​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
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Nov 23 2018
11:02

Befragung von Studierenden zur Wahrnehmung der Volkswirtschaftslehre

Monoparadigmatisch, mathematisch, praxisfern

FRANKFURT. Studierende der VWL stehen ihrem eigenen Fach kritisch gegenüber. Für eine Veränderung in der ökonomischen Hochschullehre treten sie selbst jedoch kaum aktiv ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine schriftliche Befragung unter 351 Studierenden des vierten Fachsemesters an den Universitäten Bonn, Frankfurt/M., Hamburg, Heidelberg und Mannheim, die im Sommersemester 2017 von Prof. Dr. Tim Engartner und Eva Schweitzer-Krah an der Professur für Didaktik der Sozialwissenschaften durchgeführt wurde.

Die Volkswirtschaftslehre sei wenig interdisziplinär, auf abstrakte mathematische Modelle konzentriert und wiese selten Bezüge zur Praxis auf. Zentrale gesellschaftliche Themen wie Unsicherheit, Wandel oder Ungleichheit würden gegenüber traditionellen Knappheitsfragen kaum in den Blick genommen. Stattdessen dominiere auch nach der Wirtschafts- und Finanzkrise das Denken in neoklassischen Schemata. Die Studierenden bestätigen in ihrem Urteil die Kritikpunkte der Pluralismusbewegung, die für eine theoretische und methodische Erneuerung des Faches eintritt. Persönlich involviert, etwa durch die Mitarbeit in lokalen Initiativen oder Veranstaltungsreihen, sind dabei jedoch nur 6,4% der Befragten.

Die Befunde der Studie deuten darauf hin, dass das Missverhältnis zwischen ausgeprägter Fachkritik und geringem persönlichen Engagement eine Folge des immensen Wettbewerbsdrucks sein könnte, den die Befragten hochschulweit in der VWL beklagen. So geben 56,4% der Studierenden an, dass ihr Fach das Leistungs- und Konkurrenzdenken schüren würde. Im Studienverlauf führt dies in der Eigenbeobachtung der Studierenden zu einer Verhaltensänderung: gemeinwohlorientierte Attribute wie Solidarität, Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen treten zugunsten karrieristischer und vorteilsbedachter Eigenschaften in den Hintergrund. Damit sinkt zugleich die Motivation der Studierenden, sich uneigennützig in der Pluralismusbewegung einzubringen. Vielmehr – so die Schlussfolgerung der Autoren –müssten die Befragten abwägen, wie sie Zeit, Energie und Ressourcen zur Wahrung ihres Studienerfolges investieren.

Sollten weitere Untersuchungen diese explorativen Befunde bestätigen, so stünde die Pluralismusbewegung insgesamt vor dem Dilemma, trotz der inhaltlichen Zustimmung der Studierenden kaum aktive Unterstützerinnen und Unterstützer gewinnen zu können. Damit würde der Pluralismusbewegung langfristig der notwendige Impetus fehlen, um flächendeckende Veränderungen in der VWL anzustoßen. Entsprechende Impulse müssten dann durch Initiativen jenseits der studentischen Netzwerke gesetzt werden, etwa durch hochschulpolitische Aktivitäten, alternative Studienprogramme und eine verstetigte sozialwissenschaftliche Begleitforschung.

Die Studie wurde unterstützt durch das Themenfeld „Neues ökonomisches Denken“ des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung e.V. in Düsseldorf und gefördert vom Land Nordrhein-Westfalen durch das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung. Sie ist in englischer Form im International Review of Economics Education erschienen und wurde in Times Higher Education besprochen.

Links:
www.fgw-nrw.de/start.html www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1477388017301081 www.timeshighereducation.com/news/economics-trapped-narrow-paradigm-study-suggests

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Tim Engartner, Professur für Didaktik der Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt politische Bildung, Institut für Politikwissenschaft. Goethe-Universität Frankfurt. E-Mail: engartner@soz.uni-frankfurt.de; www.fb03.uni-frankfurt.de/politikdidaktik. Sekretariat: Ilse Heck, Tel. (069) 798 36 544; E-Mail: heck@soz.uni-frankfurt.de

Eva Schweitzer-Krah M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Didaktik der Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt politische Bildung. E-Mail: schweitzer-krah@soz.uni-frankfurt.de; http://www.fb03.uni-frankfurt.de/63608134/220_Eva-Schweitzer-Krah

 

Nov 23 2018
11:00

Forscher haben einen klimatischen Wendepunkt vor 59 Millionen Jahren rekonstruiert/ Publikation in Nature Communications

Wie der Atlantik Teil der globalen Meeresströmung wurde

FRANKFURT. Viele Meeresströmungen im tiefen Ozean haben einen wichtigen Einfluss auf das globale Klima. In welchem Ausmaß, zeigte sich zuletzt vor 59 Millionen Jahren, als es zum Austausch großer Mengen an Wasser zwischen dem nördlichen und südlichen Atlantik kam. Das fanden Forscher aus Deutschland und Großbritannien heraus, indem sie Neodym-Isotope aus Sedimentproben vom Meeresboden aus beiden Regionen des Atlantiks miteinander verglichen. Wie sie in einer aktuellen Studie in Nature Communications mitteilen, kam es durch die verstärkte Zirkulation des Meereswassers und die gleichzeitige Zunahme des CO2-Gehalts in der Atmosphäre zu einem klimatischen Wendepunkt. Mit der gleichmäßigeren Wärmeverteilung über die Erde endete eine mehrere Millionen Jahre andauernde Kaltphase und es begann eine neue Warmzeit.

Neodym(Nd)-Isotope dienen als Tracer für Wassermassen. Sie gelangen aus Flüssen oder über Sedimente ins Meer oder werden als Bestandteile von Staub ins Wasser geweht. Wenn das Oberflächenwasser zum Meeresgrund sinkt, trägt es einen für seine Entstehungszeit charakteristischen Nd-Isotopen-Fingerabdruck des umgebenden Festlands in die Tiefe. Dort wird es von tiefen Meeresströmungen erfasst, mit anderen Wassermassen vermischt und nach und nach in das Sediment des Meeresbodens eingelagert. Die entstehenden Sedimentschichten haben sich als gute Archive für Meeresströmungen und das Klima vergangener Zeiten erwiesen.

Die Geschichte, die die Forscher aus der Analyse der Nd-Isotope in Bohrkernen aus Tiefseebohrungen rekonstruiert haben, beginnt in der späten Kreidezeit, als die Erde sich zwischen zwei Treibhaus-Phasen befand. Das Klima hatte sich für einige zehn Millionen Jahre abgekühlt, nachdem es vor etwa 90 Millionen Jahren in der Mitte der Kreidezeit seine heißeste Phase erreicht hatte. Aber trotz der langen Abkühlphase war der Meeresspiegel zum Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren höher als heute. Der Atlantische Ozean war noch jung und deutlich kleiner, und das nord- und südatlantische Becken war flacher als heute. Die Ozeanpassage, die auf der Höhe des Äquators zwischen Südamerika und Afrika verlief, erlaubte während der späten Kreidezeit nur einen oberflächlichen Wasseraustausch. Aktive Unterwasser-Vulkane bildeten Berge und Plateaus auf dem Meeresboden, die eine freie Zirkulation der Tiefenströmungen behinderten. Im südlichen Atlantik bildete sich der Walfischrücken als steiler Rücken über einem vulkanischen Hotspot. Er befand sich teilweise sogar oberhalb des Meeresspiegels.

Als der Atlantische Ozean sich weiter öffnete, kühlte die Erdkruste am Meeresboden ab und die vulkanische Aktivität ließ nach. Die Becken wurden tiefer und größer, die untermeerischen Plateaus und Meeresrücken sanken zusammen mit der Erdkruste ab. An einem bestimmten Punkt konnte das Tiefenwasser aus dem südlichen Ozean den Walfischrücken in Richtung Norden überqueren und die tieferen Becken des Atlantiks füllen. „In unserer Studie haben wir erstmals herausgefunden, wann und wie diese Verbindung entstand“, sagt Sietske Batenburg, die Erstautorin der Studie. „Vor 59 Millionen Jahren wurde der Atlantische Ozean Teil der globalen thermohalinen Zirkulation, also jener Strömung, die vier der fünf Weltmeere miteinander in einem großen, weltumspannenden Kreislauf verbindet.“

Die Studie hat gezeigt: Um die Rolle der Meeresströmungen in früheren Warmzeiten zu verstehen, ist es wichtig, zwischen geographischen Einflüssen und klimatischen Antrieben zu unterscheiden. Auch für die Gegenwart können wir etwas daraus lernen, denn das Treibhausklima der Kreidezeit und des frühen Eozäns könnten als Modelle für künftige Klimaveränderungen dienen.

Diese Forschung ist das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit der Goethe-Universität Frankfurt; der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg; des GEOMAR-Helmholtz Zentrums für Ozeanforschung Kiel; der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, der Royal Holloway University of London und der University of Oxford. Das Projekt wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.

Die in der vorliegenden Studie verwendeten Sedimentproben stammen aus Tiefsee-Bohrkernen. Sie wurden im Rahmen des International Ocean Discovery Program (IODP) gewonnen, das wissenschaftliche Expeditionen zu Tiefseebohrungen koordiniert und die Sedimente lagert, so dass sie der gesamten wissenschaftlichen Gemeinschaft für die Forschung zur Verfügung stehen.

Publikation: S.J. Batenburg, S. Voigt, O. Friedrich, A.H. Osborne, A. Bornemann, T. Klein1, L. Pérez-Díaz und M. Frank: Major intensification of Atlantic overturning circulation at the onset of Paleogene greenhouse warmth, in: Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-018-07457-7

Abbildungen zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/74972308

Bildrechte: Sietske Batenburg

Information: Prof. Dr. Silke Voigt, Institut für Geowissenschaften, Geologie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40190, s.voigt@em.uni-frankfurt.de.

 

Nov 22 2018
11:10

Institut für England- und Amerikastudien lädt Eltern zum Infoabend

Damit die Sprachenwahl nicht zur Qual wird

FRANKFURT. Eltern von Viertklässlern haben gewichtige Entscheidungen zu treffen: Sie müssen nicht nur die richtige Schulform für ihr Kind finden, sondern auch auswählen, welche Fremdsprache es als erstes lernen soll. Wer sich vorab genauer darüber informieren will, welche Angebote es gibt und was das Richtige für das eigene Kind sein könnte, hat

am 29. November, um 19:30 Uhr, in Raum 1.811, Casino, Campus Westend

Gelegenheit dazu. Unter dem Titel „Die Qual der Schul- und Sprachenwahl: Wegweisende Überlegungen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Schulpraxis für Eltern und Schüler“ lädt das Institut für England- und Amerikastudien (IEAS) der Goethe-Universität gemeinsam mit der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL) zu einer Podiumsdiskussion ein.

