehen in Form von Kapseln à 0,5 bis 2,0 g gereinigtes Rizinusöl. – Spezialanwendungen für besonders reines Öl sind die Herstellung von Parenteralia, d.h. für Augentropfen und für Injektionszwecke.

Nebenwirkungen als Abführmittel. Es können in Einzelfällen Magen-Darm-Beschwerden auftreten. In diesen Fällen ist eine Dosisreduktion erforderlich. In seltenen Fällen können Hautausschläge auftreten. Bei chronischem Gebrauch sind Elektrolytverluste, insbesondere Kaliumverlust und dadurch Störungen der Herzfunktion und Muskelschwäche möglich.

Wechselwirkungen als Abführmittel. Bei gleichzeitiger Einnahme von Antihistaminika kann die abführende Wirkung von Rizinusöl vermindert werden. Bei dauerndem Gebrauch ist durch Kaliummangel eine Verstärkung der Wirkung von herzmuskelstärkenden Arzneimitteln (Herzglykoside) sowie eine Beeinflussung der Wirkung von Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen möglich.

Wirkungsweise als Abführmittel. Das Öl wird nach oraler Gabe bereits im Speichel, hauptsächlich aber im Dünndarm, durch die körpereigene Pankreaslipase hydrolytisch gespalten. Die freigesetzte Ricinolsäure stimuliert die endogene Synthese von Prostaglandin E, womit eine vermehrte Sekretion von Elektrolyten und Wasser in das Darmlumen verbunden ist. Im Darm wird schließlich ein Entleerungsreflex ausgelöst. Ricinolsäure ist damit indirekt wirksam.

Bewertung. Rizinusöl ist ein sicheres Abführmittel, das im Gegensatz zu den meisten anderen pflanzlichen Abführmitteln gut dosierbar ist und deshalb der Wirkungseintritt je nach Menge (5 g bis 3 g gereinigtes Rizinusöl in Form von Kapseln) zwischen 2 - 4 bzw. 6 - 8 Stunden regulierbar ist. Die Schulmedizin betrachtet die Anwendung der Droge als wenig zeitgemäß und setzt sich eher für die Verwendung von Flohsamen  und Leinsamen oder Glyzerin (Zäpfchen, Klistier) ein.

Homöopathie: „Ricinus communis“. Verwendet werden die reifen Samen. Anwendungsgebiete sind u. a. Durchfallerkrankungen. Die gebräuchlichen Verdünnungen beginnen ab D4.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Äußerlich bei Bindehautentzündung und Fremdkörpern im Auge, Mittelohrentzündung und Gehörproblemen. Kosmetik: Rizinusöl hat mehrere günstige Eigenschaften für gute kosmetische Rezepte. Beispielsweise hat es im Vergleich zu den meisten anderen pflanzlichen Ölen, die für kosmetische Zwecke verwendet werden, das beste Eindringungsvermögen in die Interzellularräume der äußeren Hautschicht (Stratum corneum). Vorteilhaft ist auch die Löslichkeit in Alkohol.

TECHN. VERWENDUNG: Rizinusöl ist ein vielfältig einsetzbares Schmiermittel und ein Grundstoff für die chemische Industrie.

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Hunds-Rose (Heckenrose) (Common Briar, Dog Rose) Rosa canina L.

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 3 m hoher Strauch, Äste bogig überhängend, Stacheln nach rückwärts gekrümmt. In vielen Varietäten und Formen vorkommend.
BLÄTTER: 5- bis 7-zählig, unpaarig gefiedert, am Grunde Nebenblätter.
BLÜTEN: Hellrosa, (selten) weiß.
BLÜTEZEIT: Juni/Juli.
FRÜCHTE: Scharlachrote Scheinfrüchte (Hagebutten).
VERBREITUNG: Europa, Westasien, NW-Afrika. Bei uns ist die Heckenrose weit verbreitet; sie kommt an Hecken, Gebüschen sowie an Wald- und Wegrändern vor. Die Heckenrose ist bodenvag, d.h., sie stellt nur sehr geringe Ansprüche an den Boden und kommt mit fast allen Verhältnissen zurecht.

