FB 10 | Niederländisch | Veranstaltungsreihe Niederländische Sprache und Kultur

Im März 2024 sind die Niederlande und Flandern Gastland der Leipziger Buchmesse unter dem Motto "Alles außer flach!"

Als Auftakt zu dieser Buchmesse werden im Wintersemester 2023/24 drei Autor*innen an die Goethe-Universität Frankfurt eingeladen.

Alle Veranstaltungen sind zweisprachig Niederländisch-Deutsch.

23. November 2023 - 19 Uhr: Annelies Verbeke (B) Aus ihrem Erzähband "Treinen en kamers" (2021) (Züge und Räume) erscheinen im Herbst 2023 im Golden Luft Verlag (Mainz) zwei ausgewählte Erzählungen "Mantel der Liebe" und "Verlorener Gesang", in einer Übersetzung von Stephan Wieczorek

Wo?: Casinogebäude 1.812 - Campus Westend

Die vielseitige flämische Autorin Annelies Verbeke (°1976), der 2003 mit ihrem in zwanzig Sprachen übersetzten Debütroman “Schlaf!” auf Anhieb der Durchbruch gelang und die in keine Schublade passt, hat neben weiteren Romanen und zahlreichen Theatertexten inzwischen fünf Erzählbände mit jeweils 15 Kurzgeschichten veröffentlicht. Für ihr Gesamtwerk wurde sie 2022 mit dem Ultima-Preis der Flämischen Gemeinschaft ausgezeichnet. Der 2021 erschienene Band Treinen en kamers (Züge und Räume) entstand zum Teil während des Corona-Lockdowns und spiegelt daher manchmal eine gewisse Klaustrophobie in geschlossenen Räumen wider, erinnert gleichzeitig aber auch an die Freiheit des Reisens vor der Pandemie. Wie ihre früheren Erzählbände umfasst auch "Züge und Räume" 15 Erzählungen. Die Reihenfolge der Erzählungen ist keineswegs zufällig, sondern äußerst durchdacht strukturiert. Zudem ist jeder Erzählung ein Motto eines bekannten Autors oder einer bekannten Autorin der internationalen Literaturgeschichte vorangestellt. Aufmerksame Leserinnen und Leser haben so die Möglichkeit, sich mit vier Jahrtausenden klassicher Literatur auseinanderzusetzen, denn Verbekes Geschichten basieren jeweils auf diesen Weltwerken. Da Kurzgeschichten selten mit Literaturpreisen ausgezeichnet werden und auch bei Übersetzungen einen schweren Stand haben, macht sich Annelies Verbeke zur Fürsprecherin, Botschafterin und Anwältin dieser stiefmütterlich behandelten Literaturgattung. Es ist der Verdienst des kleinen, aber feinen Mainzer Golden Luft Verlags, dass das deutsche Publikum im Herbst 2023 zwei ganz besondere Erzählungen aus Treinen en kamers kennenlernen kann, nämlich "Mantel der Liebe" (Mantel der liefde) und "Verlorener Gesang" (Verloren zang).

Annelies Verbeke war bereits im Juni 2009 unser Gast mit "Schlaf!", im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Niederländische Sprache und Kultur".

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31. Januar 2024 - 19 Uhr: Mariken Heitman (NL) Der preisgekrönte Roman "Wormmaan"(2021) (Librispreis 2022) erscheint bei Klett-Cotta auf deutsch (Übersetzerin Christiane Burkhardt) unter dem Titel "Wilde Erbsen", und zwar rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse 2024

Wo?: Casinogebäude 1.812 - Campus Westend

Mariken Heitman (°1983) ist Schriftstellerin und studierte Biologin. Sie arbeitete im ökologischen Landbau und unterrichtete an einer Landwirtschaftsschule. Kein Wunder also, dass ihre beiden Romane Wateraap (2019) und Wormmaan (2021) vor einem agrarischen Hintergrund spielen und sich mit der Evolutionstheorie beschäftigen. Wormmaan ("Wilde Erbsen") wurde 2022 prompt mit dem renommierten  Libris-Preis ausgezeichnet, obwohl Mariken Heitman damals noch weitgehend unbekannt war und der Roman nicht gerade leicht zu lesen und zu interpretieren ist. Aber das Thema ist brandaktuell und trifft den Nerv der Zeit. Heitman geht in ihrem Buch 9000 Jahre zurück, bis zu den Anfängen der Landwirtschaft. Die Romankapitel springen zwischen der Vorzeit und der Gegenwart hin und her, in der die Hauptfigur Elke, eine Art Elkerlyck, einerseits mit ihrem Beruf kämpft, aus veredeltem Saatgut die beste Ernte zu erzielen und andererseits ihrer Faszination für Urpflanzen frönt. Darüber hinaus fühlt sich Elke weder als Mann noch als Frau und sucht in der Natur nach Beispielen für Ungeschlechtlichkeit oder Zwitterhaftigkeit. Der niederländische Verlag Atlas Contact fasst den Roman wie folgt zusammen: "Eine surrealistische Suche nach Ursprung, Identität und Bedeutung".

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07. Februar 2024 - 19.30 Uhr: Raoul de Jong (NL) Sein origineller Roman "Jaguarman" (2020) erscheint pünktlich zur Leipziger Buchmesse 2024 in deutscher Sprache bei Edition Amikejo in der Übersetzung von Lotte Hammond

Wo?: Casinogebäude 1.801 - Campus Westend

In Jaguarman (2020) begibt sich Raoul de Jong (°1984) auf die Suche nach seinen Wurzeln und denen seines Vaters in Surinam, einer ehemaligen niederländischen Kolonie in Südamerika, die erst 1974 unabhängig wurde. In einem sehr persönlichen Stil, gespickt mit gezeichneten Porträts aller wichtigen Figuren der surinamischen Kulturgeschichte, verwebt er seine eigene Suche nach einem seiner mythischen Vorfahren, dem Jaguarman, mit der Geschichte Surinams, einer Geschichte von Sklaverei und Rassismus. Um die historischen Figuren heraufaufzubeschwören benutzt der geborene Erzähler de Jong in seiner winzigen Rotterdamer Wohnung Winti, einen afro-surinamischen Kult der Ahnenverehrung, was manchmal zu witzigen Situationen führt. De Jong wechselt gekonnt zwischen damals und heute, zwischen Surinam und den Niederlanden, zwischen düsterer Vergangenheit und heiteren Erlebnissen. Es ist erfreulich, dass nach den jüngsten Übersetzungen des Werks von Anton de Kom und Astrid Roemer nun auch das deutsche Lesepublikum ein Werk dieses jungen niederländisch-surinamischen Autors kennenlernen kann.

Raoul de Jong hat anlässlich der niederländischen Buchwoche 2023 das Buchwochen-Essay Boto Banja geschrieben. Dieses wiederum sehr persönlich gefärbte Essay ergänzt im Grunde den Roman Jaguarman.