Die Veranstaltung soll einen Einblick in die Fremdsprachenangebote an hessischen Schulen geben und vielfältige Fragen beantworten: Welche Sprachangebote gibt es an welchen Schulen und ab welcher Jahrgangsstufe? Was bedeuten traditioneller Fremdsprachenunterricht, bilingualer Unterricht oder CLIL für den Unterrichtsalltag von Schülerinnen und Schülern? Ab wann kann, soll, muss man welche Sprache lernen? Welche Angebote, Hürden oder Chancen gibt es für mehrsprachige Kinder? Hat die Sprachenwahl Implikationen für den Zugang zur Universität oder in den Arbeitsmarkt?

Zu Gast auf dem Podium sind: Thomas Schwarze (Leiter Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule, Wiesbaden), Dr. Gerhard Köhler (Leiter Heinrich-von-Gagern-Gymnasium, Frankfurt), Prof. Ilonca Hardy (Erziehungswissenschaften, Goethe-Universität), Jan Fuchs (Leiter Phorms Gymnasium, Steinbach/Ts.), Prof. Daniela Elsner (Fremdprachen Lehr- und -lernforschung, IEAS, Goethe-Universität), Korhan Ekinci (Vorsitzender Landeselternbeirat Hessen), Uwe Diehl (AXA Investment Managers Deutschland GmbH). Moderiert wird die Veranstaltung von Robert Bittig von Rhein-Main-TV.

Information: Malte Schudlich (schudlich@nelk.uni-frankfurt.de)   

 

Nov 21 2018
10:11

Das zahnmedizinische Versorgungszentrum CAROLINUM PLUS behandelt auf universitärem Niveau

In der Uni zum Zahnarzt gehen

FRANKFURT. Viele Patienten kommen an eine Universität, weil sie eine Behandlung nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen wünschen. In einer Universitätszahnklinik finden aber viele Behandlungen nur durch die Studierenden statt und viele Fälle sind dann oft zu komplex für die Ausbildung von Studierenden. Aus diesem Grund hat das Frankfurter Zahnärztliche Universitäts-Institut Carolinum der Goethe-Universität jetzt ein eigenes zahnmedizinisches Versorgungszentrum „CAROLINUM PLUS“ ausgegründet. Hier können alle Patienten auf universitärem Niveau von erfahrenen Zahnärztinnen und Zahnärzten wie in einer Zahnarztpraxis versorgt werden, die Universitätszahnklinik und das Universitätsklinikum Frankfurt sind aber immer im Hintergrund.

Juristisch gesehen ist das CAROLINUM PLUS eine Tochterfirma der Goethe-Universität. Es liegt auf dem Gelände des Universitätsklinikums im Gebäude 29A direkt hinter der Zahnklinik und hat eine enge Bindung an die zahnmedizinische Forschung und Lehre. Den Patienten steht ein Team spezialisierter Zahnärzte zur Verfügung, das ein breites Spektrum an interdisziplinären Behandlungen anbietet. Insbesondere Patienten mit vorbestehenden allgemeinmedizinischen Erkrankungen und/oder altersbedingten Einschränkungen, die ein spezielles medizinisches Backup bei Zahnbehandlungen erfordern, können gegebenenfalls in Kooperation mit der Unizahnklinik oder dem Uniklinikum therapiert werden. Umgekehrt hat jetzt das Universitätsklinikum Frankfurt die Möglichkeit, eigene Patienten ortsnah unter eigener Aufsicht zahnärztlich behandeln zu lassen.

Kompetente Hilfe erhalten zum Beispiel auch Patienten, die bei einem Unfall einen Teil ihrer Schneidezähne verloren haben. „Die universitäre Poliklinik für Oralchirurgie besitzt langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Zahntraumatologie und nach der chirurgischen Versorgung können jetzt komplexe Frontzahntraumata von Kindern und Erwachsenen schnell und auf schonende Art und Weise funktionell und ästhetisch höchstwertig versorgt werden“, so Prof. Robert Sader, Ärztlicher Direktor der Uni-Zahnklinik. „Zahnerhalt hat bei uns höchste Priorität“, fügt er hinzu.

Auch die ästhetische Zahnmedizin ist ein Gebiet, das immer wichtiger wird, aber auch ein sehr interdisziplinäres Umfeld benötigt, das am eigentlichen Zahnärztlichen Universitäts-Institut Carolinum wegen mangelnder Kapazitäten nicht ausreichend zur Verfügung steht. Das Team am Zahnmedizinischen Versorgungszentrum CAROLINUM PLUS wendet neueste Techniken und Materialien an, um die Zahnfarbe, Zahnform und Zahnstellung so zu optimieren, dass sich die Zähne perfekt in die Harmonie des Gesichtes eingliedern. Ästhetische Verfahren wie Bleaching (Aufhellung der natürlichen Zahnfarbe) und Veneering (Korrektur der Zahnform und -stellung durch das Aufkleben hauchdünner Keramikschalen) werden genauso angeboten wie komplexe Restaurationen bei älteren Patienten.

„Auch unser Behandlungsmanagement ist an den neuesten digitalen Standards orientiert“, sagt Corinna Jung, Geschäftsführerin des CAROLINUM PLUS. Wir setzen das Konzept einer Smart Praxis um mit einem modernen System zum digitalen Management von Patientendaten. So wird der übliche „Papierkram“ bei der Anmeldung elektronisch über ein Tablet abgewickelt und komplexe Sachverhalte anschaulich durch Videosequenzen erläutert. Zuweisende Hausärzte oder Zahnärzte können vorab ihre Befunde elektronisch übertragen.

Information: Corinna Jung, Geschäftsführerin des CAROLINUM PLUS, Universitätsklinikum Haus 29A, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-4738, jung@med.uni-frankfurt.de.

Anmeldung beim CAROLINUM PLUS: Tel.: (069) 6301-4789, email: info@carolinumplus.de, www.carolinumplus.de

 

Nov 21 2018
10:09

Friedrich Merz-Stiftungsgastprofessor Donald Ingber lässt Mini-Organe auf Mikrochips wachsen

Welche Alternativen gibt es zum Tierversuch?

FRANKFURT. Wie hoch ist die Aussagekraft von Tierversuchen wirklich? Welche menschlichen Organe lassen sich im Reagenzglas nachbilden? Wie kann die Zukunft der personalisierten Medizin mit patienteneigenen Organsystemen gestaltet werden? Diese Fragen stehen im Zentrum der diesjährigen Friedrich Merz-Stiftungsgastprofessur von Donald Ingber, der Anfang Dezember von der Harvard University für eine Woche an die Goethe-Universität kommt. Ingber entwickelt miniaturisierte, lebende Organsysteme aus menschlichen Zellen, um Krankheiten zu erforschen und neue Therapiemöglichkeiten zu testen.

Der Experte für Bio-Engineering entwickelte Verfahren, lebende menschliche Zellen auf Mikrochips zu miniaturisierten dreidimensionalen Organen wachsen zu lassen. Diese Modelle liefern in vielen Fällen präzisere Informationen als Tierversuche, deren Ergebnisse nur begrenzt auf den Menschen übertragbar sind. Darüber hinaus stellen sie eine zukunftsweisende Möglichkeit dar, Wirkstoffe im Labor zu testen. In der Krebstherapie werden patienteneigene Tumorzellen im Reagenzglas angezüchtet, um eine personalisierte und wirksame Behandlung der individuellen Krebserkrankung zu finden.

Diese faszinierenden neuen Ansätze stellen Prof. Ingber und Prof. Maike Windbergs, die an der Goethe-Universität an Alternativen zum Tierversuch forscht, im Rahmen eines Podiumsgesprächs für interessierte Laien mithilfe von Filmmaterial und Beispielen aus der Forschung und Klinik auf anschauliche und verständliche Weise vor.

Podiumsgespräch: Menschliche Organe und Krankheiten im Reagenzglas. Fiktion oder realistische Alternative zum Tierversuch?
am 6. Dezember (Donnerstag) um 18 Uhr
im Arkadensaal des Goethe-Hauses, Großer Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt.

Weitere Podiumsgäste sind die Landestierschutzbeauftragte Dr. Madeleine Martin und der Forschungsleiter der Firma Merz, Dr. Stefan Albrecht. Merz gehört u.a. zu den Vorreitern bei der Entwicklung von in-vitro-Tests für Botolinum-Toxin.

Bereits am Mittwoch, dem 5. Dezember, diskutieren internationale Fachleute im Rahmen eines Symposiums zum Thema „Modelling health and diseases: from in vitro design to future therapies“ (Ort: Biozentrum, Campus Riedberg, Hörsaal B1, 9 bis 17 Uhr). Zu den Experten gehören u.a. Prof. Andries van der Meer von der Twente Universität in Enschede, Niederlande. Er stellt künstliche Blutgefäße auf Chips dar und bildet damit die Vorgänge bei Thrombosen nach. Prof. Ernst Reichmann von der Kinderklinik in Zürich stellt klinische Studien zur Entwicklung von künstlicher Haut für Verbrennungsopfer vor. In dem Vortrag von Prof. Stefan Hippenstiel von der Charité in Berlin geht es um den Einsatz von menschlichem Lungengewebe zur Nachbildung von Infektionen der Lunge.

Von der Goethe-Universität sind beteiligt: Prof. Florian Greten, Sprecher des Frankfurt Cancer Institute, der über den Einsatz von Testsystemen mit menschlichen Krebszellen für präklinische Wirkstofftests und in der personalisierten Medizin spricht. Dr. Manuel Kaulich vom Institut für Biochemie II berichtet darüber, wie er die Genschere CRISPR/Cas für das großflächige Screening von Wirkstoffen einsetzt, um Resistenzen in der Krebstherapie zu begegnen. Prof. Ernst Stelzer vom Buchmann-Institut für Molekulare Lebenswissenschaften an der Goethe-Universität untersucht mit seiner Arbeitsgruppe Hohlkugeln aus Zellen der Bauchspeicheldrüse, um neue Therapien für Typ-I-Diabetes zu testen. Erstmals werden auch drei junge Post-Doktoranden aus der Pharmazie und der Medizin ihre Arbeiten in Kurzvorträgen vorstellen.

