Lehre

 

Aktuell:

Wintersemester 2014/15

 

Vorlesung (BA AM 1/3; Mod. Mag. AM 1b/3b)

Verdinglichung als Schlüsselbegriff kritischer Gesellschaftstheorie – Konzeptionen, Diagnosen, Probleme

Fr. 10-12 Uhr, NG 1.1741b

In der ersten Hälfte der Vorlesung sollen die an Georg Lukács’ Essay „Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats“ anschließenden unterschiedlichen Verdinglichungsdiagnosen der Frankfurter Schule im Mittelpunkt stehen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Wandel, der sich zwischen Horkheimer und Adornos rationalitätskritischer Wende des Verdinglichungsbegriffes in der gemeinsam verfassten Dialektik der Aufklärung und neueren intersubjektivitätstheoretischen Aktualisierungen des Konzeptes bei Habermas und Honneth vollzogen hat. Vor dem Hintergrund von Adornos zunehmender Distanzierung vom Begriff der Verdinglichung in seinen späteren Schriften, in denen er mit der Figur vom „Vorrang des Objekts“ eine Art positiven Prozess der Verdinglichung skizziert, wird die von Habermas und Honneth vorgeschlagene Neuausrichtung der Verdinglichungskritik als eine zunehmende Entfernung vom Gegenstandsbezug und damit von den materialistischen Ursprüngen des Konzepts sichtbar. In der zweiten Hälfte der Vorlesung sollen dann mit Hegels früher Jenaer Philosophie des Geistes sowie der Gabetheorie des französischen Soziologen und Ethnologen Marcel Mauss zwei Möglichkeiten vorgestellt werden, wie sich der von Adorno lediglich angedeutete konstitutive Verdinglichungsprozess weiterdenken lässt. Die Vorlesung schließt mit einigen Überlegungen dazu, inwiefern ein solches positives Konzept der Verdinglichung weiterhin als normative Grundlage der Gesellschaftskritik fungieren kann.

 

 

Seminar (BA VM 1/3; MA GM1/3; Mod. Mag. VM 1b/3b)

John Lockes „Zweite Abhandlung über die Regierung“

Fr. 14-16 Uhr, PEG 1.G 092

John Lockes „Zweite Abhandlung über die Regierung“ von 1690 gehört zu den Schlüsseltexten des modernen Liberalismus und gilt als Inspirationsquelle sowohl der Französischen als auch der Amerikanischen Revolution. Ausgehend von der Prämisse einer natürlichen Freiheit und Gleichheit aller Menschen fragt Locke nach der Legitimität der politischen Gewalt, die er in der Tradition der Naturrechtslehre in einem Gesellschaftsvertrag begründen und durch einfache Gewaltenteilung absichern will. Eine besondere Stellung in Lockes politischer Philosophie nimmt dabei seine Theorie des Eigentums ein: Sie lässt ihn einerseits zum Ideologen des aufstrebenden Bürgertums des 18. Jahrhunderts und des Frühkapitalismus werden; andererseits ist es die dem Eigentum zugrunde liegende Idee der Selbsterhaltung, die Locke dazu bringt, den Bürgern ein Recht auf Revolution einzuräumen.

Im Seminar sollen die zahlreichen Ambivalenzen von Lockes „Zweiter Abhandlung“, durch die sie für die heutige Gesellschaftstheorie nach wie vor von großem Interesse ist, durch eine gemeinsame intensive Lektüre des Textes herausgearbeitet werden. Eine regelmäßige Teilnahme sowie die Bereitschaft, die für die jeweilige Sitzung angegebenen Textabschnitte vorzubereiten, ist daher unerlässlich. Das dreistündige Seminar besteht aus einer wöchentlichen zweistündigen Lektüresitzung und einem Workshop am Ende des Semesters, auf dem die Teilnehmenden eigene Paper präsentieren sollen.

