PD Dr. Susanne Fehlings

Privatdozentin

E-Mail: Fehlings (at) em.uni-frankfurt.de
Sprechstunde:
n.V. per E-Mail
Raum: 0.512
Tel.: 069/ 798 33058


Thematische Schwerpunkte:
Handel, Märkte, ökonomischer Austausch, Entrepreneurship, Raum und Stadt, Bestattungskultur, Ideologie und Geschichte

Regionale Schwerpunkte:
Postsowjetischer Raum, Schwarzmeerregion/Südkaukasus und Kontakte nach China

Ansprechpartnerin für den Regionalbereich "Kaukasus"

Der Kaukasus umfasst aus politischer Sicht im Norden Teile der russischen Föderation und im Süden die unabhängigen postsowjetischen Republiken Armenien, Azerbaijan und Georgien (Südkaukasus). Geographisch betrachtet, liegt dieses Gebiet zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meer, wird von Küstenzonen und Gebirgszügen geprägt und umfasst aride Wüsten- und Steppen- ebenso wie gemäßigt-kontinentale und subtropisch-humide Gebiete. Die Bevölkerung ist ebenso heterogen. Neben den sogenannten „Titularnationen“, ethnische Gruppen, von deren Ethnonym sich die Benennung der Nationalstaaten ableitet (Armenier, Azeris und Georgier), leben hier auch viele ethnische und religiöse Minderheiten wie etwa Juhuro („Bergjuden“), Molokanen, Jesiden, Assyrer, Kurden und andere Gruppen. Während der Kaukasus einerseits – aus der Innen- wie der Außenperspektive – als Bindeglied zwischen Ost und West, zwischen Asien und Europa und Orient und Okzident imaginiert wird, gilt er anderseits, insbesondere aus Sicht russischer und europäischer Autoren des 19. Jahrhunderts, als abgeschieden und gefährlich. In dieser Literatur findet man romantische Beschreibungen „wilder“ Bergvölker und ihrer Ehrbegriffe. Beide Vorstellungen haben, trotz aller Übertreibungen, ihre Berechtigung.

Historisch gesehen, verliefen durch den Kaukasus Handelswege und Migrationsströme, die mit der alten Seidenstraße in Verbindung gebracht werden. Bis heute ist der Kaukasus eine Transitzone und vereint verschiedenste Menschen und Weltanschauungen. Gleichzeitig war und ist die Region von Konflikten und Kriegen gebeutelt, die sich auf wechselhafte Herrschaftsverhältnisse zurückführen lassen. Solche Konflikte gefährden auch heute die soziale, politische und wirtschaftliche Sicherheit und prägen die Fremdwahrnehmung und die Kontakte nach außen. Großmächte wie die USA, Russland, der Iran und die Türkei (neuerdings auch China) sind zwar an den natürlichen Rohstoffen am Kaspischen Meer sowie an der geostrategischen Lage interessiert, scheinen den Kaukasus jedoch nach wie vor als Peripherie zu betrachten, die von teilweise fremd erscheinenden kulturellen Werten und Konstellationen geprägt wird.

Die bewegte Geschichte des Kaukasus, die ethnische und religiöse Vielfalt sowie die sozialen, rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und linguistischen Besonderheiten, machen den Kaukasus zu einem höchst interessanten Forschungsgebiet für die Kultur- und Sozialanthropologie. Dennoch ist der Stand zur ethnographischen Erforschung der Kaukasusregion relativ überschaubar – und das obwohl die Forschungsbedingungen grundsätzlich vorteilhaft sind und Projekte von lokalen ForscherInnen und Institutionen meist unterstützt werden.

Die von unseren akademischen MitarbeiterInnen, DoktorandInnen und Studierenden im Kaukasus durchgeführten Projekte decken ein weites Themenspektrum ab. Sie reichen von stadtethnologischen Arbeiten über Forschungen zur lokalen Ökonomie bis zur Beschäftigung mit religiösen Identitäten und Reproduktionstechnologien. Neben Forschungskontakten unterhält das Institut außerdem Kooperationen mit lokalen Universitäten, die einen Studierendenaustausch ermöglichen und Unterstützung bei studentischen Forschungsprojekten anbieten.

Kooperationen

Yerevan State University, Armenien
Ivane Javakhishvili Tbilisi State University, Georgien

>Südasien
>Zentralasien


Aktuelle Projekte

The Immediate Consequences—and Projected Long-Term Impact—of the Corona Crisis on Informal Markets and Trade in Eurasia
Projektleitung: Susanne Fehlings; Projektteilnehmer: Hasan Karrar, Hamlet Melkumyan, Philippe Rudaz
Finanziert von der VolkswagenStiftung. Laufzeit: 06/2021-05/2022.

Informal Markets and Trade in Central Asia and the Caucasus.
Projektleitung: Susanne Fehlings
Finanziert von der VolkswagenStiftung in der Förderlinie "Between Europe and the Orient – A Focus on Higher Education in/on Central Asia and the Caucasus". Laufzeit: 06/2016-05/2020.


Lehre
 

BA- und MA-Kurse zum Regionalschwerpunkt Eurasien (Zentralasien und Kaukasus) sowie Kurse zur Religions-, Wirtschafts- und Politikethnologie


Akademischer Werdegang

 

2021-2023 Fellow der Johanna Quandt Young Academy an der Goethe Universität Frankfurt am Main
Nov. 2020 Verleihung der Venia Legendi für Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main; Titel der Habilitationsschrift: „Traders, Informal Trade and Markets between the Caucasus and China"
April 2014 Verleihung der Promotionsurkunde (Gutachten: magna cum laude; Defensio und Disputatio: summa cum laude); Titel der Dissertation: “Jerewan: Urbanes Chaos und soziale Ordnung"
2009–2013 Promotionstudiengang an der Abteilung Ethnologie, Eberhard Karls Universität Tübingen
2001–2007 Magisterstudium der Kunstgeschichte und Ethnologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen; Abschluss des Magisterstudiums mit dem Gesamturteil „ausgezeichnet“ (Note: 1,0) im Sept. 2007; Titel der Magisterarbeit: “Ruhestätten in bester Lage: Räumliche Ordnungen sozialer Werte auf Friedhöfen in Simferopol/Krim
2004–2005 Einjähriger Auslandsaufenthalt an der Historischen Fakultät der Staatlichen Lomonosow Universität Moskau (MGU); Studium der russischen Sprache und der Kulturanthropologie
2000–2001 Studium der Archäologie und Kunstgeschichte an der Université de Paris – Sorbonne, Paris IV

Publikationen und weitere Informationen

Siehe Dr. Fehlings Seite im Frobenius-Institut