Für Studierende hält Donald Ingber am 6.12. um 10 Uhr eine Vorlesung zum Thema „From Mechanobiology to Biologically Inspired Engineering“ (Ort: Otto-Stern-Zentrum, Campus Riedberg, HS 3). Im Anschluss daran ist eine Stunde für die Diskussion reserviert. Die Fragen haben Studierende des 8. Semesters Pharmazie vorbereitet.

Prof. Donald Ingber ist Gründungsdirektor des Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering an der Harvard University. Das Gewebe-Engineering ist nur einer seiner Arbeitsschwerpunkte neben der Mechano-Biologie, dem Gefäßwachstum bei der Tumorbildung, der Systembiologie und der Nanobiotechnologie. Für seine kreativen Ideen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 2015 wählte ihn das „Foreign Policy“ Magazin zum „Leading Global Thinker“ und das London Design Museum erklärte seine „Organ-auf-dem-Chip-Technologie“ zum „Design of the Year“. Ingber hält 150 Patente und hat fünf Firmen gegründet.

Für Pressevertreter besteht am Tag des Symposiums (5.12.) die Möglichkeit, Donald Ingber oder andere Experten zu interviewen. Bitte wenden Sie sich zwecks Terminvereinbarung an Prof. Maike Windbergs: (069) 798-42715, windbergs@em.uni-frankfurt.de.

Information: Prof. Dr. Maike Windbergs, Institut für Pharmazeutische Technologie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42715, windbergs@em.uni-frankfurt.de.

http://www.uni-frankfurt.de/Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur

 

Nov 20 2018
10:25

Der politische Philosoph Rainer Forst spricht am 4. Dezember in der „Denkraum“-Reihe des Schauspiel Frankfurt in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“

70 Jahre Grundgesetz: Religionsfreiheit und Toleranz

FRANKFURT. Die Aktualität des Grundgesetzes steht im Mittelpunkt der laufenden „Denkraum“-Reihe des Schauspiel Frankfurt in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität. Nach dem viel beachteten Auftakt zum Thema „Würde“ mit dem Rechtsprofessor Günter Frankenberg steht nun ein weiterer Termin mit einem Redner aus den Reihen des Exzellenzclusters auf dem Programm. Am 4. Dezember referiert dessen Co-Sprecher Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie, über „Religionsfreiheit _ Wie viel Toleranz verlangt die demokratische Gesellschaft?“. Die Veranstaltung im Chagallsaal des Schauspielhauses beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt beträgt zehn Euro, ermäßigt acht Euro.

Das Schauspiel Frankfurt hat die partizipative Vortrags- und Diskussionsreihe „Denkraum“ in der vergangenen Spielzeit ins Leben gerufen. Das aktuelle Oberthema heißt „Verfassung _ Aber wie?“. Das Grundgesetz trat 1949 in Kraft. Jeweils zusammen mit einem Gast aus dem Bereich Verfassungsrecht, Philosophie, Soziologie, Politik oder Literatur werden im „Denkraum“ zentrale Werte des Grundgesetzes auf den Prüfstand gestellt, abgewogen und das verteidigt, was auch in den nächsten Jahrzehnten unser Zusammenleben sichern soll. Nach jedem Impulsvortrag erhält das Publikum die Möglichkeit, in kleinen Gruppen die Thesen zu diskutieren und Fragen zu formulieren. In einem abschließenden moderierten Gespräch wird der oder die Vortragende mit diesen Fragen konfrontiert.

Die Religionsfreiheit gehört, wie die Würde, zu den Grundrechten. Im Grundgesetz findet sie vor allem in Artikel 4 Erwähnung. Ähnliche Normierungen gibt es in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union oder der Europäischen Menschenrechtskonvention. Das Recht auf Religionsfreiheit schützt in einer demokratisch verfassten, kulturell und religiös pluralistischen Gesellschaft die individuelle und kollektive Glaubenspraxis. Dieses Recht bestimmt den Raum der Toleranz, die Bürgerinnen und Bürger wechselseitig aufbringen müssen – gerade dann, wenn es zu Konflikten kommt. Aber wie wird dieses Recht bestimmt? Muss es sich an den Grenzen der Toleranzfähigkeit von Mehrheiten ausrichten, an einer „Leitkultur“ oder „Hausordnung“? Vielleicht lassen sich Maßstäbe dafür finden, das Recht und damit den gebotenen Toleranzraum im Modus öffentlicher Vernunftausübung zu bestimmen. Rainer Forst unternimmt im „Denkraum“ den Versuch dazu.

Rainer Forst ist Professor für Politische Theorie und Philosophie und Co-Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er arbeitet zu Fragen der praktischen Vernunft und der Grundlagen der Moral sowie über die Grundkonzepte der normativen politischen Theorie, insbesondere über Gerechtigkeit, Toleranz und Demokratie. Im Jahr 2012 erhielt er den Leibniz-Preis, den höchsten deutschen Forschungspreis. Er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seine Werke erscheinen bei Suhrkamp, so auch „Toleranz im Konflikt. Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs“ und „Normativität und Macht. Zur Analyse sozialer Rechtfertigungsordnungen“.

Die nächsten Termine im Überblick:

29. Januar 2019:
Meinungsfreiheit _ Wie verändert sich das Kommunikationsklima?
mit Bernhard Pörksen (Universität Tübingen)

26. Februar 2019:
Gleichberechtigung _ Was kann das Recht zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen?
mit Ute Sacksofsky (Goethe-Universität, Exzellenzcluster „Normative Orders“)

19. März 2019:
Gemeinwohl _ Was bleibt vom Allgemeinen, wenn alle das Besondere wollen?
mit Andreas Reckwitz (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder)

2. April 2019:
Privatsphäre _ Wie sind wir geschützt im digitalen Zeitalter?
mit Marina Weisband (ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, netzpolitische Beraterin)

Schauspiel Frankfurt, Chagallsaal, Neue Mainzer Str. 17, 60311 Frankfurt am Main
Jeweils 20 Uhr, Eintritt: 10 Euro / erm. 8 Euro; www.schauspielfrankfurt.de

Detailliertes Programm: https://www.normativeorders.net/denkraum

Informationen: Bernd Frye, Pressereferent Exzellenzcluster, 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net

 

Nov 16 2018
15:35

Erfolgreiche Kooperation zwischen dem Fachinformationsdienst Jüdische Studien der UB Frankfurt, De Gruyter und Knowledge Unlatched

Open Access: 20 Titel aus dem Bereich Jüdische Studien frei verfügbar

FRANKFURT/BERLIN. Der Fachinformationsdienst (FID) Jüdische Studien der Frankfurter Universitätsbibliothek und De Gruyter stellen 20 Titel aus dem Bereich Jüdische Studien Open Access. Die Open Access-Stellung der E-Books erfolgte unter Vermittlung von Knowledge Unlatched und deren Modell „KU Reverse“. Auf der Titelliste finden sich wichtige Werke aus den Bereichen Geschichte, Judaistik und Literatur, darunter Grundlagenwerke wie das von Hans Otto Horch herausgegebene „Handbuch der deutsch-jüdischen Literatur“ und „Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert“ von Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz. Die Titel können auf Open Access-Portalen wie OAPEN sowie in Bibliothekskatalogen aufgerufen werden. Zusammen mit weiteren frei zugänglichen E-Books finden sich die 20 Titel auf der Webseite des Verlages (https://bit.ly/2PdMkDW).

Der FID Jüdische Studien an der Universitätsbibliothek JCS Frankfurt wird von Dr. Rachel Heuberger geleitet und hat die früheren Sondersammelgebiete „Wissenschaft vom Judentum“ und „Israel“ abgelöst. Ziel ist die Versorgung der Fachcommunity mit forschungsrelevanter Literatur, aber auch die Entwicklung innovativer Recherchetools. „Die freie Bereitstellung dieser Titel lag uns besonders am Herzen, da die Titel von unseren Wissenschaftlern in Kooperation mit anderen Institutionen auf der ganzen Welt genutzt werden. Die Erwerbungsbarriere hat die wissenschaftliche Arbeit zuvor erschwert.“ sagt Dr. Rachel Heuberger, Leiterin des FID Jüdische Studien an der Frankfurter Universitätsbibliothek.

„Die Kooperation mit dem FID Jüdische Studien ist für uns ein vielversprechender Anfang, um Open Access in diesem Programmsegment weiter auszubauen. Wir freuen uns, auch künftig im Dialog mit unseren Partnern konstruktiv an neuen Modellen zu arbeiten, um die Idee der freien Zugänglichkeit und einfachen Auffindbarkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen zu fördern“, sagt Martin Rethmeier, Editorial Director History bei De Gruyter.

Kontakt: 
FID Jüdische Studien: Dr. Rachel Heuberger, Leiterin des FID Jüdische Studien, Tel: (069) 798 39665; r.heuberger@ub.uni-frankfurt.de; www.jewishstudies.de 
De Gruyter: Eric Merkel-Sobotta, Communications, Tel: (030) 260 05 304; ems@degruyter.com; www.degruyter.com 
Knowledge Unlatched: Philipp Hess, Tel: 0176 239 230 94; philipp@knowledgeunlatched.org; www.knowledgeunlatched.org

 

Nov 16 2018
11:53

„Alles frei?“: Frankfurter Tag der Rechtspolitik 2018 befasst sich mit der Regulierung von Daten und Inhalten im Internet

Das Internet – (k)ein rechtsfreier Raum?

FRANKFURT. Der Frankfurter Tag der Rechtspolitik 2018 befasst sich mit rechtlichen Fragen zum Internet. Unter dem Titel „Alles frei? Regulierung der Daten und Inhalte im Netz“ lädt der Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität zusammen mit dem Hessischen Justizministerium interessierte Bürgerinnen und Bürger

am Donnerstag, 29. November, von 10 bis 14:30 Uhr, in den Hörsaal 1 im Hörsaalzentrums am Campus Westend.