 

Forschungskolloquium Sozialphilosophie (gemeinsam mit Julia Christ u. Daniel Loick)

Do. 19-22 Uhr, IG 0.454

nach vorheriger Anmeldung



Vergangene Semester:

Sommersemester 2013

Seminar (VM 1b, 3b, 5; VM 1, 2)
Kulturkritik und Gesellschaft (Benjamin/Kracauer)
Do. 12-14:00; IG 411

Walter Benjamin und Siegfried Kracauer gehören zu jenen ebenso einflussreichen wie peripheren Autoren der ersten Generation der Frankfurter Schule, die den Fokus einer kritischen Theorie der Gesellschaft von den ökonomischen Grundlagen konsequent auf eine Betrachtung der kulturellen Alltagsphänomene verschoben haben. Anders als Adorno und Horkheimer, deren Hauptwerke an einer Auseinandersetzung mit philosophischen Tradition und am Erklärungsanspruch der theoretischen Reflexion festhalten, skizzieren Benjamin und Kracauer ein kritisches Bild der bürgerlichen Gesellschaft, indem sie sich in einer Fülle von kleineren Texten, Zeitungsartikeln, Rezensionen und Essays vom jeweiligen Betrachtungsgegenstand leiten lassen und ausgehend vom vorgefundenen Material auf größere Zusammenhänge schließen.

Anhand von ausgewählten Texten soll der kulturkritische Ansatz dieser beiden Autoren im Seminar gemeinsam erschlossen werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der materiellen Dimension ihrer jeweiligen Analysen, insbesondere dem Status der Dinge als Erinnerungsobjekten.


Wintersemester 2012/13

Seminar (zusammen mit Julia Christ)
Hegel: Rechtsphilosphie
Do. 10-12:00; NG 731

Im Mittelpunkt des Seminars sollen eine intensive Lektüre der Vorrede und der Einleitung aus Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts stehen. Insbesondere in der 32 Paragraphen umfassenden Einleitung entwickelt Hegel systematisch den Begriff eines freien Willens, der trotz und in seiner Selbstbeschränkung – nicht nur durch sich selbst, sondern auch durch die Anderen – die Verwirklichung des Begriffs der Freiheit darstellt. Erst vor dem Hintergrund dieser außergewöhnlichen Verknüpfung von sich selbst bestimmenden beziehungsweise fremdbestimmten Willen und individueller Freiheit lässt sich einerseits Hegels Kritik an Theorien des abstrakten Rechts sowie
der Moralphilosophie Kants und andererseits sein eigener Entwurf des "Sittlichen" als Theorie der Freiheit verstehen.
Gelesen werden die Grundlinien der Philosophie des Rechts. Ein ausführlicher Seminarplan wird zu Beginn des Semesters verteilt.
Teilnahmevoraussetzung ist die Bereitschaft zur Übernahme eines Protokolls.
Prüfungsform: Protokoll und Hausarbeit (20 S.)
Literatur: G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Hegel Werke 7, Frankfurt, Suhrkamp, 1998


Im Wintersemester 2011/12 und Sommersemester 2012 hält sich Dirk Quadflieg als Feodor-Lynen-Forschungsstipendiat am Departement of Philosophy der Columbia University NY auf.


Wintersemester 2010/2011

Proseminar (AM1b, AM2a) (zusammen mit Dirk Setton)
Kant, Kritik der reinen Vernunft
Do. 10-12:00; IG 201

Das Seminar ist ein klassisches Lektüreseminar. Es geht darum, die (oder: möglichst viele der) zentralen Passagen eines der faszinierendsten Werke der Philosophie in den Sitzungen gemeinsam zu rekonstruieren und zu diskutieren. Friedrich Nietzsche hat die Pointe von Kants Kritik der reinen Vernunft im ersten Hauptstück von Jenseits von Gut und Böse so formuliert: „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich? fragte sich Kant, - und was antwortete er eigentlich? Vermöge eines Vermögens: leider aber nicht mit drei Worten, sondern so umständlich, ehrwürdig und mit einem solchen Aufwande von deutschem Tief- und Schnörkelsinne, daß man die lustige niaiserie allemande überhörte, welche in einer solchen Antwort steckt." Und er fügt hinzu: „‚Vermöge eines Vermögens' - hatte er gesagt, mindestens gemeint. Aber ist denn das - eine Antwort? Eine Erklärung?" Im Seminar wollen wir untersuchen, ob dem so ist.

Teilnahmebedingung ist die Bereitschaft zum regelmäßigen intensiven Textstudium und zur mündlichen Mitarbeit an den Seminardiskussionen. Alle Teilnehmer/innen werden gebeten, das Buch (entweder in der Meiner- oder der Suhrkamp-Ausgabe) anzuschaffen und zur ersten Sitzung mitzubringen. Zudem soll bereits in der ersten Sitzung mit der gemeinsamen Diskussion begonnen werden, und zwar mit der Vorrede der ersten Auflage (A vii-xxii). Jede/r, der/die an der Veranstaltung teilnehmen möchte, wird darum gebeten, den entsprechenden Text vorzubereiten.