Pharmazie
ERNTEGUT: Schalen der Scheinfrüchte und ganze Scheinfrüchte.
INHALTSSTOFFE: • Fruchtsäuren; etwa 4 %. Darunter Vitamin C (bis 1,85 %, bei Lagerung rasch abnehmend), Äpfel- und Zitronensäure (3 %). • Pektinsäure; 11 %. • Polyphenole; über 8 % mit Anthocyanen, Proanthocyanen und Flavonoiden. • Zucker; um 15 %. •
Die roten Schalen enthalten Carotinoide. - Die Schalen der Scheinfrüchte haben in allen Punkten etwas höhere Gehalte.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Die Drogen sind nicht als Arzneimittel anzusehen. Sie haben keine therapeutische Bedeutung und sind als Nahrungsergänzung dem Lebensmittelbereich zuzuordnen.
Die Drogen sind unter dem Kapitel Verstopfung nur bedingt am richtigen Platz. Die Eigenschaften lassen sich am besten zusammenfassen unter dem Begriff „Haustee“, wie nachfolgend erläutert wird.
Der Wert der Droge liegt im Wesentlichen in der Bereitung eines nicht aufmunternden Getränkes. 
Etwa 2 bis 2,5 g (1 Teelöffel = 3,5 g) werden als Teeaufguss für eine Tasse Wasser verwendet.
Die Fruchtsäuren, wie Äpfel- und Citronensäure verbleiben im Darm und vergrößern auf osmotischem Wege den Darminhalt, womit einer Verhärtung Vorschub geleistet wird. Die Flüssigkeitszufuhr ist zudem förderlich für die Nierenfunktion. Die Vitamin C-Zufuhr beugt Erkältungen vor.

Bewertung. Die Gutachterkommission „E“ am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beurteilt die Hagebuttenfrüchte als Arzneidroge negativ. Die Drogen sind dennoch wertvolle Hilfsmittel vor allem im klinischen Bereich und in der Senioren-Betreuung. Die Teezubereitungen sind wesentliche Hilfsmittel, um den Patienten die notwendige Flüssigkeitsmenge von mindestens 1,5 Liter pro Tag darzureichen.

Homöopathie. „Rosa canina“ und „Rosa canina e fructibus“. Verwendet werden die frischen Blumenblätter bzw. die frischen Früchte. Die Gutachterkommission „D“ am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beurteilt diese Arzneien negativ.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Insgesamt haben die Hagebuttenfrüchte Eigenschaften, die für einen Tee im Haus und in der Klinik sehr günstig sind.

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Zwergholunder, Attich (Dwarf Elder) Sambucus ebulus L.

Botanik
FAMILIE: Moschuskrautgewächse (Adoxaceae); früher: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae).
HABITUS: Bis 2 m hohe Staude. Widerlich riechend.
BLÄTTER: 5 bis 13 gesägte Fiederblätter, laubige, lanzettliche Nebenblätter.
BLÜTEN: Trugdolden. 5-zählig, Kronen weiß oder rötlich, Staubblätter rot.
BLÜTEZEIT: Juni bis Juli.
FRÜCHTE: Schwarze Beeren, 3 Steinkerne, mit färbendem Saft.
VERBREITUNG: Europa, Iran, Nordafrika. Bei uns an Waldrändern und in Lichtungen sowie auf Brachland. Bevorzugt werden nährstoffreiche, kalkhaltige, mäßig feuchte Böden.

Der Zwergholunder ist schwach giftig; besonders die Samen. “Schwach giftig“ bedeutet Vergiftungssymptome treten erst nach Aufnahme massiver Pflanzenmengen auf.

Pharmazie
ERNTEGUT: Getrocknete Wurzel, frische oder getrocknete, reife Beeren.
INHALTSSTOFFE: In der Wurzel: • Bittere Iridoidglykoside, wie Ebulosid, u. a. • Phenolglykoside wie 2-Methoxyarbutin, 3-Methoxyarbutin, u. a.
.
In der Frucht: • Flavonoide. • Sterole. • Cyanogenes Glykosid. • Spuren von ätherischem Öl.
VERARBEITUNG: Teeaufguss oder Abkochung.

Medizinische Verwendung
Eine begründete medizinische Verwendung für die Pflanzenteile gibt es nicht. Im Übrigen entspricht die Erwähnung der Pflanze auf dem Beet „Verstopfung“ nur bedingt den volkstümlichen Anwendungen.

Bewertung. Die Drogen werden von der Schulmedizin praktisch ignoriert. Unpässlichkeiten sind nicht bekannt, die für die Anwendung gerade dieser Drogen sprechen.

Homöopathie. „Sambucus ebulus“. Verwendet werden die frischen, reifen Beeren. Die Gutachterkommission „D“ am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beurteilt diese Arznei negativ.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Die Beeren werden innerlich zur Anregung der Harnausscheidung bei Wassersucht, bei Verstopfung und bei Gicht der Füße verwendet. Weiterhin zur Stimulierung der Transpiration bei Erkältungskrankheiten. Die Wirksamkeit der Droge bei diesen Indikationen ist nicht belegt. Die Anwendungsgebiete der Wurzel sind ähnlich. Dosierung: 3 g Wurzel auf 150 mL Wasser als Abkochung.

Anmerkung: Die Früchte können als Lebensmittelfarbstoff und Färbemittel von Textilien und Leder verwendet werden.

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