Hier ein Klick, dort ein Klick, Informationen werden eingeholt, Meinungen geäußert, soziale Kontakte gepflegt, alles über das World Wide Web. Online-Shops, soziale Netzwerke und all die anderen Anbieter und Betreiber wissen längst viel mehr von uns, als wir tatsächlich preisgeben wollen. Sie kennen nicht nur unser Alter, unser Einkaufsverhalten, unsere Krankheiten, unsere Vorlieben. Wir werden, meist ohne uns dessen bewusst zu sein, auch in unserem Kaufverhalten gesteuert und in unserer Meinung beeinflusst. Zugleich löschen soziale Netzwerke seit neuestem Beiträge im Netz, oftmals ohne unsere Kenntnis. Mit unseren Daten wird viel Geld verdient, der Nutzer aber geht leer aus. Wollen wir das? Nehmen wir das einfach in Kauf? Was tut der Gesetzgeber zu unserem Schutz und für unsere Rechte? Den vielen rechtlichen Fragen rund um Daten im Netz widmet sich der Tag der Rechtspolitik in diesem Jahr.

Die Datenschutzrechtlerin Prof. Indra Spiecker gen. Döhmann mit der „Datenverwertung im Netz – Cambridge Analytics, der Bürger und die Demokratie“ befassen. Wie die Anbieter von Internetdienstleistungen in Haftung genommen werden können, darüber spricht Prof. Alexander Peukert in seinem Vortrag „Vom Intermediär zur Plattform: Die Haftung von Internetdienstanbietern im Wandel“. Aus der gerichtlichen Praxis wird Dr. Reto Mantz berichten; er ist Richter am Landgericht Frankfurt am Main und Diplom-Informatiker. Streit über Äußerungen im Netz, z.B. in sogenannten „Bewertungsportalen“, ist ebenso sein Thema wie der rechtliche Umgang mit „Hassrede“ im Netz. Auf dem abschließenden Podium bringt zudem Marvin Fechner, Mitglied der studentischen Initiative „Legal Tech Lab Frankfurt am Main e.V.“ die studentische Sicht in die Diskussion um die Digitalisierung der Rechtsberatung ein.

Der Frankfurter Tag der Rechtspolitik wird seit 1992 jährlich vom Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Ministerium der Justiz veranstaltet.

Information und Anmeldung: Dr. Susanne Pelster, Geschäftsführung Dekanat Fachbereich Rechtswissenschaft, Telefon 069 798-34205, E-Mail Pelster@jur.uni-frankfurt.de; Homepage: http://www.jura.uni-frankfurt.de/43496409/Tag-der-Rechtspolitik

 

Nov 16 2018
11:40

Am 22. November steht die Aufarbeitung des Holocaust im Fokus

50 Jahre in Bewegung: Bürger-Uni zu „1968 und die Folgen“ wird fortgesetzt

FRANKFURT. Ein Jubiläumsjahr neigt sich dem Ende entgegen: An 50 Jahre 68 wurde 2018 mit vielen Veranstaltungen gedacht. Das Datum hat auch die Goethe-Universität, damals Schauplatz der studentischen Revolte, in diesem Jahr bewegt. Mit einem vielfältigen Programm von Ausstellungen über Podiumsdiskussionen bis hin zu Filmreihen hat sie die entscheidenden Ereignisse von damals aufgegriffen, immer mit dem Fokus auf die Nachwirkungen in die heutige Zeit. Zum Abschluss finden noch zwei Veranstaltungen aus der Reihe der Frankfurter Bürger-Universität zu „50 Jahre in Bewegung: 1968 und die Folgen“ im November und Dezember statt, als Fortsetzung aus dem Sommersemester. Die Podiumsdiskussion

„Erinnern, Bekennen, Schuld, Aufarbeitung – 1968 und der Holocaust“ am 22. November 2018 um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main 

greift die Ausschwitzprozesse in Frankfurt in den 60er Jahren auf, die als Initialzündung für ein verändertes Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit gegenüber den Verbrechen des Nationalsozialismus betrachtet werden können. An diese Aufarbeitung knüpfte auch die 68er-Bewegung an und konfrontierte die Tätergeneration mit ihren Vergehen. Inwiefern wirkt diese Abrechnung mit autoritären Väterfiguren in die heutige Erinnerungskultur nach? Auf dem Podium diskutieren darüber Prof. Michael Stolleis (Rechtshistoriker, Goethe-Universität), Dr. Tobias Müller (Historiker, stellv. Direktor des Fritz-Bauer-Institut) und Dr. Götz Aly (Historiker, Politikwissenschaftler und Publizist). Die Moderation übernimmt Sandra Kegel von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Abschlussveranstaltung der Reihe findet am 6. Dezember 2018 in der Stadtbücherei Frankfurt statt. An dem Nikolausabend wird es um die Theoriebeflissenheit in der 68er-Bewegung gehen.

Die vierteilige Reihe ist eine Kooperation der Goethe-Universität und dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Weitere Informationen: www.buerger.uni-frankfurt.de

 

Nov 16 2018
10:54

Auf seiner Jahreskonferenz am 22. und 23. November analysiert der Frankfurter Exzellenzcluster die „Umbrüche normativer Ordnungen“

Tagungsthema „Revolution, Reaktion, Restauration“

FRANKFURT. Der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität veranstaltet seine 11. Internationale Jahreskonferenz zum Thema „Revolution, Reaktion, Restauration: Umbrüche normativer Ordnungen“. In der Geschichte der Moderne hat sich die Abfolge häufig als eine Art Kreislauf dargestellt: Auf eine Revolution folgt die Reaktion als unmittelbare Antwort. Wenn der krisenhafte Widerstreit aus Revolution und Reaktion entschieden ist, gibt es zumeist eine Restauration als längerfristige Phase der Konsolidierung und Stabilisierung von Herrschaftsverhältnissen. Die Analyse dieses Dreiklangs und seine mögliche Erklärungskraft für die Gegenwart steht im Mittelpunkt der beiden Konferenztage am 22. und 23. November im Gebäude „Normative Ordnungen“ auf dem Campus Westend.

Die programmatischen Begriffe sind nicht nur analytisch schwierig zu fassen – sie implizieren auch eine evaluative Dimension, die nach weitergehender Klärung verlangt: Was zum Beispiel ist revolutionär und was reaktionär? Daneben geht es auf der Konferenz – analog zur Interdisziplinarität des Cluster-Forschungsprogramms – auch darum, welche Erkenntnisse sich für unsere Zeit aus der Betrachtung historischer Umbrüche gewinnen lassen. In welcher Weise und mit welcher Notwendigkeit unterliegen normative Ordnungen auch heute einem ähnlichen Kreislauf? Auf dem Programm stehen drei Panels mit insgesamt neun Vorträgen in englischer und in deutscher Sprache. Hinzu kommt eine Keynote von Jan-Werner Müller, Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Princeton University.

Die Konferenz startet mit einem Panel zum Thema „Umbrüche internationaler Ordnungen“, moderiert von Gunther Hellmann, Professor für Politikwissenschaft und Mitglied des Clusters. Hier stehen revolutionäre, reaktionäre und restaurative Herausforderungen internationaler Ordnungen im 19. Jahrhundert und in der Gegenwart im Zentrum der Diskussion.

Den Anfang macht Benno Teschke, Experte für Internationale Beziehungen und Professor an der University of Sussex, mit dem Vortrag „Revolution, Restoration & 19th Century International Ordering: Challenges for IR Theory“. Im Fokus stehen geopolitische strategische Interessen im Rahmen der ‚Pax Britannica‘. „Die partikularistische Reaktion gegen multilaterale Institutionen“ heißt das Thema von Armin von Bogdandy, Direktor am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg und Mitglied des Clusters. Er untersucht reaktionäre Angriffe auf internationale Institutionen im Lichte einer Auseinandersetzung mit Carl Schmitts ‚Begriff des Politischen‘. Im Beitrag von Ximena Soley und Silvia Steininger, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Heidelberger MPI, geht es um „Human Rights Courts Under Pressure: Backlash and Resilience in the European and Inter-American Human Rights System“. Analysegegenstand sind Angriffe auf die Autorität internationaler Gerichte.

Jan-Werner Müller, der diesjährige Keynote Speaker, gilt aktuell als einer der einflussreichsten politischen Theoretiker. In seinem Vortrag „Democracy and Disrespect“ setzt er sich kritisch mit der These auseinander, wonach eine Ursache für populistische Bewegungen darin liege, dass sich immer mehr Menschen nicht ausreichend respektiert fühlten.

Das zweite Panel – dann am 23. November – geht unter dem Titel „Die Revolution und das Volk“ zunächst von dem Befund aus, dass seit den demokratischen Revolutionen der Moderne die Einheit von Souverän, Staat und Volk nicht mehr durch den Körper des Monarchen hergestellt werden könne. Die Frage, wer das Volk sei und wer es repräsentiere, bleibe in Demokratien grundlegend unterbestimmt und umstritten. Die Panel-Moderation hat Martin Saar, Cluster-Mitglied und Professor für Sozialphilosophie.

Zu Beginn spricht Dirk Jörke über „Populismus – oder das Ende des liberalen Zeitalters“. Der Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der TU Darmstadt skizziert eine nichtliberalistische Deutung des Populismus, die sich auf marxistische Denkmotive stützt. In seinem Vortrag „Die Möglichkeit der Revolution“ fragt Christoph Menke, Philosophieprofessor und Mitglied des Clusters, nach dem Subjekt, das fähig ist, eine Revolution zu machen. Die Philosophin Sofie Møller, Postdoktorandin am Cluster, lenkt den Blick auf „Hindsight and Foresight in Kant’s Opposition to Revolution“ und damit auf alternative Methoden zur Förderung des politischen Wandels jenseits von Revolutionen.

Das dritte und abschließende Panel „Gewalt, Kultur und Politik in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche“ zeigt unter anderem auf, dass die „gerechtere Welt“, für die Revolutionäre eintreten, verschieden interpretiert wird, etwa als politische Gleichheit aller Bürger oder als gottgewollte Ordnung mit fundamentalen Ungleichheiten. Moderator ist Hakim Khatib, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam am Exzellenzcluster.

„Terror, Tod, Trauer, Trauma: Die Auseinandersetzung um die Französische Revolution in der Restauration“ heißt das Thema von Gudrun Gersmann. Die Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln rekonstruiert, wie die französische Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts die von Gewalt geprägten Erfahrungen der Französischen Revolution zu verarbeiten versuchte. Die Ethnologieprofessorin Susanne Schröter vom Exzellenzcluster referiert über „Islamische Revolutionen – Die Beispiele Syrien und Irak 2014 und Iran 1979“ und vergleicht die Verläufe und die kulturellen, politischen und religiösen Konzepte, die bei den beiden Revolutionen zum Tragen kamen. Schließlich widmet sich Jason Mast, Postdoktorand des Clusters, den „Cultural Codes in Brexit and the 2016 US Presidential Election”. Er analysiert, welche „kulturellen Strukturen“ und Begründungsnarrative die kaum für möglich gehaltene Abkehr von multikulturellen und liberalen Werten befördert haben.

