Institut für Archäologische Wissenschaften

Der Tell der Frühbronzezeit

Im Südosten des abbasidischen Stadtgebietes befindet sich der frühbronzezeitliche Tell mit einer Fläche von etwa 5 Hektar und einer Höhe von etwa 15 Metern. Auf dem Tell entstand in islamischer Zeit eine Zitadelle, deren Ruine einen direkten Zugriff auf im Siedlungsinneren gelegene frühbronzezeitliche Schichten erschwert. Trotzdem wurde dort in den Jahren 1999 und 2000 zwei Kampagnen durchgeführt, die Wohnhäuser des späten dritten Jahrtausends freilegten (Schnitt B).
Am Osthang des Tells wurde im Jahre 1999 der Schnitt A angelegt, um das Alter und die Siedlungsgeschichte des Siedlungshügels zu erforschen. Auch erhoffte man sich eine Keramikabfolge, die helfen sollte, historische Prozesse auf regionaler (Tell Chuera) und überregionaler Ebene zu rekonstruieren. Bis zum Jahre 2005 konnten 24 stratigraphisch aufeinander folgende Bauphasen freigelegt werden, die vom beginnenden bis zum ausgehenden dritten Jahrtausend datieren. Somit lässt sich bislang folgendes Bild der Siedlungsgeschichte gewinnen:
Die Gründung der Siedlung erfolgte in der Frühbronzezeit I (Tell Chuera IA) unmittelbar auf dem gewachsenen Boden. Ausgegraben wurde eine schmale Stadtmauer entlang derer eine Gasse verläuft. Auf der anderen Seite dieser Gasse befanden sich Wohnhäuser.

Ab Bauphase 15 änderte sich die Siedlungsstruktur: Es entstand eine neue, breitere und zum Tellinneren hin versetzte Stadtmauer, an die sich unmittelbar Wohnhäuser anschlossen. Bis zur Bauphase 6 blieben die Grundstücksgrenzen dieser Wohnhäuser die selben. Die Keramik dieser Zeit einer längeren Siedlungskontinuität entspricht den Perioden Tell Chuera IB und IC und somit der Frühbronzezeit II-III. Bauphase 6 wird von einer dicken Schuttschicht überlagert und in Bauphase 5 kommt es erstmals zu stärkeren Veränderungen innerhalb der Keramik. Neu ist auch die Herstellung von anthropomorphen Terrakotten. Die wegen der Hanglage auf einer nach oben zu immer kleiner werden Fläche freigelegten Bauphasen 5 bis 1 entsprechen den Perioden Tell Chuera ID bis IE und datieren an das Ende des dritten Jahrtausends (Frühbronzezeit IV). Sie werden überlagert von den Fundamenten der islamischen Bebauung.

Vorberichte zu den Grabungen wurden in den Mitteilungen der Deutschen Orient Gesellschaft veröffentlicht, ein Endbericht befindet sich in der Vorbereitung.