Zur Einführung und Vorbereitung wird empfohlen: Deleuze, Gilles: Kants kritische Philosophie. Die Lehre von den Vermögen, Berlin: Merve 1990.
Mohr, Georg und Willaschek, Markus (Hg.): Immanuel Kant. Kritik der reinen Vernunft (Reihe „Klassiker Auslegen", Bd. 17/18), Berlin: Akademie Verlag 1998.


Wintersemester 2009/10

Hauptsemiar (VM 5/VM 3b)
Antigone-Lektüren: Hegel, Lacan, Butler
Mi. 14-16:00; IG 3.401

Im Mittelpunkt des Seminars stehen drei miteinander korrespondierende Lektüren von Sophokles’ Antigone, die jeweils eine leicht verschobene Perspektive auf den zentralen Konflikt der Tragödie, das Verhältnis von Verwandtschaft und Staatsgewalt, Einzelnem und Allgemeinen, einnehmen. In seiner „Phänomenologie des Geistes“ sieht Hegel in der Figur der Antigone, die ihren Bruder Polyneikes gegen den Willen des Königs (Kreon) bestatten möchte, das „göttliche Gesetz“ der Familie verkörpert, das sich gegen das „menschliche Gesetz“ der Gemeinschaft stellt. Die Konfrontation der beiden Gesetze ist für Hegel eine strukturell tragische, da die Familie einen Ort der natürlichen Gemeinschaft und Individualisierung darstellt, der einerseits für die Entstehung der Gesellschaft und des allgemeinen Rechts wesentlich ist und andererseits notwendigerweise verlassen und aufgelöst werden muss. Mit dieser einflussreichen Lesart haben sich sowohl Jacques Lacan in seinem Seminar zur „Ethik der Psychoanalyse“ als auch Judith Butler in ihrem Buch „Politics of Kinship“ (dt. „Antigones Verlangen“) kritisch auseinandergesetzt: Während Lacan Antigone nicht als Repräsentation eines familialen Gesetzes versteht, sondern in ihrem Handeln die unauflösbare Verbindung des Begehrens zum Tod aufdeckt, begreift Butler sie als Allegorie für die gegenwärtige Krise von Verwandtschaftsbeziehungen und Geschlechteridentitäten.

Parallel zur inhaltlichen Rekonstruktion der drei genannten Positionen soll fortlaufend die Frage nach dem Verhältnis von Literatur, Philosophie, Recht und Psychoanalyse gestellt werden. Das Seminar richtet sich an vorgeschrittene Studierende, die bereits über Grundkenntnisse wenigstens einer der drei im Mittelpunkt stehenden theoretischen Ansätze verfügen. Unabdingbare Voraussetzung für die Teilnahme ist in jedem Fall die Bereitschaft, kontinuierlich die im Seminar behandelten Texte zu lesen und vorzubereiten.

 

Literatur:

Sophokles: Antigone. Übers. v. W. Kuchenmeister, Stuttgart: Reclam Verlag (bitte anschaffen)
Hegel, G. W. F.: Phänomenologie des Geistes. Werke in 20 Bänden, hrsg. v. E. Moldenhauer u. K.-M. Michel, Bd. 3, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1986.
Lacan, Jacques: Die Ethik der Psychoanalyse. Das Seminar, Buch VII, hrsg. v. J.-A. Miller, Weinheim/Berlin: Quadriga, 1996.
Butler, Judith: Antigones Verlangen. Verwandtschaft zwischen Leben und Tod, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2001.


Sommersemester 2009

Proseminar (AM 1b, 3b) (zus. mit Thomas Khurana)
Der junge Hegel - Jenaer Schriften 1801-1807
Di. 14-16:00, IG 2.501

Im Mittelpunkt des Seminars stehen drei frühe Schriften Hegels aus der Jenaer Zeit: „Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie", „Glauben und Wissen oder die Reflexionsphilosophie der Subjektivität" sowie „Über die wissenschaftlichen Behandlungsarten des Naturrechts". Ausgehend von diesen drei Schriften sowie einigen ergänzenden Texten soll einerseits die Besonderheit der Hegelschen Dialektik in ihrer Abgrenzung zu Kant, Fichte und Schelling verdeutlicht, andererseits (anhand des Naturrechtsaufsatzes) eine Einführung in Hegels praktische Philosophie gegeben werden.

 

Vorbereitende Lektüre: G. Lukács, Der Junge Hegel, Bd. 2. Über die Beziehung von Dialektik und Ökonomie. Frankfurt/M. 1973.