Die Konferenz ist presseöffentlich. Eine vorherige Anmeldung wird erbeten – bitte unter: office@normativeorders.net

Informationen: Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“: Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin), Tel.: 069/798-31401, rebecca.schmidt@normativeorders.net; Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net

Programm: www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/jahreskonferenzen

 

Nov 15 2018
10:34

Dritter Vortrag in der Reihe „Kunst als Wertschöpfung“ der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“

Unsere Museen: „Ein übermäßiges und damit unbrauchbares Kapital“?

FRANKFURT. 1923 nannte der große französische Dichter Paul Valéry das Kulturerbe in unseren europäischen Museen ein „übermäßiges und damit unbrauchbares Kapital“. Ein Jahrhundert später stellt sich die Frage nach der Herkunft der Kunstwerke in unseren Museen, ihrem Nutzen und ihrer möglichen oder unmöglichen Rückgabe dringender denn je. Der Vortrag „Unsere Museen: ‚Ein übermäßiges und damit unbrauchbares Kapital‘?“ von Prof. Bénédicte Savoy

am 21. November (Mittwoch) um 18 Uhr im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt

geht der Frage nach, inwiefern wir heute in der Lage sind, dieses über Jahrhunderte hinweg zusammengetragene, symbolische und reale Kapital sinnvoll zu nutzen. Savoy ist seit 2003 Professorin für Kunstgeschichte der Moderne an der Technischen Universität Berlin. Sie erhielt 2016 den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bénédicte Savoy ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Der Vortrag ist Teil der Reihe „Kunst als Wertschöpfung. Zum Verhältnis von Ökonomie und Ästhetik“ im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“, finanziert von der Deutsche Bank AG. Die inhaltliche Verantwortung und Moderation der Veranstaltungsreihe liegt bei Prof. Heinz Drügh, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Prof. Vinzenz Hediger, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, und Prof. Johannes Völz, Institut für England- und Amerikastudien. In insgesamt sieben öffentlichen Vorträgen denken namhafte Expertinnen und Experten aus den Wirtschaftswissenschaften, der Kunstgeschichte und den Kulturwissenschaften das Verhältnis von Ökonomie und Ästhetik neu.

Weitere Termine und Themen im Überblick

5. Dezember 2018
Prof. Elena Esposito
Die Realität der Fiktion
Die Ausbeutung von Ungewissheit in der Wirtschaftswissenschaft
(Vortrag in englischer Sprache mit dt. Übersetzung)
Moderation: Prof. Johannes Völz, Goethe-Universität

19. Dezember 2018
Prof. Moritz Baßler
Ästhetische Angebote im Zeichen des Konsums 
Ausdifferenzierung oder Einheitsbrei?
Moderation: Prof. Heinz Drügh, Goethe-Universität

23. Januar 2019
Prof. Wolfgang Ullrich
Der westliche Kunstbegriff im Sog des globalisierten Kunstmarkts
Moderation: Prof. Heinz Drügh, Goethe-Universität

6. Februar 2019
Prof. Julika Griem
Ökonomien des Spiels in Kunst und Wissenschaft
Moderation: Prof. Johannes Völz, Goethe-Universität

Beginn jeweils um 18 Uhr. Alle Veranstaltungen finden im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt, statt.

Programm im Internet: http://kunstalswertschoepfung.de/

Informationen: Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Fachbereich Neuere Philologien, hediger@tfm.uni-frankfurt.de

 

Nov 15 2018
10:32

Symposion „Pathologie und Normalität in der Gegenwart“ befasst sich mit den Ambivalenzen des Messens, Zählens und Klassifizierens in Psychologie und Kultur

Messen und Zählen zwischen Pathologie und Normalität

FRANKFURT. Seit einigen Jahren wird das Messen, Zählen und Vergleichen in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen in unserem Alltag immer präsenter. In der Arbeitswelt werden Leistungen gemessen, aber auch im Privaten gewinnen Zahlen und Daten an Bedeutung – etwa dann, wenn es um eine Verbesserung körperlicher Kennwerte oder die Zahl an Likes in Social Media geht. Die Möglichkeiten, sich selbst und andere zu vermessen, werden dabei insbesondere durch den digitalen Wandel beständig erweitert. Das wirft Fragen auf: Welche Folgen hat dies alles für Beziehungen zu anderen, aber auch für Körper- und Selbstbilder? Welche Rolle spielt das Messen, Zählen und Vergleichen bei individuellen oder sozialen „Pathologien“? Wie normalisieren sich neue Formen destruktiver Umgangsweisen als Bestandteil unserer Kultur?

Diese Thematik steht im Zentrum der interdisziplinären Tagung „Pathologie und Normalität in der Gegenwart. Ambivalenzen des Messens, Zählens und Klassifizierens in Psychoanalyse und Kultur“, die

am 14. Dezember 2018, 9:30 bis ca. 17:30 Uhr am Sigmund-Freud-Institut (Myliusstraße 20, 60323 Frankfurt am Main)

stattfindet. Das Symposion richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Studierende. Ausgerichtet wird die Konferenz vom Sigmund-Freud-Institut (SFI) – einem Kooperationsinstitut der Goethe-Universität Frankfurt – in Zusammenarbeit mit der International Psychoanalytic University (IPU) Berlin. Sie schließt damit an eine bereits im vergangenen Jahr von beiden Institutionen gemeinsam organisierte Tagung zu „Pathologie und Normalität in der Gegenwart“ in Berlin an, die großen Anklang gefunden hat. Ein besonderer Fokus der Veranstaltung liegt auf dem interdisziplinären Austausch zu den psychischen Folgen gesellschaftlichen und kulturellen Wandels. Vorgesehen sind Beiträge aus Psychoanalyse, Sozial- und Kulturwissenschaften sowie Medizin.

Zum Auftakt des Symposions führt Prof. Vera King, die als Direktorin des SFI die Kooperationsprofessur zwischen Goethe-Universität und Sigmund-Freud-Institut innehat und die Tagung mitveranstaltet, gemeinsam mit Prof. Benigna Gerisch, Psychoanalytikerin und Professorin für Klinische Psychologie, Psychodynamische Beratung und Psychoanalyse an der IPU Berlin, in das Tagungsthema ein. Prof. Joachim Küchenhoff, Psychiater und Psychoanalytiker sowie emeritierter Direktor der Erwachsenenpsychiatrie Baselland, wird sich damit befassen, auf welche Weise pathologische Phänomene mehr und mehr als normal erachtet werden, und dabei auch die Bedeutung des Messens und Klassifizierens einbeziehen. Ein Plädoyer für die empirische Vermessung von Pathologie und Normalität am Beispiel der Depression wird Prof. Dorothea Huber halten, Professorin für Klinische Psychologie und Psychosomatik an der IPU Berlin und ehemalige Chefärztin an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in München.

Wie Messen und Zählen als Zwang sowohl Halt als auch Leid bedeuten können, darüber sprechen Annabelle Starck und Felix Schoppmann (beide SFI) sowie Prof. Heinz Weiß, Chefarzt für Psychosomatische Medizin am RBK Stuttgart, Professor an der Universität Tübingen und Leiter des medizinischen Schwerpunkts des SFI. Der Beitrag stützt sich auf ein laufendes Forschungsprojekt am SFI. Im Anschluss rücken Benigna Gerisch, Vera King und Hartmut Rosa, Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Universität Jena und Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt, die Paradoxien der Optimierung mit Zahlen in den Blick. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des laufenden Forschungsprojekts „Das vermessene Leben“ präsentieren sie erste Ergebnisse der Studie.

Abgerundet wird die Veranstaltung durch eine Podiumsdiskussion. Den Impuls hierfür setzt Prof. Uwe Vormbusch, Professor für Soziologische Gegenwartsdiagnosen an der Fern-Universität Hagen, der sich eingehend mit der „Herrschaft der Zahlen“ befasst hat.

Information: Julia Schreiber (j.schreiber@soz.uni-frankfurt.de); den Flyer finden Sie unter: http://www.sigmund-freud-institut.de/wp-content/uploads/Flyer_Pathologie-und-Normalit%C3%A4t_inkl.-Personenangaben070818.pdf

Anmeldung: Annette Sibert, Sekretariat Sigmund-Freud-Institut, Telefon 069 971204-148, tagung@sfi.eu; Anmeldeschluss ist der 1. Dezember

 

Nov 14 2018
11:21

Ökologen haben es schwer, Sympathien für „Krabbeltiere“ zu wecken

Insektensterben – eine schleichende Katastrophe

FRANKFURT. „Wespen sind wichtige ökologische Regulatoren“, sagt der Biologe Bruno Streit, Seniorprofessor für Ökologie und Evolution der Goethe-Universität, „doch wer denkt schon daran, wenn sie auf dem Zwetschgenkuchen sitzen?“ Dass vor allem jüngere und weniger gebildete Menschen die Bedeutung von Insekten für Ökosysteme unterschätzen, fanden er und seine Kollegen von Bio-Frankfurt kürzlich bei einer Befragung von 1979 Personen heraus. In einem Interview für das Online-Magazin der Goethe-Universität reflektiert Streit über Ursachen und mögliche Lösungen.

Heute gibt es 80 Prozent weniger Insekten in der Luft als zu Zeiten unserer Großeltern. Ältere Menschen bereuen das schleichende Verschwinden der summenden Vielfalt mehr als jüngere. Vielleicht, weil die es nicht anderes kennen. Aber laut Umfrage ist die richtige Einschätzung des Insektensterbens auch eine Frage der Bildung. Das unterscheidet die schleichende Katastrophe am meisten von den plötzlichen, deren Folgen direkt spürbar sind.

„Wären schlagartig alle Insekten verschwunden, würden alle insektenbestäubten Blütenpflanzen verschwinden, Ab- und Umbauprozesse im Wald weitgehend zum Erliegen kommen. Die auf Insektennahrung spezialisierten Vögel, Fledermäuse, Igel und Spitzmäuse würden weitgehend oder ganz aussterben“, erklärt Bruno Streit. Erst im Laufe vieler Millionen Jahre könnte sich theoretisch wieder eine neue entsprechende Vielfalt einstellen. „So weit wird es zwar nicht kommen, aber eine Abnahme der Singvögel ist teilweise bereits eingetreten“, fügt er hinzu.

Das hat auch wirtschaftliche Folgen. Auf chinesischen Obstplantagen wird die Obstblütenbestäubung teilweise schon durch Menschen auf Leitern vorgenommen. Kurzfristig erwartet Streit, dass einige Produkte wie Obst teurer werden. „Wenn aber die globalisierte Weltwirtschaft schrumpft oder zusammenbricht - ein Szenario, das wir derzeit alle ausblenden - und die Bevölkerung auch bei uns wieder stärker zu einer regionalen Selbstversorgung übergeht, werden sich die Nachteile einer irreversibel verarmten Natur durchaus drastisch zeigen“, warnt der Experte.

Denn mit der biologischen Vielfalt verschwinden auch genetische Ressourcen von unserem Erdball. Gezüchtete Pflanzen und Tiere sind meist genetisch verarmt und spezialisiert. Damit erhöht sich das Risiko, dass sie künftigem Parasiten- oder Klimastress zum Opfer fallen. Viele der wenig bekannten Wildarten beherbergen zudem auch Substanzen oder Fähigkeiten, die für uns in der Zukunft noch interessant werden könnten.

Wie man Menschen für die Folgen des Insektensterbens sensibilisieren kann, ist für Bruno Streit und seine Kollegen bei Bio-Frankfurt ein großes Thema. „Man kann die Farbenpracht des Ligusterschwärmers zeigen, die beeindruckende Größe des Hirschkäfers und die Nützlichkeit der vielen Bestäuber für Wildpflanzen und unser Obst zu erläutern. Aber da kommt man bei Menschen mit Ekel, Phobien oder notorischem Desinteresse an ‚Krabbeltieren‘ rasch an die Grenzen seiner Überzeugungskraft“, weiß Streit aus Erfahrung. Viele Kollegen nutzten daher die Honigbiene als Sympathieträger. Aber ausgerechnet die sei ein gezüchtetes Hochleistungsnutztier, das – so wird oft vermutet – regional manche der derzeit noch rund 500 Wildbienenarten erheblich unter Existenzdruck setzt.

Lässt sich das Insektensterben überhaupt noch aufhalten? „Grundsätzlich wäre es noch möglich, die ursprüngliche Insektenfauna wieder zum Krabbeln und Summen zu bringen. Aber dazu müsste unser Landschafts- und Landwirtschaftskonzept radikal geändert werden“, so Streit.

Pessimisten wenden ein, dass es politisch nicht umsetzbar sein wird, die endlosen Monokulturen, regulierten Wasserläufe, die Benebelungen durch Biozide und die Verfrachtungen von Schad- und Düngestoffen über Wind, Niederschläge und Sickerwasser zu unterbinden. Denn darüber hinaus müssten auch wieder Hecken, Blumenwiesen und weitere Freiflächen zu Lasten der Landwirtschaftsflächen generiert werden, die zu einem großen Teil der Produktion von Viehfutter dienen. Das würde Kosten, Lohneinbußen und soziale Spannungen erzeugen und letztlich auch die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt mindern.

Als Kompromiss fordern Streit und seine Kollegen von Bio-Frankfurt den Erhalt von so viel Strukturvielfalt und Niedrigbelastung, wie möglich und sozial akzeptabel ist. Sie setzen sich dafür ein, bei Kindern und noch naturnah empfindenden Erwachsenen den emotionalen Bezug zur Natur zu stärken. Neben den traditionellen Schutzgebieten plädieren sie auch für die Einrichtung von "Wildnis"-Arealen wie sie gerade auf der ehemaligen Müllkippe „Monte Scherbelino“ in Frankfurt entstehen. „Dann hat auch der Nicht-Biologe wieder eine Chance, zu sehen und zu erleben, wie sich Natur entwickelt. Denn das Verständnis ergibt sich nicht einfach durch den Besuch der Zoologischen und Botanischen Gärten oder Museen, so wertvoll und wichtig diese als zusätzliche Motivationshelfer sind und bleiben!“, schließt Streit.

Den vollen Wortlaut des Interviews mit Bruno Streit zum Insektensterben finden Sie hier: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/insektensterben-naturerlebnis-wird-fuer-kuenftige-generationen-aermer/

Information: Prof. Dr. Bruno Streit, Seniorprofessor für Ökologie und Evolution, Fachbereich 15, Campus Riedberg, streit@bio.uni-frankfurt.de.

 

Nov 13 2018
15:31

Religionswissenschaftler Jörg Rüpke und Althistoriker Hartmut Leppin tragen am Forschungskolleg Humanwissenschaften vor

Als die Mittelmeerwelt christlich wurde

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Zu den weltgeschichtlich folgenschwersten Entwicklungen der Antike gehört, dass die Mittelmeerwelt christlich wurde. Diesem vielschichtigen Prozess widmet sich in diesem Jahr das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften. Zwei Abendvorträge werden sich mit der Thematik beschäftigen.

Über „Religiöse Pluralität in der Antike als städtisches Phänomen“ spricht der Erfurter Religionswissenschaftler Professor Jörg Rüpke

am Donnerstag, 15. November, um 19 Uhr, Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg.

Der Vortrag befasst sich damit, wie sich in der Antike kollektive religiöse Identitäten entwickelten und sich das Zusammenleben verschiedener Religionen gestaltete. Jörg Rüpke untersucht, welche Rolle die Städte in diesem Prozess gespielt haben und welche Bedeutung dem Christentum bzw. christlichen Gruppen in dieser Entwicklung zukam. Jörg Rüpke forscht seit vielen Jahren über die antike Religions- und Kulturgeschichte und hat auch zahlreiche Bücher dazu veröffentlicht, zuletzt „Pantheon. Eine Geschichte der antiken Religionen“ (München 2016). Rüpke ist Professor für Vergleichende Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Europäische Polytheismen an der Universität Erfurt, stellvertretender Leiter des dortigen Max-Weber-Kollegs sowie Sprecher des „Universitären Schwerpunkts Religion“ der Universität Erfurt.

Über „Märtyrer und Martyriumsgegner unter frühen Christen“ spricht dann der Frankfurter Althistoriker Prof. Harmut Leppin

am Mittwoch, 5. Dezember, um 19 Uhr, ebenfalls am Forschungskolleg Humanwissenschaften.

Hartmut Leppin ist Professor für Alte Geschichte an der Goethe-Universität. 2015 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, seither leitet er das an der Goethe-Universität angesiedelte Leibniz-Projekt „Polyphonie des spätantiken Christentums“. Für das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften hat er die Leitung des Themenjahres 2018 zu „Christianisierungen in der Spätantike“ übernommen. 2018 erschien sein Buch „Die frühen Christen. Von den Anfängen bis Konstantin“ im Münchner Beck-Verlag. Vor dem Hintergrund dieser Gesamtdarstellung wird er in seinem Vortrag die Vielfalt der Debatten um das Martyrium unter frühen Christen beleuchten.

Um Anmeldung wird gebeten unter info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

Informationen: Beate Sutterlüty, Forschungskolleg Humanwissenschaften Bad Homburg, Telefon 06172 13977-15 oder -0, E-Mail b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

 

Nov 13 2018
12:40

Eine Ausstellung des Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent“ in Kooperation mit dem Museum Giersch der Goethe-Universität vom 29.11.2018 bis 24.2.2019

Faszination der Dinge Werte weltweit in Archäologie und Ethnologie

FRANKFURT. Können Doktorarbeiten spannend, aktuell und allgemein verständlich sein? In spielerisch gestalteten, farbenfrohen Räumen stellen 14 Promovierende und zwei Postdocs der Fächer Archäologie und Ethnologie aus dem Graduiertenkolleg „Wert & Äquivalent“ an der Goethe-Universität ihre Forschungsthemen vor und was sie daran so fasziniert: Wie verändert sich das Essverhalten von usbekischen Migranten in den USA, wie horteten die Römer ihr Geld ohne Bankautomaten, wie lebten und starben Götter in Mesopotamien und welches sind die Unterschiede im Umgang mit dem Tod in Ghana und bei uns?

Anhand von 300 Objekten, Bildern und Fotografien aus Museen unter anderem in Berlin, Hamburg, München, Stuttgart sowie aus Sammlungen der Goethe-Universität werden die Themen durch Studierende des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Darmstadt lebendig visualisiert. Verschiedene Medien, Hörstationen sowie eigens für die Ausstellung hergestellte Interview-Filme geben Einblick in aktuelle Fragen, zum Beispiel: Welche Rolle spielen Fanartikel in römischer Zeit bei Gladiatorenspielen? Einer der Filme zeigt auch die berührende Szene, wie die Maori 2017 die Rechte am Fluss Whanghanui in Neuseeland wieder zurückerhielten.

Ein Fotokunstprojekt von Studierenden der Hochschule RheinMain in Wiesbaden gibt den Forschenden des Graduiertenkollegs ein Gesicht. Die atmosphärisch schönen und humorvollen Schwarz-Weiß-Bilder porträtieren die Personen hinter der Wissenschaft und zeigen, dass diese durchaus ihre spielerischen Seiten haben kann.

Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 24,90 Euro im Museum.

Pressekonferenz: Donnerstag, 29. November 2018, 11 Uhr

  • Manfred Großkinsky, Museumsleiter
  • Dr. Hans Peter Hahn, Sprecher des Graduiertenkollegs „Wert und  Äquivalent“, Goethe-Universität
  • Charlotte Trümpler, Kuratorin der Ausstellung

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 29. November 2018, 18.30 Uhr

  • Grußworte: Prof. Dr. Roger Erb, Vizepräsident der Goethe-Universität, Dr. Hans-Dieter Bienert, Leiter der Gruppe „Geistes- und Kulturwissenschaften“, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Begrüßung: Dr. Manfred Großkinsky, Museumsleiter
  • Einführungen: Prof. Dr. Hans Peter Hahn, Sprecher des Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent“, Goethe-Universität, Dr. Charlotte Trümpler, Kuratorin der Ausstellung
  • Musik: Tschiltan

Bilder zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse.

Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen, Eintritt, Vorträgen, Kinderprogramm und Sonderveranstaltungen unter www.museum-giersch.de.

Finanzierung: Stiftung Giersch; Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Familien-Schultz-Frentzel-Stiftung 

Informationen: Dipl-Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

 

Nov 9 2018
11:45

Vortragsreihe „It takes 2 to boogie“ des Masterstudiengangs Ästhetik

Design und Geisteswissenschaften

FRANKFURT. Unter dem Titel „It takes 2 to boogie” veranstalten Studierende des Masterstudiengangs Ästhetik an der Goethe-Universität eine Vortragsreihe über Design & Geisteswissenschaften. Die Vorträge finden bis 11. Dezember jeweils

dienstags von 18 bis 20 Uhr im Casino-Gebäude, Raum 1.811 (außer am 27.11.) Nina-Rubinstein-Weg (Campus Westend)

statt. Am Freitag, 14. Dezember lädt die Studiengruppe Ästhetik Studierende aller beteiligten Hochschulen zum abschließenden Workshop ins Seminarhaus auf dem Westend-Campus.

Die Studiengruppe des Masterstudiengangs Ästhetik der Goethe-Universität kooperiert bei der Reihe mit dem Designmagazin „form“ und der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis von Design und Geisteswissenschaften. Der vor drei Jahren gestartete Masterstudiengang Ästhetik trägt der zunehmenden Entgrenzung ästhetischer Fragestellungen Rechnung: Die Gegenwart ist geprägt von einer Fülle ästhetischer Phänomene, deren wissenschaftliche Einordnung aussteht. Obwohl Design gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich immer größeren Einfluss gewinnt, findet ein entsprechender Diskurs bisher kaum Eingang in die Lehre staatlicher Universitäten. Auch an deutschen Designhochschulen befindet sich eine entsprechende Theoretisierung von Design und Gestaltung noch in den Anfängen. Eine angemessene Theoriebildung und Verwissenschaftlichung ist aber, aufgrund der in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Bedeutung, unabdingbar.

Innerhalb der Vortragsreihe werden Theoretiker und Praktiker ihr Wissen und ihre Erfahrung rund um das Thema Design mit Lehrenden und Lernenden klassischer sowie der Kunst- und Designhochschulen aus dem Rhein-Main Gebiet teilen. Auch praktizierende Designerinnen und Designer sowie Designinteressierte aus allen Bereichen der Gesellschaft sind zur Teilnahme eingeladen. Ziel ist es, über die vielfältigen Anwendungsfelder von Designpraktiken und -strategien zu informieren und deren Anschlusspunkte zu den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, wie sie unter anderem an der Goethe-Universität Frankfurt gelehrt werden, aufzuzeigen. Die Schwerpunkte der Vorträge reichen vom Gamedesign über Produktentwicklung und politischer Tragweite von Design bis zur Gestaltung von Mode. Ein besonderer Höhepunkt wird die Teilnahme von Ralf Groene, Chefdesigner von Microsoft, am 20. November sein.

Die Termine im Überblick

13.11.
Gamedesign. Der Einfluss von Computerspielen auf unsere Welt.
Evelyn Hribersek (O.R.pheus, Eurydike), Sarah Steffen (Beraterin Gameproducing), Daniel Martin Feige (ABK Stuttgart).

20.11.
Produktentwicklung. Einblick in die Entstehung technischer Geräte heute.
Ralf Groene (Head of Industrial Design, Microsoft), Bettina Maisch (Industrial Design Thinking, Siemens), Stephan Ott (Chefredakteur, form Designmagazin).

27.11., 18-20 Uhr, HZ1, Hörsaalzentrum
Design & Politik. Welche politische Dimension hat Design?
Anna Berkenbusch (Burg Giebichenstein Halle), Daniel Hornuff (Kunsthochschule Kassel), Philipp Thesen (Hochschule Darmstadt).

4.12.
Mode. Wie verändert Mode Gesellschaft?
Ayzit Bostan (Kunsthochschule Kassel). 18-20 Uhr, Casino, Raum 1.811

11.12., 18 Uhr
Design & Zukunft. Reprodutopia: Über die Zukunft des Menschen.
Hendrik-Jan Grievink (Next Nature Network)

14.12., 16-20 Uhr
Workshop für Studierende aller Hochschulen mit der Studiengruppe Ästhetik.
Seminarhaus, Raum 0.109

 

Nov 8 2018
15:05

Forschungsergebnisse rund um den Begriff „Heimat“ in der Kinder- und Jugendliteratur sind Thema einer Tagung in Graz

Vom Alpl ins WWW

FRANKFURT/GRAZ. In der Kinder- und Jugendliteratur spielt Heimat eine ambivalente Rolle. So kann dieses „Zuhause“ einerseits ein vertrauter Kindheitsort und Ausgangs- und Zielpunkt für selbstgewählte Abenteuer, die Entwicklungs- und Ablösungsprozesse ermöglichen. Andererseits kann Heimat der Ort sein, dem kindliche und jugendliche Protagonistinnen und Protagonisten entfliehen müssen, um ein neues „Zuhause“ zu finden. Heimat in der ursprünglichen Bedeutung als Ort, Gegend, Land, wo man sich heimisch fühlt bzw. woher man kommt, entspricht dem englischen Begriff „home“. Durch rassistische und nationalistische Diskurse ist der Begriff „Heimat“ im deutschsprachigen Raum jedoch bis heute und trotz neuerer Deutungsversuche ideologisch besetzt. Den vielgestaltigen Facetten des Heimatbegriffes in der Kinder- und Jugendliteratur soll im Rahmen dieser internationalen Tagung nachgegangen und die Ergebnisse anschließend in einer Publikationsreihe festgehalten werden.

HS-Prof. Dr. Sabine Fuchs, Leiterin des KiJuLit-Zentrums in Graz: „Ich freue mich, Literatur- und Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Historikerinnen und Historiker sowie Literaturdidaktikerinnen und -didaktiker aus Österreich, Deutschland, Dänemark, Finnland, Indien, Kroatien und den Niederlanden in Graz begrüßen zu dürfen. ‚Heimat‘ steht im Mittelpunkt dieser Tagung nicht nur wegen der Gedenkjahre um Peter Rosegger, sondern weil in unserer Migrationsgesellschaft „Heimat“ und die in der Kinder- und Jugendliteratur dazu angebotenen Bilder differenziert diskutiert werden müssen.“

Aktuelle realistische Darstellungen von topographischen und sozialen Räumen zeigen ungeschönt ein mitunter problematisches Zuhause oder den traumatischen Verlust und die imaginierte Neugestaltung der alten Heimat bzw. ein oft mit Schwierigkeiten verbundenes Ankommen und Neuorientieren. In postapokalyptischen Dystopien generieren Jugendliche neue Heimaten abseits oppressiver Regime, in Fantasyromanen bekämpfen sie dunkle, die Heimat bedrohende Mächte und in futuristischen Welten kann auch eine virtuelle Realität zur Heimat werden.

Prof. Ute Dettmar, Leiterin des Instituts für Jugendbuchforschung und Dr. Claudia Maria Pecher, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität: „Heimat changiert in kinder- und jugendliterarischen Texten zwischen Romantisierung und Politisierung. Insbesondere in Zeiten globaler kultureller und medialer Umbrüche sowie kriegs- und umweltbedingter Migrationsbewegungen gilt es den ‚Heimat‘-Begriff neu zu diskutieren. Kinder- und Jugendliteratur kann dazu einen gesellschaftspolitisch relevanten Beitrag leisten.“

Die Tagung wird eröffnet mit der Vorstellung von internationalen Perspektiven auf den Heimatbegriff, gefolgt von einem Blick auf Peter Rosegger und aktuellen künstlerischen Aneignungen seiner Werke. Der Samstag beginnt mit einem Fokus auf den Literaturunterricht (mit Texten von Peter Rosegger bis Wolfgang Herrndorf) und Einzelanalysen von Märchen, über die Autorin Hermynia Zur Mühlen bis zum Bären Paddington. Nachmittags wird ein Blick auf internationale Tendenzen geworfen. Die Lesung von Reinhard P. Gruber am Freitag, 23. November, um 18.30 Uhr und der Abschlussvortrag von Bernhard Viel am Samstag um 15.00 Uhr beenden die Tagung.

Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität: „2018 jährt sich der 175.Geburtstag und 100. Todestag des Steirer Schriftstellers und Heimatdichters Peter Rosegger. Sein literarisches Erbe prägt die historische Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur an der Wende vom 19. Jahrhundert ins 20. Jahrhundert. Im Kontext aktueller gesellschaftspolitischer Herausforderungen wird die Bedeutung von „Heimat“ wieder vermehrt diskutiert. Heimat ist dabei auch als Ort der Verständigung und Begegnung zu verstehen. Sie ist Schlüssel gegenseitigen Verstehens und freundschaftlichen Austauschs miteinander. Beispiel dafür ist sicherlich der hervorragende Wissenschafts- und Kulturtransfers der beiden Länder Hessen und Steiermark, der federführend von der Goethe-Universität begleitet wird. Wichtiger Baustein jenes erfolgreichen Miteinanders war u.a. die Lesung des steirischen Künstlers Klaus-Maria Brandauer anlässlich des 100. Geburtstags der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Weitere Kooperationen für einen gelungenen Brückenschlag zwischen Hessen und der Steiermark sind in Planung. So wird zum Beispiel im Jahr 2019 das Sommerfest der Frankfurter Goethe-Universität unter dem Motto ‚Hessen trifft Steiermark‘ stattfinden. Bestandteil dieser Kooperation ist auch die bevorstehende Tagung.“

Tagung:Heimat in der Kinder- und Jugendliteratur - Vom Alpl ins www“ Freitag, 23. November, ab 14.00 Uhr bis Samstag, 24. November 2018, ca. 16.00 Uhr.

Tagungsort: PH Steiermark, Aula, Hasnerplatz 12, 8010 Graz.

Programm: http://www.uni-frankfurt.de/74628520/Folder_2018_-Programm-Tagung-Heimat.pdf

Veranstalter: Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. (Volkach, D), Institut für Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität (Frankfurt/M., D), KiJuLit – Zentrum für Forschung und Didaktik der Kinder- und Jugendliteratur an der PH Steiermark (Graz, A), Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung (Wien, A), Kooperationspartner: Österreichisches Forum Deutschdidaktik

Information: Dr. Claudia Maria Pecher, Institut für Jugendbuchforschung, Tel.: 069/798-33006, pecher@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 6 2018
15:27

Präsidentin der Goethe-Universität wird bei der Hochschulrektorenkonferenz die Themen Forschung, Kooperation und wissenschaftlicher Nachwuchs betreuen

Birgitta Wolff zur Vizepräsidentin der HRK gewählt

FRANKFURT. Die Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat heute Prof. Dr. Birgitta Wolff als neues Mitglied in das HRK-Präsidium gewählt. Wolff wird die Themen „Forschung, Kooperation und wissenschaftlicher Nachwuchs“ betreuen. Birgitta Wolff ist seit 2015 Präsidentin der Goethe-Universität. Sie war ab 2010 Kultusministerin und von 2011 bis 2013 Landesministerin für Wissenschaft und Wirtschaft von Sachsen-Anhalt. Sie ist unter anderem Mitglied des Senats der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Vorsitzende des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft.

„Ich danke den Mitgliedern der HRK für das Vertrauen und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit im Team von André Alt. Gerade werden diverse Pakte mit dem Bund neu verhandelt; da wird es auch darum gehen, nicht nur Programme zu verstetigen, sondern auch den tatsächlichen Mittelfluss an die Hochschulen. Das ist ein wichtiger Unterschied, denn ohne wirklich verstetigten Mittelfluss statt Projektgestückel kommen wir weder aus dem Antragshamsterrad noch aus der Stellenbefristungswirtschaft heraus“, betont Prof. Birgitta Wolff.

Die Amtszeiten der neuen Vizepräsidenten/innen der HRK beginnen jeweils am 1. Dezember. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ist der freiwillige Zusammenschluss der staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland. Die Mitgliedshochschulen werden in der HRK durch ihre Präsidien und Rektorate vertreten. Die HRK hat gegenwärtig 268 Mitgliedshochschulen, in denen rund 94 Prozent aller Studierenden in Deutschland immatrikuliert sind.

Weitere Informationen: Susanne Schilden, Pressesprecherin der HRK, Bereichsleiterin Kommunikation. Tel. (0228) 887-152/-153; presse@hrk.de

 

Nov 5 2018
13:07

Zentrum für Psychotherapie an der Goethe-Universität sucht Betroffene, die an neu entwickeltem Gruppenmeditationsprogramm teilnehmen wollen

Forschungsprojekt zur chronischen Depression

FRANKFURT. Zu den Hauptursachen gesundheitlicher Beeinträchtigungen gehören depressive Störungen. Sie sind eine der häufigsten psychischen Störungen, viele Betroffene leiden über Jahre hinweg an einer chronisch verlaufenden Depression, fühlen sich permanent niedergeschlagen oder antriebslos. Hinzu kommen Erschöpfung, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Gefühle der Hoffnungs- oder Wertlosigkeit. Auch bei medikamentöser Therapie können die Symptome in einigen Fällen nicht ausreichend gelindert werden. Das Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität Frankfurt untersucht ab März 2019, ob Personen mit chronischer Depression von einem Meditationsprogramm mit anschließender Einzeltherapiephase profitieren.

„Nach wie vor gibt es wenige Studien, die sich damit beschäftigt haben, welche Therapie diesen Menschen helfen kann", sagt Prof. Dr. Ulrich Stangier, Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität. „Wer dauerhaft unter Depression leidet, empfindet sehr oft ein intensives Gefühl der Ablehnung sich Selbst und anderen Menschen gegenüber, und fühlt sich zugleich abgelehnt von Anderen. Dies führt zu dem Eindruck, isoliert und von seiner Umwelt getrennt zu sein, was mitunter die depressive Symptomatik weiter aufrechterhalten kann. Eine positive Haltung aber kann man lernen“. Die aus dem Buddhismus stammende Metta-Meditation fördert die Verbindung zu sich selbst und zu anderen. Metta ist ein Begriff, der Freundlichkeit, aktives Interesse an Anderen, Liebe, Freundschaft, oder Sympathie umschreibt. Eine solche Form der wohlwollenden Haltung kann über Meditationstechniken eingeübt werden.

Um diesen Ansatz für Personen mit chronischer Depression zu nutzen, hat die Arbeitsgruppe von Prof. Stangier in Kooperation mit Prof. Dr. Stefan Hofmann (Center for Anxiety Disorders der Boston University) ein spezielles Behandlungsprogramm entwickelt, das die Meditationstechniken mit moderner Verhaltenstherapie kombiniert. Dieser Ansatz erzielte in Pilotstudien bereits vielversprechende Ergebnisse und soll nun in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojekt einer gründlichen Prüfung unterzogen werden. „Wir gehen davon aus, dass sich Wohlwollen durch die Kombination von Metta-Meditation und Verhaltensaktivierung entwickeln lässt und die Betroffenen das Erlernte im Alltag umsetzen und so eigenständig die Depression überwinden können", erläutert Prof. Stangier.

So sollen im Rahmen des Behandlungsprogramms depressionstypische Mechanismen wie Grübeln und der „innere Kritiker“ überwunden werden. Die Behandlung umfasst dabei ein 8-wöchiges Gruppenmeditationsprogramm (10-12 Teilnehmer), welches durch eine 8-wöchige Einzeltherapiephase ergänzt wird. In der Einzeltherapie werden die in der Gruppe erlernten Fähigkeiten auf den Alltag übertragen und an der Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen gearbeitet.

In diesem Jahr haben bereits zwei Durchläufe des Programms mit zwei Meditationsgruppen stattgefunden. Für die nächsten beiden Durchläufe 2019 suchen wir nun neue Teilnehmer. Der geplante Therapiestart ist März 2019, dabei wird im Vorfeld in Vorgesprächen die Möglichkeit der Teilnahme abgeklärt. Zudem findet ein halbes Jahr nach Ende der Therapie eine ausführliche Nachuntersuchung statt. An der Studie teilnehmen können Betroffene zwischen 18 und 70 Jahren, die seit mindestens zwei Jahren beständig unter einer depressiven Symptomatik leiden und bei denen die chronische Depression im Vordergrund der Problematik steht. Die Bereitschaft zum täglichen Üben der Meditation (ca. 30 Min.) ist Voraussetzung für die Teilnahme. Für den Zeitraum der Therapie sollte parallel keine weitere psychotherapeutische Behandlung laufen. Die Finanzierung des Therapieprogramms wird über die Krankenkasse beantragt.

Informationen: Isabel Thinnes, M. Sc. Psych., Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe Universität Frankfurt.

Kontakt: per E-Mail an meditationsstudie@uni-frankfurt.de oder per Telefon: (069) 798 – 25356. Internet: http://bit.ly/MECBT

 

Nov 2 2018
16:42

Tagung „Lehre in den Geisteswissenschaften“ an der Goethe-Universität lädt zur Diskussion über neue Formen der Vermittlung

Was braucht gute Lehre?

FRANKFURT. Die geisteswissenschaftliche Lehre hat sich in den vergangenen Jahren verändert: Wie Wissenschaft vermittelt wird, wie Lehrveranstaltungen ansprechend gestaltet werden können, diese Fragen haben mehr Bedeutung als früher. Auch der Austausch über die Lehre und eine sowohl fachinterne als auch fächerübergreifende Vernetzung haben sich intensiviert. In diesem Zusammenhang lädt das Zentrum Geisteswissenschaften der Goethe-Universität

am 8. und 9. November 2018
in die Lobby des Präsidiumsgebäudes 
am Campus Westend 

zur Tagung »Lehre in den Geisteswissenschaften – Positionen und neue Perspektiven«.

Auch Fördermaßnahmen wie der Qualitätspakt Lehre haben dazu beigetragen, dass Neuerungen entwickelt werden konnten. So sind im Frankfurter Projekt „Starker Start ins Studium“ neue Lehrformate und differenzierte Angebote entwickelt worden. Diese nehmen Einzelaspekte des Forschungsprozesses und das wissenschaftliche Schreiben in den Blick. Zur Halbzeit der zweiten Förderperiode des Qualitätspakts Lehre zieht die Tagung eine vorläufige Bilanz für die Geisteswissenschaften und unternimmt eine Positionsbestimmung im Hinblick auf künftige Förderprogramme: Was konnte in der geisteswissenschaftlichen Lehre erreicht werden? Welche Chancen bestehen für die geisteswissenschaftlichen Fächer in der projektgebundenen Lehrentwicklung?

Auf der Tagung haben Akteure verschiedener Ebenen Gelegenheit, über diese und andere Themen zu diskutieren, den fächer- und universitätsübergreifenden Austausch zu intensivieren und eine Positionierung im Förderumfeld Lehre auszuloten.

Programm

Donnerstag, 8. November
ab 12 Uhr
Anmeldung und Imbiss

13 Uhr
Grußwort: Prof. Dr. Roger Erb, Vizepräsident für Studium und Lehre der Goethe-Universität
Einführung: Prof. Dr. Barbara Wolbring (Zentrum Geisteswissenschaften, Goethe-Universität)

13.30 Uhr
Keynote: „Eine Stimme für die Lehre – Argumente für eine Förderorganisation“,
Dr. Sabine Behrenbeck (Wissenschaftsrat)

ab 14:15 Uhr
Arbeit in Sektionen

Freitag, 9. November
8:30 Uhr
Ankommen bei Kaffee

9 Uhr
Resümee der Ergebnisse aus den Sektionen

9:30 Uhr
Keynote: „Die Wirkung von Interventionen in der Studieneingangsphase. Die Perspektive der Begleitforschung“
Prof. Dr. Philipp Pohlenz (Universität Magdeburg)

10:30 Uhr
Diskussion: Perspektiven und Förderung für gute Lehre in den Geisteswissenschaften
Dr. Jens-Peter Gaul (Hochschulrektorenkonferenz)
Prof. Dr. Melanie Köhlmoos (Goethe-Universität, FB ev. Theologie)
Dr. Antje Mansbrügge (Toepfer Stiftung gGmbH, Bündnis Lehre hoch n)
Prof. Dr. Philipp Pohlenz (Universität Magdeburg)

Kontakt und Information: Starker Start ins Studium/Zentrum Geisteswissenschaften, Prof. Dr. Barbara Wolbring wolbring@em.uni-frankfurt.de, Dr. Hilja Droste droste@kunst.uni-frankfurt.de; LehreGW@starkerstart.uni-frankfurt.de

Anmeldung: Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen wird um Anmeldung gebeten bis 6.11. unter http://tinygu.de/LehreGW; dort finden Sie auch das genaue Programm.